Monet und der Tod auf der Insel. George Tenner. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: George Tenner
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750279315
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die Nummer des Obermeisters geben. Der weiß möglicherweise, welcher seiner Schützlinge ein solch teures Exemplar im Angebot hat. Ein solch qualitativer Chinchilla-Mantel wird nicht jede Minute verkauft.« Larsson war seitlich hinter Andresen getreten und sah nun wieder die tote Frau. Es war die Aufnahme, die sie in ihrem wundervollen Mantel zeigte.

      Der Mantel nützt dir jetzt nichts mehr!

      »Es stellt sich die Frage, Rolf, wie kommt die Frau an diesen außergewöhnlich schwer zugänglichen Ort?«

      »Vielleicht mit einem Schlitten«, sagte Simons.

      »Der hätte aber fliegen müssen, denn am Fundort gab es keine Spuren«, gab Andresen zu bedenken.

      Larsson schaute Simons an, als warte er darauf, dass der Dienstjüngste von ihnen erzählte, wie es gegangen wäre.

      »Wenn wir die Zeit ihres Todes wissen, können wir feststellen, wann es in den letzten Tagen hier geschneit hat. Vielleicht ist doch eine kleine Schlittenspur einfach zugeweht.«

      Das hat etwas.

      »Aus dir wird in der Kriminalistik noch mal etwas richtig Großes, Karl«, lobte Larsson, um seine vorherige Schroffheit zu mildern. »Du prüfst bitte die Zeiten, in denen ab Weihnachten hier Schnee gefallen ist.«

      Larsson nahm den Hörer von Andresens Telefon auf. »Gib mir bitte eine Verbindung zur Spurensicherung.«

      Andresen drückte die Kurzwahltaste. Aber nach einigen Klingelzeichen meldete sich der Kriminaldauerdienst. Dorthin ging der Ruf zurück, wenn die Räume der Spusi nicht besetzt waren. Die Spurensicherung sei unterwegs, beschied man Larsson.

      Larsson zuckte mit den Schultern. Er nahm sein Handy. Wenige Sekunden später meldete sich Paul Maier. Im Hintergrund hörte Larsson den Motor des alten T4 arbeiten.

      »Wir fahren gerade noch einmal hinaus nach Ahlbeck. Es war gestern einfach schon zu dunkel, um allen Spuren nachzugehen«, sagte Maier.

      »Guten Morgen, Paul. Schaut doch bitte etwas weiter in der Umgebung, ob es irgendwelche ältere Fahrzeug- oder Schlittenspuren gibt.«

      »Schlittenspuren?«

      »Irgendetwas Ungewöhnliches.«

      »Zum Beispiel?«

      »Etwas, womit wir vielleicht gar nicht rechnen.«

      »Da gibt es praktisch nur noch eine Möglichkeit.«

      »So?«

      »Sie ist direkt im Wald umgebracht worden, und wir werden den Hinrichtungsort einfach nicht finden, weil es wegen der Größe des Gebietes unmöglich ist, gezielt danach zu suchen. Ich rufe dich an, Lasse, sobald wir etwas haben.«

      Simons hatte jemanden in der IHK in Rostock erreicht und brachte sein Anliegen vor.

      Larsson hörte mit halbem Ohr hin.

      »Wir müssen den Jagdpächter befragen. Wenn einer etwas gesehen hat, dann der. Und wir sollten beim Forstamt nachhören, ob in dem Waldstück in den letzten Tagen gearbeitet wurde. Um zehn Uhr kommt ein Mann namens Hellmann. Es ist der Veranstalter der Jagd. Den werden wir erst einmal ausquetschen. Vielleicht weiß er etwas, ohne zu ahnen, dass er es weiß.«

      Andresens Telefon klingelte. Er meldete sich und winkte Larsson zu. »Ja, er ist hier, einen Augenblick.«

      So aufgeregt wie Rolf winkt, kann es nur der neue Chef, Polizeioberrat Mälzer, sein.

      »Larsson.«

      »Ich habe einen Bericht des Kriminaldauerdienstes vorliegen. Es hat gestern eine weibliche Leiche im Landesforst nahe Ahlbeck gegeben? Gibt es da schon Erkenntnisse, die wir ans LKA weitermelden können?«

      »Die Spurensicherung ist gerade noch einmal unterwegs zum Fundort. Was wir haben, ist eine junge Frau um die dreißig, keinerlei Papiere. Einziger Hinweis ist ein sehr teurer Mantel. Wir machen erst einmal die Routineuntersuchungen. Vielleicht finden wir sie ja, Herr Polizeioberrat.«

      »Halten Sie mich unbedingt auf dem Laufenden.«

      »Herr Polizeioberrat, wir sind nur zu dritt. Da dauert alles ein wenig länger.«

      »Sie haben recht. Ihre Planstelle ist dafür eigentlich nicht ausgelegt. Vielleicht kann ich Ihnen ja einige Beamte aus Ahlbeck zuordnen. Haben Sie einen Vorschlag?«

      »Kriminalhauptkommissarin Mohaupt aus Anklam hat uns immer verstärkt, wenn es eng wurde.«

      »Ich werde sehen, was sich tun lässt.«

      »Und hier brauche ich dringend jemanden fürs Büro, damit wir die Ermittlungsarbeiten unterwegs erledigen können.«

      »Wie haben Sie das vor meiner Zeit gelöst?«

      »Da hatten wir Unterstützung von der Polizeiobermeisterin Monika Landris von den Polizeikräften im Haus.«

      »Dann machen Sie das eben wieder genauso.«

      »Da gibt es nur eine Schwierigkeit. Die Polizeiobermeisterin Monika Landris heißt jetzt Monika Larsson.«

      »Ich regle das.«

      *

      Pünktlich um zehn Uhr meldete der Beamte der Wache am Eingang, dass Jochen Hellmann den Kriminalhauptkommissar Larsson zu sprechen wünsche. Er habe einen Termin.

      Andresen, der den Anruf entgegengenommen hatte, stand auf und ging, um Hellmann abzuholen.

      »Inzwischen habe ich mit dem Obermeister telefonieren können«, sagte Simons.

      »Und?«

      »Er weiß nicht, ob irgendein Kürschner diese Marke vertreiben würde. Ihm jedenfalls sei nichts bekannt. Aber er gab mir die Adresse des größten deutschen Pelzversandhauses, das sich in Kiel befindet.«

      »Was?« , fragte Larsson erstaunt.

      Simons nickte. »Ich soll’s bei Paustian Pelze, Kiel, Sophienblatt 63 versuchen.« Er nannte zwei Telefonnummern. »Bei meinem Anruf hat man gesagt, ich möge eine E-Mail an info @paustian-pelze.de stellen.«

      Andresen kam mit Hellmann im Schlepp.

      »Wir gehen zu mir rüber«, sagte Larsson. »Wenn du die Anfrage gestellt hast, Karl, ruf bitte beim Landesforstamt Pudagla an, und durchforste anschließend den Polizeicomputer, ob irgendwo nach Weihnachten der Abgang einer jungen Frau gemeldet ist.«

      Sie gingen über den Flur in sein Büro, und Larsson bot Hellmann Platz vor seinem Schreibtisch, Andresen setzte sich links neben seinen Chef.

      »Ich hatte gestern mit einem anderen Mann gesprochen«, stellte Larsson fest.

      »Das ist richtig. Ich hatte zwar die Leiche gefunden, gehörte aber nicht zu der Gruppe, die bei der Leiche stand, als Sie kamen.«

      »Sie waren der Mann mit dem großen grau-braunen Hund, der an der Strecke stand?«

      Hellmann nickte. »Ich habe Ihnen die gewünschte Liste mitgebracht.«

      »Es war ein gemütliches Beisammensein beim Grillen an der Jagdstrecke«, sagte Larsson. »Gibt es eigentlich Gruppenfotos davon? Das wäre doch eine angenehme Erinnerung.«

      »Sicher werden einige Leute fotografiert haben.«

      »Sie auch?«

      »Nein. Meine Frau aber ganz bestimmt.«

      Larsson sah die nummerierte Liste mit den Namen. Es waren 62 Namen, computermäßig erfasst und fein säuberlich aufgeführt. Er sah einige bekannte adlige Namen, die aus Hamburg, Boizenburg, aus der Nähe von Rostock-Laage und der weiteren Republik eigens für diese Jagd angereist waren.

      »Sie ist nicht alphabetisch geordnet, sondern nach dem Eingang der Anmeldung«, sagte Hellmann.

      »Ihre Frau hat fotografiert? Ich hätte gern einen Blick auf die Fotos geworfen.«

      »Das wird kein Problem sein.«

      »Eine