Sky-Navy 15 - Das Seuchenschiff. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Sky-Navy
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750229761
Скачать книгу
übergestreift.

      Die Arbeitsstationen, Instrumente und Tische des Laborbereiches waren beleuchtet, doch sobald die Negaruyen das Schiff verließen, würde man die Energie herunterfahren. Auf einem der Bildschirme war die grafische Darstellung einer Gen-Sequenz sichtbar. Drei sezierte Suffries lagen auf einem Tisch. Die Heizelemente des Raums waren bereits abgeschaltet und allmählich wurde es kalt. Vor den Atemöffnungen der Anwesenden bildete sich feiner Nebel.

      Primär-Frau Helena war eine der führenden Biologinnen und Virologinnen der verborgenen Welt. Sie fror sichtlich und zog sich gerade einen leichten Raumanzug über, da sie das Wrack nun endlich verlassen wollte. Was sie darüber dachte, dass Desara ihre Arbeit nochmals überprüfen wollte, war ihrem unbewegten Gesicht nicht zu entnehmen.

      Helena deutete auf die Glaszylinder, die auf einem der Tische standen. „Das Virus ist bereit, ehrenwerte Primär-Kommandantin. So, wie ich es bereits sagte. Die einstige Suffries-Seuche ist nach deinen Wünschen modifiziert.“

      „Reicht der Inhalt der Behälter aus, um eine ganze Welt zu infizieren und deren Norsun-Bevölkerung auszulöschen?“

      Helena erlaubte sich ein schmallippiges Lächeln. „Selbstverständlich. Aber die Behälter sind eigentlich nur ein Köder. Eine Ablenkung, wenn du so willst, Ehrenwerte.“ Die Wissenschaftlerin bemerkte das leichte Heben der Augenbrauen von Desara und ihr Lächeln vertiefte sich. „Diese Behälter werden die Aufmerksamkeit der Norsun auf sich ziehen. Sie sind mit den alten Zeichen für biologische Gefahren gekennzeichnet und die Eierlinge werden sie mit größter Vorsicht behandeln. Doch während sie das tun, sind sie längst infiziert. Schon jetzt ist dieser Raum mit genug Viren geflutet, um die Seuche zum Erfolg zu führen.“

      Desaras Pupillen zogen sich zusammen. „Schon jetzt?“

      „Keine Sorge, Ehrenwerte, das Virus ist nur für die Norsun gefährlich.“

      „Gut. Wie ist die Inkubationszeit?“

      „Wir haben deine Daten zugrundegelegt und durch eigene Berechnungen ergänzt. Die Inkubationszeit liegt bei zwölf Stunden, die Todesrate vermutlich bei einhundert Prozent.“

      „Vermutlich?“

      „Bei den Göttern und Vorfahren, kein verantwortungsvoller Forscher wird dir diese Frage mit absoluter Sicherheit beantworten können“, erwiderte die Primär-Frau selbstbewusst. „Die Seuche ruft bei den Norsun zunächst Verwirrung und dann Wahnsinn hervor, verbunden mit einer immens gesteigerten Aggressivität. Als die Suffries-Seuche vor fünfhundert Jahren über die Norsun kam, haben sich die Eierlinge gegenseitig umgebracht. Sie konnten den Wahnsinn nur aufhalten, indem sie alle befallenen Schiffe und Welten ohne Ausnahme auslöschten. Es gibt jedoch bei jeder Krankheit eine kleine Anzahl jener, die gegen sie immun sind. Doch diese fallen nicht ins Gewicht, Herrin. Sie werden von den anderen getötet.“

      Desara stampfte zustimmend mit dem linken Fuß auf. „So muss und wird es geschehen. Warum hast du zwölf Stunden für die Inkubationszeit gewählt?“

      Helena lachte spöttisch. „Wir kennen die Neugierde der kleinen Mütter. Wenn die kleine Mutter Gerrun vom Fund eines fünfhundert Jahre alten Wracks ihrer damaligen Flotte erfährt, wird sie wissen wollen, was es damit auf sich hat. In einem persönlichen Bericht. Wir haben berechnet, dass ein Norsun die kleine Mutter innerhalb eines Zeitraums von acht bis zehn Stunden, nach Betreten dieses Wracks, aufsuchen wird. Natürlich kann man das nicht wirklich wissen, Ehrenwerte, aber eine längere Inkubationszeit erschien mir zu riskant. Die Norsun könnten die Gefahr erkennen und Gegenmaßnahmen treffen, die vielleicht einige Wenige retten. Eine kürzere Inkubationszeit führt hingegen vielleicht zu einem verfrühten Ausbruch, der ihnen ebenfalls die Möglichkeit für Gegenmaßnahmen einräumen würde. Nein, Ehrenwerte, die zwölf Stunden dürften der effektivste Zeitrahmen sein, von der Aufnahme der Erreger bis zum Ausbruch der ersten Symptome.“

      „Du hast, wie schon so oft, ausgezeichnete Arbeit geleistet“, lobte Desara-dal-Kellon. „Hiermit ist es dir und den anderen gestattet, das Schiff zu verlassen und wieder auf die Korondaar zu wechseln.“ Desara aktivierte ihren Kommunikator. „Hier ist die Primär-Kommandantin. Alles ist bereit. Meinem Wunsch entsprechend wird die Sillara-Gerrun nun, bis auf die notwendigste Flugbesatzung, geräumt. Die Sirandaar wird das Schiff durch die Nullzeit zum Ziel begleiten, die Flugbesatzung übernehmen und dann aus der Ferne beobachten, wie der Tod nach der Welt der kleinen Mutter Gerrun greift.“

      Kapitel 4 Zur Passivität verdammt

       Geheimstation Blackhouse, Rylon-System

      Major Joana Redfeather saß schon seit über einer Stunde an der Arbeitsstation mit den Anzeigen der Kommunikationsüberwachung. Sie schien einfach vor sich hin zu starren und ihre Finger spielten mit einem ihrer dicken geflochtenen Zöpfe. Sie hatte sich diese unbewusste Gewohnheit erst vor Kurzem zugelegt und sie verriet, wie intensiv sich der Major mit einem Problem befasste. Jeder in der kleinen Zentrale konnte sich denken, um welches es sich dabei handelte, denn sie alle waren in Sorge um die Vermissten.

      „Kaffee, Ma´am?“ Sergeant Dan Riordan, ein fähiger Medo-Tech und Tetronik-Spezialist, ließ sie aus ihren Gedanken aufschrecken.

      Sie lächelte entschuldigend. „Danke, Rio.“

      Jeder nannte den Sergeant Dan oder Riordan. Es gab eigentlich nur eine einzige Person im ganzen „C“-Troop der fünften Raumkavallerie, die ihn „Rio“ nannte: Gunnery-Sergeant June Galley. Beide verband eine nicht intime, jedoch unglaublich enge Freundschaft und dass der Major ihn mit seinem Kosenamen angesprochen hatte, war ein letzter Beweis dafür, wem ihre Gedanken galten.

      Dan Riordan stellte den Becher mit dem dampfenden Heißgetränk auf eine der wenigen freien Flächen der Konsole. Dort gab es schon eine ganze Reihe von Hinweisen auf Kaffee, Tee oder Säfte, die getrunken und abgestellt worden waren. Niemand fühlte sich gemüßigt, sie zu beseitigen. Vielleicht, weil sie in der fremdartigen Umgebung des Wracks ein seltsames Gefühl von Vertrautheit vermittelten.

      Joana Redfeather bemerkte das Zögern des Sergeants und nickte, während sie auf einen benachbarten Schemel deutete. Verlegen lächelnd zog Riordan ihn näher und nahm Platz. Während er an seinem eigenen Heißgetränk nippte, warf er einen raschen Blick auf die Anzeigen. „Noch immer nichts, Ma´am?“

      „Negativ“, bestätigte sie. Ihr Lächeln wirkte ein wenig gezwungen. „Inzwischen dürften wir ja wohl auch außer Reichweite ihrer Helmfunkgeräte sein.“

      „Und es ist zweifelhaft, ob sie an Bord des Wracks ein funktionierendes Funkgerät finden, welches sie bedienen können und das für einen Notruf tauglich ist“, fügte er in resigniertem Tonfall hinzu.

      Die Aussicht Basari, Galley und Bremer zu retten, war denkbar gering. Sie befanden sich an Bord eines Hantelschiffs, welches kaum raumtauglich war, umgeben von Feinden und fremdartigen Kreaturen, und niemand wusste, wo sie sich eigentlich befanden.

      „Wir haben durchaus eine Chance, sie zu finden“, versuchte Joana ihm Mut zu machen. „Sie wissen, Dan, wenn ein Schiff in die Nullzeit geht, dann hat es pfeilgeraden Kurs auf sein Ziel. Wir konnten den Kurs der beiden Negaruyen und unserer Freunde mit den Scannern aufzeichnen und berechnen. Wir wissen, in welche Richtung sie geflogen sind.“

      „Aber nicht, in welcher Entfernung sich ihr Ziel befindet“, schränkte er ein. „Außerdem kann es sein, dass sie ihr Ziel nicht direkt anfliegen und den Kurs ändern.“

      Jeder wusste, dass die drei dann wohl endgültig verloren sein würden.

      „Wir werden sie finden, Dan. Sie wissen, die Cav lässt keinen der Ihren zurück.“

      Nein, die Sky-Cavalry und die Sky-Navy ließen niemanden zurück. Gleichgültig unter welchen Schwierigkeiten, man unternahm stets alles, um einen Crewman oder Trooper wieder nach Hause zu bringen.

      An der Nachbarkonsole überwachte Tech-Lieutenant Jennifer Hartmann die Anzeigen der Scanner und Sensoren. Vor allem jene des neuen Fern-Scanners. Es war gelungen, zwei Prototypen eines