Das Regenbogentor. Ron. F. Landis. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ron. F. Landis
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783745005783
Скачать книгу
und zornig. „Ich will jetzt durch dieses Tor gehen. Lasst mich einfach passieren!“

      „Lasst mich einfach passieren“, sangen die drei Schönheiten im Chor, um sogleich wieder in Gelächter auszubrechen.

      Altab ging einige Schritte vorwärts. Aber er kam nicht weiter. Eine unsichtbare Wand baute sich vor ihm auf, die er nicht überwinden konnte.

      „Verflucht!“

      Seine Mission war gescheitert. Altab stand betreten da. Er wusste, dass er hier und jetzt nicht weiterkam. Die unsichtbare Wand vor ihm war unüberwindbar. Nur diese garstigen Geschöpfe konnten das Tor öffnen. Heute zog er den Kürzeren! Diese verdammten Norwyrden! Aber an ihnen führte kein Weg vorbei. Sie hatten im Augenblick die Macht, und er konnte nichts dagegen ausrichten. Altab musste anders vorgehen. Viel raffinierter und weniger plump. Er musste dieses verdammte Weibervolk überlisten. Aber, wie sollte er das nur anstellen?

      Er fühlte sich aufs Tiefste gedemütigt und stapfte grummelnd davon. Die Norwyrden würdigte er keines Blickes mehr und verzichtete auf weitere völlig zwecklose Diskussionen.

      Das Gelächter der drei Wächterinnen begleitete ihn. „Oje, er geht fort, unser göttergleicher Verführer. Komm doch zurück, bitte, komm!“

      Warum hörte er diese Weiber immer noch, obwohl er sich schon ein Stück weit vom Regenbogentor entfernt hatte? Seltsam! Plötzlich traf in die Erkenntnis wie ein Hammerschlag. Es war nicht sein Gehör, durch das er dieses höhnische Lachen aufnahm. Es entstand direkt in seinem Kopf. Telepathie – das war die Erklärung!

      Er musste sich vorsehen, denn Telepathie ist keine Einbahnstraße. So schwer es ihm fiel, er musste seine Gedanken ablenken. Diese Weiber durften keinesfalls erfahren, was er ausheckte. Nicht auszudenken, wenn ihm jetzt eine zündende Idee käme, wie er dieses Pack übertölpeln könnte! Sie wäre sofort verraten!

      Endlich wurde dieses unsägliche Lachen leiser und verstummte schließlich ganz. Scheinbar wurde es den Norwyrden nun langweilig. Sie hatten ihren Spaß ausgekostet und wendeten sich nun wieder ihren alltäglichen Gesängen und Tänzen zu. Das hieß aber nicht, dass sie ihre Gedankenschnüffelei aufgegeben hätten, weshalb sich Altab nicht traute, weiter über seine Rachepläne nachzusinnen. Es konnte ja sein, dass sie immer noch lauschten.

      Altab musste seine Gedanken ablenken. Er versuchte, sich auf seine Umgebung zu konzentrieren. Auf die Bäume des Waldes, den er gerade durchquerte und die Lianen, die sich von Baum zu Baum schlangen. Ab und zu kroch ein kleines Tier fast geräuschlos durch das Unterholz. Auf dem Geäst der Bäume mit ihren dicken, zylinderartigen Stämmen saßen Vögel, neugierig, aber stumm.

      Obwohl Bagh hoch oben am Himmel stand, drang sein bläuliches Licht nur spärlich durch die belaubten Baumwipfel und das dichte Gewirr von Schlingpflanzen. Kaum ein Strahl traf den von Flechten, Farnen und Moosen bedeckten Waldboden. Es war nun seltsam still und friedlich, fast ein wenig unheimlich.

      Der Alb achtete genau auf den schmalen Weg, der sich in weiten Serpentinen nach unten wand und sich in einer Senke verlief. Nur nicht stolpern und sich verletzen. Das würde seiner Blamage noch die Krone aufsetzen! So war er wenigstens abgelenkt, und die Weiber würden dann wirklich von seinen Gedanken ablassen. Wahrscheinlich hatten sie das schon längst getan.

      Altab war nun schon fast eine Bagh-Einheit unterwegs. Diese vollkommene Stille hier unten konnte sein Gemüt nicht beruhigen. Er musste nun endlich seiner Wut freien Lauf lassen und trat gegen einen Stein, der auf dem Weg lag. Er flog in hohem Bogen in das Unterholz. Ein kleines, hellbraunes Pelzwesen huschte aufgeschreckt hervor und verschwand gleich wieder hinter einem Felsbrocken. Hier musste der Eingang einer Höhle sein!

      Genau, das ist sie! Die Idee, nach der Altab suchte! Er schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn. Natürlich! Jetzt wusste er, wie er die Norwyrden überlisten könnte. Der Plan war relativ einfach. Warum war ihm das nicht schon früher eingefallen?

      „Wartet nur“, flüsterte er in sich hinein. „Euch Weiber kriege ich noch. Das schwöre ich!“ Er malte sich im Geiste aus, wie er unbehelligt und triumphierend durch das Regenbogentor schritt und das Terrastrum in Besitz nahm. Nun sollte ihm die Macht gehören.

      Götter im Rausch

      Langsam erwachte Chotor aus seinem künstlichen Schlaf, der eher einem Koma glich. Wie alle anderen Götter betäubte er sich mit den Kristall-Drogen. Die so erzeugten Rauschzustände steigerten seine Göttlichkeit zu einer imaginären Allmacht. Traum und Wirklichkeit waren nicht klar zu unterscheiden. Alles verschwamm: Vergangenheit und Gegenwart, Tag und Nacht, reale Erinnerung und Wunschdenken. Chotor fühlte sich stark und mächtig, er war einer der Herrscher der Welt. Dies war schon immer so. Es gab keinen Anfang. Die Götter herrschten von Ewigkeit zu Ewigkeit, allerdings in ständigem Streit miteinander.

      Als die Götter noch keine Drogen nahmen, bekämpften sie sich erbarmungslos. Die Unsterblichen brachten sich nicht gegenseitig um, obwohl sie mit Lichtschwertern und Strahlern die technischen Mittel dazu besaßen. Das Töten unter Göttern war absolutes Tabu. Aber sie konnten durch Hass, Intrigen, Untreue und Verrat eine zermürbende Atmosphäre schaffen, die das Götterdasein schier unerträglich machte. Und das über Jahrtausende hinweg.

      Die Triebkräfte, die diese ständigen Querelen schürten, waren Neid und Missgunst. Alle Götter und Göttinnen waren von Natur aus gleichberechtigt. Es war aber für den Einzelnen schwer hinzunehmen, sich die Beherrschung der Welt mit den anderen zu teilen. Jeder sah in sich den alleinigen Weltenlenker oder glaubte zumindest an seine herausragende Stellung im Götterchor.

      So konnte es nicht weitergehen. Es musste Ruhe in die Götterwelt einkehren, bevor das Undenkbare geschah. Ein Tabubruch! Nein, das hätte den Untergang bedeutet. Er hätte nicht nur die Götter, sondern auch alle von ihnen abhängigen Lebewesen in dieser Welt in den Abgrund gerissen.

      Chotor sann über eine Lösung nach, wie man diesem Schicksal entgehen konnte. Schließlich besann er sich auf eine uralte Sage, nach der Krankheiten – und Aggressionslust zählte er dazu – in den alten Zeiten mit Drogen geheilt wurden. Diese Sage berichtete davon, dass damals die Subterronen ausgewiesene Experten in der Herstellung von heilenden Substanzen waren. Nachdem alle Krankheiten besiegt schienen, gerieten diese kleinen, humanoiden Pelzwesen bei den Göttern in Vergessenheit. Sie wurden nicht mehr gebraucht und lebten weitgehend unbehelligt in ihren Höhlensystemen.

      Chotor wusste aus Überlieferungen von einem Mineral, das in den Höhlensystemen der Subterronen vorkam. Es wurde in früheren Zeiten dazu verwendet, um den Heilungsprozess bei Krankheiten zu unterstützen. Es wirkte wie ein Beruhigungsmittel. Der Gott ließ von den Subterronen dieses Mineral abbauen und in ihren längst stillgelegten Laboren untersuchen, ob man daraus ein wirksames Mittel gegen Aggressionen entwickeln konnte. In der Tat schufen die kleinen Pelzwesen daraus Kristalle, welche die beruhigende Wirkung des Minerals verstärkten. Allerdings steigerte sich diese Wirkung ins Rauschhafte und förderte Abhängigkeit. Das Positive war, dass sich dadurch die Sinne der Götter besänftigen ließen.

      Von dieser Idee waren nicht sofort alle Weltenlenker begeistert.

      „Was hast du dir da wieder ausgedacht!“ Belfor hatte grundsätzlich immer Einwände, wenn Chotor im Kreise der Götter etwas vorbrachte. Er war der große Gegenspieler und Rivale, musste aber wie die anderen sich zunächst verweigernden Götter erkennen, dass alle bösartigen Aktionen gegen die Drogenkonsumenten an deren Gleichmut und Gelassenheit scheiterten. Alle negativen Energieströme prallten einfach ab.

      Am Ende gaben sich alle 37 Götter und Göttinnen dem Drogenrausch hin. Die Aggressionen flauten langsam ab. Das Leben der Götter verlief von nun an friedlicher. Chotor konnte sich durch seine Initiative zunächst ein wenig Achtung verschaffen. Hie und da keimten Argwohn und Eifersucht auf. Aber die Kristalle taten das ihre, um alle negativen Energien zu neutralisieren.

      Allmählich vergaßen die Weltenlenker, wer ihnen Ruhe und Frieden gebracht hatte. Jeder wollte den Erfolg an die eigene Brust heften und glaubte von sich selbst, er wäre der Urheber gewesen. Das wurmte Chotor gewaltig. Er musste sich wieder ins Bewusstsein aller anderen Götter bringen.

      Die