Felix, der Erbe des Herrschers. Anne Düpjohann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Anne Düpjohann
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738060928
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bestimmte Dinge gar nicht oder nur eingeschränkt funktionierten. Es musste doch dafür einen logischen Grund geben. So etwas passierte doch nicht einfach so!

      Aber – es war passiert!

      Meine Gedanken kreisten unaufhörlich um diese Frage.

      Als ich meine Wohnungstür öffnen wollte, klebte eine Nachricht von Anja daran:

      „ Bitte melde dich bei mir, wenn du wieder zuhause bist!“

      Meine Laune hob sich schlagartig. Rasch betrat ich meine Wohnung und machte mich frisch.

      Im Vorbeigehen aß ich schnell ein fertig gemachtes Brot.

      Als ich bei ihr vor der Tür stand, las ich ihre Nachricht:

      „Bitte einfach klingeln!“

      Ich schüttelte den Kopf und fragte mich, wie sie die denn hören wollte, aber ich folgte brav der Anweisung. Überrascht stellte ich fest, dass sie tatsächlich kurz darauf die Tür öffnete. Lächelnd bat sie mich mit einer einladenden Geste einzutreten. Sie sah es wohl an meinem Gesicht, dass ich sie fragen wollte, wieso sie das klingeln gehört hatte, darum deutete sie auf eine Lampe, die noch blinkte.

      „Na, das ist ja mal genial!“, dachte ich.

      Man muss sich nur zu helfen wissen.

      Sie hatte ihren Laptop an und so begannen wir, darüber zu kommunizieren.

      Sie erzählte mir, dass sie in einer Einrichtung für Gehörlose arbeitete. Da jene auf optische Hilfsmittel angewiesen waren, war ihr vor einiger Zeit die Idee gekommen, sich ebenfalls eine Alarmlampe zu kaufen und anzubringen. Diese Idee hatte sich jetzt bezahlt gemacht.

      Sie erzählte mir, dass sie, nachdem wir uns getrennt hatten, nach Hause gefahren war. Eigentlich wollte sie verreisen, da sie vierzehn Tage Urlaub hatte. Doch aufgrund der merkwürdigen Vorkommnisse, habe sie sich entschlossen, das Reisebüro aufzusuchen, um ihre Reise zu stornieren, denn sie hatte eine Reiserücktrittsversicherung.

      Jedoch hatte sie feststellen müssen, dass es geschlossen hatte.

      Sie war erst unschlüssig, was sie machen sollte, aber da sie genug Zeit hatte und nicht den ganzen Tag in ihrer Wohnung hocken wollte, entschloss sie sich zum Flughafen zu radeln, um zu schauen, ob es überhaupt möglich war, die Reise anzutreten.

      Ich pfiff zwischen die Zähne, denn der Flughafen lag außerhalb der Stadt und befand sich ungefähr dreißig Kilometer von unserer Wohnung entfernt.

      Am Flughafen, so berichtete sie weiter, herrschte eine gähnende Leere. Nur einige Sicherheitspolizisten patrouillieren im Gebäude und schickten sie auch prompt wieder fort.

      Danach war sie dann zu ihrer Arbeitsstelle gefahren, aber auch dort traf sie niemanden an. So war ihr Tag von wenig Erfolg gekrönt gewesen. Frustriert und müde war sie wieder nach Hause gefahren und hatte mir dann die Nachricht an die Tür geklebt, in der Hoffnung, dass ich ihr was Neues und Positives erzählen konnte.

      Leider konnte ich das nicht, aber ich hatte das Gefühl, dass meine Anwesenheit ihr Geborgenheit vermittelte.

      Auch ich fühlte mich sehr wohl in ihrer Gegenwart.

      Nun berichtete ich ihr, was ich am Nachmittag gemacht hatte und was ich durch die vielen Mails in Erfahrung gebracht hatte. Sie konnte sich, so wie ich, genauso wenig einen Reim aus den Geschehnissen des Tages machen.

      Aber sie vermutete, dass hinter dem Ganzen eine große Macht steckte. Aber wer? Wer hatte einen Vorteil davon, die Welt in ein Chaos zu stürzen? Darauf wusste natürlich weder sie noch ich eine Antwort.

      War es eine starke Terrororganisation, die versuchte, ein heilloses Durcheinander zu verursachen. War es doch ein Virus, der freigesetzt, den menschlichen Organismus angriff? Aber warum funktionierten die technischen Sachen nur bedingt. Ach man, das ergab doch alles keinen Sinn!

      Ich seufzte. Anja sah mich so traurig an, dass ich impulsiv meinen Arm um sie legte.

      Sie lehnte ihren Kopf an meine Brust. Mein Herz klopfte vor Aufregung. Es war schon eine Weile her, dass sich ein Mädchen an mich gedrückt hatte. Ich atmete ihren berauschenden Duft ein. Meine Hand lag auf ihrer glatten und samtweichen Haut. Ich warf einen verstohlenen Blick auf ihr hübsches, leicht gebräuntes Gesicht, dass von ihren dunklen Haaren umspielt wurde. Sie wirkte so zerbrechlich, sodass sich in mir mein Beschützerinstinkt ausbreitete und ich das Bedürfnis hatte, sie vor allen Gefahren zu bewahren. So saßen wir still in trauter Umarmung. Ich traute mich nicht, mich zu rühren, um die romantische Stimmung nicht zu zerstören.

      Doch irgendwann stieg in mir die Müdigkeit hoch und nahm gewaltsam von meinem Körper Besitz. Ich unterdrückte ein Gähnen, worauf Anja mich süß anlächelte und meinte, auch sie sei müde.

      Der Tag war letztendlich für uns beide sehr aufregend und anstrengend gewesen. Nun forderte die Natur ihr Recht. So entschloss ich mich schweren Herzens in meine Wohnung zurückzukehren. Allerdings nicht ohne mich mit ihr am nächsten Abend zu verabreden. Sie strahlte mich glücklich an.

      Erschöpft ließ ich mich einige Zeit später ins Bett fallen. Trotz des wirklich üblen Tages war mir leicht ums Herz. Die an und für sich schreckliche Erscheinung der Taubheit hatte Anja und mich näher gebracht. Wenigstens etwas Positives, was ich an diesem Tag verzeichnen konnte.

      Flüchtig dachte ich an meine Wohnung, an der ich eigentlich noch Hand anlegen müßte, denn das Chaos war nicht mal mehr als geordnet zu bezeichnen, ganz zu schweigen von den Wollmäusen, die sich in den Ecken sehr wohl fühlten, aber das musste definitiv warten.

      Ich brauchte jetzt unbedingt meinen Schönheitsschlaf.

      Plötzlich hörte ich Vogelgezwitscher. Ich öffnete meine Augen und blinzelte, weil die Sonne mir direkt in die Augen schien.

      Verwirrt schaute ich mich um. Ich befand mich auf einer grünen Wiese. Der warme Rasen schmiegte sich weich an meinen Füßen. Bei näherer Betrachtung erkannte ich den Stadtpark. In der Nähe befand sich ein Spielplatz, auf dem fröhlich lachende Kinder spielten.

      Ich hörte sie lachen! Glücklich stellte ich fest, dass alle Geräusche wieder da waren.

      Vergnügt machte ich mich auf dem Weg, um festzustellen, ob wirklich alles wieder so war, wie immer, als mir plötzlich ein Mann den Weg versperrte.

      Erstaunt schaute ich ihn an, doch er hob sofort drohend ein Gewehr und machte Anstalten, auf mich zu schießen!

      Was war das denn?

      Woher kam er so unerwartet?

      Ich nahm meine Beine in die Hand und rannte so schnell ich konnte fort.

      Ich hörte, wie die Kugeln neben mir einschlugen. Ich musste unbedingt die nächste Baumreihe erreichen, um Schutz vor den Kugeln zu finden.

      Doch so sehr ich mich auch bemühte, ich kam nicht von der Stelle und die Bäume schauten mich traurig aus der Ferne an.

      Panik stieg in mir auf. Ich hörte ihn wutentbrannt schreien, allerdings verstand ich seine Worte nicht.

      Schweiß brach mir aus.

      Angsterfüllt blickte ich mich um und bemerkte, dass alles um mich herum dunkel und grau geworden war und die Schüsse immer leiser wurden und zum Schluss ganz verstummten.

      Plötzlich war ich umgeben von einer undurchdringlichen Dunkelheit und Stille.

      Mit weit aufgerissenen Augen tastete ich mich vorwärts.

      Der Boden unter meinen nackten Füssen fühlte sich glatt und kalt an.

      Mit den Händen berührte ich Holz. Ich tastete mich weiter, mich verzweifelt fragend, wo ich mich befand.

      Dann eine Wand. Ich fühlte eine Tapete. Ich tastete mich vorsichtig an der Wand entlang. Irgendwann berührte ich einen Schalter, den ich betätigte. Licht ging an.

      Ich schaute mich um und