Die Blonde drehte Bergmann den Rücken zu und raunte: „Los, mach das Ding schon auf.“ Frieder Bergmann öffnete den Verschluss nach einigen misslungenen Versuchen, dann zog die Frau den BH herunter und drückte ihn Bergmann in die Hand, sie selbst ließ jetzt den Blick auf ihre Brüste zu. Bergmann stand im gleißenden Scheinwerferlicht leicht schwankend und wie debil grinsend auf der Bühne, um seinen Leuten aber etwas zu bieten schwang er den BH wie ein Lasso um seinen Kopf und ließ ihn nach einigen Runden los, er verschwand im Raum. Irgendwo stürzten Gläser um, wahrscheinlich rangelten ein paar Männer um das Kleidungsstück. Die beiden nunmehr barbusigen Frauen drängten Bergmann auf den Stuhl und stellten sich links und rechts neben ihn, die Blonde ließ ihre großen Möpse direkt vor seiner Nase pendeln und die Brünette hielt ihm ihre Apfelbrüste ganz nah vor das Gesicht. In der Gaststätte herrschte jetzt ungeheurer Trubel, die Leute die weiter hinten saßen waren aufgestanden um besser sehen zu können.
„Anfassen“ brüllte ein angetrunkener Mann.
„Na los“ zischte die Blonde Frieder Bergmann zu „pack‘ zu, aber vorsichtig.“
Bergmann zog seine Hände nach oben und griff sich die vollen Brüste, da er aber durch den Alkohol enthemmt war und nicht sensibel genug vorging und die massigen Titten wohl zu kräftig knetete stieß ihn die Blonde unwirsch zurück und er kippte mitsamt dem Stuhl krachend um. Bergmann rappelte sich hoch und sah, dass die beiden Frauen noch einmal ihre Glocken schwingen ließen und dann von der Bühne verschwanden. Er selbst riss seine Hände hoch und winkte in die Menge, dann verzog er sich wieder an seinen Tisch und trank gierig aus seinem Bierhumpen. Langsam legte sich der Aufruhr im Lokal, die Leute unterhielten sich und warteten auf den nächsten Höhepunkt. Bergmann sah sich um, überall erkannte er fröhliche Gesichter, der Abend lief perfekt und mit seinem Bühnenauftritt hatte er bewiesen, dass er auch den schönen Dingen des Lebens aufgeschlossen gegenüber stand und nicht im Geringsten verklemmt war. Als er erneut durch die Reihen streifte erntete er anerkennende Blicke und Kommentare, auch musste er wieder Schnaps mittrinken.
Noch stand der Auftritt der Kraftsportler auf dem Programm und die Frauen kicherten, als vier kräftig gebaute Männer – nur mit Badehosen bekleidet – auf die Bühne kamen. Ohne lange zu zögern warfen sich die Männer in Posen und präsentierten ihre eindrucksvollen Muskeln, die schmachtenden Blicke der Frauen hingen an den eingeölten Körpern. Frieder Bergmann hatte es so eingerichtet, dass er wie zufällig jetzt am Tisch von Manja Hauswald in der Nähe der Bühne saß und mit seiner Mitarbeiterin plauderte. Das kostete ihn etwas Mühe, denn eigentlich war er schon fast so voll wie eine Haubitze und seine Aussprache war mittlerweile ziemlich undeutlich geworden. Dennoch hing Manja Baumann an seinen Lippen und Bergmann fühlte sich in seiner Mehrfachfunktion als Amtsleiter, verständnisvoller väterlicher Vorgesetzter und wagemutiger Entertainer sauwohl. Seine Gesprächspartnerin schielte aber immer öfter an ihm vorbei, denn die Männer zogen jetzt ihre Show ab indem sie die Muskeln ballten, sich gegenseitig emporhoben und andere Dinge veranstalteten. Einige offensichtlich stark angetrunkenen Mitarbeiterinnen von Bergmann hatten sich vor der Bühne postiert und riefen lautstark „die Hosen runter“ und andere Anzüglichkeiten, als einer der Männer so tat als wollte er aus der Hose steigen kreischten sie begeistert auf. Bergmann wusste genau, dass die Kraftsportler sich laut Vertrag (schließlich hatte er ihm für das Amt unterschrieben) natürlich nicht entblößen würden, aber die außer Rand und Band geratenen Frauen erklommen jetzt die Bühne und rückten den Kraftsportlern auf die Pelle. Für die wäre es ein Leichtes gewesen sich dem Ansturm mit Gewalt zu erwehren, aber sie konnten kaum auf die Frauen einprügeln sondern versuchten sie behutsam von der Bühne zu drängen. Die wild gewordenen Frauen ließen nicht locker und als eine einem der Kraftsportler kurzerhand in die Hose griff schubste er diese mit Schwung von sich weg. Da sich mittlerweile fast alle weiblichen Angestellten um einen Blick auf die Männer bemühten herrschte vor der Bühne ein unglaubliches Durcheinander und die zurückgeschubste Frau prallte auf die anderen Nachdrängenden. Sie ging zusammen mit zwei, drei anderen zu Boden und nun kam es zu chaotischen Zuständen an dieser Stelle, so dass sich Frieder Bergmann zum Eingreifen veranlasst sah. Schwankend erhob er sich und bewegte sich zur Bühne, dort versuchten die Kraftsportler sich Luft zu verschaffen und gingen notgedrungen rabiater gegen die Frauen vor. Um eine weitere Eskalation der Situation zu verhindern wollte Frieder Bergmann ein Machtwort sprechen, aber er kam nicht mehr dazu. Einer der Kraftsportler, an den sich bereits drei Frauen anklammerten, war jetzt so in Rage geraten, dass er wild mit seinen Armen herumfuchtelte und unglücklicherweise mit einer weit ausholenden Bewegung Frieder Bergmanns linkes Auge traf. Dieser verspürte (durch die Wirkung des Alkohols) momentan keinen Schmerz, wurde aber durch den Schlag nach hinten geschleudert und stürzte in die rechts auf der Bühne aufgebauten Lautsprecherboxen, nahm auch gleich noch sämtliche Scheinwerfer mit und schlug mit dem Hinterkopf polternd auf dem Bretterboden auf. Vollkommen panisch bahnten die Kraftsportler sich jetzt einen Weg durch die kreischende Menge und verschwanden aus der Gaststätte. Langsam löste sich das Menschenknäul auf und als der Blick auf die Bühne wieder frei war sah man den hingestreckten Frieder Bergmann dort liegen. Manja Baumann rannte zu ihm hin, dann rief sie:
„Einen Arzt, schnell!“
Die schnell eingetroffene Notärztin wedelte die Luft vor Frieder Bergmanns Mund zur Seite, dann sagte sie:
„Der hat einen harten Schädel, das sieht mir eher nach einer handfesten Alkoholvergiftung aus. Wir nehmen ihm mal lieber zur Beobachtung mit ins Krankenhaus.“
Frieder Bergmann erwachte mit einem Brummschädel und einem üblen Gefühl im Magen. Er konnte sich noch daran erinnern, dass er in der Gaststätte auf die Bühne ging, aber dann fehlte ihm die Erinnerung. Zweifellos lag er jetzt in einem Krankenhausbett, denn neben ihm erkannte er einen bandagierten Mann. Dieser starrte ihm direkt in die Augen und sagte giftig:
„Ich hätte dich umbringen können, erst hast du dich hier etliche Male ausgekotzt und dann geschnarcht wie verrückt. Ich hab‘ die ganze Nacht kein Auge zu gemacht!“
„Tut mir leid“ erwiderte Bergmann schwach „ich bin krank.“
„Besoffen bist du“ höhnte der andere „du warst voll wie tausend Ritter.“
Im nächsten Moment öffnete sich die Tür und eine Schar von weiß gekleideten Personen fiel in das Zimmer ein. Ein kleinerer korpulenter Mann baute sich vor dem Bett Frieder Bergmanns auf, ließ sich eine Kladde reichen und studierte etwas, die anderen Weißkittel hielten sich im Hintergrund. Als er den Blick wieder hob und Bergmann ansah lag Verachtung in seinen Augen.
„Der Anwärter auf den Thron des Spritkönigs“ sagte er sarkastisch und wandte sich seinem verschüchterten Fußvolk zu „die Werte stimmen?“
„Ja, Herr Chefarzt“ beeilte sich ein jüngerer Mann zu versichern „absolut.“
„3,87 Promille, so was hatten wir noch nicht“ sagte der Chefarzt und fragte Frieder Bergmann „schon mal beim Psychologen gewesen?“
„Wieso“ antwortete Bergmann vorsichtig.
„Weil Ihr Trinkverhalten auf eine psychische Störung hindeutet.“
„Wir hatten eine Betriebsfeier.“
„So, und das bedeutet hoch die Tassen? Was sagen denn Ihre Vorgesetzten dazu?“
„Ich bin der Amtsleiter.“
„Noch besser, Sie sind ja ein schönes Vorbild für Ihre Leute.“
„So was ist mir noch nie passiert“ sagte Frieder Bergmann kläglich „ich bin dauernd zum Trinken eingeladen worden.“
„Und da kann man nicht nein sagen“ höhnte der Chefarzt „als Vorgesetzter