Parzival. Wolfram Von Eschenbach. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Wolfram Von Eschenbach
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754175200
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roth scharlachne Hosen

      Dem nimmer Kraft- noch Muthlosen.

      Avoi! wie seine Beine standen!

      Da war der rechte Schick vorhanden.

      Scharlachbraun von schönem Schnitte

      10Und wohlgefüttert nach der Sitte

      Waren Rock und Mantel lang,

      Von Härmelin inwendig blank.

      Schwarz- und grauer Zobel stand

      Als Besatz vor jedem Rand;

      15Die warf er über sogleich.

      Mit einem Gürtel schön und reich

      Must er den Leib verzieren,

      Und dazu sich affischieren

      Einen theuern Fürspann;

      20Sein Mund dabei vor Röthe brann.

      Da kam der treue Wirth daher,

      Ihm folgten Ritter stolz und hehr.

      Der empfing den Gast. Als das geschehn,

      Die Ritter musten all gestehn,

      25Sie sahen niemals schönern Leib.

      Getreulich priesen sie das Weib,

      Die solche Frucht der Welt gebar.

      Aus höfscher Zucht, und weil es wahr,

      Sprachen sie: »Ihm wird gewährt,

      Wohin um Huld den Dienst er kehrt.

      [169]Minn und Gruß sind ihm bereit,

      Ergehts nach seiner Würdigkeit.«

      Das gestanden Alle da

      Und Jeder, der ihn künftig sah.

      5Der Wirth ergriff ihn bei der Hand

      Und führt' ihn mit sich unverwandt.

      Unterwegs fragt' ihn der,

      Wie seine Ruhe wär

      Bei ihm gewesen diese Nacht?

      10»Herr, lebend wär ich nicht erwacht!

      Ein Glück, daß mir die Mutter rieth,

      Euch zu besuchen, als ich schied.«

      »Nun Gott lohn es euch und ihr;

      Herr, zu gütig seid ihr mir.«

      15Hin ging der Held, an Witz noch krank,

      Wo man dem Wirth und Gotte sang.

      Der Wirth ihn bei der Messe lehrte,

      Was der Seele Heil ihm mehrte:

      Opfern, und segnen sich

      20Und rüsten vor des Teufels Schlich.

      Sie gingen wieder auf den Saal:

      Da stand der Tisch gedeckt zum Mal.

      Der Wirth bei seinem Gaste saß,

      Der ungeschmäht die Speisen aß.

      25Da sprach der Wirth mit Höflichkeit:

      »Wär euch die Frage, Herr, nicht leid,

      So hätt ich gern vernommen,

      Wannen ihr wärt gekommen?«

      Er sagt' ihm Alles ungelogen,

      Wie er von der Mutter war gezogen,

      [170]Vom Ringlein und vom Fürspann,

      Und wie er Harnisch gewann.

      Der Wirth erkannte den Ritter roth:

      Er seufzte: denn es schuf ihm Noth.

      5Dem Gast er nun den Namen ließ

      Und ihn den rothen Ritter hieß.

      Da man hinweg die Tafel nahm,

      Da wurde wilde Sitte zahm.

      Der Wirth sprach zu dem Gaste sein:

      10»Ihr redet wie die Kindelein:

      Was geschweigt ihr eurer Mutter nicht

      Und gebt uns anderlei Bericht?

      Haltet euch an meinen Rath,

      Der scheidet euch von falschem Pfad.

      15»So heb ich an: »Legt nimmer hin

      Die Scham, die aller Zucht Beginn.

      Schamloser Mann, wie taugte Der?

      Als ob er in der Mauße wär,

      So rieselt von ihm Würdigkeit

      20Und weist ihn zu der Hölle Leid.

      »Ihr tragt so edeln Schickes Schein,

      Wohl mögt ihr Volkes Herre sein.

      Ist hoch und höht sich eure Art,

      Seht, daß ihr stäts im Herzen wahrt

      25Erbarmung gegen dürftgen Mann;

      Wider dessen Kummer kämpfet an

      Mit Gut und milden Gaben:

      Solche Demuth sollt ihr haben.

      Der kummervolle werthe Mann,

      Der vor Scham nicht betteln kann

      [171](Das ist ein unsüßes Leid),

      Dem seid zu helfen gern bereit.

      Wenn ihr dessen Kummer stillt,

      Das ist zu lohnen Gott gewillt.

      5Er ist übler dran, als der da geht

      Zur Thüre, wo das Fenster steht.

      »Ihr sollt verständig überein

      Wißen arm und reich zu sein.

      Denn wo der Herr zu viel verthut,

      10Das ist nicht herlicher Muth,

      Und will er Schatz nur mehren,

      Das mag ihn auch nicht ehren.

      »Das rechte Maß sei euer Orden.

      Ich bin wohl inne geworden,

      15Daß ihr rathbedürftig seid:

      Nun meidet Unfug jederzeit.

      »Ihr sollt so viel nicht fragen;

      Doch dürft ihr nicht versagen

      Bedachte Antwort, die gemeßen

      20Ziemet auf die Frage dessen,

      Der euch mit Worten will erspähn.

      Ihr möget hören, möget sehn,

      Erwittern, kosten, merken:

      Das wird den Sinn euch stärken.

      25»Laßt Erbarmung bei der Kühnheit sein:

      Dem Rathe sollt ihr Folge leihn.

      Wer im Kampf euch bietet Sicherheit,

      That er euch nicht solches Leid,

      Das Herzleid müste geben,

      Nehmt sie und laßt ihn leben.

      [172]»Ihr legt oft Harnisch an euch:

      Legt ihr ihn ab, so reinigt gleich

      Euch an Händen und Gesicht

      Vom Rost des Eisens, das ist Pflicht.

      5So schaut ihr wieder hell und klar:

      Des nehmen Frauenaugen wahr.

      »Seid mannlich und wohlgemuth,

      Das ist zu werthem Preise gut.

      Die Frauen