I Ging. Andrea Seidl. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Andrea Seidl
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783844263381
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bei niemandem anbiedern, im Gegenteil: gerade indem du deine persönliche Eigenart lebst, ziehst du die Menschen an, die zu dir gehören.

      Tiefendynamik

      Zuweilen vermissen wir im Leben schmerzlich das Gefühl von Verbundenheit. Dann suchen wir unser Heil im Anschluss an andere Menschen, die uns letztlich die unzureichende Verbindung mit uns selbst ersetzen sollen. Fehlt aber die gemeinsame spirituelle Basis bleibt alle Zugehörigkeit und Einigkeit substanzloser Schein. Die Identifikation mit einer sozialen Gruppe kann unserem Seelenheil sogar schaden, weil sie oft darauf hinausläuft, dass wir uns in ein Netz dogmatischer Überzeugungen verstricken („das weiß man doch!“, „So ist die Welt“). Solche Vorannahmen sorgen dafür, dass wir bekommen, was wir erwarten, auch wenn es uns gar nicht schmeckt. Jetzt geht uns ein Licht auf, wie leicht wir uns befreien können, wenn wir nur den Blick nach innen statt nach außen richten.

      Wandellinie 6

08.tif

      Er findet zum Zusammenhalten kein Haupt.

      Unheil.

      Soziale Bindungsunfähigkeit

      Hier sucht jemand Anschluss, weiß aber nicht, wie er es anfangen soll. Durch sein zögerliches und unklares Verhalten manövriert er sich auf den Platz des Außenseiters, der nirgends dazugehört. Doch wenn wir immer wieder davor zurückschrecken, uns zu einzulassen, weil wir echte Hingabe und Selbstverpflichtung scheuen, wird es uns später leid tun. Wer sich weder an andere binden kann noch in sich selbst Halt findet, verliert seinen Weg.

      Für eine menschliche Gemeinschaft bedeutet das, dass echter Zusammenhalt und eine vertrauensvolle Atmosphäre niemals entstehen werden, solange es kein einigendes Haupt gibt. Dann muss die gemeinsame Arbeit steril und ineffektiv bleiben. An dieser Stelle fehlt offenbar die inspirierende Vision, die unseren Plänen einen größeren Verwirklichungsrahmen bieten könnte.

       Solange du nicht mit dir selbst im Reinen bist, kannst du keine fruchtbaren Beziehungen eingehen und schon gar nicht andere führen. Du musst dir endlich über dein Ziel klar werden, sonst verpasst du den rechten Moment. Freilich geht so etwas nicht mit Gewalt und einem verkrampften Willen. Solange du keine eindeutige Unterstützung bekommst und dein Anliegen so vage ist, solltest du lieber auf dein Projekt verzichten.

      Tiefendynamik

      Wirklicher Zusammenhalt entsteht auf der Basis einer intuitiven Einstimmung. Wenn allerdings unsere innere Wahrnehmung blockiert und unvollständig ist, verlieren wir auch den Kontakt zu unserem Gespür und können dann nicht mehr abschätzen, was zu uns passt und was nicht. Diese Entwicklung ist nicht erstaunlich, denn wir haben ja von klein auf gehört, nur die Wahrnehmungen der äußeren Sinne zählten, während Gefühle und Empfindungen irrelevant seien. Da wir Menschen dermaßen stolz auf unseren Verstand sind, fallen wir immer wieder aus der fühlenden Verbundenheit mit dem Ganzen heraus. Wir nähern uns der Welt nur noch über das Denken und stülpen den Dingen unsere Vorurteile über. Was wir dann als Wirklichkeit erfahren, ist nichts als das Ergebnis unserer Projektionen - die uns furchtbar einsam machen.

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      Des Kleinen Zähmungskraft

      Differenzieren

      Schlüsselbegriffe

      Langsamkeit / Zurückhaltung / Verzögerung / vertagen / Detailarbeit / etwas herausarbeiten / Änderung im Kleinen / verfeinern / taktieren / feilen / kultivieren / Wissens- und Erfahrungsverdichtung / Kompromiss / Arrangement / Selbstzweifel / Frustration / Beschränkung / sich absichern / Unpässlichkeiten / Schwachpunkt / Tabu / Sabotage / Sand im Getriebe …

      In dieser Zeit verhindern kleine, aber hartnäckige Hindernisse unseren Erfolg, so dass wir nur in winzigen Schritten vorwärts kommen. Doch auch wenn uns diese Verzögerung gar nicht schmeckt, ist sie von Bedeutung, denn im Zeitlupentempo wird manches sichtbar, was ansonsten verborgen bliebe. Wir müssen uns nun auf die nötige Kleinarbeit einlassen, um immer mehr dazuzulernen und unser Wissen zu verdichten. Erzwingen lässt sich in diesem Prozess gar nichts, und der entscheidende Durchbruch wird vorerst noch auf sich warten lassen. Angesichts der gegebenen Umstände kommen wir am besten klar, wenn wir bei aller Zielorientierung äußerlich anpassungsfähig bleiben.

      Naturbild

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      Der Wind fährt über den Himmel hin:

      Das Bild der Zähmungskraft des Kleinen.

      So verfeinert der Edle die äußere Form seines Wesens.

      Am Himmel ballen sich Regenwolken, die dem Land Feuchtigkeit und Fruchtbarkeit versprechen. Diese Wolken werden vom Wind so zusammengetrieben, dass sie sich verdichten und imposante Formen annehmen, es reicht aber noch nicht, dass sie sich tatsächlich abregnen – und damit konkrete Wirkungen hervorbringen würden. So treiben Wind und Wolken ihr Spiel, ohne dass wir irgendeinen Einfluss darauf hätten.

      Dieses Bild zeigt, wie vorübergehend das Schwache das Starke bändigen kann. Dieser Zähmungsprozess gelingt allerdings nur, wenn er so geschmeidig und einfühlsam ist wie der Wind. Der Wind schafft es ja durch seine sanfte Beständigkeit, das wilde Ungestüm des Himmels zu mäßigen, sodass es sich in Zukunft auf kultiviertere und gefälligere Weise äußern kann.

      Was uns jetzt am Herzen liegt, untersteht genau wie der Zeitpunkt, wo es endlich regnet, dem Fluss der Zeit, über den wir keine Macht haben. Da uns eine durchschlagende Wirkung nach außen noch verwehrt ist, können wir nicht mehr tun, als uns zu arrangieren und im Kleinen unseren Ausdruck und unsere Fähigkeiten immer weiter zu verfeinern.

      Das Wesentliche herauskristallisieren

      Des Kleinen Zähmungskraft hat Gelingen.

      Dichte Wolken, kein Regen von unserem westlichen Gebiet.

      In diesem Abschnitt unseres Lebens schauen wir erwartungsvoll zum Himmel, wo sich Zeichen ankündigen: Der erhoffte Regen liegt schon in der Luft und lässt doch noch auf sich warten. Wir spüren wie sich in uns eine starke schöpferische Energie regt, aber die Zeit zum Durchgreifen, die Zeit für wesentliche Schritte ist noch nicht reif. Deshalb dürfen wir vorerst nicht mit sichtbaren und spürbaren Ergebnissen rechnen. Es hat zwar den Anschein, dass gar nicht viel fehlt, dass die Widerstände nur gering sind - doch das ist ein Irrtum: Unser Vorwärtsdrang wird subtil aber effektiv ausgebremst.

      Trotz all unserer Entschlossenheit und unserer hohen Ideale gibt es noch eine sensible Schwachstelle, die verhindert, dass wir unser Ziel erreichen – das mögen innere Unstimmigkeiten sein oder auch Differenzen mit der Außenwelt. Die mahnende und zugleich zweifelnde Stimme unseres Herzens wird von allzu zu vielen Seiten beeinflusst. Vor allem unsere eigenen Wertvorstellungen blockieren unser Potenzial: Sie schaffen „Wolken des Zweifels“, die unsere Glaubwürdigkeit vor uns und anderen verdüstern.

      Die Gesamtkonstellation ist also labil, was für uns heißt, dass wir in Wort und Tat besonders behutsam, aber auch gelassen sein sollten. Grundsätzlich ist die Lage gar nicht ungünstig, es besteht durchaus Aussicht auf Erfolg. Doch bislang können wir nur Vorarbeiten leisten, um im kleinen Rahmen mit viel Fingerspitzengefühl die Dinge zurechtzuschleifen. Angesichts der Beharrlichkeit der aktuellen Widerstände sind gewaltsame Einmischungen rundum kontraproduktiv. Hier kann und darf man nichts übers Knie brechen. Doch wenn die vorliegende Problematik durch einfühlsame und kontinuierliche Modifikationen allmählich behoben wird, dann wird auch unser jetzt noch verschleiertes Potenzial überzeugend zur Geltung kommen. Damit haben wir den Auftrag, solange geduldig an Veränderungen „herumzubasteln“, bis die Form mit dem Inhalt (mit unserem Wesenskern) völlig