Sky-Navy 01: Die letzte Schlacht. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Sky-Navy
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738076547
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die Hirnimpulse seines Besitzers oder dessen Stimme gesteuert wurde.

      Die Projektion sank in sich zusammen und Helena erhob sich, um an die große Panoramascheibe aus Klarstahl zu treten, die eine ganze Seite ihres Arbeitsraumes einnahm. Unter ihr drehte sich Arantes II behäbig um seine Achse. Eine Welt, die mit ihren Kontinenten und Wasserflächen förmlich zum besiedeln einlud, zumal die Atmosphäre atembar war. Dennoch war diese schöne Welt für den Menschen eine tödliche Falle, denn aufgrund des viel zu niedrigen Luftdrucks war ein Überleben auf der Oberfläche nur mit Schutzanzügen möglich. Doch die Menschheit hatte Erfahrung mit solchen Welten. Nachdem man die Erde, wegen Umweltzerstörung und Raubbau, hatte aufgeben müssen, war der Mars zu einer lebenswerten Welt terraformiert worden. Er war nun die Hauptwelt des solaren Systems. Während sich die Erde von ihren einstigen Bewohnern erholte, besiedelte die Menschheit, dank des neuen Nullzeit-Sturzantriebs, immer mehr entfernte Sonnensysteme.

      Es war heller Tag auf jenem Teil der Planetenoberfläche, den Helena Tareschkova sehen konnte. Sie beobachtete lächelnd einen kleinen schwarzen Punkt, der über den Boden von Arantes II zu kriechen schien. Es war der Schatten der Basis, die zu einem dritten Mond geworden war.

      Helena hatte mit siebzig Jahren erst die Mitte ihrer zu erwartenden Lebensspanne erreicht und war mit nur 210 Zentimetern Körperlänge einen guten Kopf kleiner, als ihre durchschnittlichen Zeitgenossen. Sie war selbst überrascht, wie schnell sie bei der Marine des Direktorats Karriere gemacht hatte. Immerhin war sie bereits Sub-Admiral und befehligte eine neue Basis der Sky-Navy, auch wenn diese nicht so bedeutend sein mochte, wie die Hauptstützpunkte von Mars, Arcturus und Riegel. Der neue Stützpunkt war ein deutliches Zeichen dafür, dass sich die Menschheit immer weiter in den Weltraum hinaus ausbreitete.

      Helena trug einen schlichten Bord-Overall der Sky-Navy. Ein schlichter Einteiler im typischen Graublau der Direktoratstruppen. Am rechten Oberarm befand sich das kreisrunde Abzeichen der Navy. Es zeigte einen Kreuzer, der sich, vor dem Hintergrund eines Sternenhimmels, hinter einer Wolke hervor schob. Es symbolisierte den Anspruch, dass alles, was sich vom Boden eines Planeten erhob, eine Angelegenheit der Navy sei. Helenas Rang wurde durch einen kleinen Stern deutlich, der sich auf der linken einzigen Schulterklappe befand. Natürlich war die offizielle Dienstuniform wesentlich beeindruckender, doch die Offizierin bevorzugte den bequemeren Arbeitsdress.

      Helena wandte sich von der Panoramascheibe ab und warf einen nachdenklichen Blick über ihren Arbeitsraum. Tri-Stahl und der transparente Klarstahl dominierten. Ein paar Sitzmöbel, die mit dem Leder von Marsrindern bezogen waren. Ihr Arbeitstisch und ein altmodisch wirkendes Regal aus echtem Holz, in dem sich ein paar Erinnerungsstücke aus ihrem bisherigen Leben befanden. An einer Wand die gerahmten Urkunden von der Navy-Academy auf dem Mars, ihr Patent als Captain eines Kreuzers, die Ernennung zum Sub-Admiral, von Hoch-Admiral Redfeather persönlich unterzeichnet. Alles wirkte eher kühl und nüchtern, daran änderten auch die beiden großen Kübelpflanzen und die indirekte Beleuchtung nichts. Hinter diesem Raum befanden sich der Hygienebereich und ihre persönliche Schlafkammer.

      Helena Tareschkova seufzte leise. Dies war auf absehbare Zeit ihr Zuhause. Ein Heim im kalten Nichts des Weltraums. Ein Heim, welches kaum Gemütlichkeit ausstrahlte und viel Arbeit versprach, denn die Basis Arantes war gerade erst dabei, ihren Dienst aufzunehmen.

      Der Flottenstützpunkt war in nur zwei Jahren fertiggestellt worden. Eine enorme Leistung, wenn man bedachte, dass er einem flachen Diskus von zehn Kilometern Durchmesser und drei Kilometern Höhe entsprach, aus dessen Naben nochmals die dreihundert Meter hohen Türme mit den großen Kugelaufbauten der Sensoren und Waffenstationen empor ragten.

      Die Außenhülle, Decks und Wände zu errichten, war relativ einfach gewesen. Man hatte ein Skelett aus Tri-Stahl-Trägern montiert und den Rest mithilfe von Bauschaum errichtet. Der universelle Bauschaum war schon vor Jahrhunderten auf der Erde entwickelt worden. Ausgehärtet erhielt er die Festigkeit von Stahl, isolierte vor Temperaturschwankungen, war strahlungsabsorbierend und, vor allem, einfach herzustellen und billig. Er ließ sich mit speziellen Bohrern und Lasern bearbeiten, und wurde genutzt, um Gebäude und Raumschiffrümpfe herzustellen. Sicherlich hätte sogar die Sky-Cavalry ihn gerne genutzt, um ihre Landungsboote daraus zu bauen, aber der Gluthitze beim raschen Eintritt in eine Atmosphäre hielt das Material, bei all seinen Vorzügen, nicht stand.

      Rund um den Äquator der Basis zogen sich die Pylone, an denen die Schiffe andockten. Dort befanden sich auch die Hauptschleusen, die in die Basis hinein führten. Die zwei Decks der Äquatorebene waren den Depots und Lagern vorbehalten, um die Wege für die Be- und Entladung kurz zu halten. Über und unter diesen beiden Ebenen lagen die Wälder. Richtige Wälder mit lebenden Bäumen, Tieren und Insekten sowie einem eigenen Wasserkreislauf. Mit einer Kreisfläche von fast zehn Kilometern Durchmesser und knapp hundert Metern Höhe würden sie in wenigen Jahren in der Lage sein, die Basis auf natürlichem Weg mit Atemluft zu versorgen. Der übrige Raum der riesigen Konstruktion enthielt Quartiere, Werkstätten, logistische Bereiche, Büros, Freizeiträume und all jene Dinge, die zum Betrieb einer großen Station erforderlich waren oder der Bequemlichkeit der Besatzung und Besucher dienten.

      Das Implant in ihrer Schläfe strahlte eine unmerkliche Vibration aus. Als Helena es aktivierte hörte sie die Stimme der diensthabenden Kommunikations-Offizierin. „Ma´am? Hoch-Koordinator Sung-Li und Major Grantner bitten um Einlass.“

      Normalerweise hätte sich jeder der beiden über das Implant direkt mit ihr in Verbindung setzen können, doch Helena hatte es auf Privatmodus geschaltet und nur den Kanal zur Kommunikationszentrale offen gelassen. „Sollen eintreten.“ Sie berührte ihr Implant nochmals. „Raumbeleuchtung auf zwanzig Prozent, Beleuchtung Arbeitsgruppe auf sechzig Prozent.“

      Die tetronische Steuerung des Raumes reagierte prompt. Während der größte Teil in Dämmerung versank, wurden Helenas Schreibtisch und die dazugehörenden Sitzgelegenheiten ausgeleuchtet, als würden sie von einem Spot angestrahlt.

      Nur Augenblicke später traten die angekündigten Besucher ein.

      Sung-Li gehörte, wie alles Personal auf der Basis, zum Militär. Als Koordinator der wissenschaftlichen und technischen Bereiche nahm er sich, wie die meisten Forscher, jedoch das Recht heraus zivile Kleidung zu tragen. Schmale Schuhe mit weit zurückgebogenen Spitzen, eine knielange weite Hose und eine eng geschnittene Toga, mit einem bunten Cape, welches die Hälfte des Rückens bedeckte.

      Major Jochen Grantner trug hingegen die formelle Uniform der Direktoratstruppen. Graublaue Hose und dunkelgrüne Jacke, dazu ein hellgraues Barett. Die halbhohen schwarzen Stiefel, die gelben Schulterklappen und das gelbe Schweißleder der Kopfbedeckung ließen keinen Zweifel über die Zugehörigkeit zur Sky-Cavalry. Am Barett war das gelbe Wappenschild mit dem weißen geflügelten Pferd der Raumkavallerie befestigt.

      Während sich Sung-Li stets betont leger gab, wirkte Grantner eher steif und formell. Helena hatte allerdings erkannt, dass dies nicht dem Wesen des Majors entsprach. Grantner war kein Stabsoffizier und hatte an mehreren Kampfeinsätzen teilgenommen. Er war ein harter Brocken, der seinen Troopern nichts abverlangte, was er selbst nicht leisten konnte. Doch hier auf Arantes war er kein Kampfoffizier mehr, sondern der Kommandeur eines Bataillons der Sky-Cav. Für einen Kavalleristen war es einfacher, Befehle zu befolgen, als sie zu erteilen. Grantner hatte sich noch nicht ganz damit angefreundet, nun für die Truppen eines ganzen Raumsektors verantwortlich zu sein.

      „Wir haben unsere Inspektionsrunde abgeschlossen“, eröffnete Sung-Li. Der Marsianer mit chinesischen Wurzeln deutete über die leere Arbeitsfläche des Schreibtisches. „Geben Sie die Projektion frei, Sub-Admiral?“

      Der Hoch-Koordinator verfügte ebenfalls über ein Implant, aber er bevorzugte den tragbaren MiniComp an seinem Handgelenk. Die leistungsstarke Tetronik erlaubte komplizierte Berechnungen, umfangreiche Datenübertragungen und verfügte über eine hohe Speicherkapazität. Als die holografische Projektion der Basis über der Schreibfläche erschien, hob Sung-Li nacheinander einige der Bereiche hervor.

      „Ich habe nun die wöchentliche Inspektion der Basis abgeschlossen“, eröffnete der Hoch-Koordinator und ignorierte dabei das Stirnrunzeln von Grantner. „Ich habe einige Dinge notiert, die mit Priorität behandelt werden sollten.“ Sung-Li vergrößerte die Projektion der