Braune Augen. Anna-Irene Spindler. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Anna-Irene Spindler
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847679301
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konnte. Die leichte Mahagoni-Tönung, die der Friseur ihren braunen Haaren verpasst hatte, gefiel ihr sehr gut.

      „Ich glaube, du brauchst dich nicht zu verstecken“, erklärte sie ihrem Spiegelbild. Da hörte sie das Knirschen von Autoreifen auf den Steinchen im Hof. Noch ein kurzer Blick in den Spiegel und sie lief zur Haustür.

      ‚Wie ein Backfisch vor der ersten Verabredung‘, schoss es ihr durch den Kopf.

      Da riss sie auch schon die Tür auf und rannte hinaus. Robert stieg aus seinem Wagen aus und blieb neben der geöffneten Tür stehen. Sie lief zu ihm und er fing sie mit ausgebreiteten Armen auf und schwenkte sie im Kreis.

      „Schön dich wieder zu sehen!“, rief sie. Mehr konnte sie nicht sagen. Robert presste sie an sich und küsste sie leidenschaftlich.

      ‚Endlich ein normaler Mann aus Fleisch und Blut‘, dachte Teresa und war selig.

      „Gut siehst du aus“, meinte Robert anerkennend, als er sie wieder losließ. Er schloß die Wagentür, holte sein Gepäck aus dem Kofferraum und Arm in Arm gingen sie zu ihrer Wohnung. Als sie die Tür schloß, ließ sie einen Blick über die Fassade des Schlosses schweifen. Täuschte sie sich oder hatte sie hinter einem der Fenster eine Gestalt bemerkt? Sie trat noch einmal einen Schritt hinaus und fixierte das Fenster genauer. Aber jetzt fiel ihr nichts mehr auf. Sie musste sich wohl geirrt haben.

      Robert hatte viel zu erzählen. Von ihrem alten Golfclub, von Bekannten aber hauptsächlich von seinen Geschäften. Seine Boutiquen schienen besser zu laufen als je zuvor. Aus seinen Bemerkungen konnte sie schließen, dass er offensichtlich nicht wusste, wohin mit seinem ganzen Geld. Aber da sie seine kleinen Angebereien schon kannte, störte es sie nicht weiter. Sie war einfach nur froh, dass er da war. Genauso wie es früher auch schon immer gewesen war. Außerdem sah er noch genauso gut aus und konnte wenn er wollte sogar charmant sein.

      Draußen war es schon hell, als Teresa am nächsten Morgen aufwachte. Vorsichtig drehte sie sich um. Neben ihr schlief Robert noch tief und fest. Sie legte sich zurück und betrachtete ihn. Er hatte sich seine Haare blondieren lassen und Koteletten trug er jetzt auch. Die goldene Kette passte gut zu seiner braunen Haut. Er war erst kürzlich aus Florida zurück gekommen. Am Abend hatte er ihr von den dortigen Golfplätzen geradezu vorgeschwärmt. Sie versuchte sich zu erinnern, worüber er noch geredet hatte. Robert mochte es nämlich überhaupt nicht, wenn sie ihm nicht richtig zuhörte. Über irgendwelche Immobilien hatte er ziemlich ausführlich berichtet. Er wollte das viele Geld, das er verdiente in ein Golfhotelprojekt stecken. Offensichtlich hatte er deshalb schon mit ihrem Chef, dem Präsidenten des Golfclubs Berghof gesprochen. Sie konnte sich aber nicht mehr erinnern um was es genau ging. Eigentlich hatte sie ihm überhaupt nicht zugehört. Zu sehr war sie damit beschäftigt gewesen ihn anzuschauen und sich über seine Anwesenheit zu freuen. Aber sie war ziemlich gut darin, interessiert und aufmerksam zu tun. Er würde es sicher nicht merken, dass sie ihm nicht zugehört hatte, wenn er heute wieder davon anfangen sollte. Langsam rückte sie von Robert weg und stieg aus dem Bett. Sie schnappte sich ihren Morgenmantel und verschwand im Bad um zu duschen. Leise zog sie sich an und nachdem sie sich vergewissert hatte, dass er noch schlief, schlich sie aus dem Haus. Sie wollte beim Bäcker frische Brötchen holen. Der Himmel war hellblau und die Sonne lugte schon hinter den Bäumen des Waldes hervor. Der Wetterbericht hatte nicht gelogen. Es versprach ein herrlicher Tag zu werden. Sie freute sich schon sehr darauf, Robert ‚ihren‘ Golfplatz zu zeigen. Alex hatte auf Grund des Wetters die Spielbahnen am Donnerstag wieder freigegeben und der Platz war in erfreulich gutem Zustand. Als sie zurück kam, stellte sie ihr Auto wieder in die Scheune und ging mit der großen Tüte unter dem Arm zu ihrer Wohnung. Roberts Auto stand noch immer mitten auf dem Hof. Es war ein Porsche Carrera. Was sonst! Er passte, wie alles womit sich Robert umgab, hervorragend zu seinem Äußeren und seinem Auftreten. Sie trällerte vor sich hin, während sie die Tür aufsperrte. Vielleicht hatte Robert ja schon Kaffee gemacht und den Tisch gedeckt. Nichts dergleichen war geschehen. Aber immerhin war er schon wach. Er lag auf dem Sofa und telefonierte.

      „Okay, dann treffen wir uns um zehn Uhr im Schlosshof. Also dann bis zum Montag!“, hörte sie ihn noch sagen, ehe er auflegte. Er schaute sie an.

      „Guten Morgen, Liebling. Ist das Frühstück noch nicht fertig?”

      Sie legte ihre Tüte auf den Tisch, ging zu ihm hinüber und gab ihm einen Kuss.

      „Guten Morgen. Ich war beim Bäcker. Jetzt mache ich Kaffee. Deckst du inzwischen den Tisch?“ Überrascht blickte er sie an.

      „Nein, ich gehe unter die Dusche.“

      Er stand auf, gab ihr noch einen flüchtigen Kuss und verschwand im Bad.

      Als sie beim Frühstück saßen, bemerkte sie beiläufig: „Mit wem hast du denn telefoniert? Jemand den ich kenne?“

      „Möglicherweise. Es war einer der Anwälte, die den Besitz hier verwalten.“

      Teresa war erstaunt. „Woher kennst du denn diesen Anwalt?“

      „Ich habe ihn in Florida auf dem Golfplatz getroffen. Wir kamen ins Gespräch und ich habe ihm von meinen Plänen erzählt in das Immobiliengeschäft einzusteigen.“ Er schenkte sich noch eine Tasse Kaffee ein und fuhr fort:

      „Er erzählte er hätte das richtige Objekt für mich. Es wären schon Pläne für ein Golf- und Hotelprojekt vorhanden. Als er mir dann mitteilte, dass es sich um den Golfclub Berghof handelte, fiel mir ein, dass du ja hier arbeitest. Was läge also näher, als einen Geschäftstermin mit einem kleinen Besuch bei dir zu verbinden. Am Montag will er mit seinen beiden Kollegen herkommen. Wir werden das Objekt vor Ort gemeinsam in Augenschein nehmen und alles besprechen. Es wird eine Riesensache. Du wirst sehen!“

      „Und du meinst das funktioniert. Ein Golfresort? Hier mitten in der Pampa? Na ich weiß nicht so recht. Was schätzt du wird das Ganze kosten?“

      Skeptisch blickte sie Robert an.

      „Ich denke mit fünfunddreißig oder vierzig Millionen müssten wir hinkommen“, meinte er lässig und untermalte seine Aussage mit einer beiläufigen Handbewegung. Nach dem Frühstück lümmelte sich Robert auf das Sofa und schaltete den Fernseher an um am Laufband die Aktienkurse vom Vortag zu verfolgen. Dabei murmelte er freundliche, aber auch weniger nette Kommentare zur Indexentwicklung vor sich hin. Teresa räumte mittlerweile den Tisch ab und spülte das Geschirr.

      „Bist du endlich fertig? Ich möchte mir gerne das Schloß ansehen.“

      Er streckte den Kopf in die Küche und trommelte ungeduldig mit den Fingern auf die Ablage der Durchreiche.

      „Ich bin gleich so weit“, antwortete sie und spülte schnell die letzten Messer noch ab.

      „Wieso hast du eigentlich keine Spülmaschine?“, fragte er erstaunt.

      „Das lohnt sich doch für eine Person gar nicht. Außerdem kann ich mir im Augenblick so etwas nicht leisten. Ich bekomme doch nur für fünfzehn Stunden pro Woche Gehalt.“ Sie trocknete sich die Hände ab und kam zu ihm heraus.

      „Schon fertig.“ Sie überlegte kurz und fügte hinzu: „Seit wann interessierst du dich für alte Schlösser. Bei dem herrlichen Wetter könnten wir doch auch Golf spielen gehen.“

      „Meine Liebe, ich möchte mir den Schuppen schon einmal vorab anschauen und mir ein Bild machen, ehe ich mich mit den Anwälten treffe. Also ziehe dich an, besorg die Schlüssel und komm endlich.“

      Robert war ziemlich ungeduldig. Ihren Einwand, dass es vielleicht nicht ganz in Ordnung wäre, das Schloß einfach so zu besichtigen, tat er mit einem Achselzucken ab.

      „Ist jemand da, den wir um Erlaubnis fragen könnten? Nein! Also, stell dich nicht so an und komm endlich.“

      Er ging voraus und schlenderte, die Hände in den Hosentaschen, quer über den Hof zum Hauptgebäude. Teresa nahm den Schlüssel und kam hinterher.

      ‚Wie eine Sklavin, die ihrem Herrn den Schlüssel hinterher trägt‘, schoss es ihr durch den Kopf. Mit einem ziemlich unguten Gefühl sperrte sie die Tür auf.

      Es war