oder Journalist werden würde. Aber JFK wird genau die Anweisungen seines Vaters befolgen, und
auf ihm lasten die ganzen Hoffnungen und Ambitionen auf das Präsidentenamt, das sein Vater
nicht erreicht hatte. JFK lernt, ein Doppelleben zu führen: nach aussen der charmante und
sportliche Politiker versteckt er perfekt seine gesundheitlichen Probleme und seine in der
Öffentlichkeit nicht akzeptierten Neigungen.
Da Joe Kennedy befürchtet, der Schnapshandel könne dem Image und damit der Karriere seiner
Söhne schaden, verkauft er Somerset Importers an Longy Zwillman und Joe Reinfeld und die 17%-
Beteiligung des Hialeah-Tracks für $8 Mio. und zieht sich aus dem öffentlichen Leben zurück.
Trotzdem bleibt er Stammgast in Costellos Colonial Inn in Miami Beach. 1945 hat Kennedy das
höchste Gebäude der Welt, das Merchandise Mart in Chicago, gekauft, an dessen Speakeasies er
während der Prohibition beteiligt war. Zudem unternimmt er einen Versuch, das Suffolk Downs
Race Track zu einem Bruchteil seines Wertes zu übernehmen, was ihm trotz Drohungen,
Schmierzahlungen und Justizkorruption nicht gelingt. In New York ist Joe Kennedy ist zusammen
mit John J. Reynolds in den Immobilienhandel eingestiegen, sein vierter Sektor nach den
Spirituosen, Filmen und Wertpapieren. An den Liegenschaften verdient Kennedy zwischen 1942
und 1960 weit über $100 Mio, muss sich aber dafür vielen Klagen wegen Ausbeutung stellen.
Die Kennedys und die Fitzgeralds unterstützen die Wahl des ihnen verhassten James Michael
Curley zum Bürgermeister von Boston, weil damit dessen Sitz im Repräsentantenhaus für den 1 1 .
Bezirk frei wird. Curley gewinnt, und JFK kandidiert für den Platz. Um sich die Wahl zu sichern,
schmieren die Kennedys den schärfsten Gegner, Joseph Russo, damit sein Name zweimal auf der
Kandidatenliste erscheint und somit seine Wähler irritiert werden. Dank der Unterstützung seines
Verwandten Joseph L. Kane (der seit 40 Jahren in den Hinterzimmern von Boston operiert und
weiss, wem man wieviel zahlen muss), des alten Fitzgerald (der JFK den Senioren näherbringt)
und der Verteilung von 100'000 Kriegsheldenbroschüren wird JFK in den Kongress gewählt,
obwohl seine sehr vagen politischen Ansichten in der Presse scharf kritisiert werden. Erfolgreich
waren auch die persönlichen Einladungen von Wählerinnen zu einem Hotelempfang kurz vor der
Wahl. Gutes Aussehen, eine loyale, effiziente Organisation und harte Wahlkampagne und vor
allem das Geld des Vaters bringen JFK nach Washington.
Die Kongressarbeit überlässt JFK weitgehend seinem Assistenten Ted Reardon und profiliert sich,
wenn er nicht zu sehr an seinen Krankheiten leidet, als Playboy. JFK verheimlicht seine
Gesundheitsprobleme aus Scham, weil sie für ihn Zeichen einer Verweiblichung und
Verweichlichung darstellen, für die er sich ablehnt. Die Eroberung von Frauen erlaubt ihm, seine
körperliche Insuffizienz zu ertragen. Bereits als 17jähriger zog er sich einen chronischen
Dickdarmkatarrh zu, möglicherweise als Folge von Stress im Elternhaus. Die schmerzhaften
Behandlungen schlagen alle fehl. Aufgrund eines verkürzten Beins und verschiedener Sportunfälle
im College hat JFK immer wieder akute Rückenschmerzen, die durch seinen Militäreinsatz noch
verschärft wurden. Zwei Operationen 1944 und 1954 bleiben erfolglos. JFK leidet zudem an einer
schweren Form der Addison-Krankheit, die aber erst 1947 diagnostiziert wird. Nach der
Entdeckung des Cortisons 1937 verbesserte sich sein Zustand, aber da er, unfreiwillig als
Versuchskaninchen dienend, zuviel Cortison bekommt, schwächt dies sein Knochenbau. Viermal
war er dem Tode so nahe, dass ihm die letzte Ölung verabreicht wurde.
Die Erfahrung der Todesnähe lässt ihn hedonistisch werden: "Lebe jeden Tag so, als ob es dein
letzter Tag auf Erden wäre!" Das bedeutet, möglichst viel zu erleben, vor allem mit Frauen. Schon
sein Vater hatte das Ziel, "möglichst viele Frauen flachzulegen". Jacks promiskutives
Sexualverhalten basiert auch auf seiner Angst vor Homosexualität, die sich in der zwanghaften
Eroberung eines blossen Sexualobjekts negieren lässt. "Mit einer Frau bin ich erst dann fertig,
wenn ich sie auf drei Arten gehabt habe", meint er als Präsident. JFK leidet während über 20
Jahren, da er sich trotz starker Antibiotika immer wieder neu infisziert, an der erst Ende der 60er
Jahre formell diagnostizierten Geschlechtskrankheit Gonorrhoe. Die chronischen Harnweg- und
Prostata-Entzündungen führen zu einer graviernden Nebennierenerkrankung, was sich in
Fieberschüben, Abszessen, Durchfall, Schlaflosigkeit und Angstzuständen äussert.
JFK heiratet Anfang 1947 Durie Malcolm bei einem Friedensrichter, weil sie sonst nicht mit ihm
schläft. Malcolms zweite Scheidung wurde im Januar 1947 vollzogen. Als Joe von der Heirat
erfährt, verbietet er seinem Sohn diese Beziehung und ordnet an, die Heirat rückgängig zu
machen. Sein Freund Charles Spalding entfernt im Gerichtsgebäude von Palm Beach mithilfe
eines befreundeten Anwalts alle Heiratsdokumente. Geschieden wird die Ehe nie. Am 1 1.7.47
heiratet Durie Malcolm Thomas Shevlin.
Quellen : Hersh: 2,5,1 3ff,41 ff, 326-340, Posener: 56f,69-74, Summers (1993): 292, Best: 19, Collier/
Horowitz: 167-214, Niederberger (2002e).
1946 Reorganisation der Mafia top.
Lucky Luciano wurde, nachdem der Staatsanwalt Thomas Dewey $90'000 erhielt, mit über 1 00
anderen Mafiosi wegen nationaler Verdienste aus der Haft entlassen und am 9.2.46 als
italienischer Staatsbürger in seinen Geburtsort nach Sizilien deportiert. Danach nimmt Luciano die
unterbrochenen Kontakte wieder auf und organisiert den Heroin-Schmuggel von neuem: Im
Libanon lässt Sami El Khoury türkisches und persisches Opium aufkaufen und in einem Vorort von
Beirut zu Morphin verarbeiten. Dieses wird in Palermo, wo im Winter 1946/47 drei Labors in die
Luft fliegen, und im Pharmakonzem Schiaparelli in Mailand raffiniert. Über Kanada oder Kuba
kommt der Stoff in die USA, wobei die Verteilnetze an der von Luciano im Oktober 1946
einberufenen Mafiakonferenz festgelegt werden. Diskussionsthemen sind neben der Organisation
des Drogenhandels die Aufteilung der Spielcasinos auf Kuba, Anastasias Geldgier und der Fall
Bugsy Siegel.
Anwesend im Hotel Nacional in Havanna sind die Bosse