Gegen diese Zukunft. Ernst Meder. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ernst Meder
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844297416
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oder er eine Frage hatte, so reduzierte er dies auf das Notwendigste.

      ›Können Sie mir sagen, wie lange er schon tot ist‹?

      ›Zwischen vier und sechs Stunden‹, er wackelte leicht mit dem Kopf, schien kurz nachzudenken. ›Ich habe Temperatur bei meinem Eintreffen gemessen, wenn ich die Temperatur von heute Nacht berücksichtige sowie die geschützte Umgebung, in der er gelegen hat, dann wahrscheinlich näher bei sechs Stunden‹.

      Abrupt wandte er sich ab, schnippte seine Zigarette in hohem Bogen in die Gegend, dann trat er zu der inzwischen von der Egge gehobenen Leiche, die jetzt auf dem Bauch neben der Egge lag.

      Kaum zehn Minuten später stand er auf, er hatte schnell und präzise den Toten untersucht, ihm sogar den Pullover abgestreift, dann die durch die Egge verursachten Wunden überprüft.

      ›Er kann zur Pathologie, ich bin hier fertig‹.

      Als Erstes schob er sich erneut eine Zigarette ins Gesicht, dann entfernte er nachlässig die Schutzkleidung. ›Der oder einer der Täter muss mindestens achtzig Kilo oder mehr gewogen haben, Genaueres kann ich Ihnen nach der Obduktion sagen‹. Er sammelte alle seine Gegenstände ein, um langsam zu seinem Fahrzeug zu gehen.

      Sie wusste, es war zwecklos jetzt weiter in ihn zu dringen, alles was er für wichtig erachtete, war gesagt. Jedes weitere Wort wäre spekulativ gewesen, und er hasste Spekulationen.

      ›Komm mit‹, sie bedeutete ihrem Kollegen und Assistenten Max, mit zu der Leiche zu kommen, um sich ein Bild von der Todesursache zu machen.

      ›Sag mir, was Du siehst, wie wurde er umgebracht‹, sie machte eine kleine Pause, ›wir sind uns doch einig, dass es ein Mord war‹.

      Max Schultze, der erst kurze Zeit in der Mordkommission war, betrachtete unsicher seine Chefin, dann versuchte er ein erstes Resümee anhand der bisher ausgewerteten Spuren und Aussagen zu ziehen.

      ›Also‹, stockend versuchte er einem Faden zu folgen, an dem er die bisherigen Erkenntnisse festgemacht hatte, um sich daran entlang zu hangeln.

      ›Also, der Tote, er heißt übrigens Holger Geldern und ist zweiunddreißig Jahre alt, wurde in der Nacht zwischen drei und fünf Uhr mit einem Dreschflegel niedergeschlagen. Ähm, von hinten niedergeschlagen, dabei ist er wahrscheinlich auf die Egge gefallen, die jemand aus Versehen mit den Zinken nach oben abgelegt hat‹. Er blickte noch einmal zu dem Tatort, ›vielleicht war es auch Absicht‹.

      ›Fast richtig, aber überall ein Stück daneben. Jetzt werde ich aber als Erstes mit Frau Geldern reden, die glaubt zu wissen, wer ihren Mann umgebracht hat. Vielleicht hat sie ja recht, dann sparen wir uns eine Menge Arbeit‹.

      Verblüfft starrte er ihr nach, das hätte sie ja auch gleich zum Beginn sagen können, aber nein, ihn erst einmal ins Leere laufen lassen. Schnell folgte er seiner Chefin, wenn, dann sollte das doch ihre gemeinsame Auflösung des Mordfalles sein.

      Teilnahmslos hatte diese die Untersuchungen als auch den Abtransport ihres Mannes mitverfolgt, ohne etwas dagegen zu unternehmen. Zu ihren Füßen lag dieser Hund, der schwer atmend die Reaktionen seiner Herrin beobachtete.

      ›Frau Geldern, ich möchte mich nochmals vorstellen, mein Name ist Maja Lieberknecht, ich bin die leitende Ermittlerin für diesen Mordfall, das ist mein Kollege Schultze‹. ›Darf ich mich zu ihnen setzen‹, nach einem prüfenden Blick, ›fühlen Sie sich schon in der Lage, mit mir zu reden‹.

      ›Ich möchte reden, ich möchte, dass Sie den Mörder meines Mannes schnellstmöglich festnehmen‹.

      ›Sie haben bereits bei meiner Ankunft gesagt, dass Sie wissen, wer der Mörder ist. Da ich nicht annehme, dass Sie ihn gesehen haben, würde ich gerne wissen, wer nach Ihrer Ansicht Ihren Mann umgebracht hat, vor allem weshalb‹.

      Ihre Stimme klang müde, trotzdem war der Hass in jeder Silbe zu vernehmen, als sie den Namen ›Ronald Holzer‹ ausspie.

      ›Wie kommen sie darauf, hatte er Ihren Mann bedroht oder gibt es einen anderen Grund, der Sie zu dieser Annahme kommen lässt‹.

      ›Sie hatten gestern wieder ihr Treffen im Dorfkrug, bei diesen Treffen kam es immer zu Auseinandersetzungen da Ronald für die Vereinbarung, Holger jedoch strikt dagegen war. Es kam bei jedem Treffen zu Auseinandersetzungen, die nicht selten in einer Schlägerei endete‹.

      Man hörte die Resignation, sah die psychische Erschöpfung, sie musste unmittelbar vor einem Zusammenbruch stehen. Es war besser an dieser Stelle abzubrechen, ehe es zu einem Zusammenbruch kam, dieser konnte zu einem erheblichen Ausfall führen.

      ›Frau Geldern, ich mache mir Sorgen über Ihren Zustand, haben Sie einen Hausarzt, den wir anrufen können. Ich bin überzeugt, dass es besser ist, wenn wir unser Gespräch vertagen und Ihr Arzt Ihnen etwas zur Beruhigung gibt‹.

      Ihr Kollege hatte den Arzt angerufen, während sie auf diesen warteten, hatte sie versucht, ruhig mit der Frau zu reden, ohne sie bis zum Eintreffen des Arztes weiter aufzuregen. Dieser war es auch, der ihr von der Schwangerschaft von Petra Geldern erzählte, dass es gut gewesen war, nicht weiter auf sie einzudringen.

      Einem plötzlichen Gedanken folgend, ›Max fahre bitte zum Dorfkrug‹, seinen fragenden Blick beantwortete sie, indem sie zu der Uhr im Armaturenbereich zeigte. ›Inzwischen werden die Hauptakteure von heute Nacht bereits wieder bei ihrem sonntäglichen Frühschoppen im Dorfkrug sein. Wir werden nur auf die Reaktionen der Gäste achten, wenn wir von dem Tod berichten‹.

      ›Also darauf achten, ob jemand blass wird oder sich betont unauffällig gibt‹, sagte Max, der aus vielen Hundert Krimis die er gesehen oder gelesen hatte, wusste, wie Verdächtige sich im Regelfall verhielten.

      ›Genau‹, seufzte sie, wer hatte bloß diesen Intelligenzbolzen zur Kripo versetzt, oder war er die Strafe, die sich jemand für sie ausgedacht hatte. Sie brauchte nicht zu überlegen, um auf den Namen der Person zu kommen, der sie es zutraute.

      Die Lautstärke überraschte sie, als sie die Türe des Dorfkrugs öffnete, auf den ersten Blick konnte man das halbe Dorf hier vermuten, einzige Voraussetzung der Gast war männlich. Die einzige weibliche Person hastete gerade mit einem Tablett voller Biergläser durch die Tische zu einem runden Tisch, auf dem ein dekoratives Schild stand, der die Aufschrift „Stammtisch“ trug.

      ›Sind Sie der Wirt‹, Maja Lieberknecht trat zu der Theke, hinter der ein glatzköpfiger, wohlbeleibter Mittfünfziger stand und ohne Pause den Zapfhahn bediente.

      ›Wer will das wissen‹, knurrte dieser, ohne den Zapfhahn loszulassen. Er blickte kurz auf, ›oh die Polizei beehrt mein Etablissement, sie kommen bestimmt wegen diesem Geldern‹.

      ›Woher wissen Sie vom Tod von Holger Geldern, wer hat es Ihnen erzählt‹.

      ›Niemand Bestimmtes, es tauchte auf wie jedes Gerücht, der flüstert dies, der andere flüstert jenes und irgendwann bestätigt sich das Gerücht, es wird sozusagen zur Wahrheit‹. Die Ironie in seiner Aussage war offensichtlich, er versuchte auch nicht, diese zu verbergen.

      ›Was halten Sie davon, wenn ich aus ermittlungstechnischen Gründen das Lokal schließe, sie zur Aussage ins Präsidium mitnehme, während Kollegen die Befragung der gestern anwesenden Personen hier vornehmen. Natürlich würde der Dorfkrug heute geschlossen bleiben‹.

      ›Das können Sie nicht, das würden Sie nicht wagen‹ zischte er verbissen durch die Zähne.

      ›Wollen Sie es darauf ankommen lassen‹, jetzt war sie es, die ihn spöttisch betrachtete, bei diesem Machtspielchen stand es jetzt eins zu null für sie.

      Sie musste ihm zugutehalten, dass er erkannte, wenn er verloren hatte. Widerwillig meinte er, ›es war Bernd Weber, der sitzt da drüben am Stammtisch, der grauhaarige, der mit dem Rücken hierher sitzt‹.

      ›Woher weiß dieser Weber von dem Tod von Holger Geldern, das wissen Sie doch bestimmt auch, oder‹?

      ›Sein Schwiegersohn ist bei der Polizei,