Lethal Vacation. Josephine Lessmann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Josephine Lessmann
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750267893
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Tod darf uns nicht aus der Bahn werfen«, seufzte Railey und rieb sich die Stirn. »Wir müssen nach vorn schauen.«

      »Dieser Unfall … ist eine Tragödie ohne gleichen«, jammerte Aiden und sah die Singlefrau bekümmert an, die sich eine Träne von der Wange wischte.

      Railey setzte sich ihr gegenüber und schaute ihr tief in die Augen. »Das Leben muss weiter gehen«, sagte er mit ernster Miene.

      Doch Melanie schüttelte den Kopf. »Thomas hat immer nach vorn geschaut. Er sagte mir, dass er gar nicht mehr zurück wollte. Er wollte sich hier etwas aufbauen … glücklich werden … Er war ein guter Mensch«, raunte sie mit leiser Stimme. Ihre Augen wanderten zu Ivy, die ebenso bekümmert zu ihr sah und zustimmend nickte.

      Er war immer ein sehr zurückhaltender, aber zuvorkommender Mensch., dachte Ivy. Ich erinnere mich, dass er mir von seiner Ex erzählte, die ihn psychisch gequält hat. Ein labiler, krankhaft eifersüchtiger Mensch, der ihm auflauerte, kontrollierte und keine Luft zum Atmen gab. Bis Thomas zu Christoph flüchtete. Diese Reise sollte ein Wendepunkt in seinem Leben sein. Und nun kommt er nie wieder zurück, erinnerte sich Ivy seufzend.

      »Deswegen bin ich hier. Wir müssen uns um den Anbau kümmern. Viele der Samen, die wir gepflanzt haben, keimen nicht auf«, klagte Aiden und seine Augen reisten zwischen der kleinen Gruppe umher. »Es gibt ein paar Läden in der Stadt wo es früher welche zu kaufen gab.«

      »Ich melde mich freiwillig. Ich war die letzten Tage krank und bräuchte etwas frische Luft«, erhob Ivy die Hand. »Würdest du mich begleiten?«, wandte sie sich an Melanie.

      Die Single Frau überlegte einen Moment und nickte ihr zustimmend zu. »Ein bisschen Abwechslung wird mir guttun.«

      »Wenn du unbedingt raus willst, dann mach«, pflichtete Christoph mit besorgtem Blick bei. »Ich hoffe, ihr seid erfolgreicher als wir … Und damit meine ich, dass ihr beide lebend wiederkommt.«

      Das Kellerkind schlug frustriert mit der Faust auf dem Tisch, erhob sich und verließ den Gemeinschaftsraum.

      Railey sah die beiden Frauen einen Moment an.

      »Bleibt nicht zu lange dort draußen. Vor der Dämmerung solltet ihr zurück sein«, verlangte er und verschwand in der Vorratskammer.

      Aiden, Melanie und Ivy gingen zum Rezeptionstisch. Aus Telefonbüchern schrieb Aiden die Adresse der Geschäfte heraus und gab Melanie einen Stadtplan in die Hand.

      ***

      Kapitel 10

      Poughkeepsie, Innenstadt

      29.März 2013, 11: 00 Uhr

      Während Ivy den Wagen konzentriert auf der Straße hielt, immer auf Achtung vor plötzlich auftretenden Infizierten, durchforstete Melanie die Landkarte und verglich die Adressen auf ihren Zettel.

      Je näher sie der Stadt kamen, umso mehr Infizierte säumten ihren Weg.

      »Dort vorn müssen wir rechts abbiegen«, dirigierte sie die Brünette.

      In jeder Straße standen verlassene Fahrzeuge am Bordstein. Auch Autos, die einst miteinander kollidierten.

      Nachdenklich drehte sich Melanie nach dem Unfallort um. »Scheint, als seien sie ineinander gefahren, als sie aus der Stadt fliehen wollten«, mutmaßte sie.

      Über den Rückspiegel warf Ivy noch einen Blick auf die ineinander verkeilten Vehicle. Sie sah Infizierte aus einer Nebenstraße kommen, die das vorbeifahrende Fahrzeug mitbekommen hatten.

      »Wenn wir den Laden erreicht haben, müssen wir uns beeilen. Wir kriegen Gesellschaft.«

      Auch die Rothaarige schaute in den Seitenspiegel, wandte sich der Karte zu und grübelte. »Lass uns einen Umweg fahren. Dann hängen wir sie ab.«

      Nickend folgte Ivy ihren Anweisungen. Die Infizierten verloren schnell die Spur des Jeeps, gaben auf und verfolgten dem trostlosen Dasein, indem sie apathisch in die Luft sahen.

      Am Laden angekommen, sichteten sie achtsam die Umgebung, griffen zu ihren Waffen und stiegen aus dem Auto aus. Nachdem sie ihre Rucksäcke auf ihre Rücken geschnallt hatten, schritten sie zu den Schaufenstern.

      »Sieht sicher aus … Zumindest sind keine Infizierten zu sehen«, meinte Melanie, während sie ihre Nase an die Scheibe drückte. »Und die Regale stehen voller Samen.«

      Vorsichtig traten beide in den Verkaufsraum ein, begutachteten kampfbereit die Regale und sicherten den Raum. Die Frauen packten wahllos alle Tüten ein, die in den Fächern zu finden waren: Kräuter, wie Thymian und Salbei sowie Gemüsesorten wie Karotten, Salat, Kürbis, Gurken und Tomaten.

      »Vielleicht sollten wir so was auch mitnehmen«, fand Ivy und zeigte auf verschiedene Gerätschaften für den Garten.

      Melanie nickte und gemeinsam verstauten sie die Geräte in den Jeep. Als sie noch einmal in den Laden gingen, fand Ivy noch ein paar Bücher über den Anbau. Innehaltend sah sie zu Melanie, die grübelnd vor dem leeren Regal stand. »Tut mir wirklich leid, was mit Thomas passiert ist«, seufzte sie.

      Melanie hielt inne, sah mit traurigem Blick zu ihr und lächelte sanft. »Er wird mir sehr fehlen … Es wird komisch sein, kein Licht in seinem Haus brennen zu sehen«, klagte sie. »Aber die anderen haben recht, wir müssen nach vorn schauen.«

      Die Brünette nickte ihr zu, ging zum Lager und fand Samen für den Kartoffelanbau sowie zwei Säcke mit Dünger. Zufrieden packten beiden alles in den Jeep hinein.

      *

      Als Ivy zurück auf die Kreuzung fuhr, raste plötzlich ein fremdes Fahrzeug über die Querstraße. Erschrocken vollzog sie eine Vollbremsung und sah Melanie verblüfft an. »Was hat die denn geritten!?«, echauffierte sie sich.

      »Fahr hinterher!«, forderte Melanie aufgeregt und zeigte dem Gefährt mit aufgerissenen Augen hinterher.

      Ivy folgte dem Auto, hielt jedoch Abstand.

      Der Fahrer des Wagens schien vor etwas zu fliehen. Er kreuzte mehrmals ein und dieselbe Straße, als wäre dieser planlos. Doch dann hielt die Rostlaube vor einem kleinen Lebensmittelladen. Eine Frau und zwei Kinder stiegen aus und die zur Ladentür eilten.

      »Sollen wir sie mitnehmen?«, wollte Melanie wissen, als beide die Situation aus einer Seitenstraße aus beobachteten.

      Ivy fuhr langsam den Jeep zum Parkplatz des Ladens.

      Das jüngere Kind machte seine Mutter auf die Besucher durch nervöses Zupfen an ihrem Ärmel aufmerksam.

      Sichtlich aufgebracht schaute die Frau zum Auto, stellte sich schützend vor ihre Kinder.

      Ivy stieg mit erhobenen Händen aus dem Fahrzeug und signalisierte der Fremden Wohlwollen zu.

      »Wir wollen Ihnen nichts tun!«, rief Ivy und schritt langsam auf die kleine Familie zu.

      Aufmerksam beäugte sie die Frau, die abgemagert und ungepflegt auf sie wirkte. Ihre Kleidung war verdreckt, teilweise mit Blut befleckt, die Schuhe kaputt. Ihre Haare waren zu einem ungepflegten Zopf zusammengebunden, einzelne Strähnen hingen ihr im Gesicht. Die Kinder glichen der Gestalt der Mutter ohne gleichen. Auch sie hatten seit einiger Zeit wenig Nahrung zu sich genommen. Der Junge hatte einen Strick als Gürtel um seine klapprige Hüfte gebunden. Das Mädchen hatte tiefe Augenringe und ihre hohen Wangenknochen stachen regelrecht aus ihrem Gesicht heraus.

      Melanie stieg ebenfalls langsam aus und hielt ihre Handaxt hinter ihren Rücken parat. Argwöhnisch betrachtete sie die Fremden.

      Die Kinder klammerten sich verängstigt hinter ihrer Mutter aneinander. »Bitte … Tut uns nichts!«, flehte die Frau mit schlotternder Stimme.

      »Wir wollen euch nichts tun …«, beteuerte Melanie und legte für die Familie sichtbar die Axt ins Auto zurück.

      »Wir sind Überlebende und haben eine kleine Gemeinschaft«, eröffnete Ivy behutsam. »Wir suchen gerade Saatgut.«

      Die Frau