Sky-Navy 15 - Das Seuchenschiff. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Sky-Navy
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750229761
Скачать книгу
des seltenen Hiromata-Kristalls und arbeiteten, wie alle Hiromata-Geräte, ohne jeglichen Zeitverlust. Weder die Norsun noch die Negaruyen, schienen über eine gleichwertige Technologie zu verfügen, was der Sky-Navy einen unschätzbaren Vorteil verschaffte. Obwohl die Ortungsgeräte dieser Völker überlichtschnell arbeiteten, benötigten sie umso mehr Zeit, um ein Objekt anzuzeigen, je größer die Distanz war. Zeit, die man dank des Hiromata nicht verlor. So war es möglich, ein fremdes Schiff zu erfassen, noch bevor dieses seinerseits das Navy-Schiff erkannte. Allerdings besaßen alle Ortungsgeräte den gleichen Nachteil: Keines von ihnen konnte durch ein festes Objekt hindurchsehen. Es konnte also durchaus Überraschungen geben, wenn sich ein Schiff im Ortungsschatten eines anderen Objektes, zum Beispiel eines Planeten, Mondes oder Asteroiden, aufhielt.

      Der Fern-Scanner von Blackhouse war am Rande des Asteroidenfeldes installiert worden, in dem jenes Norsun-Wrack trieb, in dem man den geheimen Vorposten eingerichtet hatte. Eine hauchfeine Kabelverbindung und zahlreiche Kurzstrecken-Transmitter übertrugen die Signale des diskusförmigen Gerätes in die Station.

      „Major, ich habe einen kurzen Impuls geortet. Der Ursprung liegt ungefähr dreiundfünfzig Lichtjahre entfernt“, meldete Hartmann. Der Lieutenant strich sich eine Strähne ihrer langen kupferroten Haare aus der Stirn. Da sie nicht zur Kampftruppe gehörte, war ihr die lange Frisur gestattet worden. „Es war kein dauerhafter Impuls, wie er von einem sich bewegenden Raumschiff ausgeht, sondern eher ein kurzes Blitzen. Nach meiner Erfahrung würde ich sagen, es war ein getarnt fliegendes Schiff, welches seine Tarnung kurz aufgeben musste, um in die Nullzeit gehen zu können.“

      „Schleichschiff der Negaruyen oder unsere Blackwing?“, fragte Joana nach.

      „Tut mir leid, Major, aber das kann ich nicht sagen. Der Scanner konnte die Bewegung anmessen, aber nicht die Emissionen des Antriebs.“

      „Ihre Vermutung?“

      „Wenn Sie mich nicht darauf festnageln, Major, dann würde ich sagen, dass es die Blackwing war und diese Kurs auf uns gesetzt hat.“

      Die D.S. Blackwing war derzeit der einzige echte Tarn-Kreuzer, über den die Sky-Navy verfügte. Alle modernen APS-Kreuzer besaßen gewisse Tarnfähigkeiten, doch die Blackwing war derartig konzipiert worden, dass man sie selbst auf kürzeste Distanz kaum ausfindig machen konnte, wenn ihre Crew das nicht wollte.

      Joana nickte. „Wäre gut, würde Captain Jen-Li endlich zurückkehren. Leider konnten wir keine Verbindung zu ihm aufnehmen, da wir nicht wissen, wo er sich gerade herumtreibt. Für eine Nullzeit-Funkverbindung benötigt man nun einmal die exakte Position des Empfängers. Jen-Li hat also noch keine Ahnung, was bei uns inzwischen geschehen ist.“

      „Wir könnten das High-Command der Navy auf der Sky-Base Arcturus benachrichtigen“, wiederholte Hartmann ihren Vorschlag, den Joana schon mehrfach abgewiesen hatte. „Ihr Vater, der Hoch-Admiral, würde uns sicher Verstärkung schicken.“

      Joana hatte es noch nie gemocht, wenn man auf den hohen Rang ihres Vaters hinwies, der immerhin der Oberbefehlshaber aller Streitkräfte war und nur dem hohen Rat des Direktorats unterstand. „Wie ich es in den vergangenen Tagen schon mehrfach erwähnte, Lieutenant, macht das erst Sinn, wenn wir so etwas wie Informationen und einen Plan haben.“

      Die Rothaarige schürzte ihre Lippen. „Wir kennen den Kurs, Major.“

      „Haben aber kein Schiff, um ihm zu folgen.“

      „Das High-Command würde jede Menge Schiffe schicken.“ Hartmann ließ sich nur schwer von einer Meinung abbringen, die sie einmal gefasst hatte.

      „Lassen Sie es gut sein, El-Te.“ Die ruhige Stimme gehörte Captain Jerome Kelly, dem Führer des „C“-Troops. „Sie sollten doch wissen, dass es nicht auf die Anzahl der Schiffe ankommt. Was wir brauchen, um dem Feind zu folgen und unsere Freunde zu finden, ist ein Kreuzer mit den Fähigkeiten der Blackwing.“

      Hartmann zuckte mit den Schultern und lenkte mit dieser Geste, wenigstens vorläufig, ein.

      Kelly hielt ebenfalls einen Becher in den Händen. Basari, Galley und Bremer waren nun seit mehreren Tagen verschwunden und seitdem hielt sich kaum ein Besatzungsmitglied des Vorpostens an die eigentlich erforderlichen Ruhepausen. Manche aus Sorge um die Vermissten, andere, weil das Erscheinen der Negaruyen ihnen bewusst gemacht hatte, in welcher gefährlichen Lage sie alle sich befanden, denn der einzige Schutz von Blackhouse lag darin, dass der Feind nichts von diesem Vorposten ahnte.

      „Lennerson und Braunfels haben mich wieder genervt“, berichtete der Captain.

      Joanas Gesicht verdüsterte sich. „Wegen unserer Tiefgekühlten?“

      Kelly nickte. „Sie wollen sie unbedingt auftauen. Argumentieren damit, dass die Norsun uns sicherlich behilflich sein könnten.“

      Die Geheimstation Blackhouse war im Inneren des Wracks des Schlachtschiffs Kossandes-Narret errichtet worden. Man hatte das 1200-Meter-Schiff ausgewählt, weil es in der Heckkugel einen Durchschuss besaß. Eine tödliche Wunde, die wie ein Tunnel von einer Seite zur anderen führte und die groß genug war, dass die Blackwing hatte einfliegen können. Ein ideales Versteck, da der Kreuzer dadurch nicht einmal auf seine eigene Tarnfähigkeit angewiesen war. Man hatte das Wrack flüchtig abgesucht, um geeignete Räume für die Station ausfindig zu machen, und war dabei auf Kälteschlafkammern der ursprünglichen Besatzung gestoßen.

      Fünf der Kammern hatten noch funktioniert. Ihre Energie war nach all den Jahren jedoch so gering geworden, dass sie wohl innerhalb der nächsten Tage endgültig abgeschaltet und ihre Insassen dem Tod überantwortet hätten. Es war gelungen, die fünf Kryo-Röhren auszubauen, mit externer Energie zu versorgen und sie in einen Raum des Vorpostens zu bringen.

      Der Linguist Doktor Lennerson und der Alien-Psychologe Doktor Braunfels waren nun natürlich sehr daran interessiert, die im Kälteschlaf liegenden Norsun aufzuwecken.

      „Ich bezweifle nicht, dass uns ihr Wissen hilfreich sein könnte“, seufzte Joana. „Auch wenn dieses Wissen nun fünfhundert Jahre alt ist. Aber das Risiko, dass etwas beim Erwecken schiefläuft, ist einfach zu hoch und unsere Kenntnisse über die Kryo-Technik der Norsun ist ebenso eingeschränkt wie die technischen und medizinischen Möglichkeiten unseres Vorpostens.“

      „Das habe ich den beiden Doktoren auch schon mehrfach gesagt“, knurrte Kelly. „Aber je länger die beiden zur Untätigkeit verurteilt sind, desto drängender wird ihre Forderung.“

      „Lassen Sie sie meckern, Jerome. An meinem Entschluss ändert das nichts.“

      „Ich bin selbst neugierig auf die alten Norsun“, gestand Jerome lächelnd. „Grundgütiger, das sind Lebewesen, die über fünfhundert Jahre alt sind. Ich schätze, es wird ein ziemlicher Schock für sie sein, nach so langer Zeit aufgetaut zu werden.“

      Sie erwiderte sein Lächeln. „Nur relative fünfhundert Jahre und dazu das reale biologische Alter, in dem sie bewusst gelebt haben. Verdammt, Jerome, da könnten Sie mich ja glatt als Hundertjährige bezeichnen, bei den Jahren, die ich selbst im Kälteschlaf verbracht habe.“

      Einige der Anwesenden lachten, was die Stimmung in der Zentrale merklich lockerte.

      „Ja, ist noch gar nicht so lange her, dass wir den Nullzeit-Antrieb entdeckt haben“, stimmte der Captain ihr zu. „Bis dahin mussten wir mit dem lahmarschigen Überlichtantrieb durch die Gegend zuckeln und waren oft Jahre unterwegs, die wir im Kryo-Schlaf verbrachten, um unsere kostbare Lebenszeit nicht zu vergeuden. Trotzdem frage ich mich manchmal, ob dieser technologische Sprung wirklich ein Vorteil für uns ist.“

      „Wieso das, Captain?“, fragte Riordan überrascht.

      „Nun, ohne den Hiromata-Nullzeitantrieb hätte es vielleicht noch viele Jahre oder Jahrzehnte gedauert, bis wir auf die Norsun und die Negaruyen gestoßen wären.“

      „Ja, das stimmt allerdings.“ Der Sergeant runzelte die Stirn. „Trotzdem hatte auch die Kryo-Zeit ihren Vorteil, Sir. Ein Teil von ihr wurde auf unseren Sold angerechnet.“ Er zuckte mit den Schultern. „Beim Hiromata ist nichts