Tempus Z. Jo Caminos. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jo Caminos
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738072877
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Joshua, doch Jack winkte ab.

      „Bin froh, von den Sargnägeln runter zu sein. Wie heißt noch mal der Typ von der Pressestelle auf Whitehawk Air Force Base?“

      „Lieutenant Barrows, wenn ich mich recht entsinne“, kam ihm Joshua zu Hilfe. „Und ich mag ihn jetzt schon nicht.“

      „Oh, Vorurteile gegen Militärs?“, fragte Jack mit erhobenen Augenbrauen und einem süffisanten Lächeln auf den Lippen. „Denkst du etwa an die idiotische Geschichte damals in Washington, als sie uns in den Bau verfrachtet haben?“

      „Nein, Menschenkenntnis. Der Kerl war mir am Telefon zu glatt, zu freundlich. Aber natürlich können Sie einen Interviewtermin haben. Stets zu Diensten, guter Mann. Ich wäre fast auf seiner Schleimspur ausgerutscht ... Und das durchs Handy ...“

      Jack lachte.

      Ein Blitz durchzuckte die Dunkelheit, bald gefolgt von grollendem Donner. Frühjahrsgewitter!, dachte Joshua. Irgendwie erschien es ihm wie ein böses Omen.

      Sie fuhren schweigend weiter. Noch ungefähr anderthalb Stunden bis zur Whitehawk Air Force Base.

      Lieutenant Barrows hatte sie mit einem strahlenden Lächeln begrüßt. Er sah proper aus in seiner schmucken Uniform. Er hatte Joshua und Jack in sein Büro geführt, wo sie an einer bequemen Sitzecke Platz genommen hatten. Barrows ließ Kaffee und Gebäck kommen. Höflich wies er drauf hin, dass rauchen nicht gestattet sei. Das wäre etwas aus der Mode gekommen, auch beim Militär.

      „Meine Herren, ich weiß jetzt nicht, was ich sagen soll“, stellte Barrows nach den einleitenden Höflichkeitsfloskeln fest. „Kommen wir gleich zur Sache. Ja, es gab einen Zwischenfall mit zweien unserer Spezialisten. Und - ja - sie waren zuvor in der Antarktis in einem Rettungseinsatz unterwegs. Aber - es war eine private, nun ja, Rivalität. Spezialist Hensen war einmal mit der Frau von Spezialist Porters liiert. Die beiden haben sich getrennt, und sie hat sich irgendwann Porters zugewendet. Sie haben geheiratet, was Hensen wohl niemals verarbeitet hat. Und bedauerlicherweise kam es dann zu dem Zwischenfall, in dessen tragischem Verlauf beide den Tod fanden. Eine Privatfehde, wenn Sie so wollen. Unangenehm für uns - das Militär, weil es ein schlechtes Licht auf unsere Spezialisten wirft - und nicht nur auf sie. Aber ich weiß nicht, wie sie auf die Idee kommen, es wären noch weitere Personen verletzt worden.“ Barrows lächelte unschuldig. „Sie wissen doch, wie ihr Metier läuft, meine Herren. Ich will ihnen wirklich nicht zu nahe treten. Der Inquirer - und nicht nur der - hat daraus eine derart überzogene Sache gemacht, es ist fast nicht zu glauben. Offensichtlich hat die Welt momentan nicht Probleme genug. Und ihnen ist sicherlich bekannt, dass der Inquirer - und auch die anderen Magazine - dann sehr schnell haben widerrufen müssen.“

      Joshua hielt dem Blick von Barrows stand. Er lügt wie gedruckt, und er macht es verdammt gut. Wie viel Information, wie viel von dem, was Jack und er mittlerweile wussten, durfte er preisgeben? Dass weitere Offiziere gebissen worden waren, war Insiderwissen, aber Barrows hatte noch nicht einmal mit der Wimper gezuckt, als Joshua das Thema angesprochen hatte.

      Und wo war der Kontakt, die Quelle? Und wie sollten sie Verbindung mit ihr aufnehmen, wenn sie hier bei Barrows saßen.

      „Nun.“ Joshua setzte ein resigniertes Lächeln auf. „Wahrscheinlich hat unsere Chefredakteurin mal wieder das Gras wachsen hören.“ Wechsel das Thema, eine Führung, irgendetwas ... Er sah schnell zu Jack, auf dessen Brust die offizielle Kamera hing, die später am Ausgang kontrolliert werden würde. Die Minikamera in der Form eines USB-Sticks befand sich irgendwo in seinen Taschen, vielleicht war sie auch schon längst im Einsatz. Jedenfalls trug Jack zusätzlich das Fake-Modell einer Spezialbrille, die nach einer Version von Google-Glasses aussah. Natürlich würde sie später auch kontrolliert werden, aber die Brille war nur ein Ablenkungsmanöver, ein Modell ohne Funktion und viel zu offensichtlich.

      „Nun, da sie den weiten Weg von Boston auf sich genommen haben, darf ich ihnen vielleicht noch eine Führung anbieten und ein Essen in unserer vorzüglichen Kantine“, kam ihm Barrows zu Hilfe. „Whitehawk Air Force Base hat einen Chefkoch, der einem Luxushotel alle Ehre machen würde.“

      Du darfst, Schleimi!, durchfuhr es Joshua. Du darfst! Er grinste im Breitwandformat und schenkte Jack einen schnellen Blick.

      Die Führung war der Rede nicht wert. Barrows spulte routiniert höflich sein Programm herunter, das weder Joshua noch Jack wirklich interessierte. Hier unsere F-15 Eagle Strike Jets, dahinten die Wartungsmannschaften, dort eine Einheit Fallschirmspringer. Nach einer halben Stunde war es vorbei, und es ging in die Kantine.

      Das Essen war wirklich hervorragend, befanden sowohl Joshua als auch Jack. Barrows freute sich über das Lob, schielte jedoch hin und wieder unübersehbar gelangweilt auf seine schwere Pilotenuhr.

      Joshua und Jack wurden langsam nervös. Wo blieb der Kontakt? Hatte sich Bartley geirrt? Oder wusste man hier auf der Base bereits Bescheid und war der undichten Stelle auf die Schliche gekommen? Sicherheitsbeamte mochten enervierend sein, blöd waren sie bestimmt nicht.

      Gegen 17:00 Uhr - Joshua leerte sein Dessert gerade wie in Zeitlupe, um mehr Zeit zu schinden, erfolgte dann eine Lautsprecherdurchsage und Barrows wurde ins Pressebüro zurückgerufen.

      „Genießen Sie ihr Dessert ruhig“, sagte er gönnerhaft. „Ich bin gleich zurück, um Sie noch zu verabschieden.“ Damit entfernte er sich.

      Na, schöner Wink mit dem Zaunpfahl, dachte Joshua und schenkte Jack einen schnellen Blick. Auch der Fotojournalist hatte sich bei seinem Dessert extrem lange Zeit gelassen.

      Eine der Bedienungen näherte sich mit einer Kaffeekanne ihrem Tisch. Nicht noch mehr Kaffee ..., dachte Joshua. Seine Pumpe schlug schon schnell genug. Er sah zu den beiden Sicherheitsoffizieren, die in einigem Abstand ohne jede Regung am Ausgang standen - denen aber mit Sicherheit nichts entging.

      „So wollen bestimmt noch einen Kaffee“, sagte die Frau, die bestimmt schon auf die Sechzig zuging. Sie wirkte müde, aber in ihren Augen schien es zu blitzen.

      Joshua wollte ablehnen, und auch Jack hob abwehrend die Hand, doch die Frau sagte nachdrücklich: „Sie wünschen doch bestimmt noch Kaffee ...“

      Joshua sah ihr in die Augen. Sollte das ...?

      „Wir haben auch noch sehr delikate Cookies. Möchten Sie, dass ich Ihnen zum Kaffee einige serviere? Es macht wirklich keine Umstände.“

      Die Sekunden schlichen dahin. Joshua sah betont gleichgültig zu den Wachen am Eingang, dann blickte er der Frau wieder ins Gesicht. Sie schluckte und schien mit jedem Moment nervöser zu werden.

      „Ja“, sagte Joshua, vielleicht etwas zu laut. „Die Cookies wären jetzt genau richtig. Vielen Dank.“

      „Ich bin gleich zurück“, sagte die Frau und entfernte sich.

      Joshua und Jack sahen beschäftigt auf ihre Dessertteller, die noch immer nicht leer waren. Dann war die Frau zurück und stellte sowohl neben Joshua als auch Jack je einen kleinen Teller mit in Zellophan verpackten Cookies auf den Tisch.

      „Besonders die Rückseite ist sehr lecker. Die Creme ist ein Geheimrezept unseres Spitzenkochs“, sagte die Frau. Sie lächelte gequält und entfernte sich sofort wieder, ohne ein weiteres Wort. Jack war allerdings aufgefallen, dass die Frau beim Weggehen kurz ängstlich zu den beiden Wachen am Ausgang geschaut hatte.

      Joshua nahm einen der Cookies und drehte ihn scheinbar gelangweilt in der Hand. Doch auf der Rückseite der Verpackung war nichts. Er riss die Verpackung auf und stopfte sich den Cookie in den Mund. Er schmeckte wirklich hervorragend. Wie beiläufig nahm er die unteren Cookies und betrachtete auch diese. Und dann sah er die Zahlen ... Er steckte die Cookies in die Brusttasche seines Hemdes und sagte an Jack gewandt: „Proviant für die Fahrt. Die Dinger sind unglaublich lecker. Ich denke, wir sollten jetzt aufbrechen. Wir haben Lieutenant Barrows genug seiner Zeit gestohlen.“

      Jack nickte nur.

      Sie standen auf, bedankten sich in Richtung der Küchentheke,