Christmas Time. Asmodina Tear. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Asmodina Tear
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754178492
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der 5th Avenue seine Schritte und bleibt schließlich stehen. Unsicher lasse ich meinen Blick die Fassade nach oben gleiten und bin beeindruckt von der prachtvollen Architektur.

      »Da wären wir.« Mit einer Handbewegung deutet er auf die imposante Glastür, die in diesem Moment von einem Typ in Uniform und mit weißen Handschuhen aufgehalten wird. Er wohnt tatsächlich in diesem noblen Kasten? Wer zur Hölle ist er?

      »Beeindruckend«, lasse ich ihn wissen und betrete ehrfürchtig das Gebäude. Ethan folgt mir und ich höre, wie er den Angestellten an der Tür begrüßt. Wie schon von außen vermutet empfängt mich im Inneren der pure Luxus. Unsicher stoppe ich, als mich der Concierge stirnrunzelnd anschaut. Ethan legt sanft einen Arm um meine Schulter und nickt dem Mann zu. Dieser versteht sofort und lächelt.

      »Mr. Fletcher. Es ist ein Einschreiben für Sie gekommen.«

      »Danke, Benjamin.« Ethan nimmt den Umschlag entgegen und schiebt mich dann sanft in Richtung der glänzenden Fahrstuhltüren. Der herbe Duft seines Aftershaves dringt in meine Nase und vernebelt mir die Sinne. Ich atme tief ein und wünschte, ich könnte diesen Duft für immer in meinem Gedächtnis bewahren. Die Lifttüren schließen sich hinter uns und der Fahrstuhl bewegt sich von einem leisen Surren begleitet nach oben. Die Stille zwischen uns ist nicht unangenehm, auch wenn ich es vermeide, Ethan anzuschauen. Was er wohl gerade denkt? Über mich?

      Der Fahrstuhl stoppt in der 33. Etage und wir steigen aus. Von dem hellen Flur gehen nur zwei Türen ab, demnach müssen die Wohnungen hier oben riesig sein. Ehrfurchtsvoll folge ich Ethan zu einer der beiden Türen.

      »Nach dir!«, sagt er und lächelt mir unverschämt sexy zu. Doch Henry und Stella sind schneller als ich und stürmen gemeinsam in das Appartement, bevor ich ihnen folgen kann. Ethan schließt hinter mir die Tür, während ich aus dem Staunen nicht herauskomme.

       »Wow!«, entfährt es mir begeistert. »Der Ausblick ist grandios.« Ich bin geradewegs durch das offene Wohnzimmer auf die breite Fensterfront zugegangen und betrachte fasziniert den verschneiten Central Park. Die Aussicht reicht weit über Manhattan samt dem Hudson River und haut mich beinahe um.

      »Ja, die Aussicht ist unbezahlbar, nicht wahr?« Ethan steht plötzlich ganz dicht hinter mir und ich kann seinen Atem in meinem Nacken spüren. Unwillkürlich stellen sich die feinen Härchen auf meinen Armen auf und ein Schauer rieselt meinen Rücken hinunter.

      »Absolut traumhaft«, gebe ich zurück und muss kräftig gegen den Kloß in meinem Hals schlucken. Die plötzliche Nähe von Ethan bringt mich ganz durcheinander. Mehr, als ich es je für möglich gehalten hätte.

      »Die Wohnung wurde mir von der Anwaltskanzlei, in der ich arbeite, zur Verfügung gestellt. Aber wir sollten dich erst mal aufwärmen, Lucy. Du zitterst immer noch schrecklich.« Behutsam hilft er mir aus dem Mantel und schiebt mich dann in Richtung Sofalandschaft, auf der ich mich erschöpft niederlasse. Henry und Stella haben sich gemeinsam auf einer Decke eingerollt und Henry schleckt herzlich über ihr Welpenfell. Was für eine Top-Kanzlei muss das sein, wenn die sich solche Immobilien für die Mitarbeiter leisten kann?

      »Tee, einen Kaffee oder lieber etwas Stärkeres?«

      Ethan steht mit zwei Tassen in der Hand hinter der Küchenzeile, die gleichzeitig als Theke dient.

      »Was hast du denn Stärkeres anzubieten?«, frage ich schmunzelnd.

      »Ich habe einen wirklich guten Bourbon da. Passender wäre aber wohl ein Eierpunsch.« Die Art, wie Ethan bei dem Wort Eierpunsch seine Stirn in Falten legt, lässt mich herzhaft auflachen.

      »Lass mal. Ich nehme den Tee. Mit einem Punsch kann ich nicht dafür garantieren, nicht sofort einzuschlafen.«

      Wenige Minuten später setzt sich Ethan zu mir und stellt zwei dampfende Tassen auf dem Tisch ab. Der Tee wirkt wahre Wunder und mit jedem Schluck spüre ich, wie ich von innen heraus auftaue. Eine Weile sitzen wir schweigend nebeneinander, aber die Stille zwischen uns fühlt sich nicht unangenehm, sondern überraschend vertraut an. Fast, als würden wir uns schon eine Ewigkeit kennen.

      »Wird es besser?«, durchbricht Ethan plötzlich die Stille und seine Stimme klingt rauchig hart dabei.

      Ich nicke zaghaft, denn ich fühle mich wie versteinert, unfähig auch nur ein Wort zu sagen, während mein Herz in einem schnellen, unregelmäßigen Rhythmus fest in meiner Brust hämmert. Seine blonden, wilden Locken, der gepflegte Dreitagebart und seine markanten Gesichtszüge lassen mich dahinschmelzen.

      »Mein Gott, da hast du aber ziemlich derbe Druckstellen am Hals. Soll ich dich nicht lieber in ein Krankenhaus bringen?«

      Kopfschüttelnd betaste ich meinen Hals, dort, wo der Kerl im Park zugedrückt hat, und erst jetzt wird mir bewusst, dass mir das Schlucken Schmerzen bereitet. »Das sieht schlimmer aus, als es ist«, beruhige ich Ethan und schaue ihn tapfer lächelnd an.

      »Eine schöne Bescherung, was?« Vorsichtig streicht Ethan mir eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht und hinterlässt eine brennende Spur auf meiner Haut.

      »Nicht gerade das, was man sich an Weihnachten wünscht«, gebe ich lachend als Antwort und überspiele damit meine Nervosität.

      »Was machst du eigentlich an Weihnachten? Familie?«

      In diesem Moment ist es mir peinlich, keine Pläne für die Feiertage zu haben und anstatt zu antworten, schaue ich in meine inzwischen leere Tasse und zucke mit den Schultern.

      »Ich bin auch allein.«

      Erstaunt schaue ich auf und direkt in seine sinnlichen grünen Augen. Sein Blick dringt bis in meine Seele vor und verursacht bei mir ein angenehmes Prickeln im Magen. »Was ist mit deiner Familie?«

      »Weißt du, auf die Party bei meinen Eltern habe ich absolut keine Lust. Da tummeln sich Dutzende Geschäftspartner und Mitarbeiter. Jeder versucht dabei den anderen zu übertrumpfen. Das ist einfach nichts für mich. Und seit Mary nicht mehr da ist ...«

      »Mary?«, frage ich vorsichtig nach, denn ich bemerke einen seltsamen Glanz in Ethans Augen, den ich nicht deuten kann.

      »Sie war meine Verlobte. Ich habe sie vor zwei Jahren bei einem Flugzeugunglück verloren.«

      Verdammt! Ohne es zu wissen, habe ich wohl eine empfindliche Wunde aufgerissen und würde am liebsten im Boden verschwinden.

      »Das tut mir leid, Ethan.«

      »Schon gut. Du konntest das ja nicht wissen. Was ist mit dir?«

      »Oh, mein Dad wohnt in Paris. Seine Frau, also meine Stiefmutter ist Französin.«

      »Und deine Mom?«

      »Ich kannte sie leider kaum, kann mich nur ganz schwach an sie erinnern. Sie ist gestorben, als ich sechs Jahre alt war.«

      »Jetzt bin ich wohl dran, mit einem Es tut mir leid

      »Wie gesagt, es ist lange her. Mir fehlt nur Dad. Wir sehen uns zu selten.«

      »Was hältst du davon, Weihnachten mit mir zu verbringen?«

      Hat er das gerade wirklich gefragt?

      »Ich ...« Überrascht suche ich nach Worten und versuche, das verräterische Zittern in meiner Stimme zu unterdrücken. »Ich weiß nicht ...«

      »Bitte, Lucy. Ich würde mich sehr über deine Gesellschaft freuen.« Zaghaft greift er nach meiner Hand und nimmt sie in seine.

      »In Ordnung«, stimme ich schließlich zu und kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Bilde ich mir das nur ein, oder spüre ich wirklich ein leises Knistern zwischen uns? Für eine kleine Ewigkeit schauen wir uns intensiv in die Augen und wie zufällig berührt sein Bein meins. Sofort jagen winzige Stromstöße durch meinen Körper. Ich schlucke kräftig und befürchte, im Meer seiner grünen Augen zu ertrinken. Als er sanft mein Kinn ergreift und mich so zwingt, ihn anzusehen, halte ich angespannt für einen Moment den Atem an. Mein Herz hämmert wild gegen meine Brust und mein Körper kribbelt vor Aufregung.

      »Das hier möchte ich schon, seit ich dich das