Lethal Vacation. Josephine Lessmann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Josephine Lessmann
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753132730
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langen und beschwerlichen Weg hinter sich hatten.

      »Mein Name ist Susann Schmitz. Ich kann euch in Sicherheit bringen. Bei uns ist es warm, wir haben fließendes Wasser und Lebensmittel«, eröffnete sie ihnen mit dieser lieblichen, elfengleichen Stimme.

      Vollkommen überwältigt ließ Rupert von der Fremden ab, wandte sich an Ivy und nahm sie voller Erleichterung in seine Arme. »Du hast es wirklich geschafft! Wir sind zu Hause«, schluchzte er.

      Tief berührt von diesem Satz stiegen ihr die Tränen in die Augen. Erst jetzt, in Gegenwart einer Deutschen realisierte Ivy, dass sie es geschafft hatten.

      »Hast du den Rauch gesehen?«, fragte Klaas und Susann nickte ihm zu.

      Die junge Frau begann zu zittern und rieb sich die Arme. »Es ist recht kalt heute. Ich schlage vor, ich hole den Bus und ihr euer Gepäck.«

      Freudig blickte sich die Gruppe an und machte sich auf den Weg, während die Fremde in die entgegengesetzte Richtung lief.

      *

      Auf gepackten Koffern warteten sie am Terminal A auf ihr Taxi. Ihre Körper waren spürbar ausgekühlt, die Hände schmerzten. Der Wind peitschte erbarmungslos und eiskalt in ihre Gesichter.

      »Hätten wir sie nicht lieber begleiten sollen?«, meinte Klaas besorgt. »Nicht, dass ihr was passiert ist.«

      Plötzlich hörten sie Motorengeräusche. Ein kleiner Bus kam herangefahren und Susann ließ das Fenster der Beifahrerseite runter. »Ihr habt ein Taxi bestellt?«

      Mac öffnete die Heckklappe und packte die Taschen mit dem Proviant, den Waffen, den Klamotten und den Forschungsmaterialien sowie den Schlafsäcken in den geräumigen Kofferraum. Er spürte die Wärme, die vom Gebläse im Innenraum verteilt wurde.

      »Wir hatten schon befürchtet, dir ist was passiert«, meinte Klaas und setzte sich mit breitem Grinsen in das warme Fahrzeug.

      »Naja, ich hatte Gesellschaft«, meinte Susann und stellte die Lüftung und Heizung auf die höchste Stufe.

      Als alle eingestiegen waren, sah die junge Frau freudig über den Rückspiegel auf die Frostbeulengruppe und grinste Ivy an.

      »Wo fahren wir jetzt hin?«, wollte Ivy wissen und hauchte sich in die kalten hohlen Hände.

      »Das werdet ihr sehen, wenn wir da sind.«

      Ein mulmiges Gefühl schlich sich in jeden einzelnen ein. War es doch keine gute Idee, zu einer Fremden ins Auto zu steigen? Eine andere Wahl hatten sie nicht.

      ***

       Kapitel 4

      Berlin Mitte

      20. November 2014, 14:30 Uhr

      Mit brummendem Motor hielt der Bus vor einem engmaschigen Metalltor, das mit einer Folie verdeckt war. Die junge Frau stieg aus, tippte mit ihren zarten Fingern einen Code auf ein Nummernfeld ein und hielt einen Chip an einen Scanner. Eine Warnleuchte blinkte auf und das Tor öffnete sich. Zügig stieg sie wieder ein, wartete einen Moment und fuhr auf das Gelände, welches in der Nähe einer Straßenbahnlinie lag. Das Tor schloss sich automatisch, nachdem das Fahrzeug passierte.

      »Wo sind wir hier?«, fragte Ivy und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Auf dem Areal befanden sich einige Gewächshäuser und Hochbeete.

      »Im Institut für Seuchenkontrolle und Forschung«, antwortete Susann.

      Mit weit aufgerissenen Augen drehte sich Ivy zu Rupert und Alice um.

      Der erstaunte Doktor wandte sich an seine Freundin und übersetzte ihr das Gesagte von Susann.

      Alice stutzte. »Ernsthaft?«

      Ivy nickte, drehte sich zu Susann um, die den Wagen vor einem Backsteinfarbenen Gebäude parkte. Sie beobachtete die Fremde, die sie freudig ansah.

      »Forscht ihr hier?«

      Susann nickte. »Marvin und ich haben es uns zur Aufgabe gemacht, den Virus zu erforschen. Deswegen bin ich auch sofort losgefahren, als ich heute Morgen eure Rauchzeichen gesehen habe.«

      Ivy lachte befreit auf. »Rupert und Alice haben auch in den Staaten geforscht. Er ist Arzt, sie Pharmazeutin. Zumindest haben sie es versucht, ein Gegenmittel herzustellen.«

      Aufgeregt beugte sich Rupert nach vorn und tippte die junge Frau an der Schulter an. »Wir … Ich … Du kannst dir gerade nicht vorstellen, wie glücklich ich bin!« Euphorisch wandte er sich an Alice zurück und drückte ihr einen dicken Kuss auf den Mund.

      Susann kicherte vergnügt und stieg aus dem Auto aus.

      Während die anderen aus dem Fahrzeug stiegen, öffnete Elmar den Kofferraum. Er reichte seinen Leuten die Gepäckstücke.

      Andächtig sahen sie sich das teils verwilderte Areal an. Die Rosen wurden seit langem nicht mehr geschnitten, geschweige denn die Kugelahornbäume, die verteilt auf dem Rasen standen. Die Hecken waren ebenso aus der Form gewachsen. In den Gewächshäusern war die Erde jedoch frisch gegrubbert.

      Neben dem Backsteinhaus war ein weiteres gläsernes Gebäude, welches über einen Gang verbunden war.

      »Das Gelände ist sicher. Hier kommen keine Toten rein«, versicherte Susann und öffnete erneut über ein Touchpad am Eingang die gläserne Tür des Backsteinhauses. Mit einem Blumenkübel fixierte sie die Tür. »Kommt herein. Der Letzte macht die Tür zu.«

      Nachdem Klaas als Schlusslicht die Tür schloss, lotste Susann die Gruppe über einen langen Gang in eine große Personalküche. Die Küchenzeile erstrahlte in hellen weiß und grau. Ein Tresen stand davor, an dem zwei Stühle standen. Im Raum befanden sich einige Tische und Sitzmöbel.

      Kritisch begutachtete Klaas den Obstkorb.

      »Greift zu. Die sind frisch geerntet«, empfahl sie, nahm eine Glaskanne aus dem Schrank und füllte etwas Wasser aus einem Wasserspender hinein.

      »Wie geht denn das? Es gibt doch gar kein Obst mehr am Baum«, wunderte sich Rupert, nahm eine Birne in die Hand und inhalierte ihren süßlichen Duft.

      »Wir haben sie im Labor gezüchtet. Nicht genmanipuliert, aber wir haben Methoden entwickelt, ganzjährig frisches Obst und Gemüse zu bekommen«, erklärte sie und stellte für jeden ein Glas auf den Tresen. Nach und nach füllte sie die Becher und präsentierte sie mit einer schwungvollen Handbewegung. »Frisches Wasser.«

      »Wie kann es sein, dass ihr Strom und frisches Wasser habt?«, hakte Elmar stirnrunzelnd nach und nahm einen Schluck. Das Wasser schmeckte frisch und leicht süßlich.

      »Wir brauchen keine Versorgung von außen«, erwiderte Susann kurz gebunden. »Das Gebäude, welches über den Glasflur erreicht wird, ist der Cube. Ich nenne ihn so«, grinste sie. »Das ist unser S4 Labor.«

      »Was ist ein S4 Labor?«, wollte Klaas wissen.

      »Ein Hochsicherheitslabor der Stufe 4. Hier wird an tödlichen Virusarten geforscht«, antwortete Rupert schnell und Susann nickte ihm beeindruckt zu.

      »Der Zutritt ist strengstens verboten. Nur Marvin und ich dürfen da rein«, bekräftigte sie mit strengem Blick. »Aber ich möchte euch gern das rote Gebäude zeigen.«

      Sie führte die Gruppe über den Flur zurück zum Eingang und blieb vor einem lichtdurchfluteten Treppenaufgang stehen. Gegenüber der Treppe war die Glastür, die zum Cube führte. Susann führte sie die Treppenstufen empor. Die Wand des Aufganges bestand aus großen Glassteinen, die das Tageslicht hineinließen. Sie boten lediglich einen verschwommenen Blick auf das Gelände dahinter.

      Im ersten Obergeschoss reihten sich ein paar Zimmer den Flur entlang.

      »Hier sind einige Behandlungszimmer. Früher waren es Büros ... Ich würde euch gern untersuchen.«

      »Wir wurden nicht gebissen«, sagte Ivy forsch.

      Doch Susann schüttelte