Tamora - Bordell auf Rädern. Thomas Riedel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Thomas Riedel
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783746770109
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deren Garpunkt erhitzte sie die Soße erneut, gab ›Crème Double‹ und einen Esslöffel ›Garam Masala‹ hinzu. Während alles langsam vor sich hinköchelte, mischte sie die gebratenen Putenstücke unter. Zufrieden mit ihrem Werk rieb sie sich kurz die Hände und schaltete den Herd aus. »Fertig … nur noch etwas ruhen lassen«, lächelte sie, während sie bereits den Reis in die Dinnerschalen portionierte.

      *

      Plötzlich klingelte es an der Tür. Tamoras Herz machte vor Aufregung einen wilden Hüpfer. Schneller als üblich war sie im Flur und öffnete. Hoffentlich kommt jetzt nicht auch noch unser Nachbar und sieht mich in meiner Uniform, bangte sie.

      »Guten Abend, Miss Willow! Treten Sie bitte ein«, begrüßte Tamora Violetts Freundin formvollendet, die sie verblüfft ansah. Dann ließ sie noch einen Knicks folgen und wandte sich Cora zu: »Auch Ihnen einen guten Abend, Miss Cora … Kommen Sie bitte herein …« Sie knickste erneut. An Willows und Coras Gesicht konnte sie ablesen, wie irritiert die beiden waren, aber sie gab ihnen keine Chance: »Wenn Sie mir bitte in den Salon folgen mögen … Miss Willow, Miss Cora?« Sie schloss die Tür und schritt voran.

      »Na, das wird sicher ein spannender Abend«, grinste Cora frech und zwickte Tamora hämisch von hinten in die Seite, was diese mit einem missbilligenden Blick über ihre Schulter quittierte.

      *

      Nachdem Tamora nach dem Essen den Tisch abgedeckt hatte und abwartend mit etwas Abstand stehengeblieben war, wie es ihrer Rolle entsprach, räusperte sich Violett und sah zu ihr herüber. »Was meint ihr«, sagte sie lächelnd. »Ob sie sich vorübergehend zu uns setzen darf? Ich habe nämlich das Gefühl, meine Prinzessin hat uns etwas zu erzählen.«

      Caro und Willow blickten sie fragend an.

      »Morgen findet eine Auktion statt«, klärte Violett die beiden auf, »und sie möchte dort unbedingt mit mir hin. Ich habe keine Ahnung warum … Allerdings lag auf dem Couchtisch eine Objektbeschreibung, die mich neugierig gemacht hat.«

      »Habt ihr nicht inzwischen genügend Immobilien?«, meinte Willow. »Es gibt noch andere Möglichkeiten Geld anzulegen.«

      »Aber Immobilien in guter Lage sind auf Dauer am besten, finde ich«, brachte sich Cora ein und nickte Violett anerkennend zu. »Du hast das von Anfang an richtig gemacht.«

      »Na, dann soll sie doch mal erzählen, oder?« Willow sah in die kleine Runde.

      »Ob sie wieder ein neues Unternehmen plant?« Cora grinste. »Ich meine, auch wenn das mit der Filmerei erst gar nichts werden wollte … Jetzt läuft es ja.« Ihr Grinsen nahm zu, als Violett in die Hände klatschte und Tamora den Platz neben Willow wies.

      Tamora holte die Mappe von ›Sotheby's Real Estate‹, setzte sich, schlug lächelnd das Exposé der Maklerfirma auf und breitete die Papiere vor sich aus. »Ich möchte euch erstmal die Fotos zeigen«, fing sie an. »Lasst die bitte kurz auf euch einwirken … und bitte nichts sagen.« Sie verteilte den üppigen Satz an Fotografien auf der Tischfläche und wartete einige Minuten, ehe sie wieder das Wort ergriff. »Bevor ich euch meine Idee unterbreite …«, sie nahm die Beschreibung der Immobilie in die Hand, »hört, was der Makler schreibt.«

      Alle sahen sie neugierig an. Sie wussten, dass Tamora etwas ganz Großes im Kopf hatte, an dem sie alle Anteil haben würden.

      »Es handelt sich um einen alten Landsitz. Die Auktion hängt damit zusammen … und ich hoffe, dass Violett und ich morgen den Zuschlag bekommen … also für das, was ich unbedingt haben will …«

      »Jetzt lies erstmal vor, was die zu dem Anwesen schreiben«, mahnte Violett schmunzelnd. »Du bist ja ganz aufgeregt.«

      Tamora lachte perlend. »Ja, … bin ich schon seitdem ich von der Auktion und dem Verkauf des Landsitzes weiß.« Sie konzentrierte sich auf die Beschreibung. »Also hört gut zu: Die Villa ist im Kolonialstil erbaut. Na ja, das habt ihr ja auf den Fotos schon gesehen … Wohnfläche 635 yd2, der Park ist 6797 yd2 groß … dazu gehören noch 26 Acres Land, ein Reitstall und eine … na ja … Remise, die aktuell aber baufällig ist … Es ist also ein riesiges Gelände. Die Villa verfügt über sechs Bäder, die zu 6 Schlafzimmer gehören, alles ist voll unterkellert und am Gebäude sind zwei verbundene Garagen für, wie man mir sagte, mindestens zwölf Autos.«

      »Wow!«, entfuhr es Cora. Sie nahm einen Schluck Sekt.

      »Ging mir auch so«, lächelte Tamora und fuhr fort. »Etwa einhundert Yards vom Haupthaus gibt es noch eines. Früher wohnten dort wohl die Bediensteten ... Das Ganze ist über hohe elektrische Holztore zugänglich und bietet flexible Unterkünfte. Die ausladende geschotterte Zufahrtsstraße führt zu den Garagen und einem Parkplatz vor dem Haus, der für so einige Wagen Platz bietet. Über den Garagen befinden sich zwei Einliegerwohnungen, die laut Exposé als Au-pair oder Teenager-Suiten genutzt werden können. Das Haus befindet sich auf einem großen Grundstück mit weitläufigen und wunderschön angelegten Rasen- und Terrassenbereichen rund ums Haus. Hinzu kommt ein Swimmingpool mit einer eigenen gepflasterten Terrasse, die die Westsonne einfängt. Beim Betreten des Hauses wird von einem beeindruckenden Spiegelflur begrüßt. Es gibt eine Gästetoilette und eine Tür zum Hauptwohnbereich mit reichlich Platz für Sitz- und Essbereiche. Dazu sind Terrassentüren vorhanden, die sich zur Südterrasse öffnen. Hier ist auch die voll ausgestattete Küche. Dort führen weitere Türen nach draußen und einen nach Osten ausgerichteten Sitzbereich … Neben der Küche befindet sich ein Bogen, der zu einem zweiseitigen Arbeitszimmer führt, das mit deckenhohen Eichenholzschränken ausgestattet ist. Vom Arbeitszimmer betritt man eine Halle mit eigener Haupteingangstür und zwei weiteren Empfangsräumen, einer mit offenem Kamin und einem Nebenzimmer. Dieser Teil des Hauses profitiert auch von seiner eigenen kleinen Küche. Auf dieser Etage befindet sich ein Schlafzimmer mit Doppelbett, Einbauschränken und eigenem Duschraum. Von der Halle aus erreicht man über eine Treppe ein weiteres Schlafzimmer … gleicher Aufbau …« Sie sah die anderen kurz an, die ihr aufmerksam lauschten. »Dieser Teil des Hauses kann leicht als eigenständiger Anbau oder als Zweitwohnung genutzt werden, falls man das wünscht. Von der Halle im Hauptteil führt eine riesige geschwungene Treppe in die obere Etage … nun, … ihr habt die Fotos ja gesehen … Hauptschlafzimmer mit Bad und begehbarer Dusche, dazu eine freistehende ovale Badewanne, Doppelwaschbecken. Eine riesige begehbare Garderobe …« Sie hielt erwartungsvoll inne.

      »Das dürfte kaum zu bezahlen sein«, meinte Willow nach einer Weile.

      »Doch«, widersprach Tamora. »Ich habe mit Sarah gesprochen, die ja unsere Finanzen regelt. Es ist machbar.«

      Cora und Willow staunten.

      »Der Wert unserer bisherigen Immobilien hat sich vervielfacht. Es ist machbar, ohne dass wir etwas verkaufen müssen. Sarah hat bereits mit der Bank gesprochen.«

      »Und was kostet das nun?«, fragte Cora neugierig, während Violett bislang schweigend zugehört hatte.

      »Zweieinhalb Millionen Pfund«, ließ Tamora die Katze aus dem Sack, was Willow dazu brachte, schwer durchzuatmen: »Das ist kein Pappenstiel!«

      »Aber wir könnten es kaufen«, beharrte Tamora und schenkte Violett einen lasziven Augenaufschlag, »wenn meine Königin mitmacht.«

      »Verrätst du uns jetzt deinen Plan, Prinzessin?«, erwiderte Violett lächelnd.

      »Morgen stehen zehn Kutschen zum Verkauf …« Tamora zögerte. »Bitte haltet mich jetzt nicht für verrückt, aber die will ich haben und …«

      »Nun, sag schon!«, forderte Cora sie auf, die es vor Spannung kaum noch aushielt.

      »Ich möchte einen Escortservice auf Rädern aufbauen, Pferde, Kutscher … die Innenkabinen richtig schick … einladend für alles, was man sich so vorstellen kann.« Sie lächelte vielsagend. »Ich dachte an Ausflugstouren im Umfeld.«

      »Das ist ziemlich schräg«, meinte Willow und klopfte mit den Fingern ihrer linken Hand auf der Tischplatte herum. »Aber … ja, so irre das klingt … es könnte tatsächlich funktionieren.«

      »Aber