Die Herren von Telkor - Die Trollhöhle. Daniel Sigmanek. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Daniel Sigmanek
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844267891
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ist doch toll!“, freute sich Kaher. „Regan wird euch auf eure Zimmer führen.“

      Wenigstens einmal war ihnen das Glück hold. Er musste keine Zeit mehr mit diesem grünen Wesen unter einem Dach verbringen. Zumindest trennten sie jetzt mehrere Wände. Plötzlich blieb Tado stehen. „Ein paar Fragen hätte ich da noch“, begann er.

      „Woher wisst ihr all das über uns? Könnt ihr Gedanken lesen? Und dann...“ Er machte eine kurze Pause. „Was war das vorhin am Tor?“

      „Also“, erwiderte Kaher lächelnd. „Gedanken lesen kann ich nicht.“ Sein Gesichtsausdruck wurde etwas ernster und sein Tonfall leiser: „Es ist das Gebirge. Die Felsen flüstern. So lautlos wie Schatten. Ich kann mit ihnen reden. Jeder, der diesen Berg passiert, gibt seine Geheimnisse ungewollt an das Gestein preis. Es lebt nicht, nicht wirklich zu mindest, aber es ist der beste Spion, die beste Wache. Niemand sonst versteht ihre Sprache. Am Eingangstor wart ihr unmittelbar an der Quelle der Verbindung zwischen mir und dem Fels und ihr vernahmt jene Laute.

      Ich werde euch kurz den Mechanismus hinter der Steintür verraten: Legt man seine Hand auf den goldenen Stern am rechten Torflügel, spricht der Fels zu mir, dass jemand Eintritt ersucht und nennt mir dessen Absichten, Namen und alles, was ich wissen will. Ich antworte dann, natürlich in gleicher Sprache, sofern keine bösen Absichten vorliegen, dass ihnen der Zutritt gewährt sei. Und nur dann bewegt sich das meterdicke Gestein zur Seite und offenbart den Eingang.“

      „Aber wenn der Fels lautlos spricht, warum haben wir dann etwas gehört?“, wunderte sich Spiffi.

      „Da kein Lebewesen die Sprache so perfekt wie der Berg beherrscht, musste der Fels hörbar reden, damit ich es verstehe. Diese Gabe wird in der Königsfamilie von Generation zu Generation vererbt.“

      Für einen Moment herrschte Stille. Nur das leise Atmen der vier Anwesenden war zu vernehmen.

      Nach einigen unerträglichen Minuten des Schweigens sagte Regan endlich: „Ich zeige euch nun eure Zimmer.“

      Tado war innerlich dankbar dafür, dass der Goblin die Totenstille gebrochen hatte.

      Der Weg zu ihren Unterkünften führte sie aus dem Palast hinaus zu einer der grauen Kuppeln zur Linken, welche mehrere Fenster und Etagen aufwies. Regan steuerte, kaum durch die Eingangstür getreten, sofort die Wendeltreppe in der Mitte des Gebäudes an. Die Stufen waren abgenutzt und rutschig. Im obersten Geschoss angekommen, in dem sich - aufgrund des Platzmangels - nur vier Zimmer befanden, marschierte der Goblin auf das erstbeste zu und öffnete die kleine Tür. Mit einer Handbewegung bedeutete er Tado und Spiffi, einzutreten.

      Der Raum hatte eine sich nach hinten weitende Fächerform, an den mit Bergen bemalten Seitenwänden standen zwei hart aussehende Betten, eines links und eines rechts, daneben je ein niedriger Tisch auf denen Schalen mit Obst niedergelegt waren. Des Weiteren befand sich nur noch ein kleines Fenster in der der Tür gegenüberliegenden Wand.

      „Wir sind da“, sagte Regan nur und verließ auch gleich das Zimmer.

      „Er ist nicht besonders gesprächig“, meinte Spiffi.

      „Dafür redet dieser kleine König umso mehr“, erwiderte Tado, während er sich auf ein Bett - welches übrigens bequemer war, als es aussah - sinken ließ und in der gleichen Bewegung seinen Rucksack und die Axt ablegte, sowie nach einem Apfel griff. Spiffi hatte wesentlich mehr Schwierigkeiten, seinen großen Bogen irgendwo griffbereit unterzubringen, ohne dass dieser ihm ein Auge ausstach.

      „Ich finde es komisch, dass sie uns hier so gut behandeln“, sagte Tado schließlich. „Regan hatte doch gesagt, dass wir keine Freundlichkeit erwarten sollen.“

      „Ist doch egal“, meinte sein Gefährte. „Wenn sie zu uns freundlich sind, sollten wir uns lieber freuen, als es zu hinterfragen.“

      Mit diesen Worten legte er sich schlafen und auch Tado fielen bald die Augen zu.

      Die verrückten Kobolde

      „Aufstehen!“ Das Geschrei und der vorangegangene Knall waren so laut, dass Tado und Spiffi regelrecht aus den Betten geschleudert wurden.

      Regan hatte die Tür aufgeschlagen und ihnen dieses eine Wort an die Köpfe geklatscht.

      „Der König erwartet euch!“ Und damit verschwand der Goblin auch schon wieder, und ließ die verdutzten Gefährten zurück.

      Diese standen jedoch betont langsam auf und befanden sich erst nach einer geschlagenen Stunde vor der Tür zum Thronsaal.

      „Bist du sicher, dass es richtig war, diesen Kaher von Furufara so lange warten zu lassen?“, fragte Spiffi.

      „Ja“, antwortete der Angesprochene. „Vielleicht denkt er dann mal daran, seine Untergebenen anzuweisen, uns etwas freundlicher zu behandeln.“

      Sie wollten gerade anklopfen, als die Tür aufschwang und den Blick auf einen leicht gereizten, auf und ab gehenden König preisgab.

      Als dieser die beiden erblickte, verfinsterte sich seine Miene.

      „Vor einer Stunde hatte ich Regan losgeschickt und ihr seid erst jetzt hier?!“

      „Guten Morgen“, sagte Tado betont freundlich.

      „Was ist an dem gut? Die Trolle...“

      „Wie ich sehe, habt ihr schon mit dem Thron angefangen“, unterbrach ihn Spiffi und deutete auf ein halbes Dutzend Goblins, die an einem großen Gesteinsklumpen herumwerkelten. Regan stand daneben und betrachtete das Treiben interessiert.

      Kaher war mittlerweile vor Wut rot angelaufen, was durch seine grüne Hautfarbe braun wirkte.

      „Hört mir gefälligst zu! Einige Trolle haben unsere einzige Trinkwasserquelle genommen! Sie haben einen ihrer Kameraden zurückgelassen, um sie zu bewachen.“

      „Und was haben wir damit zu tun?“, fragte Tado vorsichtig.

      Der Goblinkönig musste kurz Luft holen.

      „Ihr werdet zusammen mit mir und Regan dorthin gehen und die Quelle zurückerobern!“

      „Ich wüsste nicht, wieso wir das tun sollten“, meinte Spiffi.

      „Als Dank für unsere Gastfreundschaft. Ansonsten wärt ihr nämlich jetzt tot.“

      Langsam begriff Tado, warum Kaher am Vortag so sehr gegen ihre Weiterreise gewesen war: Er wollte, dass sie ihm nun einen Gefallen taten.

      „Gibt es denn nur einen Weg zu eurem Wasser?“, fragte er nachdenklich.

      „Ja“, meinte Kaher.

      Das war Tado eigentlich schon bewusst gewesen, bevor er die Frage gestellt hatte. Sie würden also nicht um eine Konfrontation herum kommen. „Und wir werden noch heute aufbrechen“, sagte Regan, der mittlerweile nicht mehr den Thronbau verfolgte, sondern sich zu ihnen gesellt hatte. „Warum gehen denn nur wir Vier los?“, fragte Spiffi.

      „Damit der Feind keinen Verdacht schöpft. Wenn ich nämlich noch mehr Mitglieder meines Volkes dorthin schicken würde, sähe dies ziemlich verdächtig aus. So wird man uns für ganz normale Wanderer halten“, erwiderte der Goblinkönig.

      „Außerdem“, fügte er nach einer kurzen Pause hinzu, „ist es nur ein einzelner Troll. Ein gezielter Schuss auf den Kopf und wir sollten ihn los sein.“

      Tado und Spiffi schwiegen.

      In voller Montur schritt Kaher nun zur Tür, Regan und seine Gäste schlossen ihm sich etwas verdutzt an.

      Sie verließen ohne Umschweife den Palast und die Stadt und befanden sich wieder im Tunnel, dessen Verlauf sie folgten.

      Nach einigen Minuten kam der Ausgang in Sicht. Tado und Spiffi hatten ihre Rucksäcke mitgenommen, als sie zum König gegangen waren. Nun stellten sie fest, dass auch Regan einen trug.

      „Woher hast du den?“, fragte ihn Spiffi.

      „Ein reisender Händler hatte mal einige davon