Auf getrennten Wegen. Christian Linberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christian Linberg
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754131602
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nicht. Schließlich habe ich eine Aufgabe zu erfüllen. Aber gefallen muss es mir deshalb nicht.“

      Innerlich seufzte Droin. Äußerlich blieb er ruhig und gelassen.

      „Und weil wir Söldner sind, die nur gegen Bezahlung arbeiten, sind unsere Motive weniger edel? Ich würde es anders sagen: wir sind weniger dumm. Jeder von uns hat eigene Ziele, nur verfolgen wir sie nicht umsonst.“

      „Drakkan zum Beispiel sucht die Wurzeln seines Volkes und mit dem Verdienst aus seiner Arbeit hat er Deine Rettung bezahlt. Sieh Dir an, worauf Du sitzt. Ich habe Dir geholfen, dafür einen halben Becher roten Sand bekommen, die Rüstung erhalten und Attravals Kompass gefunden. Du reist mit uns. Obwohl Du die gleichen Gefahren durchlebst, besitzt Du kaum mehr als Deine Kleidung. Es ist nichts falsch, daran, sein Leben gegen eine Kiste Gold zu riskieren.“

      „Reichtum ist nicht alles.“

      Die Antwort klang selbst in ihren Ohren schal wie abgestandenes Bier. Besonders, weil sie seine Argumente damit nicht entkräften konnte.

      Anscheinend wusste Droin das auch, denn er antwortete nicht, sondern schob den Kompass weiter.

      1 - 27 Spurensuche -

      Als sie schließlich das andere Ufer erreicht hatten, stand der Nachen zur Hälfte unter Wasser. Sie zogen ihn mit einiger Mühe in ein dortiges Schilfgestrüpp, bevor sie sich langsam auf den Fußmarsch machten. Kmarr kam mit der Krücke nur langsam voran, was nur unwesentlich besser war als gar nicht. Schweigend und dabei so leise wie möglich, entfernten sie sich von der Stadt, aus der sie nun Schreie und das Klirren von Waffen hören konnten.

      Misstrauisch beobachteten sie die Stadtmauern, immer in Erwartung von auftauchenden Verfolgern.

      Ohne darüber gesprochen zu haben, steuerten sie zielstrebig in die Richtung in der sie einige Nächte zuvor den Feuerschein gesehen hatten. Kmarr hatte Anaya erzählt, dass Shadarr sich von ihnen entfernte. Auch jetzt konnte er ihn fühlen, er war ziemlich weit weg, auf dem Weg zur Küste. Dass er nicht anhielt oder umkehrte, war ein sicheres Zeichen, dass er jemanden begleitete. Also muss außer Shadarr, ihm, Anaya und vermutlich auch Phyria mindestens noch einer ihrer Gefährten überlebt haben.

      Er sorgte sich um die anderen beiden, wer immer sie sein mochten. Leider verhinderte seine Verwundung, dass sie sich auf die Suche machten. Anaya hatte sich strikt geweigert, ihn alleine zurückzulassen.

      „Was nutzt es, wenn ich die Anderen suche, während Du an Wundbrand stirbst? Von Dir weiß ich, wo Du bist und das Du lebst. Also schluck Deinen Stolz runter und bleib vernünftig.“

      Sie hatte natürlich Recht. Trotzdem nagte das Schicksal der Anderen an ihm. An Anayas Gesichtsausdruck konnte er sehen, dass es ihr ebenso erging.

      Sie war sich Kmarrs Blick am Rande bewusst, wollte die Diskussion aber nicht nochmals führen. Vielmehr suchte sie unablässig in der Umgebung nach Spuren. Der schlammige Untergrund bereitete dabei keine Schwierigkeiten. Problematisch war nur, dass sie ebenfalls welche hinterließen.

      Im Bemühen, es Verfolgern nicht zu einfach zu machen, hatte sie ihre Hufe breit und flach gemacht, so dass sie nur seichte Mulden hinterließ, die zudem noch die Form von Bärentatzen hatten. Einen geübten Spurenleser konnte sie so nicht täuschen, dennoch war es einen Versuch wert.

      Sie lief zusätzlich in unregelmäßigen Kreisen und Schleifen um ihn herum.

      Schnell kamen sie so nicht voran. Einen Grund zur Eile gab es aber auch nicht. Wer überlebt hatte, war jetzt auch noch lebendig, wer gestorben war, war schon längst Wurmfutter.

      Mit ihren Fähigkeiten war es für Anaya kein Problem, sie zu den Resten des Feuers zu führen.

      Der geborstene Stamm des Blutbaums zeigte deutlich die Spuren von Phyrias Flammen.

      „Droin war bei ihr.“

      Kmarr humpelte zu ihr hinüber: „Er ist aus dem Fluss gekommen und dann sind beide zusammen nach Norden gegangen.“

      „Entweder einer oder beide sind verletzt.“

      Sie hob den Rest des Furar-Mooses auf, dass sie in Wundverbänden benutzte.

      „Schwere Verletzungen können es nicht sein. Die Schritte sind regelmäßig, die Abstände gleich und sie sind auch überall gleich tief.“

      „Warum haben sie dann nicht gewartet oder sich auf die Suche nach uns gemacht?“

      Kmarr witterte knurrend: „Kann ich nicht sagen. Ihr Geruch ist schon lange verflogen.“

      „Weiß ich. Was dann?“

      „Raubtiere?“

      Anaya wedelte ablehnend mit der Hand: „Daran hab ich auch gedacht. Wenn, sind Droin und Phyria geflohen, bevor sie hier waren. Sonst gäbe es Spuren.“

      „Geh sie suchen. Ich mache mich auf den Weg hinter Droin und Phyria her. Du wirst mich schon einholen.“

      Kmarr war froh, dass Droin ebenfalls zu den Überlebenden gehörte. Damit war nur das Schicksal von Drakkan und Jiang ungewiss.

      Langsam humpelte er auf den gut zu sehenden Spuren voran, während Anaya in der Nacht verschwand.

      Sie trafen ungefähr zur gleichen Zeit an der Stelle ein, an der große Krallenspuren auf die Fährte ihrer Kameraden trafen. Der Boden war aufgewühlt und zertrampelt, bevor die wesentlich größeren Abdrücke den Kleineren folgten.

      Viel war in der Dunkelheit nicht auszumachen nur, dass die Kreatur wenigstens drei Schritte in der Länge messen musste.

      „Die Spuren sind mir fremd. Also ein hier heimisches Wesen, das außerhalb von Narfahel nicht vorkommt.“

      „Sie ist groß, schnell und ziemlich breitschultrig.“

      Anaya maß die Abdrücke mit Seil und Fingern ab: „Sie hatte keine Eile, denn die Spuren sind hinten nicht ausgebrochen und Vorne finde ich keine Krallenabdrücke im Boden, nur die der Fußballen.“

      „Einholen werden wir sie trotzdem nicht.“

      „Droin wird sie sich schon vom Leib schaffen. Phyria mag zwar unerfahren sein, aber sie ist sehr stark. Unter seiner Anleitung werden sie schon damit fertig.“

      „Wenden wir uns zur Küste, oder folgen wir ihnen weiter?“

      „Wir folgen ihnen. So wissen wir wenigstens sicher, dass wir hier wieder rausfinden, noch dazu auf der richtigen Seite. Was immer sonst sein mag, dort ist unser Heim.“

      Für den Rest der Nacht marschierten sie in den Spuren ihrer Gefährten und deren Verfolger. Schnee bedeckte bereits weite Teile der Landschaft, doch es blieben genügend Stellen frei, um die Straße und die Fährten nicht zu verlieren.

      Ihre Geschwindigkeit war niedrig, denn Kmarrs Verletzung machte sich im Laufe der Zeit immer stärker bemerkbar, so dass sie zahlreiche Pausen einlegen mussten.

      Seine Laune sank mit jedem Halt weiter, bis Anaya schließlich kopfschüttelnd anhielt.

      „Wir müssen eine Rast machen.“

      „Ich werde schon durchhalten“, knurrte Kmarr ungehalten.

      „Du schon, ich aber nicht. Wenn Du weiter so miese Laune hast, könnte in mir der Wunsch erwachen, Dich auf der Stelle zu erschlagen.“

      Sie starrte ihn unnachgiebig an, bis er den Blick schließlich senkte. Langsam wich die Anspannung aus seinem Körper: „Entschuldige.“

      „Kein Problem. Wenn wir uns jetzt ein Lager suchen und wenigstens einen halben Tag rasten. Wir sind ohnehin langsamer als sie. Da schadet eine zusätzliche Rast auch nicht mehr.“

      Niedergeschlagen blickte Kmarr auf den Boden: „Dann suchen wir aber wenigstens einen brauchbaren Platz, der uns halbwegs trocken hält. Von Wasser hab ich fürs Erste genug.“

      „Einverstanden.“

      Viel mehr als eine Gruppe dorniger