Im Bann des Augenblicks. Uwe Bekemann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Uwe Bekemann
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844216165
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geht um pornografische Bilder im Internet“, ließ sie die Katze aus dem Sack.

      „Es gibt viele davon, unzählige auf unzähligen Seiten“, gab Alex zurück.

      „Ich meine nicht irgendwelche Bilder, sondern Bilder von mir!“

      „Pornografische Bilder von dir?“

      Alex war völlig überrascht.

      „Ja, von mir, aber nicht freiwillig!“

      „Nicht freiwillig?“

      „Ja, nicht freiwillig!“, erklärte Nina energisch. „Es wurden gewaltsam pornografische Bilder von mir gemacht und ins Internet gestellt!“

      „Dein Freund?“

      Alexanders bisherige Überraschung wich einer offenen Bestürzung.

      „Ach was! Doch nicht Benjamin!“

      „Wer war es dann?“

      „Ich habe dich um Hilfe gebeten, Alex, weil ich hoffe, dass du es für mich heraus bekommen kannst!“

      „Verstehe! Wann ist das Ganze denn passiert?“

      „Heute Nachmittag“.

      „Was, ganz frisch? Und du gehst so nüchtern damit um?“

      „Ich gehe inzwischen nüchtern damit um“, entgegnete Nina, wobei sie ihre besondere Betonung auf „inzwischen“ legte. „Das war zunächst heute Abend nicht so.“

      „Verstehe! Aber unter welchen Umständen sind denn die Bilder von dir gemacht worden?“

      „Ich weiß es, ehrlich gesagt, nicht so recht. Lass uns bitte nicht jetzt darüber reden!“

      „In Ordnung, aber warum hilft dir dein Freund nicht in der Sache?“

      „Er ist nicht da. Erst am übernächsten Wochenende kommt er aus Melbourne zurück. Ich will aber auch nicht, dass er etwas von der Sache erfährt! Ich weiß nicht, wie er darauf reagieren würde.“

      „Danke für dein Vertrauen, Nina!“

      Nina lächelte.

      „Möchtest du einen Kaffee?“

      „Nein, danke! Ich möchte nichts trinken!“

      „Dann setz dich an meinen PC und mach schon!“, forderte sie ihn freundlich, aber bestimmt auf.

      Alex nickte kurz zustimmend und nahm zugleich auf dem vor dem Schreibtisch stehenden Drehstuhl Platz. Der PC war bereits eingeschaltet.

      „Hast du die Adresse, unter der die Bilder im Netz zu erreichen sind?“

      „Ja, natürlich, sie steht auf einem Notizzettel.“

      Nina zog eine Schublade des Schreibtisches auf, deren einziger Inhalt der auf dem Boden liegende Zettel war, dessen Eintragungen aus der Hand ihrer Mutter stammten.

      „Er sollte hier nicht so offen herumliegen“, rechtfertigte sie seine Behandlung wie einen Gegenstand von gewissem Wert.

      „Die Adresse ist...“, begann Nina, wurde aber von Alex unterbrochen.

      „Zeig bitte mal her! Es geht besser, wenn ich sie selbst lesen kann.“

      Er streckte Nina fordernd seine geöffnete Hand entgegen. Sie zögerte kurz, hielt ihm den zwischen die ausgestreckten Zeige- und Mittelfinger geklemmten Notizzettel dann aber doch hin.

      „Dann wollen wir mal!“

      Alex griff ohne Zögern zu. Er musterte die notierte Internetadresse kurz und sah dann zu Nina auf, die sich direkt neben ihn gestellt hatte, um sich einen freien Blick auf den Bildschirm zu verschaffen.

      „Die Dateien sind ganz wahrscheinlich auf dem Server eines Anbieters von kostenlosem Speicherplatz im Web abgelegt. Solchen Speicherplatz kann man recht anonym erlangen.“

      Er runzelte die Stirn und setzte dann fort: „Die Eingabe eines falschen Namens ist bei den meisten Anbietern ohne Konsequenz. Ich kenne diesen Anbieter nicht, kann auch nicht sagen, wo er beziehungsweise von welchem Land aus er am Markt ist. Das Land geht aus der Adresse nicht hervor. Die Abkürzung com hinter dem Punkt“, er hielt den Zettel in seiner Linken und deutete mit dem Zeigefinger der rechten Hand auf den Punkt zwischen dem ersten und dem zweiten Teil der Internetadresse, „wird regelmäßig von kommerziell ausgerichteten Anbietern genutzt und ist eben keine Landeskennung. Aber das weißt du ja sicherlich, nicht wahr?“

      „Aber du sagtest doch, dass es sich eventuell sogar um einen Anbieter handelt, der kostenlos Speicherplatz bereit stellt, also gerade nicht kommerziell arbeitet.“

      „Kostenloser Speicherplatz und kommerzielle Angebote schließen einander nicht aus. Der Speicher wird in diesen Fällen zwar kostenlos zur Verfügung gestellt, andere Dienste daneben aber nur kostenpflichtig. Auch gibt es Speicherplatz regelmäßig nur für Private kostenlos; Kommerzielle aber müssen bezahlen. Darüber hinaus machen diese Anbieter ihr Geld auch mit Werbung, die eingeblendet wird und natürlich von den Werbenden bezahlt werden muss.“

      „Dann kann der Server also irgendwo auf der Welt stehen und wir haben keine Anhaltspunkte, von wo aus die Bilder nun verbreitet werden?“, zeigte sich Nina enttäuscht.

      „Grundsätzlich können die Bilder tatsächlich von überall auf der Erde verbreitet werden, da hast du Recht. Noch haben wir nur wenige Anhaltspunkte, aber wir werden gleich versuchen, Näheres heraus zu bekommen. Der erste Namensteil der Adresse könnte darauf hindeuten, dass der Anbieter des Speicherplatzes aus dem englischsprachigen Raum stammt.“

      „Aber so viel hilft uns dies nicht, wenn deine Vermutung zutrifft, denn Englisch spricht man über die Welt verteilt.“

      „Stimmt! Aber warte nur ab! Wir werden gleich mehr wissen, ich bin mir ganz sicher.“

      „Aber wie willst du denn mehr herausbekommen können?“

      Nina war skeptisch, trotz ihrer bangen Hoffnung, die sich mehr und mehr an Alexanders Zuversicht aufrichtete.

      „Also gut, ich versuche es mal mit einfachen Worten zu erklären.“

      Alex erkannte, dass Nina ungeachtet der von ihr geschilderten Erlebnisse durchaus in der Lage war und auch das Bedürfnis hatte, mehr über die Möglichkeiten zu erfahren, die sich ihnen boten. Vielleicht war aber gerade auch dieses Verhalten ihre Methode, sich mit der Situation zu arrangieren.

      „Hinter jeder Domain wie beispielsweise www.nina-lange.de verbirgt sich eine so genannte IP-Nummer, die eigentliche Internetadresse, die den jeweiligen mit dem Netz verbundenen Computer weltweit genau bezeichnet und anhand derer ein Computer eindeutig identifiziert werden kann. Jede IP besteht aus einer Reihe durch Punkte getrennter Zahlen, die jeweils Werte zwischen 0 und 255 annehmen können. Die Router, das sind Rechner, die unterwegs die Daten immer wieder auf den richtigen Weg dirigieren müssen, lesen diese Zahlen von links nach rechts. Die erste Zahl sagt dem Router, zu welchem Netzwerk in welchem Land die Adresse gehört. Jede weitere Zahl führt dann geografisch näher zum Zielrechner, der die Daten empfangen soll. Dieser wird durch die letzte Zahl der IP eindeutig bestimmt.“

      Er wartete einen Moment, um Nina Gelegenheit für Fragen zu bieten. Als sie jedoch schwieg, fuhr er fort.

      „Ich habe eine Software auf CD mitgebracht, mit der wir auf recht einfachem Weg die IP des Computers, auf dem deine Bilder liegen, erfahren können. Zieh dir den Sessel von dort herüber und setz dich neben mich, damit du gut sehen kannst.“

      Er deutete kurz weiter in den Raum hinein.

      „Es macht mich nämlich nervös, wenn jemand neben mir steht, während ich sitze.“

      Er wartete, bis Nina neben ihm Platz genommen hatte.

      „Ich installiere zunächst das Programm. Es wird nicht lange dauern.“

      „Du kannst jetzt aber nicht den Computer finden, der dem Verbreiter meiner Bilder gehört, oder?“ fragte Nina.

      „Stimmt!“, bestätigte Alex. „Jetzt geht es erst mal nur um den Rechner, auf dem die Bilder gespeichert sind, also um den Rechner des Speicherplatzanbieters.“

      Nina sah ihre Hoffnung