Die Herren von Telkor - Die Trollhöhle. Daniel Sigmanek. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Daniel Sigmanek
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844267891
Скачать книгу
antwortete der Angesprochene, „und sein Morgenstern ist auch plötzlich verschwunden.“

      Dann gingen sie schweigend weiter. Der Gang war ziemlich lang und schmutzig und das kleine Wesen hatte ein recht zügiges Tempo eingeschlagen. Als sie um eine Ecke bogen, kamen sie an zwei weiteren Goblins vorbei, die gerade den Tunnel säuberten und sie nur verwundert musterten.

      „Wir sind gleich da“, ließ Regan vernehmen und deutete auf einen Durchgang an der linken Wand. Die Drei durchquerten ihn und fanden sich in einer gigantischen Höhle wieder, deren Decke sich gute zwanzig Meter über dem Erdboden wölbte. Es gab hier keine Tropfsteine und auch die Fackeln brannten nicht. Dafür wurde der gesamte Raum von Sonnenlicht erhellt, das durch in regelmäßigen Abständen in den Fels gehauene Löcher drang. Jedes davon besaß einen Durchmesser von ungefähr zwei Metern.

      Auf dem Boden befanden sich unzählige Kuppeln, die den Goblins vermutlich als Behausung dienten.

      Anscheinend waren Menschen, obwohl sie, wie Regan längere Zeit keine mehr zu Gesicht bekommen hatten, für sie nichts Ungewöhnliches, denn kaum einer schenkte ihnen Beachtung. Dies konnte allerdings auch daran liegen, dass sie sie nicht sahen, denn das Licht besaß hier keine allzu große Wirkung.

      Regan marschierte zusammen mit seinen beiden Gefangenen, wie er Tado und Spiffi inzwischen nannte, an einigen Häusern vorbei und hielt direkt auf das Zentrum der Höhle zu. Dort befand sich eine Kuppel größeren Ausmaßes, die auch einige Türme aufwies.

      „Das ist der Palast des Goblinkönigs, des mächtigen Kaher von Fukistuin. Er erwartet euch bereits.“

      Spiffi war etwas verwirrt: „Woher weiß er denn von uns?“

      „Nachrichten verbreiten sich schnell“, erwiderte Regan nur, während er auf das große Tor, welches den Eingang zum Königshaus darstellte, zuschritt. Tado fand zwar nicht, dass diese graue Hütte irgendetwas Palastähnliches hatte, aber das wagte er nicht auszusprechen.

      Inzwischen hatten sie die große Steintür erreicht. Auf dem rechten Flügel war in Kopfhöhe des Goblins ein Stern aufgemalt, dessen Farbe sich bei dem schlechten Licht nur unsicher bestimmen ließ, durch den leichten Glanz konnte man jedoch auf Silber oder Gold schließen. Regan legte seine Hand auf das Bild. Tado erwartete, dass die Tür lautlos aufschwingen würde, sich einfach nur auflöste oder dass sich der Eingang zum Palast auf eine andere, unerklärliche Weise vor ihnen auftäte. Doch nichts dergleichen geschah. Sie erhob sich immer noch vor ihnen - kalt, rau und unbeweglich.

      Plötzlich vernahm Tado ein Geräusch. Es klang wie ein Flüstern, leise, schleichende und auf irgendeine Weise betäubende Laute, die die Sinne wie ein Schleier umhüllten, die Sicht trübten und das Hörvermögen schwächten. Der schreckliche Zustand schien auch Spiffi zu befallen, jedoch fand er ein jähes Ende, als ein weiterer Ton zu vernehmen war: Das Schleifen von Stein auf Stein.

      Tados Blick klarte auf, und er sah, wie die zwei Torflügel langsam nach innen aufschwangen.

      Das Innere des Palastes entsprach nicht gerade seinen Vorstellungen. Statt in einen weitläufigen Gang, der zum Thron führte und von unzähligen Goblins gesäumt wurde, blickte er nur auf die nächste Wand. Auf seinen fragenden Blick hin antwortete Regan nur mit einer Handbewegung, ihm zu folgen. Nachdem sie eine ganze Weile schon einen Gang entlang marschierten, zu dessen linker und rechter Seite Türen eingelassen waren, begriff Tado den Aufbau dieses Gebäudes: Das Ganze stellte eine Art gigantisches Schneckenhaus dar, in dessen Mitte sich der Thronsaal befand.

      Wie auf ein Stichwort standen die Drei erneut vor einem steinernen Tor, was zu seiner Verwunderung sofort und lautlos aufschwang.

      Der Raum dahinter entsprach zumindest halbwegs Tados Vorstellungen: Ein Saal, viel zu groß - die Hälfte stand leer - mit einer etliche Meter hohen Decke, an der zahlreiche Kronleuchter hingen. An der linken Wand befand sich ein Bücherregal.

      Und gegenüber der Tür stand der Thron. Zumindest saß darauf ein Goblin mit Krone, rotem Mantel und Stab in der Hand. Sein Sitzplatz stellte sich jedoch als ganz normaler Holzstuhl heraus, was den ganzen Raum irgendwie lächerlich wirken ließ. Der darauf Sitzende stand auf und ging ein paar Schritte auf die eben Hereingekommenen zu. Er maß nur etwa einen Meter dreißig, sodass seine Erscheinung nicht majestätisch, sondern eher wie die eines verkleideten Kindes wirkte. Tado musste sich ein Lachen verkneifen, als er die dicken Pantoffeln sah, mit denen der König einher schritt.

      „Seid gegrüßt! Mein Name ist Kaher von Fukistuin und ich bin der Herrscher über die Goblinstadt“, sagte die kleine grüne Gestalt. „Ich muss mich für all diese Unannehmlichkeiten entschuldigen, Regan konnte ja nicht wissen, dass ihr keine feindlichen Absichten habt, sondern zur Trollhöhle wollt.“

      Kaher verzog sein Gesicht, das Ergebnis sollte wohl ein Lächeln darstellen. Er war mehr als merkwürdig. Woher wusste er das alles? Sie hatten niemandem davon erzählt und wenn er Gedanken zu lesen vermochte, konnte er dies ziemlich schnell, da er die Drei vor noch nicht einmal einer Minute zum ersten Mal sah.

      „Tado, Spiffi, warum setzt ihr euch nicht?“, begann Kaher von Neuem und deutete auf einen kleinen, runden Tisch zur Rechten des Regierungsstuhls. Er kannte ihre Namen?

      Regan drückte den beiden ihre Waffen in die Hand, während sie der Aufforderung nachkamen.

      „Ihr müsst entschuldigen, der Palast wird gerade renoviert und für einen Thron fehlt uns im Moment das Material. Dann erzählt doch mal, wie ihr dazu kamt, diesen lebensgefährlichen und von vornherein keinen Erfolg versprechenden Versuch, euch in den Hort der Trolle und in die Hände des Lords des Feuers zu begeben, zu unternehmen?“

      Dass diese Worte nicht besonders ermutigend waren, schien dem Goblinkönig nicht aufzufallen.

      Wozu fragst du uns, wenn du alles über uns weißt?, fragte Tado in Gedanken. Als er aber weder telepatisch eine Antwort erhielt, noch eine Regung auf Kahers Gesicht wahrnahm, begann er widerwillig, in knappen Worten von seinem Auftrag und ihrer ersten Begegnung mit den unheimlichen Geschöpfen zu erzählen. Spiffi pflichtete ihm mit detailgenauen Schilderungen der Trolle bei.

      „Das ist sehr interessant“, meinte der oberste Goblin schließlich. „Auch wir wurden schon oft von diesen Wesen angegriffen. Sie denken sich immer wieder die verschiedensten Verkleidungen aus, um unsere Wachen überlisten zu können.“ Er machte eine kurze Pause. „Solltet ihr noch einmal mit ihnen kämpfen, zielt auf den Hals oder Kopf. Verwundungen an anderen Stellen sind selbst bei Volltreffern nicht lebensgefährlich.“

      „Ich würde gerne wissen, wann wir denn eigentlich wieder weiterziehen dürfen“, versuchte Tado den Redefluss des Goblins zu unterbrechen.

      „Eine törichte Frage, Junge. Du solltest sie niemals stellen, wenn du dir nicht sicher bist, ob du als Gefangener oder Gast behandelt wirst. In solchen Fällen ist es sinnvoll...“ Tado verdrehte innerlich die Augen und hörte nicht weiter zu. Er hatte eine kurze Antwort erhofft und kein minutenlanges Geschwafel. Aber er wartete geduldig, bis der König zu Ende gesprochen hatte und stellte erneut seine Frage, die dieser zu beantworten vergaß: „Dürfen wir denn jetzt weiter oder nicht?“

      „Aber natürlich dürft ihr das. Nur ist es bereits dunkel und die Schatten könnten zum Leben erwachen. Man kann nie wissen, wem man in einer sternenklaren, warmen, regenlosen Sommernacht so begegnet.“ Tado beschloss, die Sache mit den Schatten einfach zu ignorieren und sich nicht weiter unnötig den Kopf darüber zu zerbrechen.

      „Also, was ist euch lieber: die Nacht draußen zu verbringen bei Troll und Tod oder hier drinnen bei Frieden und gutem Essen?“

      Er atmete innerlich tief durch und ein kurzer Blick zu Regan sagte ihm, dass nicht nur er diese Worte so interpretierte, als wollte der Oberste der Goblins nichts mehr, als dass seine Gäste nicht ihren Weg fortsetzten. Er hatte trotzdem nicht vor, das Angebot anzunehmen. Bevor er jedoch etwas sagen konnte, ergriff Spiffi das Wort: „Natürlich werden wir hier übernachten. Ich wüsste keinen Grund, warum wir diese nette Einladung abschlagen sollten.“

      Diese Worte trafen Tado wie ein Eimer eiskaltes Wasser mitten ins Gesicht. Es dauerte noch