Dezember - Adventsgeschichte. Michaela Leicht. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michaela Leicht
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742752871
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beginnen und sie in eine Klinik einweisen lassen.

      Doch mit der Antwort seiner Mutter hatten beide nicht gerechnet, er nicht und auch nicht der Arzt.

      „Nein!“ War alles, was sie in den Raum warf. Keiner der beiden Männer nahm es für voll, sie diskutieren, wo und wann der beste Termin war und achteten überhaupt nicht auf sie – bis sie sich aus ihrem Stuhl erhob und mit den Händen auf den Tisch schlug.

      Verdattert sahen die beiden Männer sie an.

      „NEIN!“ Wiederholte sie laut, fest und deutlich.

      „Aber Mutter!“ Sein Ausruf war mehr wie irritiert und entsetzt. Er wusste in diesem Augenblick nicht, was ihn mehr verunsicherte. Die Diagnose oder ihre Weigerung, sich helfen zu lassen.

      „Nichts - aber Mutter! Deine Empörung kannst du dir sparen!“ Mit all ihrer Würde stand sie vor den beiden Männern. „Es ist mein Leben. Ich hatte ein schönes Leben, darum bin ich nicht traurig, wenn es zu Ende geht. Ich vermisse deinen Vater.“ Ein sehnsüchtiger Blick richtete sich kurz aus dem Zimmerfenster. Dann wieder auf Luke. „Bitte akzeptiert das so. Ihr beide!“

      Die Stille in dem Raum war gruselig. Jeder konnte den Atem der anderen hören. Tief atmete dann der Arzt durch und räusperte sich verlegen.

      „Frau Maier, natürlich dürfen Sie das selbst entscheiden. Nur tun Sie mir bitte einen Gefallen. Bedenken Sie ihre Entscheidung noch einmal. Wenn Sie zu einem anderen Ergebnis gekommen sind, teilen Sie es mir umgehend mit. Lassen Sie sich nur nicht allzu viel Zeit dafür. Bis dahin kann ich sie unter Schmerzmittel stellen.“ Frau Maier nickte nur zustimmend mit dem Kopf.

      Seit diesem Tag waren zwei Monate verstrichen, in denen seine Mutter die Entscheidung nicht revidierte. Nein, sie organisierte schon alles für ihre Beerdigung. Luke fand das mehr als makaber.

      Und heute war wieder so ein Tag, wo sie ihm in den Ohren lag, sich endlich um sich selbst zu kümmern. Sich endlich eine Frau zu suchen. Endlich zu heiraten.

      „Du hast vor acht Wochen deine Entscheidung getroffen – warum lässt du mir nicht meine!“ Erbost erhob er sich, verließ den Raum und ließ sie stehen.

       Räuber

      Eine lange geschmeidige Zunge leckte über seine Nase, hinauf zu seinen Augen, leckte genüsslich über die Augenwinkel und dann weiter zu seinem Ohr, dort wurde plötzlich ein Luftstoß durch die andere Nase gegeben und reflexartig musste er mit dem Kopf schütteln. Um Himmelswillen, wie konnte man nur so geweckt werden. Mit leichtem Schwung drehte er sich auf den Rücken und bot sich der schnüffelnden Nase komplett an. Doch leider hörte da wohl der Spaß auf, denn anstatt die geschmeidige Zunge weiter seinen Körper massierte, bekam er einen unfreundlichen Stups in die Seite.

      Den Kopf leicht zur Seite gebogen versuchte er, die Augen zu öffnen. Für ihn ein heroischer Kraftakt. Stück für Stück und im Zeitlupentempo begann er die Lider zu heben.

      „Mon cher mon coeur - vous devez vous lever ... Olala, mon dieu ... mein Lieber – s´il vous plait – du musst aufsteeeen.“

      „O ma cherie ... noch lange niischt.“ Damit rollte er sich wieder auf den Bauch, schlug seine Vorderbeine über einander und blickte tief in Chloes Augen.

      Von allmächtiger Entzückung war dort allerdings nichts mehr zu sehen.

      „Chloe, ma cherie – was hast du?“ Sein Blick folgte ihren, sie drehte den Kopf in Richtung der kleinen Ablage nahe dem Eingang.

      Kaltes Wasser der Erkenntnis rannen durch seinen Körper.

      Mist, nur der Boss verteilte auf diese Art – Mitteilungen. Auf der kleinen Erhebung lag eine Rolle, mit braunen Bast umwickelt. Er ging in sich, was hatte er vergessen? Immer noch lag er in der gemütlichen Kuhle. Träge setzten sich seine Gedanken in Gang. Was auch dringend notwendig war, denn Chloe hatte ihn in den letzten Tagen ganz schön gefordert. Sie ist aber auch eine Sahneschnitte.

      „Isch weerde jetzt gehen ... mon amour, isch glaubee, du ´ast zu tun.“ Die süße kleine französische Pudeldame streckte ihren wunderbaren schlanken Körper und dehnte jede Faser. Dann schüttelte sie sich ihr Fell zurecht und blickte ihn über die Schulter an. „Bis bald – ma cherie.“ Damit entschwand sie seinen Blicken.

      Räuber atmete tief aus und kullerte sich zurück auf sein Kissen, drehte sich zurück auf seinen Rücken und streckte alle vier Pfoten von sich. Er musste unbedingt herausfinden, was er vergessen hat, um vom Boss so eine Erinnerung zu erhalten.

      So langsam krochen die letzten Tage wieder in sein Gehirn. Da war doch die Mitarbeiterversammlung am 1. Advent.

      Ja, genau ... Und da gab es die Weihnachtsaufträge. Richtig ... Urplötzlich ging ein Ruck durch seinen Körper. Mit einem Satz war er aus der Kuhle gesprungen und landete auf seinen Beinen.

      Verflixt – verflixt – verflixt.

      Er sollte sich doch seine Schützlinge anschauen. Oh fuck ... (gleich entschuldigte er sich für diesen Gedanken).

      Wie von der Tarantel gestochen machte er sich auf den Weg zu dem genannten Einsatzort.

       2. Dezember – Jessica

      Irgendwo in einer mittleren Großstadt in Deutschland

      Manchmal fühlte sie sich wie der sprichwörtliche Grinch. Die Weihnachtsmusik, die übertriebene Dekoration und der Glühwein an jeder Ecke nervten sie furchtbar.

      Der gestrige Tag war fast noch in einer Katastrophe geendet. Musste sie ausgerechnet Tanja ziehen? Die perfekte, überaus nette, selbstsichere Tanja, die von allen geliebt und jeden bewundert wurde. Wie um alles in der Welt sollte sie sich für ebendiese Tanja ein Geschenk einfallen lassen. Ihr Dauerzustand, schien sich auf gefrustet zu fixieren.

      Völlig zerschlagen, die Kaffeetasse in der Hand stand sie übermüdet und schlecht gelaunt an ihrem Schreibtisch. Den ganzen Abend hatte sie sich den Kopf zerbrochen, was sie Tanja in ihr Wichtelpäckchen packen könnte. Dass dieses Problem auch noch ihren Tag belastet, machte sie fast biestig.

      Tief in ihren Inneren würde sie jetzt ihre Kaffeetasse an die Wand werfen und den ganzen Scheiß Papierkram hinterher. Sie hatte es so satt.

      Sabine hatte ihr doch tatsächlich noch die Einladung für die Firmenweihnachtsfeier zukommen lassen. Boar ... Am liebsten hätte sie sie einfach zerrissen und ihr hinterhergeworfen.

      Aber nein ... Immer freundlich lächeln, freundlich nicken und „.... yeeaah ... wie bin ich doch happy“, rufen.

      Jessica – reiß dich zusammen.

      Sie brauchte hin und wieder solche kleinen seelischen Ausfälle. Was sollte es. Sie würde auch dieses Weihnachten überleben, genau wie die anderen davor ... Vielleicht werden die nächsten Jahre einfacher.

      Einige Minuten tief Luft holen, um sich zu sammeln, dann konnte sie sich wieder auf ihre Arbeit konzentrieren.

      Zwei Stunden später wurde ihr Tür erneut aufgerissen, es schien zur Gewohnheit zu werden. Keiner klopft mehr, keiner .... ach ja ... sie vergaß - wer würde schon in der Weihnachtszeit sich darüber einen Kopf machen.

      „Jessica, stell dir vor ...“, aufgeregt, wie ein kleiner Kolibri, stürmte Sabine in den Raum. Lief im Zimmer umher und suchte nach Worten.

      „Sabine?“ Sie fühlte sich gestört, hatte das mit dem Konzentrieren doch gerade geklappt.

      „Oh, ich bin doch so aufgeregt!“ Abrupt blieb sie vor dem Schreibtisch stehen. Jessica starrte sie weiterhin direkt an. Hob leicht die Hände und zuckte nebenbei mit den Schultern, nach dem Motto – nun sag endlich!

      „Am Nikolaustag findet doch die Weihnachtsfeier statt ...“, sie schaute Jessica bestätigungsheischend an. Sie murmelte etwas Unverständliches in ihren, nicht vorhandenen, Bart, gestikulierte Sabine aber, weiter zu sprechen.

      „Unser