Selbst aktiv gegen Krebs. Anke B. Lindner. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Anke B. Lindner
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783847627807
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meinen Mund nicht mehr zubekomme.

      „Am besten verlieren wir keine Zeit, und fangen gleich morgen mit der Chemotherapie an“ höre ich Sie sagen. Ja, ja, erst ist jede Menge Zeit zum rumtrödeln und jetzt muss alles hoppladihopp gehen. "Ich muss erst die Unterbringung meiner Kinder regeln, morgen geht unmöglich" erwiedere ich. Wir einigen uns auf einen Termin in knapp zwei Wochen - auf meine Verantwortung, das versteht sich ja von selbst. Ohne rechtliche Absicherung geht gar nichts.

      Frau Dr. G. klärt mich über die Behandlung auf, und was die Nebenwirkungen oder mögliche Komplikationen der Therapie, der Bestrahlung und der Operation sind. - Aber ich höre schon längst nicht mehr zu. Alles läuft an mir vorbei wie ein schlechter Film, der sich nicht abschalten lässt. Ich unterzeichne, wie ferngesteuert, die notwendigen Papiere, die über mein zukünftiges Leben bestimmen sollen. Aber das ist mir in dem Moment nicht wirklich bewusst. Dann führt die Ärztin mich und meinen Freund Tomo, der mich begleitet, auf den Gang hinaus, verabschiedet sich eilig und geht zu Ihrer Tagesordnung über. Wir tasten uns zur nächsten Sitzgelegenheit und lassen uns nieder. Noch lange sitzen wir da, regungslos. Den Kopf wie leer gefegt starren wir uns einander an und können das alles nicht glauben. Uns kommt das alles total unreal vor. Ich war vor dieser Diagnose so glücklich wie lange schon nicht mehr in meinem Leben. Ich hatte angefangen, mein Leben selbst in die Hand zu nehmen, zu ordnen und in Bahnen zu lenken, die ich selbst bestimmt hatte. Das passt alles überhaupt nicht zusammen. Und jetzt – ich wurde soeben auf den Punkt Null zurückkatapultiert, nicht wissend, nur mit einer leisen Ahnung dessen, was auf mich zukommen sollte.

      Schließlich machen wir uns auf dem Heimweg, natürlich mit einem ausführlichen Behandlungsplan in der Tasche, der weit über die nächsten Monate reicht, und fortan über mich und mein Leben entscheiden wird.

      

      

       „Willst du die Straße vor dir kennen,

       erkundige dich bei denen, die sie bereist haben.“

       (aus: Ausgewählte chinesische Weisheiten)

      

      4. Krisenmanagement

       Den Schock überwinden

      Zuhause angekommen, immer noch völlig verstört, bemüht Boden unter den Füßen zu spüren, greife ich wie automatisch zu der kleinen Flasche mit den Bachblüten-Notfalltropfen. Wir gönnen uns erst einmal einen „Schluck“, um den Schock zu verdauen. Langsam fange ich an zu mir zu finden und realisiere, dass mir mein „Zepter“ aus der Hand genommen wurde und von nun an fremde Leute bestimmen wie, und womit es weiter geht.

      Wenn es mir schlecht geht ziehe ich gern zur Aufmunterung eine von meinen Affirmationskarten.

      Die Karte, die ich an diesem Tag ziehe, heißt:

       „Morgendämmerung“

      Wie einen kleinen Hoffnungsschimmer zaubert sie mir ein Lächeln auf mein Gesicht, als wolle sie sagen: „Auch das geht vorüber, wie jede Nacht vorübergeht und der Sonne weichen muss“.

      Als ich diese Karte in meiner Hand halte, höre ich folgende Worte aus meinem Inneren:

       „Genau dann, wenn die Nacht am dunkelsten scheint,

       beginnt ein neuer Tag, und wenig später

       die Morgendämmerung“.

       (A. B. Lindner)

      Dieser Satz macht mir immer wieder Mut, weil er mir offenbart, dass bald alles vorbei sein wird, dass auch in meinem Leben bald wieder die Sonne zum Horizont hinaufsteigt. Das gibt mir Mut und Hoffnung.

       Wie sag ich´s den Kindern

      Nun habe ich eine Diagnose und einen Behandlungsplan in der Tasche. Ich weiß nun, wie ich mich optimal ernähre und womit ich mein Immunsystem stärke.

      Aber wie bitteschön bringe ich meinen Kindern bei, dass ich mehrmals für eine Woche ins Krankenhaus muss?

      Ich habe große Angst davor, wie meine Kinder reagieren werden. Können Sie die Wahrheit ertragen? Kann ich ihnen Schmerz und Leid ersparen, wenn ich nichts sage? Wie bringe ich Ihnen bei, dass ihre Mama so krank ist?

      Kinder haben ein feines Gespür für Stimmungen und werden merken, dass irgendetwas anders ist. Außerdem kann ich Heimlichtuereien nicht ausstehen. Meine Mutter hat immer alles unter dem Teppich gekehrt und ließ mich oft im Ungewissen. Das war ein fürchterliches Gefühl.

      Ich entscheide mich, mit offenen Karten zu spielen.

      Ich erzähle Ihnen, so kindgerecht wie möglich, was bei mir entdeckt wurde und dass es gut ist, es weg machen zu lassen.

      Da fragt mich meine Tochter gerade heraus: „Mama, hast du Krebs?“ und ich antworte Ihr: “Ja, Liebes“.

      Wir weinen zusammen und nehmen uns gegenseitig in die Arme.

      Als wir uns wieder gefangen haben, geben wir einander die Hände und rufen unseren Schlachtruf: „Gemeinsam schaffen wir das!“

      Es ist immer die bessere Entscheidung offen mit solch einem Thema umzugehen. Mit Heimlichtuereien können Kinder nicht gut umgehen. Mit Klarheit haben Kinder die Chance, die anstehenden Erlebnisse und Eindrücke besser zu verarbeiten.

      Wenn Sie unsicher sind, welche Worte Sie wählen sollen, lassen Sie sich bei einer Familientherapeutin beraten. Diese helfen Ihnen in solch einem Fall auch kurzfristig.

       „Ehrlichkeit währt am Längsten.“

       (Sprichwort)

       Wohin mit den Kindern?

      Meine zweite große Angst: Wohin mit den Kindern, wenn ich im Krankenhaus bin?

      Ich lebe mit meinen Kindern allein. Tomo wohnt noch nicht bei uns und arbeitet genau in der Zeit, wo meine Kinder eine Betreuung brauchen. Meine Mama ist dement und nicht in der Lage diese Aufgabe zu übernehmen und meine Geschwister wohnen so weit weg, dass sie nicht mal eben vorbei schauen können.

      Auf der Suche nach einer Kinderbetreuung, die zwischen 16:00 und 22:00 Uhr arbeitet, wurde ich von Pontius zu Pilatus geschickt und keiner konnte mir so richtig weiterhelfen. Mein letzter Weg führt mich zu meiner Krankenkasse, und die Damen haben sich so was von ins Zeug gelegt für mich - ich bin heute noch zutiefst berührt und dankbar.

      Für den Fall, dass Sie sich in einer ähnlichen Lage befinden, könnte Ihnen das weiterhelfen:

      Der Stichpunkt ist: „Familienpflege“. Es gibt Vereine, wie Frauenwerk, Mütterdienst, Caritas, Diakonie und BRK sicher auch in Ihrer Stadt. Die Familienpflegerin stellt sich vorher bei Ihnen vor und übernimmt dann den Haushalt und die Kinderbetreuung während Sie im Krankenhaus sind.

      Die Kosten für diese Betreuung hat meine Krankenkasse übernommen.

      Es ist auch möglich, jemand Bekannten für diese Aufgabe einzusetzen. Vielleicht eine Mama eines Schulfreundes Ihres Kindes. Die Kinder kennen sich einander schon, sodass diese Variante für die Kinder meist der einfachere Weg ist. Das Kind könnte dann im Haushalt der anderen Person beaufsichtigt werden. Was den Vorteil hat, dass niemand für Sie fremdes sich in Ihrer Wohnung aufhält. Der Nachteil: Ihre Pflanzen und Haustiere brauchen ebenfalls eine „gute Seele“, von der sie umsorgt werden.

      Aber dafür stellen sich auch gerne die Nachbarn, falls Sie diese kennen und mögen, zur Verfügung.

      Für die Kinderbetreuung wurden mir


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