Lethal Vacation. Josephine Lessmann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Josephine Lessmann
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750267893
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hakte sie argwöhnisch nach und die beiden Frauen nickten. Laut seufzend sah sie auf ihre Kinder, wandte sich wieder Ivy und Melanie zu. Zaghaft schritt sie näher. »Seit Wochen sind wir schon unterwegs … Schlafen in Wracks und haben kaum Nahrung … Ich … ich will nur meine Kinder in Sicherheit wissen. Nehmt ihr noch Überlebende auf?«

      »Seid nur ihr drei unterwegs?«, entgegnete Melanie ihr neugierig und schritt ebenfalls auf sie zu.

      »Wir waren nur eine kleine Gruppe Überlebender. Mein Mann, die Nachbarn … Wir hatten uns in unserem Haus verschanzt, aber … die Lebensmittel wurden knapp und wir mussten unser Haus verlassen. Die Zentren kamen nicht in Frage … Was wir da alles gehört haben!«, erzählte sie aufgebracht. »Dort sind die meisten Toten. Mein Mann und die Nachbarn starben … Wir sind die einzigen, die überlebt haben … Bitte, wir haben nur noch uns!«

      Grübelnd sah Melanie Ivy an.

      Wie hypnotisiert starrte diese die Familie an. Ich kenne diesen Blick. Es ist der gleiche wie in Birmingham. Die Frau und ihre Tochter sahen uns gleichermaßen flehend an. Und wir haben sie dort gelassen, erinnerte sie sich und verspürte ein tiefes Schuldgefühl.

      »Was habt ihr im Auto?«, wollte Melanie wissen.

      »Nur ein paar Klamotten von zu Hause. Wir hungern schon seit Wochen«, bekräftigte sie mit bettelndem Blick und faltete die Hände ineinander.

      Melanie sah Ivys grübelnde Augen. Ich weiß genau, an wen du gerade denkst. Und ich weiß, dass du nicht zögern wirst.

      »Wir nehmen euch mit«, eröffnete Ivy ihnen und sah in strahlende Augen. »Unsere Gemeinschaft ist gerade im Aufbau. Das heißt, dass ihr euch einbringen müsst. Helft uns und wir bieten euch Schutz vor den Infizierten.«

      Verdutzt schaute die Frau zwischen den beiden hin und her. »Infizierte?«

      »Ja, Infizierte … Oder Untote oder wie auch immer du sie nennst. Das Areal wird von hohen Mauern geschützt und wir leben in Baumhäusern … Steigt ein und fahrt uns hinterher«, erklärte Ivy.

      »Danke!« Sichtlich erleichtert ergriff die Frau erst Ivys und dann Melanies Hand. »Wir danken euch so sehr! Ihr rettet meinen Kindern das Leben!«

      »Aber vorher müssen wir noch in einigen Läden vorbeifahren und dort nach Pflanzsamen suchen. Werdet ihr uns dabei helfen?«, räumte Melanie ein und sah die Frau gespannt an.

      Bereitwillig nickte die Fremde und sah hoffnungsvoll zu ihren Sprösslingen. Melanie und Ivy stiegen in den Jeep, während die Mutter und ihre Kinder in ihr klappriges Auto stiegen.

      *

      Ein paar Straßen weiter, hielt der Jeep vor einem Agrarfachgeschäft. Als Ivy den Motor abstellte, schaute sie sich aufmerksam die Gegend an, während Melanie die Karte zusammenfaltete.

      »Sind dir auch die Infizierten aufgefallen? Es sind recht viele hier in der Stadt«, bemerkte die Brünette.

      »Jup«, seufzte die Rothaarige und stieg aus. »Beeilen wir uns und holen nur das Nötigste raus. Nicht mehr lange und sie werden hier ankommen.«

      Die Fremde wandte sich ihren Kindern zu, die im Auto sitzen blieben. »Versteckt euch unter den Jacken. Ich bin gleich zurück«, versicherte sie und sah in verängstigten Augen. »Was tun wir, wenn die Toten kommen?«

      »Den Motor starten und wegfahren. Egal ob du da bist oder nicht«, antwortete ihre Tochter mutig. Dennoch sah die Frau die Angst in den Augen ihrer Kinder.

      Mutmachend nickte sie ihren Kindern zu und gab jedem von ihnen noch einen Kuss auf die Stirn.

      Schließlich folgte sie den beiden Überlebenden zur Eingangstür und erntete einen argwöhnischen Blick seitens Melanie.

      »Hast du keine andere Waffe?«

      Die Frau sah beschämt auf ihr kleines Taschenmesser.

      Melanie reichte ihr eines der großen Jagdmesser, die Ivy damals im Hauptgebäude des Camps fand. »Immer auf den Kopf zielen.«

      Im Verkaufsraum roch es nach Getreide und Düngemittel. Ein muffiger Geruch lag in der Luft. Die drei Frauen horchten einen Moment, sahen sich aufmerksam um und begannen das Saatgut aus den Regalen zu räumen.

      Ivy und Melanie trugen die Säcke nach draußen und verluden es unter den aufmerksamen Augen der Kinder in das Auto der Fremden. Während die beiden die Ware verstauten, ging die Mutter durch die verlassenen Gänge des Ladens und sah sich um.

      Melanie fand unter dem Tresen noch drei Ferngläser und packte diese ebenfalls in den Jeep.

      Zufrieden trug Ivy noch einen Sack Hirse nach draußen, während Melanie der Fremden einen Blick zu warf, die am Ende des Ganges stand.

      »Wir haben alles. Fahren wir nach Hause.«

      Erleichtert horchte diese auf und war in Begriff zum Ausgang zu gehen, als plötzlich eine Hand durch das hinter ihr stehende Regal griff und ihren Haarschopf packte. Die Frau schrie auf, als der Infizierte sie mit aller Macht versuchte durch das Fach zu sich zu ziehen.

      Melanie und Ivy wollten ihr helfen, doch es gelangte ihnen nicht. In Panik trat die Frau um sich und ließ den beiden keine Chance an sie heran zu kommen.

      Ihre gellenden Schreie schmerzten in ihrer beider Ohren. Die Kreatur hinter dem Regal zerrte wild an ihrem Schopfe, schleuderte sie hin und her, zog sie regelrecht durch das Regal hindurch. Scheppernd fielen die Sets der Campingausrüstungen zu Boden und wurden in ihrem Wahn durch die Gänge getreten.

      Melanie versuchte mit ihrer Handaxt die verfaulte Pranke abzuschlagen, aber sie hatte zu viel Angst, die Fremde zu treffen. »Ich treffe sie nicht!«

      Verzweifelt sah Ivy zum Schaufenster und sah die Infizierten auf den Laden zu torkeln. »Tu doch was!«, schrie sie verzweifelt.

      Ruckartig zerrte der Infizierte an den Haaren und die Frau verspürte einen unheimlichen Schmerz an ihrem Kopf. Blut sickerte aus ihrem Haaransatz heraus und lief ihr über die Stirn.

      Erschrocken ließ Melanie von der Fremden ab, schritt rückwärts nach hinten und konnte ihren Augen nicht trauen.

      Durch die ruckartigen Bewegungen der Kreatur riss sie nach und nach der Schreienden bei vollem Bewusstsein die Kopfhaut samt Haar vom Schädel. Ihr Gebrüll ließ das Blut in ihren Adern erfrieren. Das Wesen hinter dem Schrank fauchte in seinem Blutrausch. Wie ein Stück Pflaster, welches sich in den Armhaaren verfangen hatte, riss die Kopfhaut langsam vom Schädelknochen der Mutter. Es knirschelte, es knisterte, es riss. Mit einem Ruck sackte die Frau blutüberströmt zu Boden und stand unter Schock. Zitternd fasste sie sich auf den Kopf, spürte den nackten, glitschigen Knochen und sah mit weit aufgerissenen Augen ihre blutigen Hände an.

      Bang liefen Melanie und Ivy rückwärts zum Ausgang, behielten die schwerverletzte Überlebende im Auge, die ihnen mit wahnsinnigem Blick nachsah. Plötzlich griff der Infizierte durch den unteren Regalboden, packte ihren Arm, zerrte daran und brach ihn ihr. Das Zerbersten ihrer Knochen war im gesamten Laden deutlich zu hören. Das Wesen verbiss sich in diesem und die Fremde warf schreiend ihren Kopf in den Nacken. Dabei rammte sie sich die scharfkantige Halterung des Regals in den nackten Schädelknochen und verstummte urplötzlich.

      Melanie packte Ivy am Arm und zerrte sie nach draußen. Die angelockten Infizierten waren gefährlich nah an den Fahrzeugen. Melanie konnte nur knapp den Fängen der Kreatur entkommen, duckte sich, vollzog eine Drehung und rammte dem Infizierten die Handaxt in den Nacken.

      Die Kinder spähten verängstigt nach ihrer Mutter. Nur die Fremden rannten auf die parkenden Fahrzeuge zu.

      Ivy stieg in den Jeep, startete den Wagen und fuhr voran, während Melanie im Wagen der Überlebenden zügig folgte.

      Verwirrt schaute das Mädchen um sich, sah, wie der Laden sich immer mehr von ihnen entfernte.

      »Wo ist unsere Mutter?«, hakte das Mädchen aufgebracht nach.

      »Sie hat es nicht geschafft«, keuchte Melanie und versuchte den Jeep im Auge zu behalten.

      »Nein!«,