Sky-Navy 01: Die letzte Schlacht. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Sky-Navy
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738076547
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verließ, lehnte sich die Pilotin in ihrem Sitz zurück. So sehr sie sich den Sternen auch verbunden fühlte, so entschädigte ihr Anblick sie im Augenblick nicht für die Langeweile, die sie erfüllte. Dennoch durfte sie nicht in ihrer Aufmerksamkeit nachlassen. Ihre Co-Pilotin Jill war mit den verschiedenen Ortungs- und Kommunikationseinrichtungen der Caroline Herschel verbunden und achtete angespannt auf jedes Detail. Der Weltraum war eine lebensfeindliche Umgebung für den Menschen und konnte rasch zu einer tödlichen Gefahr werden. Ein winziger Meteorit, den die Instrumente nicht entdecken, konnte ein Schiff in ein Wrack verwandeln, den Antrieb irreparabel beschädigen oder die Kommunikationseinrichtungen zerstören. Saunders und ihre kleine Crew waren erfahren genug, um sich keine Unaufmerksamkeit zu erlauben.

      Hinter dem Cockpit befanden sich die kleine Bordtoilette und die Personen-Luftschleuse. Daran schlossen sich der Aufenthaltsraum mit der Küche und die Schlafkammer an. Henridge nickte jenen Mitarbeitern zu, die gerade Dienstfrei hatten und wechselte ein paar Scherzworte mit ihnen. Doch er hielt sich nicht auf, denn er wollte wissen, wie die Vermessungen voranschritten.

      Ungefähr in der Mitte des Schiffes befand sich jener fünfzehn Meter lange Teil, den man nachträglich eingefügt hatte, um Raum für den Nullzeit-Sturzantrieb zu schaffen. Der Antrieb war verkapselt, aber es gab Sichtelemente aus Klarstahl, die es erlaubten die einzelnen Elemente zu beobachten. Auch wenn Henridge dies niemals zugegeben hätte, so war er vom Anblick des Hiromata doch immer wieder fasziniert, denn man sah ihm kaum an, was er zu leisten vermochte.

      Für die geringe Masse des FLV und seiner Passagiere genügte ein relativ kleines Gerät. Es glich einem Würfel, aus dessen Ecken eine jeweils halbmeterlange Speicherstange ragte. An ihren Enden befanden sich kleine Metallkugeln, die eine kleine Menge des Kristalls enthielten. Um den Antrieb für den Nullzeit-Sturz aufzuladen wurde Energie in den Würfel geleitet, die dann in die Speicherstangen floss. Diese dünnen Stangen wurden weiter ein- oder ausgefahren, wodurch die Ladung in ihnen variierte. Ihre Position war mit den Achsen des Raumschiffes identisch. Die Position der Metallkugeln zum Würfel bestimmte, in welche Richtung und wie weit ein Raumschiff durch den Nullzeitraum stürzte. Der Antrieb nahm kaum einen Kubikmeter Raum in Anspruch. Bei einem kleinen Schiff, wie der Caroline Herschel. Für die Masse eines großen Raumschiffes waren andere Abmessungen erforderlich. So waren die Speicherstangen eines Trägerschlachtschiffes über hundert Meter lang.

      Vielleicht schätzte Henridge den Anblick des Hiromata so sehr, weil er wusste, dass es auch hier auf exakte Berechnung ankam. Exakte Berechnungen waren die einzige wirkliche Leidenschaft des Akademikers. Die Maschinen, die den meisten Raum im Mittelteil des FLV beanspruchten, ignorierte er, obwohl sie die Energie für den Hiromata, das Cherkov-Gitter des Überlichtantriebs und das Sublichttriebwerk sowie alle Geräte an Bord erzeugten. Sie funktionierten, mehr interessierte ihn nicht, und dass sie funktionierten, war Sache der Crew.

      Endlich erreichte er das lange Heck des Schiffes. Die Schräge hinten wurde von der großen Rampe gebildet, durch welche einst Truppen und Fahrzeuge geschleust worden waren. Der Heckraum war rund fünfundzwanzig Meter lang und fast zwölf Meter breit. Es schien keinen Zentimeter zu geben der nicht genutzt wurde. Kartenprojektionen und Bildschirme bedeckten die Wände, überall schienen die schrankartigen Tetroniken zu stehen, die mit den Außeninstrumenten und den sieben Arbeitsstationen verbunden waren. Kabelschlangen wanden sich über den Boden, an einigen Stellen provisorisch mit schwarz-gelbem Klebeband fixiert. Der Raum lag größtenteils im Halbdunkel, nur die Bereiche der Arbeitsplätze waren ausgeleuchtet. Tastaturen, virtuelle Eingabeelemente, Monitore, Getränkebehälter und leere Snackpackungen teilten sich den Platz. An einer Station fristete eine kleine Zimmerpflanze ihr Dasein. Ansonsten wurde die einstige Ladebucht durch antiquarisch anmutende Notizzettel und ein paar Maskottchen in etwas verwandelt, das den Aufenthalt für Menschen erträglicher machte.

      Die Mitarbeiter des Professors nahmen die Vermessungen nicht persönlich vor, sondern achteten darauf, dass die modernen Tetroniken ihre Aufgabe erledigten und die ermittelten Daten in die dreidimensionalen Karten übertrugen. Die Datenermittlung und deren Eintragung geschahen derartig schnell, dass die jungen Leute zusehen konnten, wie die Projektionsmodelle unter ihren Augen wuchsen, und sich mit immer mehr Details füllten. Auf den alten Karten waren lediglich die Sterne, Planeten, Monde und großen Asteroiden sichtbar gewesen, nun wurde jedes messbare Objekt übernommen. Auf den ersten Blick erschien die neue Karte des Sektors völlig unübersichtlich und chaotisch. In der farbgetreuen Projektion wimmelte es von Symbolen, Zahlen, Buchstabenkombinationen und Linien, alles in den verschiedensten Farbkombinationen. Dieser scheinbare Wirrwarr verschwand jedoch, sobald man ein einzelnes Objekt anwählte oder man eine Verbindungslinie zwischen zwei oder mehr Kartenpunkten zog. Die Doktoranden, welche den Professor begleiteten, mussten sich mit Stichproben begnügen, denn eine menschliche Überprüfung der vielen Angaben würde lange Zeit in Anspruch nehmen. Sollte es unerwartet zu einem Übertragungsfehler kommen, so würde es eine entsprechende Warnung der tetronischen Programme geben, so dass sich Henridge oder die anderen des Problems annehmen konnten.

      Der Professor vernahm ein seltsames Rumoren und Vibrieren und ahnte, wer dieses verursachte. Er ging zu der jungen Lana hinüber, beugte sich über ihre Schulter und schaltete das kleine Musikgerät aus. Die junge Frau zuckte erschrocken zusammen und sah ihren Professor dann entschuldigend an. „Es erleichtert mir die Konzentration.“

      Henridge schüttelte den Kopf. „Hören Sie klassische Musik. Beatles, Stones, Melmet… was auch immer. Dabei können Sie sich entspannen. Aber doch nicht bei diesem Lärm.“

      „Das ist kein Lärm“, widersprach sie. „Die Hirnschwingungen der Komponisten werden aufgezeichnet und dann in Schallwellen umgesetzt. Das erzeugt eine unglaubliche Vielfalt an…“

      „Das erzeugt einen überzeugenden Eindruck von der Leere, die sich im Schädel dieser Künstler befindet“, knurrte Henridge. „Wenn Sie diesem Mist lange genug zuhören, dann bleibt von Ihrem Gehirn auch nichts mehr übrig.“

      „Äh, Professor?“

      „Was?“, knurrte Bill Henridge erregt. Er fuhr zu dem jungen Mann herum, der zwei Arbeitsplätze weiter saß. Dieser erblasste ein wenig und deutete dann auf einen der Monitore.

      „Ich glaube, ich, äh, habe da eine… eine Anomalie“, stotterte der Doktorand.

      „Anomalie?“ Henridge strich sich über das Kinn. Der junge Marbad war sicher einer der Hoffnungsträger der Universität. Er studierte Astronomie und Astrophysik. Wenn er von einer Anomalie sprach, dann lohnte es sich wohl auch, einen Blick darauf zu werfen. „Ich komme, Marbad. Und Sie, Caren, denken bitte daran… Klassische Musik.“

      Augenblicke später beugte sich Bill Henridge über die Schulter von Ahmed Marbad. „Also, was gibt es?“

      „Moment, Professor, ich vergrößere es. Es ist sehr klein und gerade noch am Rand unseres Erfassungsbereiches. Wenn es nicht blinken würde, hätte ich es vielleicht gar nicht entdeckt.“

      „Es blinkt?“ Sie setzen das volle Spektrum der Vermessungsgeräte ein. Optisches Teleskop, Radioteleskop, Frequenztaster, Radar, Spektralabtastung und eine Reihe anderer Instrumente. Je nach Lichteinfall und Rotation konnte ein Objekt in der optischen Erfassung als blinkend oder pulsierend erscheinen, aber da Marbad von einer Anomalie sprach, schloss der Professor eine solche Möglichkeit aus.

      Marbad tippte an eine Stelle der Projektion, die sich zu ihrem äußersten Rand verschob und einen Ausschnitt vergrößerte. „Da, Professor. Ganz schwach. Gelegentlich verschwinden die Echos vollständig, um dann wieder aufzutauchen.“

      Die besagten Objekte befanden sich tatsächlich am äußersten Rand jenes Bereiches, der von den Tastern gerade noch erfasst wurde. Da man jedes noch so kleine Objekt kartieren wollte, war die Einstellung der Reichweite begrenzt, um eine maximale Auflösung zu garantieren.

      „Mehrere Objekte“, sinnierte Henridge. „Keine scharfen Konturen.“

      „Vielleicht Asteroiden oder Kometen aus Eis oder gefrorenem Gas?“

      „Wie ich sehe, sind Sie vollauf beschäftigt“, war die freundliche Stimme von Saunders zu vernehmen. „Ich wollte mir Mal die Füße vertreten und nachsehen, wie es Ihnen hier