Sehr gut, endlich bist du zurück.
Ich weiß nicht, ob ich es wirklich tun soll.
Tu es!
Und wenn ich erwischt werde?
Bist du schon einmal erwischt worden?
Nein.
Dann tu es!
Roy ging auf den Mann zu. Er war etwa vierzig Jahre alt, vielleicht ein wenig älter. Sein langer, ungepflegter Bart und die grauen Haare ließen ihn zumindest älter wirken. Er war völlig heruntergekommen und verwahrlost. Neben der Bank standen ein löchriger Rucksack und ein paar alte Plastiktüten. Vermutlich waren das alle Habseligkeiten, die der Mann besaß. Er stank, und je näher Roy der Bank kam, desto schlimmer wurde der Geruch. Wobei er nicht wusste, ob es der Mann oder sein alter Mantel war, der diesen fürchterlichen Gestank verbreitete. Vermutlich eine Mischung aus beiden. Doch das war in diesem Moment egal. In Roy stieg dieses unglaubliche Gefühl auf. Gleich war es soweit. Gleich würde dieser einzigartige Rausch durch seinen ganzen Körper sprühen. Er konnte es nicht mehr erwarten.
Weck ihn erst auf.
Soll ich wirklich…?
Warum nicht?
Er hat vielleicht Frau und Kinder?
Bist du verrückt? Er ist obdachlos. Niemand wird ihn vermissen.
Du hast Recht.
Natürlich habe ich Recht. Und jetzt tu es!
Roy blickte sich um, doch es war weit und breit niemand zu sehen. Langsam legte er seine Hände um den Hals des Mannes. Sein widerlicher Gestank aus Schweiß und Dreck drang Roy in die Nase, so dass ihm beinahe übel wurde. Das würde ihn jetzt aber nicht abhalten. Er rüttelte den Mann ein wenig am Hals, so dass dieser aufwachte. Mit verschlafenen Augen blickte er nach oben. „Was zum…?“, war alles was er noch sagen konnte, denn als der Obdachlose begriff, was eigentlich passierte, war es schon zu spät. Roy drückte mit ganzer Kraft seine Hände um den Hals des Mannes. Er begann zu röcheln und rang schwer nach Atem, doch je mehr er versuchte, an Luft zu gelangen, desto fester drückte Roy zu. Er stellte sicher, dass er dem Mann trotz des Kampfes genau in die Augen sah. Der Mann schlug wild mit den Armen und Beinen nach Roy, doch nur die wenigsten trafen ihn wirklich. Die meisten Schläge waren zu ungenau, und Roy war zu kräftig. Nach kurzer Zeit wurden die Bewegungen des Mannes jedoch langsamer und er hatte kaum noch die Kraft, sich zu wehren. Verzweifelt und flehend blickte er Roy an. In seinen Augen spiegelten sich die Hoffnungslosigkeit und die Erkenntnis, dass er keine Gnade erwarten konnte. Alles was er sah, war Roys Grinsen und der Rausch, in dem er sich befand. Kurze Zeit später und nach einem letzten, verzweifelten Aufbäumen, verlor der Obdachlose seinen Kampf. Seine Gliedmaßen erschlafften und hingen lose neben der Bank herunter. Auch sein Kopf zeigte keinerlei Bemühungen mehr, sich aus dem harten Griff des Angreifers zu befreien. Roy blickte immer noch in die Augen des Mannes. In dem Moment, als der Mann starb, hatte sein Rausch den Höhepunkt erreicht. Der Moment, in dem das Leben aus seinen Augen verschwand und er nur noch ein lebloser Körper war, versetzte Roy geradezu in Ekstase. Als er sich sicher war, dass der Mann tot war, ließ er seinen Oberkörper zurück auf die Bank fallen und atmetet durch. Schweiß hatte sich auf seiner Stirn gebildet, und sein Puls raste. Mit einem Lächeln betrachtete er die Leiche auf der Parkbank. Er hatte es wieder getan. Er hatte wieder getötet. Und es war ein unbeschreibliches Gefühl.
Du warst großartig.
Ich weiß.
Du hast es vermisst, nicht wahr?
Ja.
Aber jetzt bist du zurück.
Ich bin zurück.
Roy blickte sich nochmals um, doch es war immer noch niemand zu sehen. Mit zügigen Schritten entfernte er sich von der Parkbank. Er wählte einen etwas anderen Weg zurück, als den, auf welchem er gekommen war. An diesem Weg gab es höhere Büsche und Sträucher, so dass der Weg besonders dunkel war. Zum einen konnte er so vielleicht noch besser vermeiden, gesehen zu werden. Zum anderen gefiel ihm die Dunkelheit gerade am Besten. Er schmunzelte. Der Tod kommt aus der Dunkelheit und verschwindet nach vollbrachter Tat wieder dorthin zurück. Der Gedanken gefiel ihm. Was für eine Nacht. Was für ein Rausch.
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