Afrikanische Märchen auf 668 Seiten. T. von Held. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: T. von Held
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742763129
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zu können,

       gilt bei den Suahelis für ein Zeichen hoher Bildung.

       Von den verschiedenen Matten der Neger Ostafrikas

       seien hier genannt: Ritanga, Plur. vitanga, runde

       Matten zum Ausbreiten der Nahrungsmittel, die zum

       Verkauf kommen, Jamoi, Plur. majamvi eine Matte

       für den Fußboden, länglich oder quadratisch, je nach

       Bedarf. Mkeka, Plur. mikeka, Schlafmatte; doch gibt

       es noch eine ganze Anzahl anderer Gebrauchs- und

       Ziermatten.

       7 Kalabasse ist gebraucht zum Aufbewahren und Fermentierenlassen

       der Milch, die amassi genannt wird

       und ein beliebtes Getränk der Kapkaffern ist. Eine

       Kalabasse ist nichts anderes als ein großer ausgehöhlter

       Flaschenkürbis.

       Wie der Tod in die Welt kam.

       Zulusage.

       Die Erde, der Mond, die Sterne und die Sonne sind

       immer gewesen; aber der Tod war nicht immer in der

       Welt.

       Vor langen, langen Jahren kamen zu den Menschen

       zwei Boten, die ihnen der große Geist1 geschickt

       hatte, dem Himmel und Erde gehören.

       Es waren das Chamäleon und der Salamander.

       Der große Geist hatte zu dem Chamäleon gesagt:

       »Gehe hin und sage den Bewohnern der Erde, sie

       sollen glücklich sein und ewig leben.«

       Dem Salamander aber hatte er befohlen: »Eile zu

       den Menschen und sage ihnen, daß sie sterben müssen.

       «

       Da machten sich diese Boten des Glückes und des

       Unglückes auf den Weg, um dem Befehle des großen

       Geistes zu gehorchen.

       Ohne nach rechts oder links zu blicken, eilte der

       Salamander dahin, und als er zu den Menschen kam,

       sprach er:

       »Was seid Ihr so sorglos? Wißt Ihr nicht, daß Ihr

       sterben müßt?«

       Da erschraken die Menschen sehr; denn nun lernten

       sie die Sorge und den Tod kennen.

       Das Chamäleon aber war von seinem Wege abgekommen,

       hatte hier eine Fliege und dort ein Insekt gefangen,

       und als es sich seines Auftrages erinnerte, war

       es spät geworden. Als es zu den Hütten der Menschen

       kam, fand es dort schon den Salamander vor und mit

       ihm die Sorge und den Tod.

       Fußnoten

       1 »Der große Geist«, Qamata genannt, ist den Kaffern

       der Ausdruck für die unbestimmte Vorstellung eines

       höheren Wesens, welches die Welt regiert. Dennoch

       haben diese Neger keinerlei Glauben an ein Leben,

       welches nicht von dieser Welt ist; sie glauben nicht

       an eine Unsterblichkeit ihrer Seele. Eine vage Idee

       haben sie, daß ihre Großen, ihre Häuptlinge, ein

       Leben haben, welches über dieses hinausreicht. Daher

       ihr Glauben an Geister und ihre Furcht vor ihnen, da

       diese sämtlich der Welt und ihren Bewohnern abhold

       sind. Ihren Glauben an Qamata können die Kaffern in

       keiner Weise definieren. Er entspringt wohl lediglich

       aus dem dunklen Gefühle, daß die Weltordnung eines

       Ordners bedarf.

       Die Braut des Häuptlings.

       Eine Kafferngeschichte.1

       Es war einmal ein Mann, der hatte zwei Töchter, die

       alt genug waren, um sich zu verheiraten.

       Eines Tages ging der Mann in ein anderes Dorf, in

       welchem ein mächtiger Häuptling lebte.

       Als er dort bei seinen Freunden war, fragten diese

       ihn nach den Neuigkeiten von seinem Kraal. Doch er

       wußte ihnen nichts zu erzählen, sondern wollte von

       ihnen wissen, was es in ihrem Stamme Neues gäbe.

       Da erzählte man ihm, daß der Häuptling ein Weib

       suche.

       Der Mann ging heim und sprach zu seinen Töchtern:

       »Welche von euch möchte einen Häuptling heiraten?

       «

       Da sagte die Älteste:

       »Ich, mein Vater!«

       Ihr Name war Mpunzikazi.

       Der Mann sprach:

       »Ich komme aus einem Dorfs, in welchem der

       Häuptling ein Weib sucht; du, meine Tochter, sollst

       zu ihm gehen.«

       Darauf berief er eine Anzahl von Leuten, die mit

       seiner Tochter ziehen sollten; sie aber sagte:

       »Ich will allein gehen.«

       Da sprach ihr Vater:

       »Wie kannst du, meine Tochter, solch unverständige

       Worte sagen? Ist es denn nicht unsere Sitte, daß

       ein Mädchen, wenn es zum Manne kommt, von

       Freunden dorthin begleitet werde? Sei nicht töricht,

       mein Kind!«

       Das Mädchen aber sprach:

       »Ich will allein gehen.«

       Da ließ ihr Vater sie gewähren.

       Auf dem Wege zu dem Kraal des Häuptlings traf

       sie eine Maus. Diese sprach:

       »Soll ich dir den Weg weisen?«

       Mpunzikazi entgegnete:

       »Gehe mir aus den Augen.«

       Da sagte die Maus:

       »Wenn du so unfreundlich bist, wirst du deine

       Wünsche nicht erfüllt sehen.«

       Als Mpunzikazi etwas weiter geschritten war, kam

       ihr ein Frosch entgegengehüpft.

       »Soll ich dir den Weg zeigen?« fragte der.

       Sie aber wandte sich unwillig ab, indem sie sagte:

       »Du? Du bist nicht wert, mit mir zu reden. Weißt

       du nicht, daß ich das Weib eines Häuptlings sein

       werde?«

       »Gut denn!« höhnte der Frosch. »Du wirst ja

       sehen, was noch alles geschehen wird.«

       Als das Mädchen müde geworden war, setzte es

       sich unter einen Baum, um auszuruhen. Nahebei war

       ein Knabe, der Vieh hütete. Er kam zu Mpunzikazi

       und sagte:

       »Wohin gehst du, meine Schwester?«

       Sie aber ward zornig.

       »Wer bist du,« rief sie, »daß du so zu mir sprichst?