Überlast und Kernschmelze. Renate Amelung. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Renate Amelung
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738097009
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stand am Montag

      vor der Tür im Schlepptau ihr neuer Freund Hannes, trotz seines Alters ein Mann mit aufrechten Gang und silbergrauen vollen Haaren. Wie sie sich Seniorenfreundschaften vorstellen musste lag im Nebel der Unwissenheit. Wenigstens war der graue Herr ihr sympathisch. Klara war aufgewühlt, fast zornig, dass hatte sich seit Samstagabend nicht gelegt.

      Klara sagte. „Schalt mal center.tv ein.“

      „Isa stöhnte. „Das ist doch nur Wiederholung von Gestern.“

      „Eben, das reicht.“

      Na dann, sah sie sich die Wiederholung von Sonntag an.

      Isa staunte nicht schlecht, das Unternehmen von ihrem Ex Freund Ulf war im Regionalsender, aber statt er seine Erfolge verkündete, war ihm das verbindliche Lächeln abhandengekommen. Das Thema war Immobilienbetrug, Geldwäsche, gefälschte Bilanzen. Da hatte sie aber noch mal richtig Glück gehabt, denn Ulf hatte sie nach Geld gefragt, nur kurzfristig sei er etwas klamm, wegen einem tollen Projekt das er stemmen wollte. Sie hätte beinahe ihr Erbe das kleine Haus beliehen, wenn ihr Bankberater ihr nicht dringend davon abgeraten hätte. Klara mochte den Mann nie und jetzt war sie da um ihren Triumpf zu feiern.

      Dann sah sie die beiden Herrschaften an. Nee, sie sah keinen Triumpf, sie sah betretene Gesichter.

      „Ihr habt doch nicht etwa…“

      „Doch, wir haben deinem Ulf unser ganzes Vertrauen geschenkt.“

      „Und euer Geld.“

      „Wenn du so willst. Wir haben ein Grundstück gekauft, mit Bodenplatte. Das war der Grundstock für unser Haus. Der Architekt ist auch weg. Alles ist weg.“

      „Nee.“ Isa plumpste rückwärts auf den Ohrensessel. Eine Weile saßen sie stumm da. Jeder Versuch war es wert, absolut jeder, auch wenn es Illusion war. Die Visitenkarte, wo steckte sie nur?

      An der Pinnwand in der Küche, wo sonst. Aber da stand nur

      Lev Czok

      Gutachter & Architekt für Biologisches Bauen

      Feng shui Berater

      Keine Telefonnummer, keine Adresse und schon gar kein Internetauftritt. So einen Quatsch kann sich jeder drucken lassen bei vistaprint. Sie ahnte doch gleich, dass der sich etwas merkwürdig benommen hatte.

      Klara stand dicht hinter ihr und schaute ihr über die Schulter. „Ach so, hätte ich fast vergessen, bin auch schon leicht schusselig. Dein Wagen ist Mittwoch fertig, du kannst ihn bei P&A auf dem Höherweg abholen.“

      „Wieso, weißt du das und woher…“

      „Schon vergessen, der Wagen ist noch auf meinen Namen angemeldet. Die hatten ja nur die Papiere die im Wagen lagen. Rechnung ist dann übrigens schon bezahlt.“ Klara sah Isa an als müsste ihre Nichte ihr etwas erklären.

      Versuchte Isa erst gar nicht, wollte sie nicht und konnte sie nicht.

      „Du weißt also nicht wie der Wagen da hingekommen ist?“, fragte Klara.

      Verflixte kluge Alte, sinnierte Isa.

      „Ich sage es die, ein netter junger Mann hat ihn abschleppen lassen und ist in Vorkasse gegangen. Du musst ihn doch kennen! Also ich wusste immer im Leben wer mein Gönner war und es gab nicht viele.“

      An sonnigen Tagen

      machte die Arbeit auf dem Carlsplatz mehr Freude, als an Regentagen oder im Winter bei Frost. Sie musste sehr früh da sein, denn bis alle Kisten mit Gemüse und Salaten in der Auslage standen verging eine geraume Zeit, und es war eine anstrengende Plackerei. Isa hatte Stammkunden die jeden Mittwoch kamen, oft schon über Jahre. Das Gemüse und alles was der Markt bot, Fleisch, Käse, Gewürze, Blumen und vieles mehr war nicht billig. Wer hier einkaufte musste schon ein wenig Geld locker haben für Bioproduckte und ausgefallene Auslagen. Sicher der teuerste und edelste Markt in Düsseldorf. Der Düsseldorfer traf sich hier gerne mit Freunden ob flüchtige bekannte, Nachbarn oder man kam beim Kaffee oder Alt nach dem Einkauf einfach nur ins Gespräch.

      Dann sah sie ihn. Er kam jeden Mittwoch und samstags. Er war Stammkunde bei Maria. Isa schob Maria an die Seite. „Den Herrn bediene ich heute.“

      „Na nu, der Makedores war dir doch immer zu kompliziert“, wunderte sich Maria.

      „Heute bin ich kompliziert für ihn!“

      „Du weißt doch gar nicht wat der will!“

      „Heute will der was ich will!“

      Lev Czok machte nicht den Eindruck als benötigte er eine Stammbedienung. Was Isa zu einem kecken Blick zu Maria reizte. Zu Lev sagte sie. „Hallo, Lev.“

      „Ja.“ War seine knappe Antwort.

      Okay, großartig gesprächig war er nie, hatte sie fast vergessen.

      Er wollte Radicchio aber nur di Trativo, drei San Marzano Tomaten, Mini Pak Choi, das war einfach doch dann kam die Diskussion über Zwiebeln denn es durften nur rote Cipolle Rosse di Tropea sein. Sie packte in Ermangelung rote Braunschweiger ein, was sie den ganzen Tag noch schwer belastete. Dann wollte er noch eine Avocado, aber keine Hass Avocado, sondern eine Fuerte, aber nicht aus Israel oder Spanien, sondern aus Kenia. Isa dachte ich hasse dich auch gleich. Ehrlich sie machte drei Kreuze als er mit seiner Beute davonzog. Noch nicht einmal im Ansatz kam sie mit ihm ins Gespräch ob er als Gutachter irgendwas für ihre Tante tun konnte. Das war typisch für sie übermütig prescht sie mit einem Gedanken voraus, malt sich alles in den schönsten Farben aus und dann bringt sie kein Wort raus.

      „Bist nicht klar gekommen mit ihm!“ sagte Maria.

      „Doch.!“

      „Ach wat, ich hab Klüsen im Kopp. Drüben beim Fleisch will er wissen wat dat Tier jefressen hat und ob es jeden Tag gestreichelt worden ist. Und Pfeffer kauf er nur, wenn da keine Kengerhände dran waren.“

      „Du kannst ihn wieder haben“, stöhnte Isa.

      „Ach wat jing doch. Nur das mit den Braunschweigern war heikel. Ob er dir dat abgenommen hat oder wahrscheinlicher ist, er gibt dir ne Chance.“

      „Er gibt mir eine Chance? Was willst du damit sagen?“

      „Also wenze jemand suchst der kein Freund von deinem Ulf Friehe ist, dann liegste da richtig. Lass den Kittel hier. Der sitz jetzt vorne im Café, gleich hier den Gang raus, aber pass up das is kein Knüzkesbäcker.“

      Überraschungen mochte er nicht. Trotzdem Lev dachte er muss sich mal langsam an das erinnern was er mal gelernt hatte, denn, wenn er an dem Projekt dran bleiben wollte im Alter nicht allein zu sein, dann war sie ein geeignetes Objekt. Attraktiv, nicht gerade groß, mit Biss, sie stand mitten im Leben, das sie alleine meisterte. Er muss ihr nicht die Brocken hinterhertragen. Geld war egal, seins reichte.

      Isa hatte sich das gut überlegt als sie zwischen den Ständen durchging. Es gab noch das Argument Auto, sie hatte damit das Recht böse auf ihn zu sein. Wie sollte sie vorgehen? Brav Danke sagen oder ihm die Unverschämtheit seiner Eigenmächtigkeit an den Kopf ballern. Wirtschaftlich gesehen sollte sie ihn lieber fragen, in welchen Raten sie ihm die Reparaturkosten zurückzahlen kann. Es kam anders. Mit einer Handbewegung bot er ihr den freien Platz an, die zweite Handbewegung setzte den Kellner in Gang der zwei Espresso brachte. Dann sagte er. „Ich hatte auch einen Clio, lange her. Es wäre zu schade um den Wagen gewesen. Das ist schon ein Yougtimer, was willst du dafür haben, abzüglich der Reparatur?“

      Sie sind per Du! Damit war klar auch er wusste wer sie war. Es war auch der Moment wo sie sich fragte welche Rolle sie damals gespielt hatte. Sie hatten den Vertretungsplan getauscht, er saß in der Klasse und sie waren im Schwimmbad, Sprühsahne in den Turnschuhen, Ärmel der Jacke zugenäht im Winter, Brille weggenommen und in den Schranklaufen lassen, Tür zu, das übelste war sicher, dass sie die hinteren Stuhlbeine angesägt hatten, da gab es richtig Ärger.

      „Ich verkaufe nicht!“,