Alte Seelen I: Die Macht der Erinnerung. Eva Eichert. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Eva Eichert
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847658207
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wandte sich ebenfalls um, als William ihn am Arm packte.

      „Was ist?“, wollte Charles erstaunt wissen.

      William deutete mit einem Kopfnicken zur Scheibe. „Sei vorsichtig, wenn du da drin bist.“

      Charles schüttelte verständnislos den Kopf. „Alles in Ordnung mit dir?“

      „Ich sage dir, der Kerl ist nicht normal. Er hat mich die ganze Zeit beobachtet.“ Williams Stimme wurde immer eindringlicher.

      „Du weißt doch, dass …“

      „Dass er mich eigentlich nicht durch den Spiegel sehen kann“, beendete William Charles angefangenen Satz und nickte. „Aber er hat mich gesehen!“

      „Vielleicht gehört er zu ihnen“, überlegte Charles. „Ich informiere den Doktor.“ Mit diesen Worten ließ er den verunsicherten William zurück und folgte Dr. Clark ins Labor.

      „Sie dachten also, es wäre eine nette Idee, uns einmal zu besuchen“, eröffnete Dr. Clark höflich die Befragung des Eindringlings. Er stand mit dem Rücken zu ihm an einem der Schränke und zog eine Spritze mit Natriumpentothal auf.

      Der Einbrecher begann zu kichern. „Besuchen. Das ist gut.“

      Dr. Clark drehte sich mit der Spritze in der Hand um und musterte das Gesicht seines Gefangenen. „Sind Sie sich eigentlich bewusst, in welcher Lage Sie sich hier befinden?“

      Der Einbrecher verzog grüblerisch das Gesicht. „Prostata-Untersuchung?“

      Mit lautem Zischen öffnete sich die Tür und Charles trat ein.

      „Mr. Farren“, wandte sich Dr. Clark zu ihm um. „Schön dass Sie auch endlich zu uns stoßen. Würden Sie unserem Gast bitte den linken Arm abbinden?“

      „Entschuldigung. William hatte noch etwas dem Überwachungsbericht zuzufügen. Es könnte sein, dass er zu Bernsteins Leuten gehört.“ Charles machte sich daran, der Anweisung zu folgen. Achtlos schnitt er den Stoff des linken Ärmels mit seinem Messer an und riss ihn herunter.

      Dr. Clark warf einen kurzen Blick auf den durchtrainierten Oberarm und nickte zufrieden. „Bernstein also. Nun, wenn es so sein sollte, hat er uns ein hervorragendes Objekt geliefert.“

      Der Gefangene ließ sich widerstandslos die Spritze verabreichen und lehnte genießerisch den Kopf zurück, als das Wahrheitsserum nach kurzer Zeit seine Wirkung zeigte.

      Dr. Clark setzte sich auf den Bürostuhl am Computer, schaltete ihn an und drehte sich wieder zu seinem Gefangenen um. „Wie fühlen Sie sich?“

      „Tooooll“, erwiderte dieser. „Gibt’s die auch zum Mitnehmen?“

      „Nein“, antwortete Dr. Clark sachlich. „Fangen wir mit ein paar ganz einfachen Fragen an: Wie heißen Sie?“

      „Toadwart“, sagte der Gefangene, „Sie können mich aber auch Toadie nennen.“

      „Für wen arbeiten Sie?“

      „Herzog Igzorn“, kicherte er.

      Die Faust von Charles traf ihn mit voller Wucht am Unterkiefer. „Verarsch uns nicht!“, herrschte er den Einbrecher an.

      „Wie lautet Ihr Name?“, fragte Dr. Clark erneut.

      Der Gefangene grinste Charles mit blutverschmierten Zähnen herausfordernd an. „Yakko“, antwortete er und bekam prompt einen Schlag gegen die unteren Rippenbögen. „Wenn ihr nicht lieb zu mir seid, kommen meine Geschwister und stellen hier alles auf den Kopf“, fügte der Einbrecher röchelnd hinzu.

      Dr. Clark seufzte. „Yakko? Der von den Animaniacs? Sie sehen wohl gern Cartoons, Mister …?“

      „Tänzer“, vervollständigte der Gefangene lächelnd. „Angenehm.“

      Dr. Clark nickte zufrieden. „Wenn wir schon so gemütlich zusammen sitzen: Sollen wir uns nicht duzen?“

      „Aber nicht doch“, entgegnete Mr. Tänzer. „Sie wollen doch nicht, dass Ihr Schoßhündchen hier eifersüchtig wird.“

      „Wollen Sie mir dann vielleicht verraten, was Sie in meinem Büro zu suchen hatten?“

      Der Gefangene ließ den Kopf zur Seite kippen, um den Wissenschaftler direkt anzusehen. „Informationen.“

      „Was für Informationen?“

      „Über die Versuchstiere. Ich bin Tierschützer.“

      Dr. Clark zog die Stirn in Falten. „Tierschützer? Sie sind Tierschützer?“

      Der Gefangene nickte. „Ich wollte die armen Affen befreien.“

      „So“, Dr. Clark wechselte mit Charles zweifelnde Blicke. „Affen? Sie glauben, dass es hier Affen gibt?“

      Der Gefangene nickte eifrig. „Oh ja, jede Menge“, er drehte den Kopf wieder, um Charles in die Augen zu sehen. „Aber wie ich festgestellt habe, werdet ihr alle artgerecht gehalten.“

      Der Wissenschaftler stand auf und zog eine weitere Spritze auf.

      „Na endlich“, murmelte Mr. Tänzer erleichtert. „Mir gehen so langsam die Sprüche aus.“

      Dr. Clark versenkte die Nadel in seiner Vene. „Genießen Sie es“, sagte er mit kaltem Lächeln, während das Wahrheitsserum in die Blutbahn gedrückt wurde und der Gefangene in einem langgezogenem Stöhnen erschlaffte und seine Augen schloss.

      „Zu viel?“, wollte Charles wissen.

      „Der kommt gleich wieder zu sich“, erklärte Dr. Clark, drehte sich mit dem Stuhl um und hielt einen Moment inne. Irgendwie fühlte er sich beobachtet. Bevor er sein Passwort eingab warf er noch einmal einen prüfenden Blick über die Schulter. Doch sein Gefangener schlummerte friedlich lächelnd im Land der Träume.

      „Stimmt etwas nicht?“, wollte Charles wissen.

      Dr. Clark zuckte mit den Schultern. „Ich schicke später einen der Hunde her. Anscheinend spaziert einer unserer Probanden hier ungesichert herum.“

      Er wandte sich wieder dem Computer zu, loggte sich ein und schrieb einen kurzen Bericht über die bisherige Befragung, bis ihm ein leises Stöhnen verriet, dass der Gefangene wieder zu sich kam.

      „Wer hat Sie geschickt?“, fragte er, ohne sich dabei umzudrehen.

      „Kilian“, antwortete der Einbrecher, wie in Trance.

      „Na also. Und hat dieser Kilian auch einen Nachnamen?“

      „Öhm … nein … das heißt … manchmal.“

      Dr. Clark warf einen Blick über die Schulter. „Wie nennen Sie ihn denn?“

      „Boss.“

      „Was sollten Sie hier für ihn machen?“

      „Heiraten.“

      Dr. Clark drehte sich wieder auf dem Stuhl um.

      Der Gefangene grinste ihn diabolisch an. „Sind Sie noch zu haben?“

      Dr. Clark schaltete den Computer aus und nickte Charles zu. „Er gehört Ihnen. Wenn er so nicht redet … sein Astralleib wird es mit Sicherheit tun. Legen Sie mir den Bericht auf meinen Schreibtisch.“

      Der Sicherheitschef nickte und bereitete ein Tablett mit verschiedensten Messern, Zangen, Klemmen und zwei großen Schwämmen vor. Holte eine Autobatterie und zwei Kabel aus einem der Schränke und schloss sie an, während Dr. Clark das Labor verließ.

      „Jetzt unterhalten wir uns.“ Charles griff nach einer der Metallklemmen und stellte sich neben Mr. Tänzer, der auf die kleine Digitaluhr neben dem Monitor schaute. „Oh, es ist spät“, stellte er scheinbar erschrocken fest.

      Auf dem Infrarotbild im Überwachungsraum