Sky-Troopers. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Sky-Troopers
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752910704
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sagen willst. Es sind keine Berufssoldaten. Sie wurden während des Baus der Schiffe angeworben und in Schnellkursen ausgebildet. Ihnen fehlt Erfahrung und vielleicht auch etwas Schliff. Aber sie sind ebenso motiviert wie deine Leute – und du brauchst sie.“

      Omar ibn Fahed mahlte mit den Kiefern und rang sichtlich nach Worten. Schließlich entspannte er sich. „Ich musste auf Direktorats-Befehl fünf meiner Regimenter praktisch auflösen, damit ich meine erfahrenen Trooper unter die unerfahrenen Freiwilligen mischen konnte. Dafür hat man meine ausgedünnten Kompanien dann mit ,Freiwilligen‘ aufgefüllt.“

      „Du weißt, ich rede dir nicht in die Belange der Sky-Trooper hinein, aber ich halte das für die richtige Lösung. Deine Leute werden manchen Fehler der Freiwilligen verhindern.“

      „Bei dieser Gelegenheit sollte ich wohl erwähnen, dass sich die Sache mit der Königsgrätz bestätigt hat.“

      „Dann haben wir sie wirklich verloren? Nicht nur ein Ausfall der Funkanlage?“

      „Der Träger ist kein Totalverlust, falls du das befürchtest – jedenfalls nicht im eigentlichen Sinn. Vor einem Jahr fiel sein Überlichtantrieb aus. Der Captain tat das einzig Vernünftige: Er hat einen Krachspruch an uns geleitet und dann seinen Kahn gewendet. Er zuckelt jetzt zum Sekundärziel und hofft, dass wir ihn später auflesen. Falls unser Werkstattschiff sein Überlicht allerdings nicht reparieren kann, dann wird es eine sehr lange Reise und er kann nur hoffen, dass seine Kryo-Kammern funktionieren.“ Der General lächelte entsagungsvoll. „Wie dem auch sei, für uns ist die Königsgrätz aus dem Rennen.“

      „Wir haben ohnehin schon kaum Reserven. In knapp zwei Wochen werden wir in die Umlaufbahn von Roald einschwenken und du weißt, was das bedeutet. Sobald wir im Orbit sind, müssen die Einsatztruppen ausrücken.“ Hoch-Admiral Redfeather legte seinem Freund die Hand an den Arm. „Sag mir ganz ehrlich, werden sie bereit sein?“

      Ibn Fahed sah die Sorge in den Augen des Gegenübers. „Das sind fast zwei Wochen Zeit. Gutes Mastfutter, jede Menge Vitamine und herzhafter Drill … Sei unbesorgt, die Männer und Frauen werden bereit sein. Das gilt für meine Sky-Cav und auch für die Freiwilligen.“ Er räusperte sich. „Und das gilt natürlich ebenso für die Landungsboote und Jagdbomber.“

      John Redfeather deutete kurz in Richtung des Zielplaneten, der unverrückbar in der Mitte der Klarstahlscheibe sichtbar war. „Dies ist eine einmalige Chance für die Menschheit und eine überwältigende Aufgabe. Als die erste Tomaschenko-Fernanalyse gemacht wurde, da war ich gerade Admiral im Kommandorat des Protektorats geworden und hatte – mit den Worten meiner indianischen Vorfahren gesprochen – noch keine Feder im Haar. Meine Stimme besaß kaum Gewicht. Aber ich saß an der Quelle und bekam mit, wie man eine Fernsonde hierher schickte. Nach zwölf Jahren Flug kamen dann die ersten Daten und Bilder über den Nullzeit-Krachfunk. Zwei Jahre später startete das Scout-Schiff Magellan. Wieder vergingen zwölf Jahre, dazu kam ein Jahr für die Sammlung der Beobachterdaten. Dann traf ihr Bericht auf dem Mars ein und der hat einen mächtigen Sturm entfacht.“

      „Es war eine Sensation“, stimmte Omar ibn Fahed zu. „Ich kann mich selbst noch sehr gut an die endlosen Debatten im Direktorat erinnern. Es dauerte über ein Jahr, bis man den Entschluss für diese Mission getroffen hatte und danach ging es ja erst so richtig los. Während der fünf Jahre, für den Bau der Flotte, hörten die Auseinandersetzungen nicht auf.“

      „Aus denen die verdammte ,Human Rights‘ hervorging.“ Redfeather war versucht, auf den Boden zu spucken, beherrschte sich dann aber doch. „Aber jetzt sind wir hier – trotz aller Probleme und Widerstände. Fünfundvierzig Jahre nach der ersten Fernanalyse sind wir endlich hier. Und dies“, er machte eine ausholende Geste, „all diese Schiffe, Männer und Frauen, all dies repräsentiert die vereinigten Anstrengungen der Menschheit.“ Er schlug sich mit der geballten Faust in die offene Handfläche. „Nichts darf schiefgehen, alter Freund.“

      Omar ibn Fahed lächelte. „Es wird nichts schiefgehen. Wir kennen die körperliche Beschaffenheit der Eingeborenen durch die Untersuchungen, die unsere Beobachter auf Roald an zwei toten Exemplaren vorgenommen haben. Wir kennen ihre technischen Möglichkeiten und die Lage ihrer Städte und Siedlungen – eine archaische Kultur, die in etwa die Entwicklungsstufe des irdischen Mittelalters erreicht hat. Unsere Waffentechnik und Taktik ist den Fremden fraglos überlegen und das Bio-Gas müsste uns ohnehin die meiste Arbeit abnehmen.“

      Der Hoch-Admiral leckte sich über die Lippen. „Dennoch habe ich ein merkwürdig ungutes Gefühl. Ich erwarte noch ein Daten-Update unserer auf Roald verborgenen Beobachter. In drei Tagen werde ich hier an Bord ein Briefing für unsere Führungsoffiziere durchführen und ich möchte, dass du die Regiments-Kommandeure dazu einlädst.“

      „Kein Problem, aber ist das nicht zu umständlich? Eine Video-Konferenz wäre leichter durchführbar. Wenn du alle Kommandooffiziere an Bord der Trafalgar einberufen willst, dann bedeutet das eine Menge Zeit und Shuttleflüge.“

      „Wenn wir die neuen Daten von der Beobachtermission haben, dann will ich die persönliche Meinung der Offiziere dazu hören. Du weißt selbst, dass sie bei einer Video-Konferenz mit ihrer Meinung eher zurückhaltend sind. Im direkten Gespräch ist das anders.“

      „Ich glaube, du bist wirklich ein wenig … äh … angespannt.“

      „Ich habe allen Grund dazu, Omar. Fünfundvierzig Jahre sind vergangen und nun drängt die Zeit. Diese Invasion muss rasch und gründlich durchgeführt werden. Keiner der Eingeborenen darf entkommen.“

      „Keine Sorge. Wie du schon sagtest, die stecken im finstersten Mittelalter. Die werden gar nicht begreifen, was da mit ihnen geschieht.“

      Kapitel 2

       Grünwasser, Siedlung der Hanari, zweihundert Tausendschritte nordwestlich der Hauptstadt Harinagar

      Die Hanari nannten den See Grünwasser, obwohl sein Wasser eigentlich kristallklar war. Man konnte Schwärme von Flossengleitern und Wasserstoßern erkennen. Bunte Schwimmblüten trieben an der Oberfläche und wurden von Insekten umschwirrt. Der Name des großen Sees beruhte auf dem dichten Algenbewuchs, der Sauerstoff produzierte und zugleich als Nahrungsgrundlage für viele seiner Bewohner diente. Er bedeckte den Grund wie ein grüner Teppich. Die grünen Blattnadeln der nahen Bäume spiegelten sich in seinem Wasser.

      In der Nähe des Sees lag die gleichnamige Siedlung.

      Einst war sie ein eher unwichtiger Ort, hatte dann aber an Größe und Bedeutung gewonnen. Dies war nicht zuletzt der Tatsache zu verdanken, dass der verehrte Vereiniger, der große Haldar – mochten die Wolken ihm gewogen sein – hier einst gelagert hatte, bevor er in eine heldenhafte Schlacht der Vereinigungskriege zog. Die Bewohner von Grünwasser interessierte dies eigentlich wenig. Im Gegenteil, ihnen war es eher ein Ärgernis, denn für die besonders eifrigen Anhänger des großen Haldar – mochten die Wolken ihm gewogen sein – wurde Grünwasser zu einer regelrechten Pilgerstätte. Es gab sehr viele eifrige Anhänger, weit mehr als die Siedlung Bewohner aufwies und viele der Gäste kannten wenig Rücksicht, wenn es galt, ihre Verehrung für den Verehrungswürdigen zu zeigen. Lediglich der Besitzer des Gasthauses war über die Pilgerschar beglückt, obwohl er sich weniger Gewissensbewahrer unter ihnen gewünscht hätte. Selbst wenn man nichts gegen die Gewissensbewahrer haben mochte, denn sie dienten dem Volk mit großem Eifer, so rief es doch keine Begeisterung hervor, dass sie ihre Riechorgane überall hineinsteckten – eine instinktive Angewohnheit, die ihrer Berufung entsprach, denn nach den furchtbaren Vereinigungskriegen sollte nie wieder Zwietracht im Volk der Hanari entstehen.

      Das einstige Lager des großen Vereinigers und allerhöchsten Befreiers Haldar – mochten die Wolken ihm gewogen sein – verhalf Grünwasser zudem zu einer kleinen Garnison. Auch dies sahen die Bewohner mit gemischten Gefühlen. Ein Ort gewann an Bedeutung, wenn Krieger in ihm stationiert waren. Allerdings waren diese nicht unbedingt für ihre gepflegten Manieren gerühmt. Es kam immer wieder zu kleineren Reibereien zwischen den Bauern und Arbeitern einerseits und den Gepanzerten andererseits. Der Kommandant – ein adeliger Schärpenträger,