Scharfe Klingen (-Stadt). Ruth Broucq. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ruth Broucq
Издательство: Bookwire
Серия: 1. Die Abgebrühten
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783748557326
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und bremste ihn mit den Worten: „Nein Bert, stopp mal. Ich will erst den neuen Auftrag abrechnen. Danach gerne.“

      Meier stutzte: „Wie, hast du den eben erst geschrieben? Bevor wir einig sind wie es nun mit unserer Zusammenarbeit weiter geht? Du bist viel zu schnell. So hatten wir uns aber nicht vereinbart!“ seinem Ton nach zu urteilen, war er sehr böse, was die Zornesfalte zwischen seinen zusammen gezogenen Brauen zusätzlich verdeutlichte.

      Entschlossen widersprach Ruth erneut, während sie ihm den Auftrag unter die Nase hielt: „Stimmt nicht ganz, Chef. Dass ich auf jeden Fall einen Auftrag wöchentlich schreiben will, egal wie wir uns einigen, das hatte ich dir bereits gesagt. Lieber Bert, ich brauche Geld für Wohnung und Möbel. Wie soll ich mich mit Sechzehnhundert im Monat einrichten? Das ist unmöglich. Also gibst du mir bitte das Geld für den Auftrag, bevor wir essen gehen?“ bestand sie auf ihrer Forderung, und verschwieg vorsorglich, dass er in dem Cafe auf ihren Freund treffen würde.

      „Das Geld kann ich dir erst morgen geben, so viel habe ich derzeit nicht hier.“ Versuchte Meier Ruth zu vertrösten.

      Sie nickte, sagte gelassen: „Dann gebe ich dir auch Morgen erst den Auftrag. Oder du gibst mir jetzt eine Anzahlung, dann vertraue ich dir. In Ordnung? Wie viel kannst du mir denn heute geben?“

      „Also Ruth, du hast dich ja total verändert. Wieso bist du denn neuerdings so misstrauisch geworden? Hab ich dich schon einmal enttäuscht? Dieser Neue scheint ja einen sehr negativen Einfluss auf dich auszuüben. Also dann schau ich mal eben in meine Privatschatulle, denn in der Firmenkasse ist so ziemlich Ebbe. Schließlich hatte ich heute schon eine Menge Vorschüsse zu zahlen, ja und ich habe ja auch deine Werbedamen entlohnt. Tzz. Unglaublich diese Frau. Was sagen Sie denn dazu, Frau Wirtz?“ maulte er ärgerlich.

      „Wie viel kriegt die Frau Woods denn? Einen Tausender haben wir noch in der Kasse, Chef.“ Kam die Sekretärin Ruth grinsend zu Hilfe.

      Schnell griff Ruth ein: „Die restlichen Fünfzehnhundert hast du doch sicher in deinem Safe, lieber Bert? Das wäre ja sonst sehr ungewöhnlich.“

      Am liebsten hätte Ruth ihm gesagt, wie sehr es sie ankotzte, dass sie um jede Mark fast betteln musste, während er die Kohle den Vertretern quasi hinterher warf. Was waren die Kerle denn mehr als sie? Dieser Zustand musste sich ändern, und zwar sehr bald.

      Aber Meier musste sich geschlagen geben, denn er knurrte: „Dass noch so viel in der Kasse ist, wusste ich nicht. Nun gut, dann krieg ich die Zweieinhalb ja doch zusammen. Warte ne Minute, ich hole eben das Geld. Schreiben Sie schon mal die Rechnung, Frau Wirtz. Also diese Weiber… „ schimpfte er bevor er in sein Büro verschwand.

      Nur wenige Minuten später hatte Ruth das Geld in der Tasche.

      Versetzung wider Willen

      Im Cafe Müller ging Ruth zielstrebig auf den Tisch zu, an dem Udo saß und den Ankömmlingen gespannt entgegen sah.

      Verwundert folgte ihr Bert Meier, der wohl den Braten sofort roch, denn er fragte: „Ist er das?“

      „Ja, das ist mein Freund.“ Bestätigte Ruth knapp, und als sie vor dem Tisch standen, stellte Ruth die Herren vor: „Darf ich bekannt machen? Mein Freund, Udo Gogolscheff, und das ist mein Chef Bert Meier.“

      „So, dann lerne ich den Mann endlich kennen, der meine Werbeleiterin zu anderen Wegen verleitet? Das kommt doch sicher von Ihnen?“ fragte Meier gerade heraus, während er Udos Hand schüttelte.

      „Und Sie sind der Chef, dem es nicht egal ist, wer die Aufträge reinbringt, sondern mit dem meine Partnerin erst lange Diskussionen ausfechten muss, bevor sie ihr Geld bekommt?“ erwiderte Udo gelassen.

      Die Kellnerin kam wie gerufen, als sie nach den Wünschen der neuen Gäste fragte, dadurch entstand eine Gesprächspause, die die Situation entschärfte. Als die Kellnerin sich wieder entfernt hatte, sagte Meier: „Eigentlich lege ich nur Wert darauf, dass meine Firma würdig vertreten wird, Herr Garbsobski….

      „Gogolscheff, Herr Meier. Aber wenn das zu schwer für Sie ist, dürfen sie gerne Udo zu mir sagen.“

      Bert schmunzelte während er entschuldigend sagte: „Na ja, Entschuldigung, aber Meier ist nun mal einfacher, als ein russischer Name.“

      „Der Name ist kein russischer Name, sondern schlesisch. Meine Großmutter stammt aus Schlesien.“ korrigierte Udo.

      „Polnisch also, nichts für ungut, Herr Udo!“ entschuldigte sich Meier, und es klang eher wie eine Abwertung. „Aber mit der Ruth habe ich nun mal ein anderes Vertragsverhältnis als mit den Vertretern. Sie ist Angestellte, keine freie Mitarbeiterin, deshalb wird es schwierig sein, Rechnungen mit Steuer auf ihren Namen auszustellen. Das könnte irgendwann zu steuerlichen Problemen führen, und zwar für beide Seiten.“

      „Hm, dem kann doch abgeholfen werden, Herr Meier. Ich kann Ihnen die Rechnungen ausstellen. Ich bin frei und unabhängig, geschäftlich gesehen. Wäre damit die Diskussion aus der Welt?“ Udos breites Grinsen ließ keinen Zweifel offen, dass er sich als Sieger dieses Wettstreites fühlte.

      Meier überlegte sekundenlang, dann fragte er: „Das heißt also, Sie haben den Auftrag geschrieben?“

      Als Ruth und Udo nickten fuhr er fort: „Ich habe nichts dagegen, Herr Gogolscheff, denn zusätzlich einen neuen Vertreter kann ich gut gebrauchen, noch dazu, weil sich ein sehr guter Mann selbständig gemacht hat. Das heißt aber auch, die Ruth muss genügend Adressen bringen, denn die sind ja in den letzten Tagen sehr spärlich geworden. Und natürlich muss die Verteilung über das Büro gehen und nicht nach Sympathie durch die Ruth. Das versteht sich doch wohl? Dann können wir das Thema ja abhaken und zu dir kommen, Ruth?“

      Es wunderte weder Ruth noch ihren Freund, dass Meier Udos Namen plötzlich doch behalten hatte, aber sie gingen nicht darauf ein, sondern warteten beide gespannt auf Meiers Anliegen.

      Unbeirrt redete Meier weiter: „Da du ja auch Aufträge schreiben willst, anstatt für ein, wie sagtest du, Mickymaus-Gehalt, zu arbeiten, können wir doch deinen Vertrag gleich auflösen? Denn beides geht ja bekanntlich nicht. Dann bist du freie Handelsvertreterin, und kannst mit deinem Freund zusammen oder auch getrennt, Aufträge schreiben. Nur was machen wir dann mit unseren Werbedamen? Soll die dann eine andere Werbeleiterin übernehmen?“

      Empört fuhr Ruth hoch: „Nichts da! Das könnte dir so passen! Weder das Eine noch das Andere. Es ist meine Idee und sind meine Werbedamen! Und wenn du den Vertrag ändern willst, gibt es weder Adressen noch Werbedamen für die Firma Meier. Es sei denn, alles läuft über mich. Ich lass mich doch nicht ausbooten. Auch nicht von dir, lieber Bert. Komm Udo, ich möchte gehen.“ Schimpfte sie und sprang energisch auf. „Und du kannst dir bis Montag überlegen, welchen meiner Vorschläge du annehmen möchtest, oder ob du ganz auf meine Mitarbeit und automatisch auf meine Werbekolonne verzichten willst. Tschüss!“

      Udo war ihr nachgekommen und maulte sie draußen an: „Sag mal, bin ich dein Hund? Was rennst du denn weg, ohne auf mich zu warten? Mach das nicht noch einmal mit mir, verstanden?“

      „Entschuldige“, murmelte Ruth geknickt. „Aber das hat mich so geärgert, dass ich nicht länger mit dem an einem Tisch sitzen wollte.“

      „Hast du wenigstens das Geld?“ war ihm nur das wichtig.

      „Klar!“ grinste sie. „Sonst hätte ich den Auftrag nicht abgegeben. Er hat zwar versucht mich zu vertrösten, aber hat nicht geklappt!“

      „Sag mal, ist der Norbert Fuchs nicht mehr bei dem Meier? Ich habe vorhin ein Gespräch am Nebentisch mitgehört, ich glaube das waren Monteure von Meier. Irgendwas von Fuchs und Firmengründung. Genaues konnte ich nicht verstehen!“

      Verwundert schüttelte Ruth den Kopf: „Nee, weiß ich nix von. Glaub ich aber nicht. Wo soll der denn die Kohle für Selbständigkeit hernehmen? Aber was machen wir denn jetzt?“

      „Wochenende! Entweder feiern, oder nach Lörrach fahren.“

      „Verreisen? Nein, Udo, ich muss