Er gab ihr bald Gelegenheit, ihm einen Gefallen zu erweisen, indem er von der Leidenschaft seines Bruders für ihre Schwester erzählte; ohne zu zögern versicherte sie, wie sehr sie dies begrüße und dass sie Ansellina mit der nächsten Post schreiben und sie veranlassen würde, baldmöglichst nach Paris zu kommen. Kurzum, es gab keine Bitte, die Alovisa ihm abgeschlagen hätte, und in der Tat wäre es ihr lächerlich erschienen, nach all den Beweisen, die sie ihm für eine der stürmischsten Leidenschaften, die es je gab, geliefert hatte, jetzt noch die Zurückhaltende zu spielen. Dieses Vorwissen ersparte ihnen beiden ein Übermaß an Verstellung, und sie sorgte dafür, dass er, wenn die Zeichen seiner Zuneigung nach der Heirat nachlassen sollten, nicht vorgeben könnte (wie manche Ehemänner es getan haben), dass sich sein Vorrat in einem langwierigen Liebeswerben erschöpft habe. Man einigte sich sofort auf alles, und der Hochzeitstag wurde festgelegt, sobald alle Vorbereitungen getroffen waren, um ihn großartig zu gestalten.
Obwohl der Count wegen seiner gutartigen Natur den Wunsch verspürte, sich nach Amena zu erkundigen, wagte er es nicht aus Furcht, seine zukünftige Braut damit zu verärgern. Sie ahnte aber den Grund für sein Schweigen und sagte ihm ganz offen, wie sie sich Amena vom Hals schaffen würden; daraufhin fühlte er sich noch um einiges wohler, denn wäre sie in Paris geblieben, hätte er ständig mit Eifersüchteleien von Alovisa rechnen müssen. Und weil er Amena wirklich Glück wünschte, aber nichts dafür tun konnte, glaubte er, ihre Abwesenheit von Paris könnte eine aussichtslose Leidenschaft aus ihrem Herzen verbannen und die Zeit und andere Dinge eine Vorstellung auslöschen, die für ihren Seelenfrieden nur schädlich wäre. Er blieb bis zu sehr später Stunde in Alovisas Haus, und vielleicht hätten sie sich erst Stunden später getrennt, wenn ihn der ungeduldige Wunsch, seinen Bruder über seinen Erfolg zu informieren, nicht fortgetrieben hätte.
Der junge Chevalier war unendlich mehr von der bloßen Aussicht beflügelt, dem Ziel all seiner Hoffnungen etwas näher zu kommen, als D´Elmont von der Zusicherung, seines in Besitz zu nehmen; der Count konnte es sich nicht verbeißen, seinen Bruder zu verspötteln, weil er den höchsten seiner Wünsche auf ein solches Spielzeug richte, wie es eine Frau nun einmal sei, was der Chevalier zu widerlegen sich bemühte, worauf ein lebhafter Disput sich entspann, den zuletzt, weil keiner den anderen überzeugen konnte, nur der Schlaf zu schlichten vermochte. Am nächsten Tag gingen sie gemeinsam Alovisa besuchen und waren von da an nur selten getrennt. Doch aus Mitgefühl mit Amena taten sie alles, um die geplante Heirat geheimzuhalten, und innerhalb weniger Tage war die unglückliche Lady, wie es ihre findige Rivalin eingefädelt hatte, aus Paris verschwunden, ohne einen ihrer Lieben gesehen zu haben.
Als sie fort war und keine Notwendigkeit bestand, ein Geheimnis daraus zu machen, breitete sich die Nachricht über die großartige Hochzeit sofort in der ganzen Stadt aus, und alle sprachen so darüber, wie es ihnen ihre besonderen Interessen oder Neigungen diktierten. Alle Freunde von D´Elmont waren begeistert, und was ihn selbst zusätzlich freute, war die Nachricht in einem Brief von Ansellina an seinen Bruder, dass Belpines Verletzung sich als ungefährlich herausgestellt hatte und er auf einem sehr guten Weg zur Besserung war. Und so wurde beschlossen, dass der Chevalier, sobald die Hochzeit vorüber war, persönlich nach Amiens reisen würde, um seine geliebte Ansellina für eine zweite und ebenso ersehnte Hochzeit herbeizuholen. Da war nun kein Schatten mehr, der die Heiterkeit dieses glücklichen Tages verdüstern würde, nichts konnte grandioser sein als diese Feier, und Alovisa wähnte sich selbst am Ende all ihrer Sorgen; die Fortsetzung dieses ruhmvollen Anfangs aber, und welche Auswirkung die Verzweiflung und die Verwünschungen der Amena, als sie davon erfuhr, hervorrufen würde, das wird zusammen mit den weiteren Abenteuern des Chevalier Brillian im nächsten Teil gewissenhaft berichtet.
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