Robert Mirco Tollkien
Papierrolle und Gedankenskateboard
Ausgewählte Kurzgeschichten Band III
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Inhaltsverzeichnis
Die Dimensionen des Türstoppers
Die Ranke der schwarzen Pflanze
Papierrolle und Gedankenskateboard
Der letzte Blick hinab
Von der höchsten Erhebung der Umgebung blickte das wunderschöne Geschöpf mit den schwarzen Flügeln nach einer langen Reise hinab auf das sich in der Unendlichkeit verlierende Paradies. Gleich goldenen Säulen fiel das Licht der Sonne auf tiefes, gesundes Grün dort unten, welches von den blauen Adern dreier Flüsse in geschlängelten Linien durchzogen wurde. Auf der hohen schwarzen Felsspitze assoziierte der Reisende das Attribut geschlängelt mit dessen Herkunftsnomen Schlange, worauf sich ein Grinsen auf dem schönen Gesicht ausbreitete. Manchmal überstieg die natürlich entstehende Ironie die erdachte um gewaltige Potenz.
Das Geschöpf dachte an seine Milliarden Lichtjahre anhaltende Reise zurück, die ihn doch nur kurze Momente gekostet hatte, da seine Schwingen die Fähigkeit besaßen, Raum und Zeit zu deformieren, zu verschieben, zu krümmen.
Es konnte seinen Blick einfach nicht von dem Zauber zu seinen Füßen lassen. Der Anblick dieser Pracht vertrieb dar die gar heftigen Selbstzweifel, welche ihn unablässig plagten, für eine Weile. Doch der Dämon kehrte rasch zurück, um ihn wie einen unbeliebten, alten Bekannten heimzusuchen, der sich einfach nicht abschütteln ließ.
Werde ich die gar heilige Aufgabe erfüllen? Nein! Das wirst du nicht! Erinnere dich an dein Lebenswerk, das du bis ins kleinste Detail geplant hattest und das bereits in der Anrollphase wie ein Kartenhaus in sich zusammengefallen ist! Erinnere dich an den Aufstand, der bereits in der Frühphase niedergeschlagen wurde! Dein Lebenswerk! Das bist du! Ein kläglicher Versager!
Doch! Natürlich werde ich das schaffen! Ich bin noch immer die Krone SEINER Schöpfung! Selbst deine ärgsten Feinde werden nicht müde, deine Intelligenz zu betonen! Du wirst es doch wohl schaffen, dieses Menschenkind hinters Licht im wahrsten Sinne des Wortes zu führen!
Ja, klar! Aber…
Das Geschöpf schüttelte diese lästigen Gedanken ab, blendete sie aus, verdrängte, was nicht leichtfiel, da er die Verantwortung für die gesamte Operation allein trug. Sie war sozusagen sein Kind und nicht von minderer Wichtigkeit, als es jener gescheiterte Plan vor so vielen Zeitaltern gewesen war. Nun gab es kein Zurück mehr.
Für einen kurzen Moment flimmerte die Luft um ihn herum, verzerrte sich die bewaldete Szenerie hinter dem Vorsprung der Hügelspitze zu einem seltsamen Gemisch, verschwand das hübsche Wesen zu einem dunklen Klecks, bevor alles erklarte und eine schwarz-grün gescheckte Schlange sich dort befand, wo er zuvor gewesen war. Das Tier besaß gigantische Ausmaße für eine solche Gattung und eine gewisse Schönheit konnte man ihm wohl nicht absprechen, wie es dort, Halse und Kopfe aufgerichtet, noch kurz verweilte, einen letzten Blick hinab ins Paradies zu werfen.
Nachdem die Schlange ein paar Mal hörbar laut aus- und eingeatmet hatte, setzte sie sich im goldenen Sonnenlichte in Bewegung, aber in der Ferne zogen bereits finstere Wolken auf.
So kroch der Satan fort in Richtung Edens Garten, zu verführen die erste Menschenfrau, auf dass Gottes liebste Kinder das Paradies auf ewig verlören.
Vor Angst im Tode erstarrt
Eine Kurzgeschichte in fünf Akten
Kapitel 1
Der März war sehr warm und dazu extrem regnerisch. Auf die kleine, beschauliche Stadt im Mittelgebirge gingen Unmengen an Regen nieder, während in den Ebenen und Tälern die Ströme über die Ufer traten. Wenn die Wolkendecke denn einmal aufriss, schien eine für die Jahreszeit ungemein kräftige Sonne vom Himmel und auf die Stadt herab, so dass deren Einwohner in T-Shirts zu flanieren begannen.
Eines nachts in der Mitte des Monats gab es in der Region bei vielen Computern und Geräten, welche solche in sich bargen, Störungen und Abstürze.
Kurze Zeit darauf fing Fabrikantensohn Sven Gellert an durchzudrehen. Er verlor seinen kompletten Verstand, brabbelte wirres Zeug von seltsamen Apparaturen, finsteren Tempeln, schrecklichen Göttern und der Geburt vor sich hin, wobei er durch die Straßen seiner Heimatstadt zog, ob es nun regnete oder die Sonne schien.
Die Unternehmerdynastie der Gellerts lebte seit der Industrialisierung in einer prächtigen Villa vor den Toren der Stadt. Das aktuelle Familienoberhaupt, Vater Hermann Gellert höchstpersönlich, ließ seinen ältesten Sohn in eine private Nervenklinik einweisen. Nachdem er etwa zwölf Wochen dort verbracht hatte,