Der Bund der Katzenfrauen. D. Bess Unger. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: D. Bess Unger
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844272857
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kannst jetzt zum Boss gehen. Sei zuvorkommend und sag nichts Dummes«, gab ihm der andere mit auf den Weg.

      Damis spürte einen aufmunternd gemeinten Klaps auf dem Rücken und ging mit butterweichen Knien auf den Wagen zu. Es war ein Chrysler-Voyager mit vergoldetem Kühlergrill und enormen Reifen, deren blank polierte Alufelgen in der Sonne blitzten.

      Als er vor dem Wagen stand, stieg der Chauffeur aus. »Hier, stell dich an die rechte Seitentür«, befahl er Damis und eilte hinüber zu seinen Kollegen, die zigarettenrauchend am Kofferraum des BMW lehnten und herübersahen.

      Mit leichtem Summen glitt die seitliche Schiebetür des Vans zurück. Eine Geruchsmischung von süßlichem Moschus und saurem Schweiß wehte ihn an und Damis hatte Mühe, sich vor Ekel nicht zu übergeben.

      Die hinteren Sitze des Vans waren ausgebaut und hatten für einen gigantischen Ledersack Platz machen müssen, auf dem ein Elefant bequem Platz gefunden hätte. Eine ähnlich monströse Gestalt lag darauf, ein Mann, so ungeheuerlich fett, dass Damis sich unwillkürlich fragte, ob das Ungetüm sich aus der Autotür überhaupt herausquetschen konnte. Er trug einen blauen Seidenkaftan, der bis zu den Füßen herunterfiel, dicke Goldringe zierten die Wurstfinger und unter den vielen Doppelkinnen quetschte sich eine Goldkette, an der ein dicker gefasster Brillant baumelte. Auf dem Kürbiskopf trug er ein Headset. Dünne Kabel führten zu seiner linken Hand, aus der zwischen Daumen und Zeigefinger ein Smartphone hervorlugte und zu einem aufgeklappten Notebook, das in einer Halterung klemmte, die an der Decke des Vans befestigt war. Damis fragte sich, wie er die Tasten mit den dicken Fingern bedienen konnte.

      »Desktop anzeigen«, befahl der Boss in einer hohen, breiig fetten Stimme. Auf dem Display des Notebooks minimierten sich alle geöffneten Fenster und zeigten nur noch ein Hintergrundbild an. ›Aha, mit Sprachsteuerung regelt der Fettwanst das‹, beantwortete Damis sich die Frage selbst und hätte sich am liebsten eine runtergehauen, dass er seine Gedanken nicht auf brisanteres konzentrierte.

      »So, so«, begann der Boss in einem amüsiert klingenden Unterton. »Du hast gemeint, du versteckst dich vor mir paar Jahre im Gefängnis. Jetzt kommst du heraus gekrochen und glaubst, ich hätte deine Schulden bei mir vergessen?«

      »Nein, nein, Boss, ich weiß, was ich dir schulde«, erwiderte Damis unterwürfig. »Meletis Grigoris hatte alles verbockt! Der hatte nur Weiber im Kopf! Mit einem anderen Partner an seiner Stelle wäre das nicht schiefgelaufen.«

      »Grigoris ist mausetot. Du bist jetzt mein Ansprechpartner!«, schrie der Boss wütend und angeekelt sah Damis wie seine Spucke auf das Display des Notebooks spritzte und herunterlief. »Also! Wann zahlst du?«

      Der Abgekanzelte steckte die Hände in die Hosentaschen, zog sie wieder heraus und zeigte die Handflächen vor. »Du siehst, ich habe kein Geld«, sagte er furchtsam, denn die Schweinsäuglein blitzten drohend auf. »Ich komme trotz alledem nicht mit leeren Händen!«, schob er hinterher.

      »Mach's kurz! Was hast du zu bieten?«, fragte der Boss und warf einen kurzen Blick auf das Display des Smartphones. »Die Geschäfte warten nicht!«

      »Gestern, im Mantra Fani in Volos, habe ich ein aufschlussreiches Gespräch belauscht«, begann Damis und schaute nervös auf die linke Hand des Fettkloßes. »Eine Frau und ein Mann unterhielten sich über ein Mädchen, das Gedanken lesen kann! Stell dir das mal vor!«

      Erleichtert sah er, wie die Hand mit dem Smartphone heruntersank und das fahle Kürbisgesicht sich ihm zuwandte. »Willst du mich verkohlen?«, sagte es halb erstaunt, halb verärgert.

      »Nein, nein, Boss«, warf er ein. »Die Frau hat gesagt, dass sie mithilfe des Mädchens schon eine Spielbank gesprengt hat«, log er. »Das ist keine grandiose Leistung, wenn du bei Black Jack oder Poker die Karten deiner Mitspieler kennst. Was für fantastischen Vorteile würden sich daraus für dich ergeben! Stell dir vor, wie leicht man an die Nummern von Bank-Safes herankommen kann, dezent, ohne brutal zu werden, nur im Vorübergehen.« Er geriet in Begeisterung. »Ich sage dir, die Kleine ist nicht mit Gold aufzuwiegen!«

      »Wie heißt sie? Wie alt ist sie? Wo wohnt sie?«, fragte der Boss und gab sich mäßig interessiert, obwohl seine Herzfrequenz durch einen Adrenalin-Ausstoß sich schlagartig erhöht hatte.

      »Ja, das ist das Problem«, sagte Damis gedehnt. »Die Beiden nannten nur ihren Vornamen. Wie war der noch gleich ...?« Von Angst ergriffen sah er, wie sich die Hand mit dem Smartphone wieder hob.

      »Nein warte, grade fällt es mir ein«, brach es aus ihm heraus, »Lena heißt sie, muss um die achtzehn Jahre sein.« Hastig schob er »Und ich weiß, wo sie sich zurzeit aufhält!« hinterher. »Sie macht mit ihren Eltern Urlaub in Südafrika. Ich weiß wo. Ich finde sie für dich und du kannst sie haben.«

      Damis bemerkte nicht, dass dem Boss vor freudigem Erstaunen um Haaresbreite das Smartphone aus der Hand gefallen wäre. Zu sehr war er damit beschäftigt, seinen Gesichtszügen den Anflug von leichter Ratlosigkeit zu geben, was jetzt zu tun sei. Den Namen Lena Papaluka, wohnhaft in Volos, gegenwärtiger Aufenthaltsort Delfin-Küste, KwaZulu-Natal, Südafrika würde er ums Verrecken nicht erwähnen, zu leicht könnte er abserviert werden.

      »Ich muss verrückt sein, einen derartigen Blödsinn zu glauben! Just du, der mich wiederholt enttäuscht hat, willst mir einen solchen Bären aufbinden«, sagte der Boss gönnerhaft. »Na schön, suche sie für mich! Mein Fahrer gibt dir eine Adresse in Saloniki, dort meldest du dich heute Abend. Kapiert?«

      Erleichtert nickte Damis. ›Mann, geil, der Dickwanst hat das geschluckt, Glück muss der Mensch haben. Und das nach der Scheiße, in der ich drei Jahre gesteckt habe!‹

      »Du bekommst Geld, ein Handy und einen bulgarischen Pass. Du fährst nach Sofia, von dort fliegst du nach Johannesburg. Am Airport werden dich drei meiner Leute erwarten. Sie sollen dir bei der Suche helfen.«

      Er blickte Damis an und merkte an seinem Gesichtsausdruck, dass sich die Angst vor seiner Person verloren hatte. »Ich warne dich, mein Lieber! Wenn du mich reinlegen willst, werden meine Freunde kurzen Prozess mit dir machen! Geht das in deinen Schädel hinein?«

      Damis nickte eifrig, er schwebte bereits auf Wolke Sieben. ›Wie schafft es der Fettwanst aufs Klo zu gehen?‹, überlegte er und versuchte seinen Gesichtszügen eine Spur von Unterwürfigkeit zu geben.

      »Und das Wichtigste! Hör jetzt genau zu und verpatze es nicht! Du bist nur der Spürhund, nicht mehr und nicht weniger! Deine Aufgabe besteht nur darin, mir mitzuteilen, an welchem Tag um wie viel Uhr das Mädchen auf welchem Flughafen mit welcher Maschine aus Afrika zurückzukehren beabsichtigt. Klar?«

      ›Ich glaube, der kommt nicht aus dem Auto heraus‹, dachte Damis. ›der erledigt alles da drinnen!‹ Er nickte eifrig.

      »Du hast genau vier Wochen Zeit!«, bellte der Boss aus dem Auto heraus, was sich wegen seiner hohen Stimme komisch anhörte. »Meldest du dich bis dahin nicht, treiben meine afrikanischen Geschäftspartner deine Schulden auf dem üblichen Weg ein! Sieh dich also vor, Freundchen!«

      »Du kannst dich auf mich verlassen, Boss«, sagte Damis und versuchte einen geknickten Eindruck zu machen.

      »Glaub ja nicht, dass du dich in Südafrika vor mir verstecken kannst!«, drohte ihm der Boss. »Du zappelst dort wie ein Fisch an meiner Angel! Jetzt verschwinde und mach dich an die Arbeit!« In der Erregung hatte er erneut das Display des Notebooks vollgespritzt. Er bemerkte es, wischte mit einem Lappen darüber und geriet bei der für ihn anstrengenden körperlichen Betätigung so außer Atem, dass sein Ärger abflaute.

      »Wenn du das ordentlich erledigst, darfst du, wenn du zurückkommst, mein Chauffeur werden«, fuhr er jetzt in einem freundschaftlichen Ton fort. »Ich brauche einen gutaussehenden und gutgekleideten Fahrer. Keinen Trampel wie den da drüben!« Er deutete zu dem BMW hin. »Meine Geschäftspartner legen auf korrektes Auftreten viel Wert! Na, was hältst du von dem Angebot?«

      »Boss, das wäre in jeder Hinsicht eine Ehre für mich« stammelte Damis scheinbar erfreut und verbeugte sich devot, da er nicht wusste, ob seine Gesichtszüge nicht zu verräterisch waren. »Tür schließen!«, hörte er und mit einem leichten Summen zog ein