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Zenturio der Stadtwache Faustus Metellus sah missvergnügt in den Becher angeblichen Gewürzweins in seiner Hand. Nach den Gastwirten der Stadt Rom war ihr Gewürzwein, das einzige Mittel gegen das Fieber. Sein Stiernacken und seine Arme waren sonnenverbrannt. Sein Haar war wie bei allen Soldaten kurz geschoren. Seine gewölbten Brauen gaben seinem Gesicht etwas Spöttisches. Er sah sich um und murmelte, „und diese Bruchbude nennt sich ausgerechnet Tempel des Lucullus!“ Hätte Vetter Quintus nicht eine Caupona wählen können, wo mehr Leben los ist? Nicht ein einziges Freudenmädchen und selbst die Schanksklaven waren von einer erstaunlichen Reizlosigkeit. Aber wo sollte man denn noch Spaß haben können, wenn sich alles vor dem Fieber in seine Häuser und Wohnungen versteckte? Er nahm einen Schluck von dem überteuerten Wein und verzog das Gesicht und überlegte einen Moment den Wein wieder auszuspucken. Er donnerte den Becher auf den Tisch und schüttelte missbilligend den Kopf. Für diesen sauren Gallierwein hatte er gerade ein Sesterz bezahlt, den Wein tranken sonst höchstens Feldsklaven und der Becher kostete keinen As. Erstaunlich, in welch kurzer Zeit sich die Preise vervierfacht hatten. Er streckte sich und unterdrückte ein Seufzer. Dann rekelte er sich in eine bequeme Position und unter seiner Tunika und dem Militärumhang wölbten sich seine beeindruckenden Muskeln. Sein rotgelber Federbusch am Helm verriet den Legionär der Cohorte Urbanae, deren Soldaten in Rom Polizeiarbeit verrichteten. Er kaute an einem Fingernagel und seine Augen streiften angeödet durch den schmalen Schankraum. Die Lampen brannten und verströmten ölig wirkendes Licht. Außer ihm befanden sich ein paar Würfelspieler dort die lautstark Hase und Igel spielten. An den Wänden und Tischen waren obszöne Graffiti eingekratzt, die er aus purer Langeweile las. ›Septimus besiegte den Drusus im Hase und Igel Spiel. Drusus besiegte den Septimus im Lupara der Gnaeasa!‹ Er musste lächeln. Er kannte das Bordell, ganz in der Nähe das leider wegen des Fiebers geschlossen worden war. In der trotz der Nacht stickigen Hitze der Caupona stank es nach ranzigem Schweinefett, verschütteten Wein und Schweiß. Der Wirtsmann, ein Griesgram, wie man sie wohl nur noch in Suburaviertel von Rom antreffen konnte, lehnte am Tresen und beobachtete die Würfelspieler. Der einzige Gast, mit dem er reden hätte, können war ein alter Mann, der allein an seinem Tisch saß und stur in seinen Getreidebrei löffelte. Faustus sah das der Mann ein Becher Posca, Essigwasser zu seinem Wein trank und erkannte daran den ehemaligen Legionär. Der alte Veteran schien seine Umgebung nur übersehen zu wollen. Wie ein Jäger lockte er den Mann aus seinem Bau.„Posca von diesem Gesöff musste ich immer auf die Latrine unten in Gallia Superior.“Der Veteran drehte sich kurz um. „Schön, wenn man noch unbeschwert auf die Latrine kann!“, antwortete er und drehte seinen Kopf wieder zu seiner Schüssel.„Der Wein ist sauer“, sagte Faustus gespannt auf die Antwort des Alten.„Wo glaubst, du befindest du dich? Wir sind in der aventinischen Straße in Subura, das hier ist nicht Baheia oder Capua. Unsere Bürger sind schlicht und werden nicht in den Testamenten der Reichen genannt.“„Es gehört schon Mut dazu, diese Pinte Lucullus Tempel zu nennen“, merkte Faustus an.„Lucullus“, sagte der Veteran versonnen. „Sein Geld hat er als Legat einer Legion aus den Provinzen gepresst. 50 Millionen allein aus Dyrrachium sagt man.“ Der Veteran blickte zum ersten mal zu Faustus. „Diese Schänke hier ist gewissermaßen Lucullus Tempel, denn mit dem Verkauf seiner sauren Weine an die Legionen hat Lucullus sein Geld verdient. Warum sollte also der Wirt sie nicht so nennen sollen. Glaubst du, weil Lucullus den Kirschbaum nach Italia brachte, macht ihn das unantastbar? Trotzdem wünsche ich ihm ein langes Leben. Die Reichen; sagt man liegen den Göttern am Herzen und sie heben sie in Höhen.“ Der alte Veteran kicherte, „um sie tiefer stürzen zu lassen.“Faustus stand auf, er nahm seinen Schemel und setzte sich an den Plankentisch des alten Mannes. „Alter Veteran, wo hast du im Schatten deiner Freunde deine Knochen überall hingehalten alter Mann?“„Im ersten Bürgerkrieg in den angeworbenen Legionen von Sulla dem Schlachter. Dann in Phrygien in der achten Legion und zu deiner Frage Knabe ich finde, es war reine Zeitverschwendung“, sagte er verdrossen und streckte dann seine Hand vor. Der goldene Ring eines Evokati steckte an seinem Mittelfinger. Legionäre, die ihre Dienstzeit verlängerten, waren Evokati, die angesehensten unter allen Soldaten. Ihr Wort war mächtiger als das jedes Centurios. In Schlachten verteilte man die Evokati in die verschiedensten Manipel, um mit deren Siegessicherheit und Kälte den jungen Legionären ein Vorbild zu geben.„Ich bin aus der Subura.“ Er zog seine Hand zurück und fragte: „Kennst du dich hier wenigstens aus Junge?“„Die Subura? Etwas. Zumindest die suburanische Hauptstraße. Ich muß heute hier meine Patrouille machen. Das Fieber hat auch einige gute Legionäre der Stadtwache erwischt.“„Dann schau dir an, wie wir in den Seitenstraßen leben! Nicht auf der Hauptstraße mit seinen feinen Geschäften und Häusern gehe in die Gassen und siehe in die dunklen Eingänge der Insulas und in den dunklen feuchten Löchern in den vermieteten Kellern wird die Seuche aus Gier geboren!“Er drehte seinen Ring am Finger. Faustus wünschte sich, sein Vetter würde bald kommen, der Anblick des alten Mannes und mehr seine Worte waren deprimierend. Er wünschte, Quintus Metellus würde sehr bald kommen und einen guten Ledersack Wein mitbringen, das Gesöff in seinem Becher schmeckte nach Sauerampfer.Jemand kam herein, Faustus drehte sich um, aber anstatt das vertaute Gesicht seines Vetters zu sehen, war ein schlankes Mädchen eingetreten. Sie war sehr wohl geformt aber die Tunika, die ihren Körper umschmeichelte, war vom Alter grau geworden. Die Pella, die sie um ihre Schultern trug war aus grüner Seerer Seide und auch in seinem verschlissenen Zustand sehr kostspielig. Die Tunika war mit einem roten Band dicht unter ihrem Busen gebunden. Faustus beneidete den Stoff ihrer Tunika, der so dicht an ihrem üppigen Busens liegen durfte. Ihr Gesicht war auffallend blass und sehr fein geschnitten. Ihr langes schwarzes Haar war nachlässig zu einer Turmfrisur gesteckt und mit Bändern und Perlen geschmückt. Wie verzaubert sah Faustus sie an und konnte nicht verhindern, dass sein Starren ganz und gar nicht der Würde seines Amtes angemessen war und der seit Gründung der Cohorte Urbanae Dessintresse an Rom und den Pflichten ausdrücken sollte. Bei Hercules reiß dich zusammen, forderte er sich stumm auf, doch sein Blick verweigerte den Befehl und ruhte weiter auf dem wohl geformten Mädchen. Sie hatte schon bessere Tage gesehen, verriet der Zustand ihrer Kleidung und auch das sie stolz war. Was machte sie bei Abend nur in dieser Spelunke, Rom war sehr gefährlich. Wenn sie eine Sklavin war, dann handelte ihr Besitzer unverantwortlich solch ein kostbares Vögelchen zu diesen Zeiten unbegleitet auf Besorgungen zu schicken. Er glaubte, selten ein so schönes und vor allem geheimnisvolles Mädchen gesehen zu haben. Trotz ihres ärmlichen Aufzugs hatte sie die stolze Haltung einer Patrizierin. Während er sie neugierig betrachtete und im Geiste auszog, wurde ihm bewusst es geschah selbst in seiner Vorstellung mit Respekt.„Septima ist ein schönes Kind!“, sagte der Veteran hingerissen. Seine Stimme hatte etwas an Wärme gewonnen.Das Mädchen betrachtete einen kurzen Moment lang Faustus, der spürte, wie ihm das heiße Blut in sein Gesicht schoss. Sie ging zur Theke; der Stoff der Tunika klebte auf ihren langen Beinen. Sie nahm einen Weinkrug und streckte ihn dem Wirt entgegen. Er schöpfte den Wein aus einem anderen Fass und goss ihr ein. Sie trank, ohne den Wein mit Wasser zu verdünnen, wie man das eigentlich machte, um die Wirkung des Alkohols zu dämpfen und bei Verstand zu bleiben. Nur Trunkenbolde oder in geselliger Runde verzichtete man manchmal auf das Wasser. Sie leerte das Trinkgefäß in einem Zug und verlangte einen weiteren Becher Wein doch diesmal ließ sie sich vom Wirt auch Wasser geben.„Sie trinkt so, als wäre sie aus Brundisium hergerannt!“, bemerkte Faustus mit dem dümmlichen Grinsen eines Verliebten zum Veteranen.Sie drehte sich um, und betrachtete nun ungeniert Faustus. Gern hätte er einige schwere Dinge gehoben, er bedauerte, dass sie nicht auf dem Marsfeld sein konnte, um ihm beim Harpastumspiel zu sehen. Wenn er den Ball durch die gegnerische Mannschaft trug, fühlte er sich wie Mars. Er überlegte gerade, wie er ohne gegen die Sitten zu verstoßen, mit dieser bezaubernden Frau in Kontakt kommen könnte.Faustus fragte den Veteranen: „Kennst