Auf dem Flur war glücklicherweise niemand.
Leise tapste sie auf nackten Sohlen zum Aufzug und drückte den Knopf – auch hier tat sich nichts.
Sie stampfte wütend auf. Das durfte doch wohl nicht wahr sein!
Verärgert blickte sie sich um – da hinten war ja die Treppe.
Sie wandte sich um und sauste blitzschnell die Treppe zur Lobby hinunter. Am Ende der Treppe beschrieb diese eine kleine Kurve. Jennifer rutschte auf den nackten Füßen aus, schlidderte um die Ecke und knallte mit voller Wucht in jemanden hinein.
9. Kapitel
Er saß nun schon seit einer guten halben Stunde in der Hotellobby und begann sich zu langweilen. Sein Termin mit Jimmy Jones schien zu platzen. Sie hatten sich hier treffen wollen, um über seine Pläne für den Rest des Jahres zu sprechen. Nach der langen und anstrengenden Tournee der letzten Monate wollte er sich für einige Zeit ganz zurückziehen und nur mit sich allein sein. Er war sich aber nicht sicher, wie er das anstellen sollte, denn normalerweise hatte er ständig einen ganzen Tross von persönlichen Assistenten um sich, die sich um all seine Belange kümmerten.
Ihm war aufgefallen, dass er ziemlich unselbständig war, wenn es mal nicht gerade um seine Musik ging.
Seit er Musik machte, hatten immer andere sein Leben für ihn organisiert. Inzwischen sagte er zwar, wo es lang ging, aber er war unzufrieden.
Mit 32 Jahren konnte er doch sein Leben auch mal selbst organisieren, so schwer konnte das nicht sein.
Er hatte es bisher noch nicht einmal geschafft, den Führerschein zu machen, aber das sollte sich jetzt ändern und Jimmy war einer der wenigen, die über sein neuestes Ansinnen informiert waren.
Aber genau dieser Jimmy kam nun nicht. Stattdessen kam einer der Kellner auf ihn zu.
„Sir, ich habe eine Nachricht für Sie. Mr. Jones steckt auf dem Highway 405 im Stau und möchte den Termin gerne auf morgen verschieben.“
Verärgert krauste er die Stirn, bedankte sich, trank den Rest des lauwarmen Espressos aus und stand auf.
Sein Blick fiel auf die herrlich gelegene Terrasse mit Blick auf den Pazifik.
Langsam schlenderte er auf die Terrassentür zu, als er urplötzlich einen heftigen Schlag in die Seite bekam und sich taumelnd umdrehte.
Sein Blick fiel auf eine wunderliche Gestalt in einem viel zu großen Bademantel mit einem Berg Schaum auf dem Kopf und einer grünen Nase, die mit voller Wucht gegen ihn geknallt war.
Seine Augen weiteten sich amüsiert. Dann brach er in lautes Gelächter aus. Diese Person sah einfach zu komisch aus, wie sie nun tropfend vor ihm stand.
10. Kapitel
„Entschuldigung“, stammelte Jennifer, der gerade erst bewusst wurde, welche Figur sie mitten in der Lobby eines Luxushotels vor den Augen von zig Menschen abgab.
Ihre Augen füllten sich mit Tränen, die nicht nur vom tropfenden Seifenschaum herrührten.
Durch den Tränenschleier nahm sie wahr, wie ihr Gegenüber ihr ein Taschentuch reichte. Schniefend bedankte sie sich und schaute vorsichtig unter den wirren, nassen Haaren hervor, um sofort wieder auf den Boden zu starren, wo sich inzwischen eine kleine Pfütze gebildet hatte.
Sie wäre am liebsten im Boden versunken, denn der unverschämte Kerl fing einfach lauthals zu lachen an.
Sie blinzelte, holte tief Luft und zischte ihn wütend an: „Hör sofort auf zu lachen, es reicht schon, dass alle herschauen, da brauche ich keinen Spott mehr!“
Sie ballte die Fäuste. Gedemütigt und frustriert hätte sie ihm am liebsten eine schallende Ohrfeige verpasst. Jennifer staunte über ihre Wut, normalerweise wurde sie nie so wütend und sie würde erst recht niemals jemanden derartig anfahren. Wie kam es, dass dieser Kerl sie mit einem Lachen so auf die Palme bringen konnte?
Sie wagte einen weiteren, vorsichtigen Blick unter den Ponyfransen hervor und schaute mitten in ein Paar funkelnder, grüner Augen, die sie seltsam ansahen.
„Ganz ruhig“, hörte sie seine tiefe Stimme wie durch Watte.
Sie spürte seine Hände auf ihren Schultern. Mit sanftem Druck schob er sie zum Treppenaufgang zurück und bugsierte sie so möglichst unauffällig aus der Halle.
Jenny riskierte einen schnellen, verstohlenen Blick.
Er beobachtete sie ebenfalls genau. Eine fühlbare Spannung, die nichts mehr mit Jennys Beschimpfungen zu tun hatte, lag zwischen ihnen.
Sein Blick sank langsam tiefer und blieb am Ausschnitt ihres Bademantels, der sich durch das Gerangel geöffnet hatte, hängen.
Jenny fiel es schwer, ihren Ärger aufrecht zu erhalten, doch bevor sie sich noch mehr blamierte, drehte sie sich postwendend um und raste die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Ihr Herz pochte wie wild und ihr Puls raste.
Das war der Mann aus ihrem Traum gewesen!
Sie war sich ganz sicher.
Er hatte dieselben unglaublichen grünen Augen und strahlte die gleiche subtile Erotik aus.
Ihre Schultern kribbelten immer noch dort, wo er sie berührt hatte. Irgendwo hatte sie das schon einmal erlebt. Ihre Gedanken überschlugen sich, bis sie wusste wo.
Der Typ mit dem Hund am Strand hatte auch diese Ausstrahlung gehabt.
Jennifer ging ins Bad und drehte an den Rädchen der Dusche, die inzwischen natürlich tadellos funktionierte.
Um wieder klar denken zu können, stieg Jennifer unter die kühle Dusche und überlegte, welch peinlichen Anblick sie einmal mehr geboten hatte.
Und gerade sie musste auch noch in einen so charismatischen Mann rennen, wenn sie aussah wie eine ertränkte Katze.
Und überhaupt, was war mit ihr los?
Überall sah sie Männer, die sie in Aufregung versetzten. Ob das an der kalifornischen Luft oder ihren Hormonen lag?
Es half alles nichts, so würde sie vermutlich nie auf ihren Traummann treffen.
Sie seufzte tief, dann drehte sie energisch die Dusche ab und suchte in ihrem Koffer nach passender Kleidung für die Party bei Julia.
11. Kapitel
Leise vor sich hin lachend saß er im Auto und ließ sich nach Hause fahren.
So etwas war selbst ihm bisher noch nie passiert.
Je ärgerlicher diese Frau in der Lobby wurde, umso anziehender fand er sie.
Selbst ihre merkwürdige Aufmachung und die wirren, klatschnassen Haare konnten nicht verhindern, dass er bei dem Blick in ihre meergrünen Augen, den unwiderstehlichen Drang verspürt hatte, sie zu berühren.
Der Blick in den geöffneten Bademantel, der die Aussicht auf zwei äußerst appetitliche Brüste freigab, hatte diesen Drang noch verstärkt. Doch bevor er noch etwas hatte sagen können, war sie einfach fortgerannt. Dabei wäre er ihr wirklich gern beim Abduschen des Schaums behilflich gewesen. Und was nun? Sie hatte ihn mit samt seinen erotischen Fantasien einfach stehen lassen und war verschwunden.
Etwas anderes ließ ihm außerdem keine Ruhe.
Ständig traf er seit einigen Tagen auf Frauen, die er nicht aus dem Kopf bekam.
Erst diese Moderatorin bei der Verleihung in München, dann die Blondine am Strand und nun sogar diese nasse Gestalt im Hotel. Was war bloß los mit ihm?
Zuhause angekommen, sprang er aus dem Auto