Parzival. Wolfram Von Eschenbach. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Wolfram Von Eschenbach
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754175200
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Treue so bescheinte.

      25Da ward der Jammer allgemein.

      Man holte schön den Todten ein:

      Die Königin ritt aus dem Thor;

      Man trug das Heiligtum ihr vor.

      Ob dem König von Kukumerland,

      Gefällt von Parzivalens Hand,

      [160]Frau Ginover die Königin

      Sprach jammervoller Worte Sinn:

      »Weh, o weh und heia hei!

      Artusens Würdigkeit entzwei

      5Muß brechen dieses Wunder:

      Der aller Tafelrunder

      Höchsten Preis sollte tragen,

      Wo der vor Nantes liegt erschlagen.

      Sein Erbtheil nur begehrte,

      10Den man hier sterben lehrte.

      Er war doch lange Ingesind

      Allhier, daß weder Mann noch Kind

      Uebles je von ihm vernahm.

      Aller Falschheit war er gram,

      15Ueber allen Trug erhaben.

      Nun muß ich allzufrüh begraben

      Des höchsten Preises Siegel.

      Sein Herz, der Tugend Spiegel.

      Der Treue Grundfeste,

      20Rieth immer ihm das Beste,

      Wo man nach Frauenminne

      Mit festem Muth und Sinne

      Sollt erweisen Mannestreu.

      Den Frauen wuchert immer neu

      25Des hier gesäten Leides Kraut,

      Aus deiner Wunde Jammer thaut.

      Dir war doch wohl so roth dein Haar,

      Daß dein Blut die Blumen klar

      Nicht röther konnte machen.

      Du verbietest weiblich Lachen.«

      [161]Ither der lobesreiche Held

      Ward königlich der Gruft gesellt.

      Sein Tod die Frauen seufzen lehrte,

      Als ihm die Rüstung den bescherte:

      5Das Ende gab ihm ja nach ihr

      Des blöden Parzivals Begier;

      Als er mehr Verstand gewann,

      Da hätt ers lieber nicht gethan.

      Dieser Sitte pflag das Ross,

      10Daß keine Arbeit es verdroß:

      Ob es kalt war oder heiß,

      Es gerieth vom Laufen nie in Schweiß,

      Obs über Stein und Wurzeln ging.

      Das Gürten war an ihm gering:

      15 Ein Loch schnallt' es nur hinauf,

      Wer zwei Tage saß darauf.

      Gewappnet ritts der kindsche Mann

      Den Tag so weit, ein Kluger kann

      Es nicht in zweien reiten,

      20Stünd er auch auf bei Zeiten.

      Er ließ es rennen, selten traben

      Und wust ihm wenig anzuhaben.

      Da der Abend anbrach,

      Gewahrt' er eines Thurmes Dach.

      25Da wähnt' in seinem Sinn der Thor,

      Der Thürme wüchsen mehr hervor;

      Ihrer stunden viel auf Einem Haus.

      Er dachte, Artus säe sie aus.

      Das schrieb er ihm für Wunder an

      Und dacht, er wär ein heilger Mann.

      [162]Also sprach der blöde Held:

      »Meiner Mutter Volk baut schlecht ihr Feld:

      So hoch ja wächst ihr nie die Saat,

      Die sie in dem Walde hat,

      5Wo es doch selten trocken wird.«

      Gurnemans de Graharz59 hieß der Wirth

      In der fern erschauten Veste.

      Eine Linde wiegte breite Aeste

      Davor auf grüner Wiese.

      10Zu breit noch lang war diese,

      Nur in dem rechten Maße.

      Da trug ihn Ross und Straße

      Dahin, wo er ihn sitzen fand,

      Dem die Burg war und das Land.

      15Ermüdung war es, die ihn zwang,

      Daß er den Schild nicht richtig schwang,

      Zu sehr vor, zu sehr zurück,

      Und nimmer nach der Sitte Schick,

      Die da galt für rechtes Maß.

      20Fürst Gurnemans alleine saß.

      Die Linde gab mit Wonne

      Schatten vor der Sonne

      Dem Hauptmann aller wahren Zucht.

      Des Sitte Tadel zwang zur Flucht,

      25Der empfing den Gast: so war es recht;

      Nicht Ritter war bei ihm noch Knecht.

      Parzival alsbald begann,

      In seiner Einfalt hub er an:

      »Meine Mutter hieß mich dessen Rath

      Erflehn, der graue Locken hat.

      [163]Dafür will ich euch dankbar sein,

      Da so mir rieth die Mutter mein.«

      »Kommt ihr guten Rath zu hören

      Hieher, so müßt ihr es verschwören

      5Mir zu zürnen um den Rath

      Und immer thun, wie ich euch bat.«

      Da warf der edle Fürst zuhand

      Einen jährgen Sperber von der Hand,

      Der gleich sich in die Veste schwang,

      10Daß seine goldne Schelle klang.

      Das war ein Bote: Jungherrn gleich

      Kamen in Kleidern schön und reich.

      Die bat er: »Führt hinein den Gast

      15Und entledigt ihn der Eisenlast.«

      Der sprach: »Meine Mutter sprach wohl wahr,

      Altmannes Wort bringt nicht Gefahr.«

      Da führten sie ihn ein zuhand,

      Wo er viel werthe Ritter fand.

      Auf dem Hof war eine Statt,

      20Wo man ihn abzusteigen bat.

      Der warf in seiner Thorheit ein:

      »Mich hieß ein König Ritter sein;

      Was mir darauf auch widerfährt,

      Ich komme nicht von diesem Pferd.

      25Euch zu grüßen rieth die Mutter mir.«

      Sie dankten beiden, ihm und ihr.

      Da so das Grüßen war gethan

      (Das Ross war müd und auch der Mann),

      Manches