Braune Augen. Anna-Irene Spindler. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Anna-Irene Spindler
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847679301
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Mühe davon abhalten konnte, seine Schläger im Teich auf der siebzehnten Spielbahn zu versenken. Auf dem Rückweg zu ihrer Wohnung ließ er kein gutes Haar an dem Platz.

      „Ich bin ja schon weit herumgekommen, aber so miese Fairways habe ich noch nie gesehen. Im Vergleich dazu ist ja jede Sumpfwiese ein Teppichboden. Und die Grüns sind so uneben wie eine Buckelpiste. Das Erste was ich machen werde, ist euren Greenkeeper auszutauschen. Das kann man niemandem zumuten.“ „Also was ich bisher so gehört habe, sind unsere Mitglieder eigentlich zufrieden mit dem Zustand des Platzes“, entgegnete Teresa.

      „Klar, das sind ja auch alles Provinzler hier, die keine Ahnung haben, wie ein richtiger Golfplatz auszusehen hat.“

      In diesem Ton schimpfte er noch eine ganze Weile weiter. Erst als er nach einer ausgiebigen Dusche, mit einer sauberen Hose wieder aus dem Bad kam, verrauchte allmählich sein Zorn.

      Später fuhren sie gemeinsam nach Neuhaus. Und nach einem gepflegten Essen in dem Restaurant, das sie neulich entdeckt hatte, war Roberts gute Laune wieder hergestellt. Anschließend bummelten sie noch durch die Fußgängerzone und genehmigten sich in einer sehr noblen Bar zum Ausklang noch einige Longdrinks. Sie saßen an der Bar, die aussah wie die Reling eines alten Piratenschiffs. Jetzt war Robert in seinem Element. Das war die Atmosphäre die zu ihm passte. In dieser Umgebung konnte er sich bewegen wie kein anderer. Während des vergangenen Tages waren ihr auf Grund seines Verhaltens, die gewaltigen Mängel in seinem Charakter bewusst geworden. Aber jetzt, verdrängte sie diese Erkenntnis wieder. Zu weltmännisch und elegant war sein Benehmen. Die Lässigkeit, mit der er der als Piratenbraut angezogenen Kellnerin das Trinkgeld in den Ausschnitt steckte, war geradezu atemberaubend. Obwohl er keine allzu hohe Meinung von Frauen hatte, konnte ihm keine auf Dauer widerstehen. Auch sie machte da leider keine Ausnahme.

      ‚So ganz anders als Antonio‘, dachte sie spontan. Seltsam, dass sie gerade jetzt an ‚ihren‘ Hausgeist denken musste. Sie lächelte still vor sich hin, als sie sich überlegte, wie fehl am Platz Antonio in einer solchen Gesellschaft wäre. Es war nicht so, dass er rein optisch nicht hierher gepasst hätte. Ganz im Gegenteil! Mit seinem ‚Outfit‘ hatte er sogar eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Freibeuter. Und er sah ja auch blendend aus. Selbst Robert in seinem Armani Anzug konnte da nicht mithalten. Nein, das war es nicht! Antonio wirkte immer zurückhaltend, ehrlich und aufrichtig. Und er hatte Respekt vor Frauen. Er würde nie auf die Idee kommen einer in den Ausschnitt zu fassen oder ihr den Hintern zu tätscheln. Er passte vor den Kamin eines alten Schlosses und nicht an den Tresen einer Schicki-Micki-Bar.

      „Heh, träumst du!“ Robert stupste sie am Arm.

      Sie sah, dass er sein Glas gehoben hatte.

      „Ich habe eben an den schönen Tag gedacht“, schwindelte sie und hoffte, dass sie dabei nicht rot würde.

      „Na ja, wenn man vom Golfspielen einmal absieht, war er ganz in Ordnung.“ Robert trank sein Glas leer und schaute sie auffordernd an:

      „Lass uns gehen! Ich kann es gar nicht erwarten, dich aus diesem Fummel zu schälen.“

      Es war ungewohnt für Teresa nicht allein im Bett zu liegen. Robert hatte sich umgedreht und davon war sie wach geworden. Vorsichtig stand sie auf, zog sich den Morgenmantel über, der auf dem Boden lag und schlich auf Zehenspitzen aus dem Zimmer. In der Küche trank sie einen Schluck Mineralwasser. Sie stellte die Flasche wieder in den Kühlschrank und wollte zurück in das Schlafzimmer. Wie versteinert blieb sie stehen. Mitten im Wohnzimmer stand Antonio! Mit einem interessierten Gesichtsausdruck begutachtete er die Kleidungsstücke, die ihr Robert auf dem Weg zum Schlafzimmer nach einander ausgezogen hatte und die jetzt verstreut auf dem Boden lagen. Das war zu viel!

      „Was fällt dir ein!“ Die Hände in die Hüften gestemmt baute sie sich vor ihm auf. „Wie kommst du dazu mir nachzuspionieren! Du hast hier nichts zu suchen! Verschwinde gefälligst!“

      Vor Aufregung war ihr anfängliches Flüstern immer lauter geworden. Sie funkelte ihn mit blitzenden Augen wütend an. Antonio sagte kein Wort, sondern schaute nur mit einem kühlen Blick auf sie herab. Plötzlich hob er den Kopf, blickte über ihre Schulter und war einen Augenblick später verschwunden.

      „Wieso machst du mitten in der Nacht so einen Lärm?“ Roberts Stimme klang vorwurfsvoll. Er streckte seinen Kopf zur Schlafzimmertür heraus und schaute sie mit zusammen gekniffenen Augen und gerunzelter Stirn an.

      „Wer soll gefälligst verschwinden?“

      Fieberhaft überlegte sie. „Entschuldige, dass ich dich aufgeweckt habe, aber so ein streunender Kater kommt ab und zu vorbei und hockt miauend am Fenster. Den habe ich verscheucht.“ Verständnislos schüttelte er den Kopf.

      „Komm wieder ins Bett“, forderte er sie auf und verschwand im Schlafzimmer. Teresa war so wütend, dass es lange dauerte ehe sie einschlafen konnte.

      Der Sonntag verlief wider Erwarten sehr harmonisch. Lediglich beim Frühstück kam ein wenig Missstimmung auf, als sie Robert fragte, ob er Lust hätte mit ihr in die Kirche zu gehen. Verständnislos sah er sie an.

      „Bist du verrückt geworden! Beten ist was für bigottische Narren und alte Weiber!“ Damit war der Fall für ihn erledigt.

      Sie spielten wieder eine Runde auf dem Golfplatz. Diesmal passierten keine Pannen. Lediglich der Umstand, dass Teresa gegen Robert im Lochwettspiel gewann, warf einen Schatten auf den Nachmittag. Und Robert sah sich genötigt, einige gehässige Bemerkungen zum Thema Frauen und Golf zu machen.

      Pünktlich um zehn Uhr fuhren am Montag Vormittag die beiden Anwälte in den Hof. Sie kamen zuerst in Teresas Wohnung, um mit Robert noch Einiges zu besprechen, ehe sie sich das Schloß ansahen. Die drei Männer setzten sich an ihren Esstisch. Teresa stellten ihnen etwas zum Trinken auf den Tisch und ließ sich dann auf dem Sofa nieder. Sie tat so, als würde sie lesen, horchte aber genau hin, um möglichst viel von der Unterhaltung aufzuschnappen.

      „Das A und O an der ganzen Geschichte ist, die Burg hier so billig wie möglich zu bekommen“, begann Robert die Besprechung.

      „Ich denke das dürfte nicht weiter schwierig werden“, kam die Antwort von dem kleineren der beiden Männer. Der andere fügte hinzu:

      „Pendera hat sich noch nie um irgend etwas gekümmert. Er war bisher nie in Deutschland und lässt uns in Allem freie Hand.“

      „Wird er denn nicht misstrauisch werden, wenn er den Preis sieht, den wir ihm bieten wollen“, gab Robert zu bedenken.

      „Keine Spur! Der Typ ist so versponnen, dass er nicht einmal den Unterschied zwischen Euro und Cent kennt, geschweige denn weiß, was sein Besitz hier wirklich wert ist“, wiegelte der Kleine ab.

      „Was treibt er eigentlich normalerweise? Ich meine wovon lebt er denn?“, wollte Robert wissen.

      „Das weiß niemand so genau. Angeblich kraxelt er die meiste Zeit in den Pyrenäen herum und zählt vom Aussterben bedrohte Pflanzen und Tiere. Einen großen Teil seines anscheinend nicht unerheblichen Vermögens steckt er in den Kauf von wertlosen Grundstücken, die er dann in Naturschutzgebiete umwandelt und keinen mehr hinein lässt.“ Robert lachte.

      „Ich wusste doch, dass diese alten Adelsheinis alle einen Knall haben!“

      „Ist es da? Haben Sie es schon gesehen?“, hörte sie den Einen noch fragen.

      Robert schüttelte den Kopf. Dann steckten alle drei die Köpfe zusammen und studierten Unterlagen, die die beiden Anwälte mitgebracht hatten.

      ‚Na, ihr vertretet die Interessen eures Mandanten aber auch nicht allzu gut‘, dachte Teresa.

      Nach ungefähr einer Stunde war die Besprechung zu Ende. Robert drehte sich zu ihr um und meinte: „Jetzt wäre eine kleine Schlossführung angebracht.“

      „Brauchst du mich dazu?“ Sie war erstaunt. Eigentlich hatte sie nicht erwartet, dass er sie dabei haben wollte.

      „Aber natürlich. Du kennst dich doch wesentlich besser aus als ich und weißt, was am Sehenswertesten ist.“

      Sie steckte