Parzival. Wolfram Von Eschenbach. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Wolfram Von Eschenbach
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754175200
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sie vom Ross ihn brachten

      [164]Zu einer Kemenaten.

      Da hört' er Alle rathen:

      »Laßt den Harnisch von euch thun,

      Daß sich die müden Glieder ruhn.«

      5Sie entwappneten ihn insgemein.

      Als sie die rauhen Ribbalein

      Und die Thorenkleider sahen,

      Da erschraken, die sein pflagen.

      Mit Scheu ward es am Hof gesagt;

      10Der Wirth war schier vor Scham verzagt.

      Ein Ritter sprach mit höfscher Zucht:

      »Gleichwohl, so edle Frucht

      Ersah nie meiner Augen Licht;

      Er hat, was Glück und Heil verspricht,

      15In reiner hoher süßer Art.

      Wie ist so der Minne Stolz bewahrt?

      Mich jammert immer, daß ich fand

      An der Lust der Welt so schlecht Gewand.

      Wohl doch der Mutter, die ihn trug,

      20Der aller Gaben hat genug.

      Sein Helmschmuck ist wohlgethan,

      Die Rüstung stand ihm herlich an,

      Eh wir sie niederbanden,

      Und von Quetschungen fanden

      25Manche Schramme roth von Blut,

      Die an sich trug der Knappe gut.«

      Zu dem Ritter sprach der Wirth: »Gieb Acht,

      Ein Weib gebot ihm diese Tracht.«

      »Nein Herr, er hat noch solche Sitten,

      Er wüste wohl kein Weib zu bitten,

      [165]Ihn zum Diener zu erwählen;

      Sonst möcht ihm nichts zur Minne fehlen.«

      Der Wirth sprach: »Laßt uns zu ihm gehn,

      Und seine fremde Tracht besehn.«

      5Die Herren gingen hin zu Stund

      Und fanden Parzivalen wund

      Von einem Sper; der blieb doch ganz.

      Sein unterwand sich Gurnemans.

      Der war solch ein Unterwinder,

      10Daß ein Vater seine Kinder,

      An Treue Theil zu haben,

      Nicht beßer könnte laben.

      Seine Wunden wusch und band

      Ihm der Wirth mit eigner Hand.

      15Nun war auch aufgelegt das Brot.

      Des war dem jungen Gaste Noth:

      Hungrig war er überaus.

      Nüchtern war er Morgens aus

      Geritten von dem Fischersmann.

      20Die er vor Nantes dann gewann,

      Die Wunde, und der Harnisch schwer,

      Macht' ihn müd und hungrig noch viel mehr,

      Dazu die weite Tagereise

      Von Artus dem Bretaneise,

      25Wo man ihn allwärts fasten ließ.

      Der Wirth ihn mit sich eßen hieß;

      Da mocht erlaben sich der Gast:

      In den Gaumen schob er solche Last,

      Viel Speise ward zu nicht gemacht.

      Des hatte doch der Wirth nicht Acht:

      [166]Ihn ermahnte stäts aufs Neue

      Gurnemans der Vielgetreue,

      Daß er wacker äße

      Und der Müdigkeit vergäße.

      5Man hob den Tisch hinweg zur Zeit.

      »Ich wette, daß ihr schläfrig seid;

      Ihr wart früh auf am Morgen doch.«

      »Meine Mutter, Gott weiß, schlief wohl noch,

      Sie pflegt nicht früh zu wachen.«

      10Der Wirth begann zu lachen

      Und führt' ihn zu der Schlafstatt hin:

      Da bat er ihn sich auszuziehn;

      Er thats nicht gern, doch must es sein.

      Von Härmelin ein Laken fein

      15Bedeckte seinen bloßen Leib;

      Nie gebar so werthe Frucht ein Weib.

      Wie ihn Schlaf und Müde lehrte,

      Auf die andre Seite kehrte

      Sich der Held nicht manches Mal;

      20So lag er bis zum Morgenstral.

      Der edle Fürst gebot bei Zeit,

      Daß ein Bad ihm wär bereit

      Vor dem Teppich, wo er lag,

      Eh höher stiege der Tag.

      25Also must es Morgens sein;

      Viel Rosen warf man ihm hinein.

      Ob Niemand ihn bei Namen rief,

      Der Gast erwachte, der da schlief:

      Der werthe, süße Jüngling

      In die Kufe sitzen ging.

      [167]Ich weiß nicht, wer sie darum bat:

      Jungfraun in reichem Staat

      Und von Ansehn minniglich

      Kamen zu ihm sittsamlich:

      5Die wuschen ihm und strichen sanft

      Seiner Quetschungen Ranft

      Mit blanken linden Händen.

      Das durft ihn nicht befremden,

      Dem Witz noch wenig Hülfe bot.

      10Also trug er Freud und Noth

      Und entgalt der Einfalt nicht bei ihnen,

      Da ihn mit holden Mienen

      Jungfrauen so hantierten.

      Wovon sie parlierten,

      15Zu Allem schwieg er stille fein,

      Es dürft ihm doch zu früh nicht sein:

      Denn sie schienen wie ein zweiter Tag.

      Als so ihr Schein im Wettstreit lag,

      Da löscht' er selbst das Doppellicht:

      20Versäumt an Weiße war er nicht.

      Sie boten ihm ein Laken dar;

      Doch nahm er des mit Nichten wahr.

      So konnt er sich vor Frauen schämen:

      Er wollt es nicht vor ihnen nehmen.

      25Die Jungfrauen musten gehn,

      Sie durften da nicht länger stehn.

      Sie hätten gern vielleicht gesehn,

      Ob tiefer ihm was wär geschehn.

      So getreu ist Weiblichkeit,

      Des Freundes Schaden ist ihr leid.

      [168]Da schritt der Gast ans Bett und fand

      Für sich bereit schön weiß Gewand.

      Von Gold und edler Seide fein

      Einen Hosengürtel