Lösung. Elisa Scheer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Elisa Scheer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783737562805
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Ich meine, so was sieht man ja sonst nur im Film, nicht... da haben wir dann schon gestaunt.“ Sobald er die Klippe umschifft hatte, sprach er schneller, als sei er erleichtert. „Analverkehr?“, fragte Spengler, und Joe staunte, wie geschäftsmäßig, beinahe gelangweilt seine Stimme dabei klang.

      „Äh – also, ja. Kann man so sagen, ja.“ Pfeifer wischte sich über die Stirn.

      „Und das hat er so herumgetratscht.“ Spengler stellte das einfach fest.

      „Na, warum auch nicht? Ich meine, er hat ganz gerne mal ein bisschen erzählt, wie gut er es mit den Mädels konnte. Er war ja auch ein toll aussehender Kerl.“ Naja, besser als ihr drei Jammergestalten allemal, dachte sich Joe. Hühnerbrust, Halbglatze, Bierbauch. Instinktiv fuhr sich durch sein volles dunkelblondes Haar und spannte kurz seine wohltrainierten Bauchmuskeln an.

      „Außerdem waren wir seine Freunde“, mischte sich Löbl ein. „Wem hätte er es denn sonst erzählen sollen? Seiner Alten vielleicht?“

      „Vielleicht hatte er sogar noch eine dritte Tussi“, überlegte Regensburger.

      „Was?“, fragten Spengler, Löbl und Pfeifer zugleich und starrten ihn an. Pfeifer, der am blödesten geglotzt hatte, fasste sich auch als erster: „Du meinst den Anruf vorhin? Stimmt. Das war sicher seine Neueste.“

      „Was hat sie denn gesagt?“, fragte Spengler und versuchte, nicht allzu neugierig zu klingen. „Gar nix. War ´ne SMS. Schauen Sie doch auf sein Handy! Wir haben noch geblödelt, weil wir erst dachten, er kriegt eine SMS und geht sofort aufs Klo, als ob er nicht von selbst merkt, dass das Bier wieder raus will.“

      „Joe, haben wir sein Handy?“

      Joe sah auf. „Soll ich fragen gehen?“

      „Ich bitte darum. Und bestellen Sie noch drei Bier, ja?“

      „Sie sind richtig!“, lobte Pfeifer. „Für´n Bullen, meine ich.“

      Joe eilte in den Hof und orderte unterwegs drei Helle. Die Spurensicherung war noch zugange, und ein Beamter überreichte ihm eine Plastiktüte: „Die Geldbörse des Toten und seine Uhr. Und ein Kamm.“

      „Kein Handy?“

      „Nö. Kein Handy, kein Ehering.“

      Joe hastete zurück. Spengler sah auf und registrierte stirnrunzelnd Joes bedauerndes Kopfschütteln. Die drei Freunde des Opfers bekamen gerade ihr frisches Bier und waren abgelenkt, so konnte Joe seinem Chef kurz die Tüte mit den übrigen Habseligkeiten zeigen. Spengler wandte sich wieder den dreien zu, die alle drei ein frischer Schaumschnurrbart zierte. Unisono hoben sie die Gläser. „Prost – und danke!“

      „Der Achim wollte ja eine Runde schmeißen, wenn er wiederkommt“, sinnierte Löbl. „Schöne Scheiße.“

       Freitag, 15.04.2005: 20:00

      „Ich werde hier noch zur Frustesserin“, verkündete Bille und machte ihrem üppigen Geflügelsandwich den Garaus. „Wem sagst du das“, seufzte Laura. „Alles grau in grau. Und jetzt löst sich auch noch mein Fahrrad auf!“

      „Wenigstens hast du nicht immerzu das Gefühl, einen gigantischen Fehler gemacht zu haben“, beharrte Bille darauf, die weitaus Ärmere zu sein.

      „Was? Wo ich mich täglich frage, ob das nicht der größte Blödsinn war, einfach so Knall auf Fall auszuziehen?“

      „Bei dir geht´s doch bloß um eine Wohnung, du findest bestimmt wieder was Schöneres. Aber ich bin für den Rest meines Lebens an diesen Idioten gefesselt!“ Es geht absolut nicht bloß um eine Wohnung, ärgerte sich Laura, aber bevor sie das erklären konnte, musste erst einmal Bille Dampf ablassen dürfen. Also fragte sie gehorsam: „Was hat er denn gemacht?“

      „Frag nicht“, seufzte Bille, aber das war rein rhetorisch. „Er macht eben gar nichts! Er liest beim Frühstück Zeitung, geht zur Arbeit, kommt heim, isst kommentarlos, was ich ihm vorsetze, und verschwindet in den Keller. Irgendwann geht er schlafen – zu was anderem kommt er auch nicht mehr ins Bett – und am nächsten Morgen geht das Ganze von vorne los.“

      „Wie lange seid ihr jetzt verheiratet?“

      „Zwei Jahre. Das Haus haben wir jetzt seit zehn Monaten, und es ist fertig eingerichtet. Er muss nichts basteln! Tut er eigentlich auch nicht“, fügte sie nach kurzem Überlegen hinzu, „jedenfalls sehe ich keine Ergebnisse. Vielleicht guckt er da unten bloß Fußball, da steht noch ein alter Fernseher. Aber verdammt, Laura, er führt sich auf, als wären wir schon dreißig Jahre verheiratet! Grade, dass er mich nicht Mutti nennt!“

      „Und wann redet er noch mit dir?“

      „Wenn der Service nicht stimmt“, antwortete Bille bitter. „Wenn kein gebügeltes weißes Hemd mehr da ist oder ich was koche, was er nicht mag. Er kümmert sich ja um nichts, er hat mal gesagt, er hat nicht geheiratet, um weiter Dosenravioli zu essen.“

      „Stell ihm ein paar Dosen Ravioli hin und fahr ein paar Tage weg“, schlug Laura vor.

      Bille knurrte. „Wie denn? Erstens krieg ich im Moment keinen Urlaub, bis die Präsentation durch ist, und zweitens fällt ihm dann auch bloß wieder auf, dass der Service hakt. Er soll mich vermissen, nicht bloß sein Futter! Da hätte ich mir auch eine Katze kaufen können, die würde nach dem Fressen wenigstens schnurren.“

      „Hm.“ Laura nahm einen großen Schluck Bier. „Hast du ihm das mal gesagt? Ich meine, dass du unzufrieden bist?“

      „Klar. Er hat überhaupt nicht verstanden, was ich wollte – ich hätte doch alles!“

      „Was hast du denn?“

      „Hab ich auch gefragt. Sagt er doch glatt, das Haus! Als ob ich das Riesending gewollt hätte! Er hat wegen Altersvorsorge rumgepanikt, und ich putze mich darin tot! Meinetwegen hätten wir´s ruhig eine Nummer kleiner nehmen können. Ich habe einen Haufen Arbeit neben meiner Arbeit und in meiner Freizeit nur Langeweile. Sagt er, ich muss ja nicht arbeiten. Sag ich, dann langweile ich mich ja endgültig zu Tode, den ganzen Tag in der Hütte und vierundzwanzig Stunden lang redet keiner mit mir. Sagt er doch glatt, ich soll nicht so übertreiben – acht Stunden davon würde ich doch eh schlafen.“

      „Wie wär´s mit einem Liebhaber?“

      „Hab ich auch schon überlegt. Aber so was mag ich nicht – Fremdgehen ist irgendwie doch immer mies. Meinetwegen, wenn einen der Blitz trifft, aber so kaltblütig losgehen und sich was zum Vögeln suchen – das kann ich nicht. Wahrscheinlich sollte ich an der Volkshochschule so einen Hausfrauenkurs machen und Leidensgenossinnen kennen lernen.“

      „Blumenstecken? Oder Spanisch für den Urlaub?“

      „Urlaub?“, jaulte Bille. „Welchen Urlaub? Aber Bille, wir haben doch den Garten, wozu dann noch wegfahren?

      „Und den Garten musst du pflegen.“

      „Klar. Und ihm ab und zu ein frisches Bier bringen. Und sobald ich das Wort an ihn richte, verzieht er sich wieder in den Keller, angeblich, weil es ihm zu heiß ist. Und jetzt im Winter war das Schneeschaufeln natürlich auch mein Job. Einmal war er ehrlich sauer, weil ich zwar den Fußweg und den Weg zum Gartentor geräumt hatte, aber nicht extra einen Weg für ihn zur Fahrertür. Ich glaube, ich frage ihn mal, wozu er mich eigentlich geheiratet hat.“

      „Täte ich auch. Aber ich kann´s mir denken. Für den guten Service und weil man in seiner Position ab einem gewissen Alter eben verheiratet sein muss. Sonst hat der Chef Angst, dass sein neuer Assistant Manager Gott behüte schwul ist oder in einem ungebügelten Hemd auftaucht. Solche alten Säcke halten Frauen doch immer noch für Dienstboten.“

      „Junge Säcke schon auch noch. Chris ist schließlich kein bisschen besser. Ich glaube, ich lass mich scheiden.“

      „Überstürze nichts. Droh ihm doch erstmal damit!“

      „Wenn er das überhaupt als Drohung