Er war noch immer gefüllt mit etlichen Haarteilen, zwei Perücken und diversen Schmink Produkten. Damit hatten wir vor Jahren alle viel Spaß und trieben allerhand Schabernack.
Na bitte, vielleicht sollte ich mich mal verkleiden und etwas schminken!
So hatte ich Spaß und konnte alle ein wenig veräpfeln. Ich dachte an die radikalen Islamisten.
Mit diesem Gedanken machte ich mich freudig auf den Fußweg zum Strand.
Der Weg verlief ruhig, keine merkwürdigen Gestalten, die es eventuell auf mich, der gehassten „Ameise“, abgesehen haben könnten
begegneten mir oder beobachteten mich von den Straßenseiten.
Jetzt, da oh Schreck, eine Gestalt, in ein bodenlanges, schwarzes Gewand gehüllt, kam langsamen Schrittes mir entgegen.
Was sollte ich nun tun, umkehren und weglaufen, die Straßenseite wechseln?
Jetzt trat noch ein junger Türke hinter ihr auf die Straße, meinen Weg zum Strand, zum schwimmen.
Schnellen Schrittes folgte er ihr, war imnu hinter ihr, hob die recht zu einer Faust geballte Hand und schlug ihr von hinten auf den Kopf. Die Frau torkelte, sang zu Boden, presste beide Hände vor ihr Gesicht und begann laut wehleidig zu klagen. Dann beschimpfte der Türke sie, schlug erneut auf sie ein und verschwand laufenden Schrittes in einer Nebenstraße.
Die schwarz gekleidete Gestalt lag noch ein paar Minuten wimmernd in ihrer Abwehrstellung auf dem Boden, drehte sich auf die Seite und stand schwerfällig auf.
In diesem Moment stand ich neben ihr und reichte ihr meine rechte Hand als Aufstehstütze. Sie schaffte es aber von alleine, stand neben mir, blickte mich zuerst erschreckt und ängstlich an, aber dann huschte kurz ein Lächeln über ihr Gesicht.
„He komm Alte, ins Haus, in die Küche, deine Suppe kocht über!“ Ertönte laut schreiend in türkischer Sprache. Ein alter Mann mit einem riesigen Bauch erschien mit erhobenen Händen, fuchtelte wild in der Luft herum und scheuchte sie wie ein entlaufenes Tier in ein altes, etwas herunter gekommenes Haus mit einem verwilderten Garten.
Wie geschockt blieb ich noch eine Weile stehen.
Sie hatte mich gesehen und mich angelächelt.
So einen Gesichts Ausdruck hatte ich noch nie gesehen, es ging mir tief in meine kleine Seele. Wurden noch immer, Frauen in der Türkei, so behandelt, so unterdrückt?
Wie furchtbar!
Das gabs bei uns in Europa nicht einmal in den Dörfern.
Und die wollen in Europa leben, weg aus der Türkei, wenig arbeiten, viel Euro und ihre Frauen, die viel mehr arbeiten, als die türkischen Männer, sollen dann weiterhin so behandelt werden, ohne menschliche Würde, ein Mensch, zweiter Klasse, wie entsetzlich!
Neh, nicht mit mir, der Ameise, ich werde weiter kritische Romane schreiben und wenn es sein müsste, in einem Kloster, spartanisch leben, beschützt von kräftigen Gottes Kriegern!
Das, was ich eben mit eigenen Augen, erleben musste, liess mich die nächsten Tage und Nächte nicht mehr in Ruhe.
Am Strand angekommen, steuerte ich meinen Platz vom letzten Mal an.
Es waren sehr wenig Menschen heute Vormittag am Meer.
Von meiner Strandbekanntschaft, war ebenfalls nichts zu sehen.
Ich blickte aufs Meer, da war ebenfalls kein menschlicher Kopf zu sehen, nur ein großer Hund paddelte mutterseelenalleine durch die leichte Dünung.
Na dann, Hosen und Hemd runter und nichts wie rein in das erfrischende Nass.
Der Rest des Tages verlief ohne besondere Ereignisse.
Ein immer stärker werdendes Hungergefühl überzeugte mich schließlich, wieder raus aus dem Meer, anziehen und auf nach Hause.
Unterwegs kam ich an einem kleinem, herrlich duftendem Restaurant vorbei, ich konnte nicht widerstehen, also rein in den Laden.
Ich suchte mir einen Platz an einem Fenster, mit Blick auf die Straße.
Außer mir saßen zur Zeit nur drei schwarz gekleidete Frauen, von Kopf bis Fuß, mit schwarzen Tüchern vermummt, nur die beiden Hände, die Nase und Augen waren nicht bedeckt und das bei inzwischen bestimmt 35 Grad im Schatten.
Die mussten doch fürchterlich schwitzen.
Jetzt wurde mir klar, natürlich mussten sie bei uns in Europa dann auch so vermummt rumlaufen, denn sonst würden die doch glatt frieren.
Siehste, siehste, es gab doch für alles eine Erklärung und einen Grund.
Genau, darauf hatte ich Appetit, eine frisch zubereitete Lamargun, so eine Art Pizza, das würde mir schmecken.
Sie wurde mir von einer, ebenfalls, schwarz gekleideten Frau, Alter, nicht erkennbar, mit einer leichten Verbeugung serviert.
Ich machte bestimmt einen verschämten Eindruck, über soviel Höflichkeit.
Die Serviererin, in ihrer islamischen, schwarzen Bekleidung, bemerkte es und lächelte mich Mut machend an.
Da konnte ich einfach nicht widerstehen, lächelte zurück und bedankte mich laut auf Türkisch, soweit ich es noch konnte.
Die anderen drei, schwarz gekleideten Frauen unterbrachen ihr Geplapper und blickten zu mir. Auf allen drei, von schwarzen Tüchern nicht bedeckten Gesichtern, konnte ich ein höfliches Lächeln erkennen.
Na bitte, ich wurde von ihnen akzeptiert!
Jetzt schmeckte mir meine türkische Pizza doppelt so gut und ich genoss sichtlich den Moment.
Nach, bestimmt einer Stunde, denn beim Essen war ich immer sehr langsam, bezahlte ich, berücksichtigte ein stattliches Trinkgeld und setzte meinen Heimweg weiter fort.
Beim Rausgehen verabschiedete ich mich mit einem lauten, Auf Wiedersehen, wurde mit einer Kopfverneigung der drei schwarz betuchten Türkinnen belohnt und stand wieder auf der leicht ansteigenden Straße.
Jetzt aber schnell, denn die Sonne begann schon hinter den Bergen unterzugehen und ich wollte heute einen deutschen Spielfilm auf ZDF in unserem Ferienhaus sehen.
Ich kam vor unserem Grundstück mit der, bestimmt einen Meter hohen Natursteinmauer, leicht verschwitzt an, kein „Jonny“ war weit und breit zu sehen.
Da, plötzlich: He und Hallo, mein Freund, du hattest heute Besuch von einer älteren Blondine. Sie trieb sich etwa eine volle Stunde in der Gegend herum, wahrscheinlich suchte sie dich, schimpfte dann laut in einer Sprache, die ich noch nie gehört habe, schwang sich dann auf einen Motorroller und brauste in Richtung Stadt davon.
Mir kam die Frau merkwürdig vor, denn sie fummelte mit mehreren Gegenständen am Schloss der Haustür herum, aber scheinbar nicht zufrieden stellend. Kannst du dir vorstellen, wer das sein könnte?“ Erzählte und fragte mich Herr Steinpeter, mein Gesicht an der Innenseite der Natursteinmauer, ein wahrer Geist von der anderen Welt.
Überschrift 7
„Du, da bin ich überfragt, ich habe niemand verraten, wo ich in Datca wohne, nur „Lilly“, meine Entdeckerin, wusste, wo wir genau wohnten, so hatten wir es mit meiner Frau gehalten und daran wurde auch nichts geändert.
Nur unsere türkischen und teilweise auch deutschen Freunde in unser Sitesi -Ferienanlage- , wussten natürlich, in welchem Haus wir genau wohnten. Denn mit ihnen saßen wir öfter bis spät in die Nacht zusammen, plauderten und hörten Musik, oder jemand spielte sogar auf der Gitarre, das war der „Ersan“, der immer gerne mal über den Durst trank.
„Also, ich habe ein verdammt schlechtes Gefühl bei dieser Frau auf dem Motorroller, ich werde sie in Zukunft weiter beobachten!“ Klugscheißerte der „Steinpeter“ in der Natursteinmauer herum.