Sky-Navy 15 - Das Seuchenschiff. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Sky-Navy
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750229761
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streckte sich seufzend. „Nichts im Umkreis von einhundert Lichtjahren. Ab da wird es ein wenig lebhafter. In Richtung auf das Zentrum der Galaxis habe ich mehrere Striche erfasst. Dazu eine Linie in gleicher Richtung. Scheint auf Verbindungsrouten hinzuweisen.“

      Scanner konnten ein Schiff im Unterlichtbereich als normales Objekt erfassen, was eine Zuordnung und vielleicht sogar Identifikation erleichterte. Flog es im Überlichtbereich, waren die Impulse des Scanners oft zu langsam, um das zu ermöglichen. Dann kam es auf die Flugrichtung an. Ein sich entfernendes Objekt flog vielleicht nur wenig langsamer, als es der Ortungsstrahl war, oder erwies sich sogar als schneller. Dann war eine Erfassung nahezu unmöglich. Näherte sich das Objekt, erschien es als Impuls, den die Ortungsspezialisten als Punkt bezeichneten. Bewegte sich das Objekt ein wenig seitlich zum Scanner, dann zog sich dieser Punkt immer weiter in die Länge, bis er zum Strich wurde. Die Art des erfassten Impulses verriet also, in welche Richtung sich ein Objekt bewegte. Die Beschreibung von Jennifer Hartmann deutete auf mehrere Objekte hin, welche der gleichen Richtung folgten, was auf ein gemeinsames Ziel und eine mögliche Flugroute hinwies. Eine lange und durchgehende Linie zeigte ein Schiff, welches sich konstant durch den Weltraum bewegte. War diese Linie jedoch unterbrochen und wurde zu einer Abfolge von Strichen, dann wies dies eindeutig auf ein Schiff hin, welches einen Teil des Weges durch die Nullzeit zurücklegte. Die Striche waren dann die Flugphasen, in denen man den Hiromata-Antrieb der Menschen oder den Schwingungsantrieb der Norsun und Negaruyen auflud, bevor man ihn wieder für den Sturz durch die Nullzeit nutzen konnte.

      „Gut, dann ist nichts Gefährliches in der Nähe.“ Joana leerte ihren Becher, hielt ihn aber noch einen Moment in den Händen, um ihre Finger daran zu wärmen. Um Energie zu sparen, war die Temperatur innerhalb des Vorpostens auf ein gerade noch zuträgliches Maß reduziert worden. „Routen sind ein wichtiger Hinweis. Die Negaruyen werden ihre verborgene Welt sicher nicht in der Nähe eines Hauptverkehrsweges liegen haben. Ich vermute auch, dass sie ihr System mit der Nullzeit anfliegen, möglichst dicht an ihrem Planeten aus der Schwingung kommen und dann extrem abbremsen. Je kürzer die Triebwerke arbeiten, desto schwieriger ist es, das Schiff anzumessen.“

      „Das ist mir bewusst, Major“, brummte Hartmann leicht beleidigt. „Ich hoffe besonders auf Positionen, in denen ich wiederholt kurze Impulse auffange.“

      „Die verdammte Welt der Negaruyen interessiert mich im Augenblick kein bisschen“, sagte Riordan grimmig. „Mich interessiert, wo June und die anderen abgeblieben sind.“

      „Major, Impuls im Scanner.“ Hartmann richtete sich auf und war wieder voll konzentriert. „Punktimpuls, gleichbleibend, also Kurs auf uns. He, RO, ich glaube, du bekommst zu tun.“

      Obwohl lichtschneller, überlichtschneller und Hiromata-Nullzeitfunk kaum mehr etwas mit den einst verwendeten Radiosignalen gemein hatten, wurden die Kommunikationstechniker und -Offiziere bei der Navy immer noch als „Radiooperator“ bezeichnet. Diese Tradition hatte sich von der „nassen“ Marine der Meere bis in den Weltraum erhalten.

      Der diensthabende Techniker an der Kommunikationskonsole warf Hartmann einen skeptischen Blick zu, doch dann hob sich eine seiner Augenbrauen und er langte an sein Headset. „Eingehender Impulsspruch über Hiromata“, meldete er knapp, bevor er sich den Signalen widmete. Nur Augenblicke später hatte die Tetronik die empfangene Nachricht aus kurzen und langen Morsezeichen in normalen Text umgewandelt. Der Tech wandte sich Joana zu. „Identifikationsimpuls der D.S. Blackwing, Major. Sie ist im Direktanflug.“

      „Dem Himmel sei Dank“, murmelte Kelly. „Hoffentlich hat Jen-Li ein paar Neuigkeiten, die uns weiterhelfen.“

      Kapitel 5 Überlegungen

       Wrack der Sillara-Gerrun

      „Sei bloß vorsichtig.“ Bear fingerte nervös am Kolben seines Karabiners, der, im Gurt eingehängt, vor seiner Brust hing.

      „Klappe, Riordan“, kam die brummige Erwiderung von Basari, der sich auf die Steuerung der Scout-Drohne konzentrierte, die von Automatikflug auf Manuell geschaltet war. „Störe den Künstler nicht bei der Arbeit.“

      June Galley verzichtete auf einen Kommentar. Sie und Bear sahen dem Sergeant-Major, wenigstens im übertragenen Sinne, über die Schulter. Basari übertrug die empfangenen Daten des kleinen Fluggerätes auf ihre taktischen Displays. Sie alle sahen, was die Kameraaugen und Sensoren der Drohne erblickten und hörten, was deren Mikrofone aufnahmen.

      Immer wieder war zu hören, wie Negaruyen miteinander sprachen, doch keiner der drei Troopers beherrschte das Idiom des Alien-Volks. Dies galt leider ebenso für die Sprache der Norsun, doch in deren Fall gab es inzwischen einige transportable Übersetzungsgeräte, die eine Verständigung ermöglichten.

      „Schade, dass wir das Geplapper von den Burschen nicht verstehen“, stellte June Galley bedauernd fest. „Es wäre sicher aufschlussreich, wenn wir verstehen könnten, was sie miteinander reden.“

      „Yeah, ich setze die Sprache der Kerle direkt auf meine Wunschliste für den nächsten Sprachkursus“, behauptete Bear.

      Basari bewegte die Drohne langsam und behutsam, direkt unterhalb der Decke des leicht gekrümmten Korridors, der zum Labortrakt der Sillara-Gerrun führte. Immer wieder beobachtete er die Übertragung der kostbaren vorletzten Drohne, die Galley geopfert hatte, um jenen Bereich im künstlichen Auge zu behalten, in dem die toten Gardisten und Fremdwesen lagen. Die drei Sky-Troopers hofften, aus dem Verhalten der Negaruyen, sobald diese die sterblichen Überreste fanden, Rückschlüsse auf deren Vermutungen zu erhalten.

      Mario Basari schien einen sechsten Sinn zu besitzen. Bislang war es ihm immer gelungen, das Aufklärungsgerät in Reglosigkeit verharren zu lassen, bevor einer der Negaruyen die Blicke in dessen Richtung lenkte. So klein das Gerät auch war, es hob sich farblich ab und es warf einen Schatten. Beides erhöhte die Gefahr der Entdeckung.

      „Irgendetwas hat die Schlitznasen aufgescheucht“, murmelte June Galley. „So aktiv waren sie seit Tagen nicht mehr. Irgendwas ist bei denen los.“

      „Die Leichen haben sie jedenfalls noch nicht entdeckt“, fügte Bear hinzu. „Es muss einen anderen Grund geben.“

      Sie hingen ihren Gedanken nach und beobachteten die Übertragung, während Basari steuerte. Das Gerät war nun ganz in der Nähe des Schotts, welches in den Laborbereich führte.

      Plötzlich seufzte die Kanonierin. „Verdammt, natürlich … Die bereiten den Abflug vor. Die packen.“

      „Sieht ganz danach aus“, stimmte Bear zu, als einige Gardisten im Bild erschienen, die verschiedene Transportbehälter mit sich führten.

      „Sind nicht nur Gardisten“, meinte Basari. „Ich sehe auch normale Mannschaftsmitglieder unter den Soldaten. June hat wohl recht. Dieses Schiff nähert sich seinem Ziel und die Negaruyen ziehen alle Leute ab, die sie nicht unbedingt zum Manövrieren des Schiffs benötigen.“

      „Ich habe da einen ziemlich üblen Verdacht, Basari“, kam es von June. „Vielleicht gehen die Drecksäcke davon aus, dass die Norsun nicht auf ihre eigenen Schiffe schießen und wollen die Sillara-Gerrun auf eine ihrer Welten stürzen lassen. Wenn die Hantel mit hoher Fahrt auf die Oberfläche klatscht, dann ist die Wirkung sicherlich verheerend.“

      „Hm, das wäre, zugegeben, eine Möglichkeit“, räumte der Sergeant-Major ein.

      „Dann hätte ich ein größeres Wrack ausgewählt“, fügte Holger „Bear“ Bremer seine Meinung hinzu. „Treiben im Rylon-System ja genügend herum. Je größer das Wrack, desto größer die Wirkung.“

      Basari passte genau den richtigen Augenblick ab, um ihren kleinen Beobachter beim Öffnen eines Trennschotts in den dahinter liegenden Laborbereich zu manövrieren.

      „Grundgütiger“, ächzte Bear. „Da liegen Leichen. Leichen von unseren Leuten. Was, verdammt, soll das?“

      Der Sergeant-Major ließ die Drohne langsam schwenken und vergewisserte sich instinktiv, dass die Tetronik seines Kampfanzuges alles aufzeichnete.