Hat-schepsut war fasziniert und Ineni war voll des Lobes und der Bewunderung für ihr Verständnis der Steine. Dies sei eine Gabe, meinte er und keineswegs selbstverständlich. Nur wenige würden sie besitzen und um sie sich zu erarbeiten, bräuchte man ein ganzes Leben. Sie nahm ihm das Versprechen ab, dass er sie noch ausführlicher in das Wesen der Steine einführen würde. Er gab es nur zu gerne und löste es später begeistert ein. Es gab eine Zeit, in der Hat-schepsut sich so oft es ging in Inenis Werkstatt aufhielt, um mehr über das Wesen der Steine zu erfahren. Manche der Höflinge nannten sie damals nur spöttisch die granitene Dame.
Pharao wollte die Reise endlich fortsetzen und musste nun seine Entscheidung treffen, welche der Felsen bearbeitet werden sollten. Er ließ Ineni rufen, der ihm raten sollte. Wie eine eifrige Schülerin folgte Hat-schepsut ihm hinterher.
„Lass uns sehen, was deine Tochter heute gelernt hat“, bat Ineni. „Ich bin gespannt, zu welchen Felsen sie dir rät.“
„Nun, mein Rosenknöspchen“, lächelte Pharao, der es für einen Spaß hielt, eine unerfahrene Dreizehnjährige eine derart wichtige Entscheidung treffen zu lassen. „Aus welchen der Felsen soll ich die Obelisken hauen lassen?“
Hat-schepsut sah sich um. „Sie sollen wie Brüder sein, wie ein Ei, das dem anderen gleicht. Also kannst du sie nur aus einem einzigen riesigen Felsen schlagen lassen, in dem sie beide stecken. Der eine kopfüber, der andere kopfunter.“ Sie kniff ihre Augen zusammen und sah zum Steinbruch hinüber. „Die vordere Klippe bietet sich an, da sie schon halb frei geschlagen ist und geradewegs dazu einlädt, sich die Obelisken vorzustellen, die noch in ihr stecken. Aber es könnte sehr gut sein, dass sie birst, wenn man sie vollends abschlägt und sie sich dann vom Hang löst. Dort hinten, auf der Höhe der hinteren Klippe kommt der gewachsene Felsen zum Vorschein. Man könnte die Rohform der Obelisken ganz bequem aus dem Felsboden schlagen. Vorhin, als Ineni dort der Hammer aus der Hand fiel, spürte ich ein ganz feines Beben unter meinen Füßen und der Klang war ganz rein.“
Pharao sah Ineni fragend an.
„Bei Ptah, dem Gott der Handwerker!“ Ineni war zutiefst beeindruckt. „Besser hätte ich es nicht sagen können. Deine Tochter versteht die Steine besser als die meisten anderen Menschen. Sie kann sehen, was in ihnen steckt. Sie hört, was sie ihr sagen und sie fühlt ihre Stärke.“
„Nun denn“, lachte Pharao. „Dann ist die Entscheidung gefallen. Die hintere Klippe also. Und nun lasst uns aufbrechen. Der Weg nach Nubien ist noch weit.“
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