Die Mops Monologe 2. Gerritje Krieger. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Gerritje Krieger
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847660859
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auf mich werfen. Zum Beispiel entstanden im nahen zeitlichen Zusammenhang sowohl mit dem Sahne- als auch mit dem Quarkspeisen-Vorfall Fotos von mir, auf denen ich jeweils verdächtig große Mengen einer, sagen wir mal, unidentifizierbaren weißen Masse im Gesicht hatte.

      Sicher, das mag im ersten Moment irgendwie verdächtig wirken. Aber bitte: Wer will denn beweisen, dass es sich bei dem Zeug in meinem Gesicht um Sahne bzw. Quarkspeise handelte? Immerhin wäre es auch denkbar, dass ich an den in Frage stehenden Tagen gerade eben von einem Aufenthalt auf einer Mops-Wellnessfarm zurückgekehrt war, wo das Personal im Eifer des Gefechts vergessen hatte, die letzten Überreste der Feuchtigkeitsmaske aus meinem Gesicht zu entfernen, oder?

      Und auch wenn in meinem Körbchen manchmal vereinzelte Socken oder ein Gartenschuh auftauchen – muss das automatisch heißen, dass ich die da reingelegt habe? Theoretisch könnte das schließlich jeder gewesen sein, oder? Möglicherweise sogar Frauchen oder Herrchen selbst. Schließlich, man möge mir verzeihen, werden die beiden auch nicht jünger und sind dann und wann ein bisschen vergesslich.

      Was da für manche also nach einer absolut eindeutigen Beweislage aussieht, sind doch im Endeffekt höchstens Indizien. Sicher, ich könnte es gewesen sein. Aber eindeutig belegen lässt sich aufgrund einer solchen Rechtslage gar nichts.

      Nun wäre das alles ja weniger schlimm, wenn es nur mich betreffen würde – ich bin ja ein gutmütiger Typ und lasse mir so ziemlich jeden Schabernack gefallen. In letzter Zeit allerdings musste ich entsetzt feststellen, dass nahezu sämtliche meiner vierpfotigen Freunde sich mit ähnlich unbegründeten Vorwürfen rumschlagen müssen. Wo immer auch Schnitzel auf seltsame Weise verschwinden oder ein Schuh plötzlich unauffindbar ist: Wir Hunde müssen als Schuldige herhalten.

      Also ehrlich, so geht es nicht. Wenn Sie mich fragen, wird es höchste Zeit, dass damit endlich Schluss ist. Ganz im Ernst: Mit der Allgemeinen Erklärung der Mopsrechte sind solche fiesen Beschuldigungen ganz sicher nicht in Einklang zu bringen. Und schließlich muss auch für uns Hunde der Grundsatz „Im Zweifel für den Angeklagten“ gelten.

      Ich für meinen Teil habe mir jedenfalls überlegt, dass ich künftig härter auf meine Rechte pochen werde. Bloß wegen so ein paar weißer Sprenkel ungeklärter Herkunft in meinem Gesicht lasse ich mir noch lange keinen Sahne-Diebstahl vorwerfen. Und nur, damit das klar ist: Was das Paar Wiener Würstchen angeht, das Herrchen sich vorhin auf einem Teller auf dem Wohnzimmertisch zurechtgestellt hatte und das nun auf Nimmerwiedersehen verschwunden ist, verweigere ich jede Aussage.

      Mehr nächste Woche.

      Mit mopsigen Grüßen,

       Ihr Eddie

      2. Der Frühling, der keiner sein will

      Tag auch.

      Ernsthaft, ich hab nichts gegen Winter. Zugegeben: Ich stehe nicht besonders auf nasse Pfoten. Und ich kann auch diesem stundenlangen Gehopse durch meterhohe Schneemassen nichts abgewinnen, auch wenn andere Hunde total darauf abfahren. Aber gut, liegt vielleicht auch in der Natur der Dinge: Bei gerade 32 Zentimetern Schulterhöhe kriege ich schließlich schon Frostbeulen an intimen Körperstellen, wenn Ihnen die weiße Pracht gerade bis zu den Knöcheln reicht.

      Dennoch: Winter an sich muss nichts Schlechtes sein. Immerhin gibt es eine ganze Menge toller Sachen nur zur kalten Jahreszeit. Weihnachten, zum Beispiel. Wärmflaschen. Knisternde Kaminfeuer. Wohlig-warme Fußbodenheizungen. Und bergeweise kuschelige Decken.

      Auch anzusehen ist das Ganze meistens recht nett – jedenfalls von drinnen. Okay, der Eindruck, dass die gesamte Landschaft von flauschig-weicher Watte bedeckt sei, relativiert sich ziemlich schnell, wenn man als Mops – wohlgemerkt, barfuß – in dieser Landschaft steht. Trotzdem: Ich sitze gern mal an Winterabenden im Wohnzimmer vor der Terrassentür und schaue verträumt den dicken Flocken dabei zu, wie sie sich über Wiesen und Felder legen. Wie gesagt: Ich hab nichts gegen ein bisschen Winter.

      Was mir allerdings total auf den Senkel geht, ist dieses unsägliche Wetter-Hin-und-Her, von dem wir hier in den letzten Wochen heimgesucht werden. Wenn ich nämlich auf irgendwas richtig stehe, dann ist das Frühling. Ich weiß nicht, ob Sie sich noch erinnern, was das eigentlich ist, schließlich haben wir hierzulande seit Ewigkeiten nichts mehr davon gesehen. Aber normalerweise ist Frühling diese wunderbare Zeit, wo die ersten bunten Blüten ihre Köpfe durch die Erde stecken, Bienen fröhlich durch die Gegend summen, Vögel mit dem Nestbau loslegen und man als Mops stundenlang im Sonnenschein auf der Terrasse liegen kann.

      Wie gesagt: normalerweise.

      In diesem „Frühling“ dagegen ist nichts, wie es sein soll. Nun könnte man argumentieren, dass der Frühling offiziell ja erst vor ein paar Tagen begonnen hat, was aber so nicht stimmt. „Meteorologisch“ ist nämlich schon seit Wochen Frühling. Und „meteorologisch“ hat irgendwas mit Wetter zu tun, hab ich mir sagen lassen – also heißt das, dass man seither eigentlich Frühlingswetter erwarten dürfte.

      Hatten wir auch – sogar schon einige Male. Bereits mehrfach wurde ich draußen, gleich nach dem Aufstehen, von fröhlichen Sonnenstrahlen begrüßt, die mich in der Nase kitzelten und wohlige Vorfreude auf die kommenden Wochen in mir entfachten. Also tat ich, was ich immer tue, wenn es Frühling wird: Ich orderte bei Frauchen einen Wassernapf für die Terrasse, schnappte mir meine Lieblings-Outdoor-Spielzeuge und machte es mir auf dem Liegestuhl bequem. Wäre ich dazu imstande, ich schwöre, ich hätte ein fröhliches Liedchen gepfiffen.

      Der Frühling allerdings ist dieses Jahr zu echt uncoolen Scherzen aufgelegt. Jedes Mal, wenn ich auch nur ganz kurz nicht hingucke – zum Beispiel, weil ich nachts mal für ein paar Stunden die Augen zumache –, ist er auch schon wieder verschwunden. Neulich etwa bereitete ich mich gerade auf den zweiten Tag auf der Terrasse vor. Und was sahen meine Augen, als ich vor die Tür trat: Schnee. Massen davon. Auf meinem Liegestuhl, meiner Veranda und auch sonst überall.

      Als das das erste Mal passierte, dachte ich noch: Naja, kann ja mal vorkommen. Der März ist ja noch jung. Der übt vielleicht noch.

      Inzwischen allerdings kann ich die Gelegenheiten, bei denen ich fröhlich den Frühlingsanfang ausrief, nur um am nächsten Morgen von frostigen Temperaturen und Eiszapfen attackiert zu werden, gar nicht mehr zählen.

      Ehrlich: So langsam fühle ich mich von diesem Frühling komplett veräppelt. Und nicht nur ich. Egal, wo ich hinkomme: Die Leute haben die Nase voll von dem ewigen Hin und Her. Und allesamt schlechte Laune. In der Zoohandlung beispielsweise, wo ich sonst persönlich begrüßt werde, erntete ich vergangene Woche bloß ein müdes „Hallo“. Und die Leckerchen, mit denen die mich da normalerweise großzügig versorgen, fielen auch flach. Auch der Postbote, der mir regelmäßig meine Pakete bringt und immer ein paar nette Worte für mich parat hat, war diese Woche total einsilbig und würdigte mich kaum eines Blicks. – Kein Wunder, wenn er bei dem Wetter die ganze Zeit durch die Kälte stapfen darf.

      Was aus Ostern werden soll, weiß ich auch nicht. Eigentlich müsste der Osterhase aktuell ja schon überall unterwegs sein und die Ostereier verstecken – schließlich schafft der Millionen von Gärten nicht an einem einzigen Tag. Aber sagen wir es doch offen, wie es ist: Wenn der Osterhase auch nur halbwegs sauber tickt, haut der sich doch bei dem Wetter vor den Kamin und isst seine Ostereier selbst, oder? Ich jedenfalls würde bei den Temperaturen streiken, Ostern hin oder her.

      Und wer ist schuld an dem ganzen Schlamassel? Genau: der Frühling, der keiner sein will.

      Ich habe jetzt die Nase voll davon. Gestern hab ich mit meinem Mopskumpel Otto schon überlegt, ob wir vielleicht einfach in sonnigere Gefilde auswandern sollten – aber Frauchen sagt, wir haben ja hier das Haus und Herrchens Friseurgeschäft. Wird also vorläufig nix. Klar ist aber, es muss was geschehen – so kann es jedenfalls nicht weitergehen.

      Vielleicht starte ich demnächst einfach mal eine Petition und sammle Unterschriften für besseres Wetter – ich wette, da machen sofort