Dreckiges Erbe. Irene Dorfner. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Irene Dorfner
Издательство: Bookwire
Серия: Leo Schwartz
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742762887
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hinteren Teil des Ladens gehen, wurde aber von dem Besitzer daran gehindert. Es blieb Leo nichts anderes übrig, als laut zu rufen.

      „Die Männer sind weg, Sie sind vorerst in Sicherheit. Geht es Ihnen gut?“

      „Mir geht es gut, danke. Vielen Dank für Ihre Hilfe.“

      Sollte Leo gehen? Ging ihn das Problem der Frau überhaupt etwas an? Er hatte Urlaub und wollte sich entspannen.

      „Was machst du hier? Wir haben dich gesucht.“ Georg und Sharif standen im Laden.

      „Ich habe einer Frau geholfen, die verfolgt wurde.“

      „Du darfst dich nicht einmischen! Hier gelten andere Gesetze und Regeln, Leo.“

      „Das weiß ich. Die Frau ist eine Deutsche. Die Verfolger sahen europäisch aus.“

      „Eine Deutsche? Wo ist sie jetzt?“

      „Dort hinten. Sie bekommt ein Kleid geschneidert. Ich bin unsicher, ob ich sie allein lassen kann.“

      „Du hast dich nicht verändert, Leo. Kaum ist jemand in Not, fühlst du dich verantwortlich. Wie heißt sie? Woher kommt sie?“

      „Wir konnten noch nicht miteinander sprechen, es musste alles sehr schnell gehen.“

      „Gut, warten wir und fragen wir sie. Wenn sich die Sache als harmlos herausstellt, geht es direkt ins Hotel. Versprochen?“

      „Und wenn nicht?“

      „Dann sehen wir weiter.“

      Sharif verstand kein Wort. Da sich die Touristen nicht bewegten und aus einem ihm unverständlichen Grund in diesem in seinen Augen völlig überteuerten Geschäft bleiben wollten, blieb ihm nichts anderes übrig, als ebenfalls zu warten.

      Die Frau erschien endlich. Sie sah wunderschön aus, die Schneiderin hatte ganze Arbeit geleistet.

      „Sie haben auf mich gewartet?“

      „Ja. Ich möchte sichergehen, dass Sie nicht mehr belästigt werden. Das ist mein Freund Georg Obermaier und das ist unser Fahrer Sharif.“

      „Ich bin Sabine. Lächeln Sie, niemand darf misstrauisch werden. Es soll so aussehen, als wären wir alte Bekannte. Wie ist Ihr Name?“

      „Ich bin Leo, Leo Schwartz.“

      „Gut, dass Sie geblieben sind, Leo. Haben Sie Geld dabei? Ich habe weder Ägyptische Pfund, noch Euro bei mir. Mein Plan war, einfach davonzulaufen und die Zeche zu prellen. Darauf kann ich jetzt zum Glück verzichten. Würden Sie mir das Geld auslegen? Sie bekommen es auch ganz bestimmt zurück.“

      „Selbstverständlich. Betrachten Sie das Kleid als ein Geschenk.“ Leo zückte seinen Geldbeutel. Georg war überrascht, denn Leo war als Schwabe für seine Sparsamkeit bekannt. Ob es am Alkohol lag, dass er so spendabel war? Ja, das musste es sein, denn er konnte sich nicht vorstellen, dass Leo sich in diesem Punkt so sehr verändert hatte.

      Der Verkäufer schrieb eine Zahl auf einen Zettel. Jetzt schritt Sharif ein und diskutierte laut mit dem Mann. Das gab den dreien die Gelegenheit, miteinander zu sprechen.

      „Von wem wurden Sie verfolgt?“, wollte Georg wissen, der die Frau auffällig musterte. Ja sie war hübsch, keine Frage, trotzdem blieb er misstrauisch.

      „Das ist eine lange Geschichte. Und es ist meine Geschichte, in die ich Sie nicht hineinziehen möchte. Ich möchte mich nochmals herzlich bedanken, Leo. Für die Hilfe und für das Kleid. Damit kann ich hoffentlich unerkannt in der Menge untertauchen.“ Georg hatte daran seine Zweifel, denn die Frau sah aus wie ein glitzerndes, pinkfarbenes Bonbon. Für Leo war das eine landestypische Tracht, mehr nicht.

      Sharif drehte sich strahlend um und übergab Leo den Zettel, auf dem eine neue Zahl stand. Sharif hatte es tatsächlich geschafft, den Betrag fast zu halbieren.

      Leo bezahlte und sie gingen nach draußen. Gerade, als Sabine gehen wollte, entdeckte sie die beiden Verfolger, die von einer anderen Seite auf sie zukamen. Sie drehte sich um und hakte sich bei Leo ein.

      „Würden Sie mir noch einmal helfen? Ich muss aus der Stadt raus, und zwar so schnell wie möglich.“

      Jetzt sah auch Leo die beiden Männer und nickte nur. Er griff in den Plastikbeutel und zog das Tuch hervor, das er für Tante Gerda gekauft hatte. Er reichte es Sabine, die es sich sofort um den Kopf band. Georg verstand, nur Sharif schien beleidigt, dass sich die beiden Touristen entgegen seinem Vorschlag vom Markt entfernten und auf das Taxi zugingen. Sharif hatte anfangs nicht verstanden, was die Frau mit den beiden zu tun hatte, aber das ging ihn nichts an. Sie sprachen dieselbe Sprache und es war offenbar so, dass man sich irgendwie geeinigt hatte. Die Frau schien nun ebenfalls sein Fahrgast zu sein, den er extra berechnen musste; es sollte ihm recht sein.

      Als Sharif endlich davonfuhr, waren die Deutschen erleichtert. Sabine war versucht, sich umzudrehen, aber Leo hielt sie davon ab.

      „Bleiben Sie ganz ruhig. Wir müssen uns so normal wie möglich benehmen.“

      „Um was geht es hier eigentlich? Wer sind diese Männer? Was haben Sie angestellt?“, drängelte Georg.

      „Wie gesagt, möchte ich Sie nicht in die Sache hineinziehen. Sie sind beide sehr nett, vor allem Sie, Leo. Sie haben mich erneut gerettet. Lassen Sie mich irgendwo aussteigen.“

      Georg hörte das gerne. Die Frau bedeutete Ärger, den konnte er riechen. Je eher sie verschwunden war, desto schneller hatten sie ihre Ruhe.

      „Das kommt überhaupt nicht in Frage“, sagte Leo. „Sie sind in Gefahr und wir sehen es als unsere Pflicht an, Ihnen beizustehen.“

      Georg riss die Augen auf. Hatte er richtig gehört? Was für einen Müll laberte Leo denn da?

      „Seien Sie mir nicht böse, aber Sie können mir nicht helfen. Die Sache ist kompliziert. Die Leute, die hinter mir her sind, verstehen keinen Spaß.“

      „Wir sind vom Fach. Darf ich mich nochmals vorstellen? Leo Schwartz, Kriminalpolizei Mühldorf am Inn. Mein Freund Georg ist ebenfalls bei der Polizei, er arbeitet beim Innenministerium in Berlin. Sie sehen, dass wir es gewohnt sind, mit gefährlichen Menschen umzugehen.“

      „Kriminalpolizei? Wollen Sie mich verscheißern?“

      „Nichts liegt uns ferner.“ Leo zeigte seinen Ausweis vor. Georg hörte mit offenem Mund zu. Was machte Leo da? Statt in Ruhe den Urlaub zu genießen, riss er Probleme an sich, die sie nichts angingen.

      „Es ist besser, wenn Sie mich einfach rauslassen und schnell vergessen.“

      „Das glaube ich nicht. Wir werden uns in Ruhe unterhalten und Sie erzählen uns Ihre Geschichte. Danach können wir immer noch entscheiden, wie wir uns verhalten. Einverstanden?“

      „Gut, wie Sie wollen. Versteht Ihr Fahrer unsere Sprache?“

      „Nein, kein Wort.“

      „Ich bin Journalistin und war einem besonders dreisten Fall von Kunsthandel auf der Spur. Seit zwei Jahren werden europäische Museen mit vermeintlich echten ägyptischen Kunstschätzen beliefert, wobei vor allem Deutschland und England betroffen sind. Als ich davon hörte, ging ich der Sache nach, da sie mir interessant schien.“

      „Das ist doch nichts Neues“, wandte Georg ein. „Der Handel mit gefälschten Kunstschätzen betrifft jedes Land auf dieser Welt.“

      „Wenn Sie mir Zeit geben würden, mich zu erklären, dann wüssten Sie bereits, dass es nicht darum geht. Ich habe also bezüglich dieser gefälschten Kunstschätze recherchiert. Ich bekam einen Tipp, dem ich sofort nachging, nachdem ich mich in einer Sackgasse befand und nicht mehr weiterkam. Ich gebe zu, dass der Tipp aus einer zwielichtigen Quelle stammte. Trotzdem schien mir die Spur heiß. Der Weg führte mich in die Innenstadt Kairos zu einem herrschaftlichen Anwesen, in dem die gefälschten Kunstschätze angeblich lagern sollten. Ich habe mir Zugang verschafft…“

      „Sie sind in das Haus eingebrochen?“

      „Denken