- Die Bergmanns -
Vorwort
Familie Bergmann ist eine ganz normale Familie, bis eines Tages Vater und Mutter Bergmann einen Verkehrsunfall haben. Inge Bergmann stirbt noch am Unfallort und Herrmann Bergmann in der gleichen Nacht, in der Charité in Berlin. Sie hinterlassen fünf Kinder, die nun plötzlich Vollwaise sind. Vier Mädchen und ein Junge sind nun völlig auf sich alleine gestellt. Für den ältesten Thomas, ist das kein sonderliches Problem, lebt er doch schon seit längerem in Frankfurt, als Investment Banker. Er hat dort, nach seinem Masterabschluss, einen leitenden Posten bei einer großen Deutschen Bank bekommen. Thomas hatte sich auf Investments spezialisiert, die nicht so anfällig auf dem Kapitalmarkt waren. Im Laufe der Jahre hat er so ein beträchtliches Vermögen verdient. Bei der Testamentseröffnung soll er die Hälfte des elterlichen Vermögens erben. Aber außer Schulden ist da nichts. Trotz eines riesigen Hauses, das eher einem Schloss ähnelt, sowie den „Bergmann Werken“, die Sicherheitstechnik herstellen, sind über vier Millionen an Schulden zu tilgen. Tommi muss sich nun entscheiden, entweder alles zu verkaufen und das Werk schließen, oder er investiert sein Geld in den Familienbetrieb. Eine Entscheidung die er ganz alleine treffen muss, denn seine vier Schwestern sind ihm keine Hilfe dabei. Jede hat ihre eigene Lebensphilosophie für sich getroffen. Die Älteste ist Ärztin und schreibt an ihrer Doktorarbeit. Die Jüngste sucht immer nach dem Sinn des Lebens und verliebt sich sehr schnell. Die zweitälteste ist eine Feministin und würde am liebsten alle Männer kastrieren lassen. Die Letzte der vier ist lesbisch und hat immer Pech mit ihren Beziehungen. Keine von ihnen trägt etwas zum Lebensunterhalt bei. Jede stellt nur Ansprüche und keine verspürt Lust, ihren gewohnten Lebensstil zu ändern. Neben Golf, Tennis und Partys, gibt es nur noch das lange ausschlafen, was sie miteinander verbindet. Mit Tommi ändert sich alles schlagartig. Er verkauft ihre Luxusautos und vermietet die Hälfte der Villa, um zu zeigen, dass man so runde 10.000 Euro Mehreinnahmen im Monat hat. In der Firma muss er auch Einschnitte vornehmen, was teilen der Belegschaft natürlich nicht gefällt. Es stehen immerhin 120 Arbeitsplätze auf dem Spiel. Feinde wohin er schaut. Überall trifft er auf Misstrauen und Ablehnung. Seine Schwestern sind ihm absolut keine Hilfe, bis es ihm zu bunt wird. Er stellt ihnen das Ultimatum, entweder einer Beschäftigung nachzugehen, oder er meldet Insolvenz an und verkauft den Rest. Jetzt ist Feuer unter dem Kessel der Familie Bergmann. Arbeit, nein Danke. Die Damen proben den Aufstand. Sie versuchen mit allen Mitteln, sich vor dem Arbeiten zu drücken. Aber Tommi durchschaut dies meistens und schlägt sie mit ihren eigenen Waffen. Wenn man so viel zu tun hat, bleibt es nicht aus, dass das Liebesleben darunter leidet. Wie zu erwarten, geht es bei den Bergmanns hoch her. Wird es Tommi und seinen Schwestern gelingen, wieder alles ins Reine zu bringen? Ich wünsche ihnen eine amüsante und spannende Unterhaltung, ihr Autor Benjamin Webster.
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Kapitel 1 – Traurige Nachrichten
Es war Ende Oktober, die Sonne stand schon sehr tief am Abend. Thomas Bergmann hatte gerade einige Schriftsätze fertig gestellt, als sein Telefon klingelte. Er wollte das Gespräch zuerst nicht mehr annehmen, weil er noch einen Termin außer Haus hatte, nahm aber trotzdem ab. Er meldete sich: „Thomas Bergmann, Investment Abteilung, was kann ich für sie tun?“ Am anderen Ende der Leitung meldete sich eine männliche Stimme: „Guten Abend, Herr Bergmann, hier spricht Dr. Arnold, aus der Charité in Berlin. Sind sie der Sohn von Herrmann Bergmann?“ Thomas wusste im Moment noch nicht was die Frage sollte, aber antwortete: „Ja, der bin ich. Um was geht es denn?“ Dr. Arnold: „Ich habe ihre Adresse in den Unterlagen ihres Vaters gefunden. Dort stand, dass man sie bei einem Notfall benachrichtigen sollte.“ Thomas: „Was für ein Notfall? Ist meinem Vater etwas zugestoßen?“ Dr. Arnold: „Deshalb rufe ich sie ja an. Ich muss ihnen leider sagen, dass ihr Vater einen Unfall hatte und bei uns auf der Notaufnahme liegt. In seinen Unterlagen stand, dass man sie bei einem Notfall, als nächsten Angehörigen anrufen sollte. Es geht ihm nicht gut, sie sollten schnellstens zu ihm kommen.“ Thomas sah auf die Uhr und sagte: „Ich werde versuchen noch einen Flieger nach Berlin zu bekommen. Ist es sehr schlimm?“ Dr. Arnold: „Sie sollten sich beeilen. Ich weiß nicht, ob ihr Herr Vater die Nacht übersteht.“ Thomas legte auf und ging hinaus zu seiner Sekretärin, Frau Haber. Er beauftragte sie alle Termine für die nächsten drei Tage abzusagen, ein Ticket für den nächsten Flieger nach Berlin zu buchen und dies am Schalter zu hinterlegen. Thomas hatte Glück, er bekam noch ein Ticket für die Spätmaschine. Gegen 22:00 Uhr landete er in Berlin. Er nahm ein Taxi und fuhr direkt in die Charité. Als er auf die Intensivstation kam, sah er schon seine jüngste Schwester Franziska. Sie stand weinend vor dem Kaffeeautomaten. Als sie Thomas sah, lief sie gleich auf ihn zu und fiel in seine Arme. Thomas: „Hallo Franzi, wie geht es ihm?“ Franzi: „Nicht gut, die Ärzte haben die Hoffnung aufgegeben. Er wird die Nacht wahrscheinlich nicht überleben.“ Thomas: „Und wo ist Mutter?“ Jetzt fing Franziska erst richtig an zu weinen. Thomas nahm sie wieder in die Arme und Franzi sagte mit belegter Stimme: „Du weißt es noch gar nicht? Nein, scheinbar nicht. Sie saß mit im Wagen und hat den Unfall nicht überlebt. Sie ist noch am Unfallort verstorben.“ Diese Worte trafen ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Er fragte ungläubig: „Mutter ist tot?“ Franzi: „Ja Thomas, sie ist tot. Ich weiß immer noch nicht, wie und wann es geschehen ist. Wir sollen noch auf der Polizeiwache Spandau vorbeikommen, die wollten mit uns reden. Was ist, wenn Vater auch noch stirbt? Ich habe heute Mittag noch mit beiden gesprochen, bevor sie weggefahren sind. Alles war wie immer. Ich kann es immer noch nicht glauben.“ Ein Weinkrampf überfiel sie und Thomas setzte sie auf die Bank, die im Flur stand. Eine Schwester sah, dass es der jungen Frau nicht gut ging und holte einen Arzt herbei. Der wusste wer sie war und nahm Franzi mit in einen Behandlungsraum. Kurze Zeit später kam er wieder und fragte: „Sind sie ein Verwandter der jungen Frau?“ Thomas antwortete: „Sie ist meine Schwester. Ich bin Thomas Bergmann.“ Der Arzt gab ihm die Hand und meinte: „Angenehm. Ich bin Dr. Arnold, wir haben miteinander telefoniert. Ihrem Vater geht es nicht gut. Der Unfall war sehr heftig und ihr Vater hat zahlreiche innere Verletzungen. Wir haben alles getan was möglich war, aber für uns Ärzten gibt es auch Grenzen. Seien sie auf das Schlimmste gefasst. Ich bringe sie jetzt zu ihm. Wenn sie bitte mitkommen wollen?“ Thomas folgte dem Arzt, zu dem Zimmer seines Vaters. Er musste sich einen Kittel überstreifen und durfte dann zu ihm. Herrmann Bergmann sah sehr blass aus. Ganz anders als sonst. Das strahlende Leben war verschwunden, vor ihm lag ein Sterbender, dass fühlte Thomas. Er setzte sich neben ihn an sein Bett und meinte: „Hallo Vater, was machst du nur für Sachen? Hast du schmerzen?“ Der Vater blickte ihn mit feuchten Augen an und meinte: „Schön dich zu sehen, mein Junge. Gut siehst du aus. Wie geht es dir?“ Thomas antwortete: „Du solltest dir besser um deine Gesundheit sorgen machen, als um meine. Hast du schmerzen? Was haben die Ärzte gesagt?“ Vater Bergmann: „Du kennst doch die Ärzte, reden nur wirres Zeug das kein Mensch versteht. Aber dieses Mal habe ich es verstanden. Mein Junge, mein lieber Junge, ich gebe bald den Löffel ab..“ Weiter kam er nicht, da fiel ihm Thomas ins Wort: „Daran darfst du gar nicht erst denken. Das sind die Medikamente die dich so fertig machen. Du wirst sehen, in ein paar Tagen bist du wieder wohl auf.“ Sein Vater hob die Hand und streckte den Zeigefinger aus und sagte: „Unterbreche mich nicht. Ich weiß sehr wohl wie es um mich steht. Mir bleibt nicht mehr viel Zeit, also verplempere sie nicht mit Phrasen. Ich habe nur eine Bitte an dich. Werde ein besserer Chef als ich und kümmere dich um deine Schwestern. Zeige ihnen den richtigen Weg, ohne sie zu gängeln. Bringe die Firma wieder auf Vordermann. Du hattest damals Recht gehabt, ich hätte auf dich hören sollen. Aber mein verdammter Stolz hat es nicht zugelassen. Bitte verzeihe mir meine Fehler die ich gemacht habe.“ Seine Stimme wurde immer leiser. Dann sagte er zum letzten Mal: „Versprich es mir, bitte.“ Thomas hatte schon Tränen in den Augen und sagte: „Ja Vater, ich verspreche es. Ich hab dich immer geliebt, es gibt nichts, was ich dir verzeihen müsste.“ Ein leises: „Danke mein Junge, aber ich muss nun zu deiner Mutter, ich kann sie doch nicht so lange warten lassen“, war das Letzte was Thomas von ihm hörte. Herrmann Bergmann war soeben verstorben. Sein Gesichtsausdruck war friedlich und hatte ein kleines Lächeln hinterlassen. Thomas verließ nach einer Stunde das Zimmer. Er hatte sich in aller Ruhe von seinem Vater verabschiedet. Als er wieder auf den Flur kam, kamen gerade seine anderen drei Schwestern zur Tür