„Oder hat dir etwa der gestrige Abend und unsere lustige Kissenschlacht danach nicht gefallen?“, fuhr sie umgehend fort, während sie langsam zu ihrem Mann hinging, ihn von hinten umarmte und ihm sanft über seinen kurzgeschnittenen Haarschopf strich.
„Doch, doch. Sehr sogar. Das weißt du doch. Und es ist ja auch nichts Ungewöhnliches, dass wir den Samstagvormittag im Büro zubringen“, erwiderte Alexander Kranz.
Zugleich starrte er jedoch noch immer versonnen in die wirbelnden Schneeflocken, hinter denen sich der kleine 100-Meter Raumer ODIN der Lemurerin Brigid-Thor auf dem Landefeld der europäischen JDEF-Zentrale in Fürstenfeldbruck verbarg.
„Es geht leider nicht alles so rasend schnell voran, wie wir das noch Ende letzten Jahres gedacht hatten. Jetzt schreiben wir schon Februar 2018 und manchmal fürchte ich, dass uns die Zeit zur Bewältigung unserer vielen Projekte wegläuft.
Die Bewältigung des Welternährungsproblems, der Auf- und Ausbau unserer Flotte und die Befriedung der Krisen- und Kriegsschauplätze – das alles kostet viel mehr Zeit, als noch Ende 2016 gedacht. Außerdem ist absehbar, dass wir damit noch lange nicht fertig sind.
Das sagt ja auch unsere Chefplanerin Susanne, obwohl sie ja stets anmahnt, die von Shira-Khor nach dem Korea-Konflikt skizzierten Aufträge ordentlich und prioritätengerecht zu erledigen, wobei halt immer Qualität vor Eile geht. Und damit hat sie schließlich recht.“
„Zumindest sind wir, was die Prioritätenabfolge angeht, auf dem richtigen Weg“, antwortete Mora Kranz spontan.
„Wenn ich noch dazu daran denke, dass unsere alte Erde im August 2016 nur dank des spontanen Eingreifens von Kommodore Brigid-Thor und ihrer ODIN um Haaresbreite der vom nordkoreanischen Verbrecherregime angezettelten nuklearen Katastrophe entgangen ist, wird mir jetzt noch schlecht.
Was ich damit meine – wir sollten uns nicht auf Dauer auf unser Glück verlassen. Denn Brigids kleiner Kugelraumer mit seinen Superwaffen ist derzeit das einzige Schiff, das zu solch einer Abwehrleistung in der Lage ist.
Noch dazu ist die ODIN nur ein Prototyp – und mehr haben wir in dieser Richtung ja momentan nicht aufzubieten. Und überall kann die ODIN ja schließlich auch nicht sein, obwohl sie schneller fliegt, als alle unsere larojanischen Schiffe.“
„Aber was heute noch so ist, muss ja nicht so bleiben, meine Liebe. Genau deshalb müssen wir beide jetzt alles daransetzen, um das geheimnisumwitterte lemurische Großkampfschiff FREYA und dessen Werft zu finden.
Und so, wie ich das sehe, haben wir mit den Angaben, die uns Admiral Mero-Khan und Peter MacLeods Angetraute Lara-Thar nach dem Durchforsten der im Mount Destiny aufgefundenen lemurischen Dateien übermitteln konnten, ziemlich erfolgversprechende Hinweise auf dessen Versteck.“
„Wobei sich diese heiße Spur anlässlich unserer kürzlichen Überflüge mit der MHORA-X im Januar in Nevada ja durchaus zu bestätigen scheint“, stimmte Mora ihrem Ehemann sofort zu.
„In dem betreffenden Gebirgszug am östlichen Rand des Pyramid Lake konnten wir ja bereits im letzten Jahr metallene Strukturen anmessen, die eindeutig künstlichen, und – wie auf der schottischen Isle of Skye und dem irischen Hill of Tara nicht natürlichen Ursprungs sind.
Und sofern unsere Massenspektrometer nicht lügen, handelt es sich dabei um das nahezu unzerstörbare Makronit1, aus dem auch die ODIN gebaut wurde.
Wie wir inzwischen wissen, ist das ja ein hochverdichtetes Metall der Lemurer, das dem heutzutage von den Larojanern verwendeten Ultranit mindestens gleichkommt.“
„Richtig – und die Messungen über der im See liegenden Pyramide auf Anaho Island zeigen, dass es da unten ebenfalls etwas gibt, das von den Lemurern erschaffen wurde.
Ich denke, dass es sich dabei um die gegenwärtig inaktive Gegenstelle des Großtransmitters handelt, den wir im Hill of Tara in Irland entdeckt haben.“
„Womit du wahrscheinlich auf der richtigen Spur bist, Alex – und weil das so ist, denke ich, dass es gut wäre, wenn uns die ODIN und ihre Besatzung beim nächsten Erkundungsflug dorthin begleiten sollten.
Obwohl Brigids 100-Meter-Raumer kein ausgewiesenes Explorerschiff ist, könnte uns die ODIN dennoch nützlich sein, falls es dort irgendwelche, noch funktionierende Abwehrmechanismen der alten Lemurer gibt.
Immerhin ist es doch sehr wahrscheinlich, dass die Vorfahren unserer larojanischen Verwandten ihren Geheimstützpunkt gegen ein Eindringen abgesichert haben.
Den Gebirgszug gegenüber der Inselpyramide sollten wir übrigens künftig Mount Hope nennen, denn das, was er derzeit noch vor unseren Augen verbirgt, könnte sich mit Blick auf die STYXX-Bedrohung als Hoffnung für die gesamte Menschheit erweisen.“
„Das ist ein ausgezeichneter Name, Fürstin Mora. ‚Hope’ – in eurer Sprache also Hoffnung – ist genau das, worum es uns gehen muss“, ließ sich jetzt die gerade in Begleitung von Oberst Thure-Pan und dem Kommandanten der ODIN, Kapitän Vigor-Kel, in das Großraumbüro eingetretene Lemurerin Brigid-Thor vernehmen.
„Erfreulich ist außerdem, dass ihr beide euch ja anscheinend schon über exakt den Vorschlag einig seid, wegen dem wir heute Vormittag hergekommen sind.
Ich werde es allerdings keinesfalls erlauben, dass Oberst Thure-Pan blind in die Gegenstelle des anderen Transmitters springt – ohne dass wir dessen Funktionsfähigkeit zuvor testen konnten.
Sofern die namensgebende Pyramide auf dieser amerikanischen Insel wirklich der von uns gesuchte Ort ist, der diesen zweiten Ferntransmitter beherbergt. Deswegen wollen wir euch ja auch mit der ODIN begleiten und dann werden wir ja sehen, was passiert.“
„Einverstanden“, meldete sich jetzt die Kommandantin des nach ihr benannten larojanischen Forschungskreuzers MHORA-X und Nachfahrin der ehemaligen KUNTUR-Besatzung, Mora Kranz, erneut zu Wort.
„Dazu bedarf es aber vorher einer gut durchdachten Planung unseres ab sofort gemeinsamen Unternehmens – und damit haben Alex und ich heute Morgen angefangen“, fügte sie dann noch hinzu.
„Da Großkanzlerin Shira-Khor und der horusianische Präsident ja noch bis Ende Februar mit den irdischen Staaten in der UN-Zentrale in New York verhandeln, werde ich ihr und unserem kommandierenden Oberbefehlshaber Kendo-Khar nachher ein kurzes Memo dazu schicken.
Unser kommandierender Großfürst ist ja, wie ihr alle wisst, nach wie vor mit der THERRA-X und deren Begleitschiffen in Nahost, Afrika und Südostasien unterwegs, weil er dort ein für alle Mal mit den restlichen Kämpfern der dortigen Kriegsherren und Terroristen aufzuräumen gedenkt.“
„Und was ist mit der Verstärkung und Aufrüstung der Raumforts und mit den geplanten archäologischen Untersuchungen in Südamerika?“ fragte Kommodore Brigid-Thor sogleich.
„Mit Letzterem meine ich nicht nur die in und unter den Pyramiden der Inkas, Azteken und Mayas voraussichtlich zu erwartenden Funde aus der Zeit meines Volkes – sondern vor allem auch die Suche nach diesem geflohenen Oberterroristen Anwar-el-Kharim und seiner Freunde von der kolumbianischen Drogenmafia.“
„Zuerst mal zu den Raumforts, die unsere larojanischen Freunde im letzten Jahr als oberste Priorität zum Schutz unseres Sonnensystems inzwischen auf 20 Einheiten verstärkt und mit weitreichenderen Strahlkanonen ausgerüstet haben“, griff Alexander Kranz in diesem Moment in das Gespräch ein.
„Wie ich vom larojanischen Wissenschaftsminister Fürst Lando-Shar inzwischen weiß, ist das ausreichend, um außer Kurs geratene Meteoriten aus dem Asteroidengürtel und auch aus dem Kuiper-Gürtel am Rande unseres Sonnensystems abzuwehren.
Allerdings reicht das noch lange nicht, um sich gegen eine Invasionsflotte, wie z.B. einen Schwarm der STYXX zu schützen.
Deshalb untersuchen unsere und Fürst Landos Wissenschaftler derzeit Möglichkeiten, um zumindest in allen drei von Menschen bewohnten Sonnensystemen riesige planetenumfassende