Nummer 14. Danian Stone. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Danian Stone
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783737519175
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sich gefragt, was wohl sonst aus seinem Leben geworden wäre?

      Heute Morgen hatte das nun alles ein Ende. Denn Rainer Pohl schwamm, mit dem Kopf unter Wasser, im Fluss und trieb langsam aus der Stadt.

      Dort wo früher sein Gesicht war, klaffte jetzt nur noch ein blutiges Loch und seine Bauchdecke lag noch irgendwo im Hafen. Während er selbst im Fluss dahin trieb. Der Gestank seines rohen Fleisches, seine eigenen Körperdüfte überdeckte und sein lebloser Körper, in den Wellen auf und ab wogte. Wie ein Spielzeug, das man achtlos weggeworfen hatte.

      Nach einer Weile verfing sich sein linker Arm im Gestrüpp, unter einem alten, einsturzgefährdeten Steg, den schon seit Jahren niemand mehr betrat.

      Er verklemmte sich zwischen der Ständerkonstruktion, direkt am Ufer, so als wollte er sich dort festklammern um der Strömung zu trotzen.

      Vermutlich würde es einige Wochen dauern, bis ihn hier jemand roch.

      Als Robert gegen Mittag, mit einer kleinen Einkaufstüte, wieder in seiner Wohnung eintraf, sah er, wie auf dem Dach gegenüber, ein Monteur emsig damit beschäftigt war, die beschädigten Antennen einzusammeln.

      Der Mann wirkte etwas unsicher in seinen Bewegungen und vermied es peinlichst, nach unten zu schauen, während er sich vorsichtig auf dem Dach bewegte, dass zu seinem Glück, nur eine geringe Neigung besaß.

      Robert beobachtete ihn von seinem Fenster aus und schüttelte schließlich den Kopf. Man sollte meinen, dass ein Monteur, mit Arbeiten auf Dächern vertraut sein müsste. Vor allen Dingen, wenn es sich dabei um einen Handwerker handelte, der mit Antennen zu tun hatte, die für gewöhnlich, immer auf Dächern montiert wurden.

      Dieser allerdings, stolperte zwischen den Masten hin und her, als sei er zum ersten Mal auf einem Dach.

      Nach einer Weile, wendete sich Robert gelangweilt ab und ging in die Küche, wo er die mitgebrachten Lebensmittel einräumte und sich danach etwas zu essen zubereitete.

      Sein Mahl war ebenso spärlich, wie der Inhalt seines Geldbeutels und für den Bruchteil einer Minute, beneidete er den Mann auf dem Dach gegenüber, der gerade eine neue Antenne platzierte.

      Er besaß schließlich eine Arbeit!

      Auch wenn er sich ziemlich dämlich dabei anstellte.

      Aber dann wurde sich Robert seiner Höhenangst bewusst und dem Umstand, dass er kein Mann der Praxis war und er versuchte über etwas anderes nachzudenken.

      Ben Hörbig hatte man gesagt, es sei der Job seines Lebens.

      Eine wirklich feine Arbeit, hatten damals seine Eltern behauptet und ihrem Sohn dabei stolz auf die Schulter geklopft, als er die Lehrstelle angeboten bekommen hatte.

      Tolle Sozialleistungen, feste Arbeitszeiten und Urlaubsgeld und jetzt stand er hier auf dem Dach und konnte zusehen, wie er die Antennen wenigstens einigermaßen retten konnte.

      Wenn das die Vorstellung seines Chefs und die seiner Eltern, in Bezug auf eine tolle Arbeit war, dann wusste er auch nicht mehr weiter.

      Ben war mittlerweile dreiundzwanzig Jahre und hatte einen kleinen Bauchansatz, den der blaue Overall mehr betonte, als es Ben lieb war. Das war aber nicht der wahre Grund, warum er diesen Overall hasste. Schließlich hing das verdammte Ding an ihm herunter, wie ein Sack und irgendwie zehrte das enorm, an seinem Selbstbewusstsein.

      Der Kerl von der Hausverwaltung hatte ihm gesagt, es dürfe fast nichts kosten und Ben hatte ihm zugesichert, dass er sein Möglichstes tun würde. Aber wenn er sich die Sache jetzt genauer betrachtete, dann war das kaum möglich.

      Dass der Typ im gegenüberliegenden Haus ihm dabei zusah, störte ihn weniger, als die Tatsache, dass sein Lehrling und einziger Gehilfe, ausgerechnet heute Urlaub machen musste.

      So konnte er die ganze Scheißarbeit alleine verrichten.

      Fast zehn Antennen waren hier abgebrochen und das, obwohl es seit Wochen nicht mehr gestürmt hatte. Langsam kam in ihm der Verdacht auf, dass hier etwas nicht ganz stimmte!

      Doch verdammt!

      Was ging ihn das an.

      Er turnte hier auf dem Dach herum und musste versuchen zu retten, was noch zu retten war. Das War sein Job.

      Dabei könnte er sich das Genick brechen wenn er abrutschte, während die Sonne ihn, wo immer sie konnte, blendete.

      Langsam und etwas unsicher, wagte er sich ein Stück weiter vor und holte eine der Antennen ein, die gerade noch an dem Antennenkabel, vom Dach hing.

      Ben tastete vorsichtig nach dem Stab, denn eine ruckartige Bewegung genügte und das Kabel könnte reißen und die Antenne würde auf die Straße fallen.

      Endlich hatte er es geschafft, als er auf der anderen Hausseite etwas seltsames bemerkte, das sein Interesse weckte.

      Da war eine kleine Luke im Dach, genau über der Wohnung, wo ihm vor wenigen Minuten noch der Mann zugesehen hatte.

      Die Luke stand weit offen und die Sonne warf ein helles Licht auf das Dach um die Luke.

      Für einen Moment lang sah es so aus, als ginge eine übergroße Gestalt dahinter entlang.

      Ben umfasste den kalten Stab der Antenne und robbte zurück, auf die für ihn sichere Fläche des Daches, während er das gegenüber liegende Haus, nicht aus den Augen ließ.

      So als warte er auf ein Zeichen, oder eine Bewegung.

      Doch nichts rührte sich.

      Dabei kam sich Ben plötzlich albern vor. Er lag hier auf dem Dach, umklammerte mit seiner rechten Hand den Antennenstab, den er eben noch vor dem Absturz gerettet hatte, während er sich mit der Linken, an einer schmalen Kante im Dach festgekrallt hatte.

      Genervt warf er einen letzten Blick hinüber, auf das andere Haus, so als wollte er sich davon versichern, dass man ihn von der Luke aus, nicht auch noch beobachtete, dann zog er die Antenne weiter hinauf.

      Gerade als er zu der Überzeugung kam, dass seine Gestalt, nichts weiter als ein verzerrter Schatten gewesen sein könnte, der hinter der Luke entlang gewandert war, rutschte etwas hinter der Klappe durch den Raum und noch bevor Ben sicher war, dass es sich dabei um den Körper eines Kindes handeln konnte, starrten ihn aus dem düsteren Raum, zwei grelle, rote Augen an.

      Dann schlug die Luke zu.

      Ben setzte sich, legte den Mast zur Seite und starrte auf die hölzerne Tür der Luke.

      Entweder erlaubte sich hier Jemand einen üblen Scherz mit ihm, oder dort drüben ging etwas sehr seltsames vor. Sein Puls schlug ihm plötzlich bis zum Hals und er hatte alle Mühe, die Antenne festzuhalten, während er immer noch über das seltsame Erlebnis nachdachte und dabei die Tür in der Luke anstarrte, als würde er so eine Antwort auf diese Frage finden.

      Nach einer Weile, erhob er sich vorsichtig. Drehte sich um und ging einige Schritte zurück, dann schaute er nochmals hinüber.

      Die Luke war immer noch verschlossen und alles schien ruhig.

      Vielleicht war es ein Hund gewesen, der in dem düsteren Raum, wie ein Monster ausgesehen hatte. Oder ein Mann, der ihn ebenso erschrocken angestarrt hatte, wie er es getan hatte.

      Seine Augen könnten im Sonnenlicht rot gefunkelt haben.

      Und das Kind?

      Ben nahm den Mast und trug ihn zu der Aufnahme im Dach.

      Vielleicht eine Puppe?!

      Oder vielleicht das Mädchen, dass man vermisste?

      Ben hielt inne und blickte nachdenklich hinüber.

      Er hatte davon in der Zeitung gelesen.

      Erst gestern!

      Ein sechs jähriges Mädchen.

      Mit einem Ruck, setzte er die Antenne in die Vertiefung und