Wenn das passiert, zähle ich innerlich in Ruhe von Drei rückwärts. Bei „Drei“ schaut Frauchen prüfend über den Gartenabschnitt, den Herrchen soeben beackert hat. Bei „Zwei“ entsteht auf ihrer Stirn so eine schmale, senkrechte Falte, und ihr Atem beschleunigt sich leicht. Und bei „Eins“ entfährt ihr in aller Regel ein kleiner, spitzer Schrei – das ist der Moment, wo sie feststellt, dass Herrchen es erneut geschafft hat, sämtliches Unkraut im Beet stehenzulassen, und dafür aus Versehen ihre im letzten Jahr gepflanzten Stauden rausgerissen hat.
Nun kennen Herrchen und Frauchen sich ja schon wirklich lang. Deshalb streiten sie sich über so was auch nicht mehr, auch wenn es immer wieder passiert und man meinen sollte, dass Frauchen darüber irgendwann mal die Nerven verliert. Macht sie aber nicht. Stattdessen seufzt sie nur tief und atmet ein paarmal tief durch. Und dann packt sie Herrchen und mich ein, und wir fahren los und holen andere Pflanzen. Herrchen hat mir ja mal im Vertrauen erzählt, er würde das, zumindest zum Teil, mit Absicht machen – weil er weiß, wie sehr Frauchen sich freut, wenn sie neue Blümchen kaufen kann. Aber ich bin nicht sicher, ob ich ihm das glauben soll.
So oder so ist das Ergebnis dasselbe: Bei uns wird draußen nicht nur jedes Jahr aufs Neue geschnippelt und gejätet, nein, Frauchen und Herrchen bepflanzen auch immer wieder den halben Garten neu. Wie gesagt: Ich persönlich fände das eher frustrierend und ziehe ein gemütliches Nickerchen auf dem Liegestuhl solchem Gewühle im Beet eindeutig vor.
Andererseits hat die Sache für mich immerhin einen großen Vorteil: Da angesichts von Herrchens alljährlicher Pflanzen-Verwechslungs-Aktion keine Blume bei uns allzu lang überlebt, und Frauchen deshalb jeden Frühling mit dem Bepflanzen von vorn anfängt, sieht unser Garten immer wieder völlig neu und anders aus – fast, als wären wir umgezogen. Und so kann ich – abgesehen von dem Schauspiel mit Herrchen und Frauchen – jeden Frühling aus meinem Liegestuhl eine rundum neue Aussicht genießen. Und ehrlich: Wer sonst kann das schon von sich behaupten?
Mehr nächste Woche.
Mit mopsigen Grüßen,
Ihr Eddie
5. Immer der Nase nach
Tag auch.
Als moderner Hund bin ich mit aktuellen Kommunikationsmitteln bestens vertraut – schließlich muss man als Mopskolumnist immer up to date sein. Gut, Telefone finde ich nervig. Beim Bimmeln machen die einen Mordskrawall, und dass man da nichts sieht, sondern nur hört, macht das Ganze auch nicht besser, wenn Sie mich fragen.
Dafür kenne ich mich super mit diesem Computer-Dings aus. Klar, das Tippen muss Frauchen für mich übernehmen, weil ich mit meinen Pfoten auf dieser Tastatur keinen vernünftigen Satz auf die Reihe kriege. Aber immerhin kann ich mich auf dem Weg mit Freunden überall auf der Welt austauschen. Über dieses Gesichtsbuch hab ich inzwischen ja Kumpel in ganz vielen Ländern, und dass man sich da über das Internetz „Hallo“ sagen kann, ist schon eine Spitzen-Sache. Und weil es im Computer auch Telefon mit Bild gibt, können mir Oma und Opa sogar über den Bildschirm zuwinken, wenn sie im Urlaub sind.
Eins allerdings fehlt mir bei der Computer-Wufferei schon: Informationen für die Nase. Wie Sie wissen, ist die Nase für uns Hunde eine wichtige Angelegenheit – einmal geschnüffelt, und uns ist sofort klar, mit wem wir es zu tun haben. Das fällt bei dieser Internetz-Geschichte natürlich völlig flach.
Ich finde das bedauerlich – und würde deshalb am liebsten all meine Freunde persönlich beschnuppern. Geht leider nicht. Mal abgesehen davon, dass Frauchen und Herrchen solchen Ausflügen durch Haustür und Gartentörchen einen Riegel vorschieben, latscht man ja als Hund auch nicht mal eben zu Fuß ein paar hundert Kilometer quer durch die Weltgeschichte.
Neulich saß ich dann mit Herrchen im Auto und wir haben auf Frauchen gewartet, die gerade einkaufen war. Da hab ich mir diese ganze Technik mal näher angeschaut. Ehrlich: Für meinen Geschmack ist schon alles ein bisschen groß in diesen Autos, jedenfalls für mich als Mops. Aber an sich kann Autofahren ja so schwer nicht sein, oder? Ein bisschen an diesem Lenkdings drehen, mit der Pfote aufs Pedal treten – klingt nicht sonderlich kompliziert. Außerdem haben Frauchen und Herrchen so ein Auto, wo man das Dach rauf- und runterfahren kann, so dass ich mir im Sommer prima ein laues Lüftchen um die Nase wehen lassen könnte. Stelle ich mir eigentlich ziemlich cool vor.
Also dachte ich mir, dass so ein Hundeführerschein fürs Autofahren doch eine super Sache wäre. Ich meine: Eine Versicherung hab ich, Steuern zahl ich auch (gut, eigentlich zahlt die Frauchen) und nach dieser „Ein-Menschenjahr-ist-sieben-Hundejahre“-Regel bin ich auch längst volljährig. Wieso also sollte ich keinen Führerschein machen dürfen? Dann allerdings fiel mir ein – und damit wären wir wieder bei der Nase –, dass ja eigentlich ohnehin schon zu viele von diesen Autos über die Straßen brausen. Ehrlich: Was die hinten so rauspusten, riecht wirklich absolut scheußlich, und besonders gesund soll das ja auch nicht sein. Wäre also vielleicht doch kein so spitzenmäßiger Einfall, wenn nun auch noch wir Hunde da an jeder Kreuzung mitmischten.
Bei der Gelegenheit kam mir mein Skateboard in den Sinn. Hab ich zu Weihnachten bekommen und seither auch eine Menge geübt. Allerdings zieht sich der Winter diesmal bekanntermaßen unsäglich hin, so dass mein Training bislang leider aufs Wohnzimmer beschränkt war. So richtig hab ich deshalb noch keine Ahnung, wie weit man mit diesem Rollbrett kommt, könnte mir aber vorstellen, dass es zumindest schnell genug ist, um damit vielleicht mal den einen oder anderen Kumpel im Nachbarstädtchen zu besuchen. Und den Open-Air-Effekt, den es bei Autos nur mit offenem Dach gibt, hätte man da gleich inklusive.
Auch damit allerdings dürften sich keine allzu weltumspannenden Reisen anstellen lassen, weshalb mein eigentliches Problem bestehen bleibt: dass ich meine weiter entfernt lebenden Kumpels nicht persönlich beschnüffeln kann.
Bis mir in Sachen mopsiger Fortbewegung eine andere Lösung einfällt, hab ich mir also überlegt, dass da Leute ranmüssen, die sich mit Technik besser auskennen als ich. Ich meine, die sitzen doch überall auf der Welt und erfinden jeden Tag die seltsamsten Sachen, die kein Mops braucht – Kratzbäume, zum Beispiel. Oder Katzen-Trinkbrunnen. Da könnten die doch ihre Zeit mal sinnvoll investieren und solche Geruchs-Computer erfinden, oder?
Ich jedenfalls fände das eine prima Sache. Klar: Persönliches Beschnüffeln ist immer noch das Schönste. Aber wenn es so ein Computer-Dings zum Schnuppern gäbe, könnte ich jeden Tag aufstehen, vor dem Bildschirm einen tiefen Atemzug nehmen und wäre sofort voll informiert, wie es allen so geht. Dann könnte ich gleich ein paar aufmunternde Worte in die eine oder „Gute-Besserung“-Wünsche in die andere Richtung schicken und wäre direkt im Bilde, ob meine vierbeinigen Kumpel nun gerade auf der Hundewiese, im Pferdestall oder im Wald waren.
Optimalerweise müsste man das Ganze dann nur noch mit einer „An/Aus“-Taste ausstatten, damit man Gerüche wegschalten kann, auf die man als Hund lieber dankend verzichtet: den von diesen ekligen Putzmitteln, zum Beispiel. Oder von Haarspray. Oder von sonstigem Krempel, bei dessen Geruch sich mir die Krallen hochrollen.
Also, ihr Forscher da draußen: Ärmel hochgekrempelt, und ran an die Arbeit! Die Zukunft der internationalen Welt-Vierbeiner-Kommunikation liegt in euren Händen, alle Hunde-Augen sind auf euch gerichtet! Ich zähle fest auf euch!
Mehr nächste Woche.
Mit mopsigen Grüßen,
Ihr Eddie