Mit allerletzter Kraft versuche ich mich dagegen zu wehren, dass man mir die Wunden abdrückt und bitte erneut, doch diesmal sehr viel leiser „Das hat doch alles keinen Sinn! Bitte lasst mich sterben, ich bin am Ende meiner Kraft! Ich kann nicht mehr!“
„Schwester Megan holen Sie mir eine Beruhigungsspritze mit zehn Milligramm Diazepam! Schnell!
Und Tupfer und zwei neue Injektionsnadeln.“ ruft Dr. Spector laut.
In diesem Moment sehe ich aus den Augenwinkeln wie Lázló mit entsetztem Gesichtsausdruck unter der Tür steht und auf die völlig aufgelöste Saundra zustürzt, um sie vom Boden hoch in seine Arme zu ziehen.
„Um Gottes Willen, was ist denn hier los? Matt?“ fragt er fordernd und aufgeregt, doch ich schüttle nur schwach mit dem Kopf.
Dr. Spector versucht verzweifelt allein meine beiden Wunden abzudrücken, wogegen ich mich so heftig wehre wie es meiner Verfassung nach gerade eben geht.
Immer kraftloser werdend verschmiere ich dabei die Bettdecke allerdings noch mehr mit meinem krebskranken Blut.
„Mr. Bolder!“ ruft Dr. Spector laut und schüttelt mich an den Schultern.
„Verdammt! Sie hatten mir versprochen um Ihr Leben zu kämpfen! Jetzt tun Sie das auch!
Ich weiß, dass es sehr hart für Sie ist, aber seit ein paar Tagen spricht die Therapie endlich an und ihre Blutwerte bessern sich langsam.
Sie können doch jetzt verdammt noch mal nicht aufgeben!“ wirft er mir lautstark vor.
Lázló führt die weinende und sich heftig wehrende Saundra wortlos nach draußen und Schwester Megan, die im selben Augenblick zurückkommt, reicht Dr. Spector eine Spritze die er mir ohne Vorwarnung in den Oberarm rammt.
Beide bemühen sich nun die Blutungen an meinen Armen mit Tupfern zu stoppen, allerdings ohne weitere Gegenwehr von mir, weil ich einfach keine Kraft mehr habe und wohl auch die Spritze ihr Übriges dazu beiträgt.
Schwester Megan zieht mir das Sweatshirt und das T-Shirt über den Kopf, welches Saundra unterdessen bei Boyd’s gekauft hat.
Sie hält mich weiter fest, obwohl das schon lange nicht mehr nötig wäre, weil ich alles nur noch wie durch einen Nebelschleier hindurch wahrnehme.
Fast schmerzhaft spüre ich jedoch den Schüttelfrost, der mich durch die plötzliche Kälte erfasst und sie versucht mich teilweise mit der Decke etwas warm zu halten.
Bis ich mich jedoch versehe hat mir Dr. Spector zwei neue Zugänge gelegt. Den einen in der Armbeuge des linken Armes, wo er die künstliche Ernährung anschließt und den anderen in der Nähe des rechten Schlüsselbeins, wo er die Chemie-Scheiße anstöpselt welche mich so sehr peinigt, dass ich manchmal sogar lieber sterben möchte.
Shit!
Nun habe ich mich so sehr abgekämpft und es hat mich keinen Schritt weiter gebracht! Nur dass diese unendlich quälende Übelkeit wiederkehrt und ich kaum noch Kraft finde die Galle nach oben zu würgen.
Danach muss ich wohl doch eingeschlafen sein, denn als ich das nächste Mal erwache ist die Chemie-Infusion weg.
Ich habe ein Krankenhaushemd an und die Bettdecke ist neu bezogen.
Saundra und Lázló sitzen mit besorgtem Blick an meinem Bett und jeder von ihnen hält eine meiner Hände fest gedrückt in den ihren.
„Matt! Darling!“ flüstert Saundra verweint und verständnislos fragend als sie merkt, dass ich wach bin und zieht meine Hand an ihre Lippen.
„Ich liebe dich doch! Was hast du dir nur dabei gedacht?“
Plötzlich spüre ich nasse Tropfen auf meiner Hand und ich seufze kurz auf, doch meine Stimme will mir nicht gehorchen.
Noch einmal atme ich tief durch und versuche zu husten, doch mein Rachen ist ganz wund von dem ständigen Erbrechen und ich kann nur heißer flüstern.
„Es tut mir leid, Saundra! Das war eine Kurzschlusshandlung von mir, aber ich war so fertig!
Ich kann einfach nicht mehr Saundra!
Ich bin am Ende meiner Kraft und es hilft ja doch alles nichts!“ flüstere ich mutlos und schließe die Augen.
Erneut atme ich tief durch, wie nach einem Marathonlauf, so sehr haben mich diese paar Worte angestrengt.
„Nicht doch Matt!“ mischt sich Lázló besorgt ein, während Saundra leise in meine Hand weint.
„Dr. Spector sagt, dass die Chemotherapie endlich anschlägt. Sie müssen nur noch ein wenig Geduld haben und durchhalten, dann kann er die Dosis eventuell verringern oder Tage mit Pausen einlegen.
Dann geht es Ihnen bestimmt bald wieder besser und wer weiß … vielleicht findet sich bis dahin ja doch noch ein Spender. Möglicherweise sogar unter Ihrer deutschen Verwandtschaft nachdem Sie auf alles verzichtet haben.“
„Hmm!“ versuche ich so sarkastisch wie möglich zu klingen.
„Wenn sich in meiner engeren amerikanischen Verwandtschaft schon kein Spender gefunden hat, wie soll sich dann ausgerechnet dort einer finden?
Ich glaube nicht mehr daran Lázló. Ich glaube an gar nichts mehr! Ich kann einfach nicht mehr! Ich bin am Ende und ich werde bestimmt an dieser verdammten Leukämie sterben!" presse ich mit letzter Kraft aus mir heraus.
Erneut weint Saundra auf und schluchzt verzweifelt neben mir.
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